Mein Arbeitgeber verstößt bewusst gegen die Maßnahmen

Hallo liebes Lage Team, hallo liebes Forum,

lange habe ich stillgehalten, nun muss ich mich an euch wenden.

Ich versuche mich kurz zu halten und bin für Nachfragen offen.

Ich arbeite an der Rezeption in einem berliner Hotel - wie ihr wisst geht es unserer Branche nicht gut. Ich nehme die Pandemie und ihre Maßnahmen privat sehr ernst, auf Arbeit muss ich allerdings einer Dienstanweisung folgeleisten, bei der ich alle Art von Reisenden einbuchen und einchecken soll. Ich soll den Grund der Reise nicht hinterfragen, notieren und beim Wissen, dass es sich um eine private oder touristische Reise handelt, Scheuklappen aufsetzen. Mein Arbeitgeber sagt: es liegt in der Hand der Reisenden.

Ich sehe das selber etwas anderes, bereits mit dem Auslassen der Notiz des Reisegrunds verstoßen wir gegen die Maßnahmen, vom bewussten Einbuchen und Einchecken touristisch Reisender abgesehen.

Ich habe meinen Arbeitgeber bereits mehrfach auf den Verstoß gegen die Maßnahmen aufmerksam gemacht, ohne Erfolg. Leider muss ich langsam um meinen Frieden auf Arbeit bangen, daher traue ich mich nicht noch einmal nachzuhaken. Melden kann ich das Ganze leider auch nicht, mein Hals hängt mit in der Schlinge des Überlebens meines Arbeitgebers, andere Stellen in gleicher Position sind in meiner Branche aktuell einfach nicht vakant. Die Kurzarbeit hat mich hart getroffen, noch weniger geht finanziell einfach nicht.

Was soll ich machen? Ich bin am Ende mit meinem Know-How und habe große Angst bei weiterem Nachbohren meinen Job zu verlieren - ein Grund findet der Arbeitgeber ja immer irgendwo.

Und nein - es handelt sich nicht um ein kleines Hotel aus der Nebenstraße, der Arbeitgeber war bis zur Pandemie ein echt guter Arbeitgeber, leider zeigt er jetzt: es geht nur um Zahlen.

Für Gespräche bin ich offen, evtl. gibt es ja noch weitere Hörer*innen, denen es so geht.

Liebe Grüße, vielen vielen Dank für das wöchentliche Update
Lela

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Hallo Lela,

auch wenn ich dir nichts wirklich hilfreiches schreiben kann, wollte ich dich zumindest wissen lassen, dass ich es sehr stark finde, dass du es nicht kommentarlos hingenommen hast, als du angewiesen wurdest gegen Maßnahmen verstoßen. Ich finde es darüberhinausgehend auch super, dass du diese Angelegenheit nicht für dich behältst sondern den Sachverhalt hier in die „Öffentlichkeit“ trägst. Es wäre schön wenn mehr Leute den Mund aufmachen würden wenn vergleichbares passiert.

Ich hoffe jemand anderes kann dir wirklich helfen.

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Ist schwierig dort einen konkreten Rat zu geben.
Aber ich kann dich gut verstehen.
Als ich zu meinem AG gegangen bin, um zu erfragen, wie ich mit Leuten umgehen soll die bewusst gegen die Maskenpflicht und Ausgangssperre, bzw. auch in Kombination, verstoßen (ÖPNV), habe ich im Gespräch gemerkt, dass mein AG eigentlich total auf der „Das ist alles inszeniert“ Schiene fährt.
Das war wirklich erschreckend. Auch wurde ich darüber belehrt, ob es sich denn lohnt, wegen den paar Verstößen etwas zu unternehmen.

Ich für meinen Teil habe beschlossen, es dennoch zu tun.
Ich diskutiere mittlerweile auch nicht mehr, an größeren Bahnhöfen ist die Bundespolizei auch nicht weit. Oft reicht zwar schon der Hinweis, der unter Protest dann angenommen wird, aber habe auch schon öfter als es mir Lieb war eben die Bundespolizei kommen lassen. Man muss immer bedenken, dass dort idr. auch immer andere Menschen betroffen sind, die so einer Situation einfach ausgesetzt werden. Sitzen da 10 mit Maske und einer meint, drauf zu sch**, da kenn ich mittlerweile keine Entschuldigung mehr. Vom AG habe ich bisweilen aber auch nichts gehört. Was soll er auch sagen… mich feuern, weil in seinen Verkehrsmitteln jemand auf den Gesundheitsschutz achtet? Da wäre der Shitstorm in den Medien groß, wenn das an die Glocke gehangen wird.

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Danke schonmal für die lieben Worte! Das ist sehr aufbauend!

Ende Dezember haben Kollegen und ich vereinzelt touristische Anfragen abgelehnt. Leider haben diese Personen sich bei der Geschäftsführung über eben diese Absagen beschwert. Anstatt auf der in meinen Augen rechtlich und vor allem moralisch richtigen Seite zu stehen und unser Handeln zu unterstützen, gab es eine offizielle Ansage der Geschäftsführung, dass ein Verstoßen gegen Dienstanweisung touristisch Reisende einzuchecken und einzubuchen, als geschäftsschädigend einzustufen ist. Ein erneuter Verstoß wird entsprechende Folgen haben. Ich betone, dass diese abgelehnten Anfragen kein Familienbesuch über Weihnachten waren, sondern rein touristischer Natur (wir wollen die Weihnachtszeit nicht in XYZ verbringen und wollen einfach Mal raus. Buchungszeitraum lag außerdem außerhalb des 24.,25. & 26.12.)

Ich bin kein Jurist, denke aber trotzdem, dass diese Dienstanweisung gegen die Verordnung verstößt. Natürlich könnte ich es wie oben stehend darauf ankommen lassen, final wird ein Handeln gegen diese Dienstanweisung aber auf mich zurückfallen weil a) das Hotel evtl insolvent geht, b) es irgendwo eine Möglichkeit geben wird mich rauszuekeln oder c) eine Zusammenarbeit so einfach nichtmehr möglich sein wird. Über die Schwierigkeiten einen neuen Job in der Branche zu bekommen habe ich oben ja schon etwas geschrieben.

Ich soll einfach nichtmehr nachfragen und „mir das Leben nicht selber so schwer machen“ (Zitat). Laut Verordnung MUSS der Reisegrund aber notiert und 2 Wochen aufgehoben werden.