Mietendeckel – blinde Flecken, Klientelpolitik

Ich möchte anlässlich der neuen Pflicht, vereinbarte Mieten zu senken, auf einen bestimmten Aspekt des Mietendeckels hinweisen, der wenig Beachtung findet. Es geht mir nicht (!) um eine Kritik des Mietendeckels insgesamt, insofern hoffe ich, auf diese Anmerkung wird auch nicht dadurch reagiert, dass erneut Vor- und Nachteile des Mietendeckels insgesamt erörtert werden.

Zu Recht habt ihr in verschiedenen Folgen der LdN darauf hingewiesen, dass es bei sanierten Altbauwohnungen die größten Unterschiede gibt zwischen vereinbarter Marktmiete und dem, was nach dem Mietendeckel zulässig ist. Und wer wohnt in den sanierten Altbauwohnungen im Prenzlauer Berg? Gut verdienende Akademiker, also genau das Milieu, das bei rot-grün tonangebend ist. Wer eine schöne Stuckaltbauwohnung für 15€/qm gemietet hat, der ist nicht sozial schutzwürdig, wohl aber politisch durchsetzungsstark. Wenn seine Bestandsmiete jetzt gesenkt wird, dann ist das eine Subventionierung von Besserverdienenden zulasten derjenigen, die Häuser bauen und unterhalten.

Es ist bei Bestandsmieten auch nicht so, dass damit Leuten mit niedrigen Einkommen ein Markt erst eröffnet wird. Wessen Miete gesenkt wird, der konnte sich die durchaus leisten. Er gehörte aber einer politisch durchsetzungsstarken Gruppe an. Rot-Grün betreibt hier Klientelpolitik.

Auf neuere Wohnungen außerhalb der akademisch geprägten Kitze <(Prenzlauer Berg, Mitte, XBerg) hat der Mietendeckel hingegen keine oder eine sehr viel geringere Auswirkungen. Da gibt es kein so krasses Auseinanderfallen von Marktmiete und Mietendeckel.

Klar, bei Mövenpick und der FDP ist die Klientelpolitik offensichtlicher. Aber angesichts Eures hohen Reflexionsniveaus fände ich gut, wenn Ihr auch solche Aspekte in behandeln würdet. Im Übrigen finde ich die Bigotterie, die eigene Klientelpolitik sozialpolitisch zu verstecken, besonders abstoßend.

Wie gesagt, ich halte den Mietendeckel nicht insgesamt für falsch, wohl aber die darin versteckte Klientelpolitik.

Hast du in den letzten 5 Jahren mal geguckt was man überall im S-Bahn Ring für eine 4-5 Zimmer Wohnung als Familie mit Kindern bezahlt?

Vielleicht ist das Thema in Mitte/P-Berg besonders eklatant, aber auf die Idee zu kommen, das die anderen Stadtteile nicht betroffen sind, halte ich ehrlich gesagt nur für möglich, wenn du das letzte Jahrzehnt im Koma verbracht hast und nach dem Aufwachen noch nicht in die Zeitung geguckt hast (sorry, vielleicht etwas plakativ, aber ich kenne so viele Familien die seit Jahren in zu kleinen Wohnungen hocken und die in allemöglichen Bezirke gehen würden, für die aber für 20qm mehr sich ihr Miete verdreifachen würden. )

Dem widerspreche ich nicht!
Es ist aber kein Erwiderung zu dem, was ich geschrieben habe, denn gegen die Begrenzung der Miethöhe bei Neuvermietungen habe ich ja nicht argumentiert, sondern gegen die grüne Klientelpolitik zugunsten von Besserverdienenden, die in teuren sanierten Altbauwohnung leben und deren bestehenden Miete jetzt gesenkt werden.