Die Diskussion gab es kurz bei den 100 Milliarden Sondervermögen (Schulden) schon mal, scheint dann aber wieder vergessen worden zu sein.
Wir scheinen relativ viel Geld (irgendwo bei 11 Prozent des Bundeshaushaltes) in die Bundeswehr zu stecken, aber immer weniger verteidigungsfähig zu werden. Klar, es war mal mehr, aber dafür hatten wir damals auch ein Vielfaches an Panzern, Kasernen, Soldaten…
Kaufen wir heute das falsche? Stecken Milliarden in atombombenfähige Flugzeuge, die dann vielleicht keine Atombomben bekommen? Oder sogar nicht fliegen, weil der verkaufende Staat das System ausschalten kann und nicht einverstanden ist, gegen wen wir uns verteidigen wollen?
Wie viel Sinn macht es, einfach mehr Geld auf ein anscheinend defektes system zu werfen?
Oder gibt es irgendwo Anzeichen, dass sich das im den letzten 2 Jahren nennenswert geändert hat?
Mehr Geld für Bundeswehr - erhalten wir damit einfach teurere Hardware statt Verteidigungsfähigkeit?
Das ist eine nicht zu haltende These. Wir stecken nachweislich seit Jahrzehnten immer weniger Geld in die Bundeswehr und dies auch noch zu immer geringeren Teilen in Investitionen (Panzer, Flugzeuge, Kasernen etc.)
Der Anteil der Ausgaben für das Militär lag während der 70er und 80er Jahre mehr oder weniger bei 20 % und hat sich seit 1990 sehr zügig halbiert. Das Geld ist dafür hauptsächlich in soziale Wohltaten geflossen.
Problematisch ist das vor allem, weil die Ausgaben für Investitionen mit dem Rückgang seit 1990 überdurchschnittlich reduziert wurden. Wir zahlen mittlerweile hauptsächlich für Personal und Materialerhalt.
(Betreiberlösungen meint externe/private Dienstleister)
Und dann darf man nicht vergessen, dass der demografische Wandel auch vor der Bundeswehr nicht Halt macht, weil wir seit 2006 die Pensionen ehemaliger Soldaten aus dem Verteidigungshaushalt bezahlen. Dieser Posten steigt überproportional an.
Abschließend gilt es festzuhalten, dass die Bundeswehr von den 32,4 Mrd. Euro im Haushaltsjahr 2014 allein 2,66 Mrd. Euro an Mieten und 5,14 Mrd. Euro an Pensionsleistungen aus dem Verteidigungsetat finanzieren musste: Dies impliziert, dass ihr für Verteidigungszwecke letztlich nur 24,6 Mrd. Euro zur Verfügung standen.
Soll heißen, dass 1/4 der Ausgaben uns keinen Quadratmeter Sicherheit bringt.
Zum Teil wahrscheinlich schon. Zum Beispiel haben wir zwischen 2019 und 2022 vier Fregatten vom Typ F125 in Dienst gestellt (Kosten gute 3 Mrd €), die vor allem zur Bekämpfung von Piraterie und Terrorismus konzipiert sind.
Kritiker der Konzeption sehen die Schiffe eher als große Patrouillenboote. Die Klasse sei optimal für Einsätze gegen Piraten und die Überwachung eines Waffenembargos auf See, aber nicht für Seegefechte.
Das Schiff kann bis zu 2 Jahre unterwegs sein ohne zur Wartung den Heimathafen anlaufen zu müssen und ist auf extreme Klimabedingungen ausgelegt. Sicherlich tolle Fähigkeiten, aber zur Abschreckung von Putin in der Ostsee völlig nutzlos.
Oder erinnert sich noch jemand an diese Geschichte um den Schützenpanzer „Puma“?
Wenn man in der Beschaffung schon viel zu wenig Geld hat und damit auch noch schlecht umgeht, ist es kein Wunder, dass die Bundeswehr schleichend entmilitarisiert wurde.
12,8 Milliarden Euro mehr als zu Projektbeginn müssen insgesamt veranschlagt werden, rechnet das Ministerium. Der größte Teil der Kostensteigerung – fast zwei Drittel – ist vorhersehbar und sogar vertraglich vereinbart, als Inflationsausgleich. Immerhin noch 19 Prozent Mehrkosten gehen auf später eingereichte Sonderwünsche der Bundeswehr.
Rheinmetall sieht den Grund für den Kostenanstieg nicht bei sich: “Es sind Faktoren hinzugekommen, die der Ursprungspreis nicht abgebildet hat”, sagt Konzernsprecher Oliver Hoffmann dem RND. Den vereinbarten Ausgleich der Inflationsrate, eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, Extrawünsche nennt er. Und ein weiteres: Die nötigen Ersatzteile seien nicht eingepreist gewesen.
Wegen einer neuen Arbeitsstättenverordnung, die den Schutz Schwangerer verbesserte und nicht nur für Büros, sondern auch für Panzer galt, mussten Kohlenmonoxid- und -dioxid-Sensoren eingebaut werden.
Manchmal liegt es allerdings auch an den Unternehmen.
Die Bundeswehr sei für die Industrie ein bequemer Partner, sagt das Ex-Regierungsmitglied. “Das ist ein geduldiger Auftraggeber.” Die Unternehmen setzten sie gerne als Puffer ein, für auftragsärmere Zeiten.
Mein Fazit: Sicherlich ist es notwendig das Geld bei der Bundeswehr besser auszugeben. Aber alleine aus dem regulären Haushalt ist es in den vergangenen 30 Jahren nicht zu stemmen gewesen und auch in Zukunft nicht.
Wenn wir schon in der Masse der Bevölkerung nicht selber kämpfen wollen und uns auf eine kleine Berufsarmee verlassen, dann sind wir den Frauen und Männern die im Zweifel ihr Leben für uns riskieren verdammt nochmal eine gute und ausreichende Ausrüstung schuldig!
Edit: Versehentlich unvollständig gepostet.
Das zeigt wieder, wie relativ die Betrachtungen hier sind, denn @Florian83 hat durchaus Recht mit dem, was du als „nicht zu haltende These“ bezeichnest. Wir geben rund 11% des Bundeshaushaltes für die Bundeswehr aus und das ist unbestreitbar relativ viel Geld. Du argumentierst eher, dass „nur“ 11% des Bundeshaushaltes nicht genug Geld ist, daher noch relativ viel mehr Geld nötig wäre und vor 1990 auch investiert wurde.
Das klingt mir wieder zu populistisch-konservativ. Der absolute, überwältigende Großteil dieser „sozialen Wohltaten“ sind Renten. Der Eindruck, dass das Problem ein „ausufernder Sozialstaat“ sei, wie er gerne von Konservativen und Neoliberalen erweckt wird, ist strikt abzulehnen. Man kann die Kurve „Soziales“ aus deinem Diagramm ja mal mit der Kurve der Bundeszuschüsse an die Rentenversicherung vergleichen.
Deine Grafik geht leider nur bis 1969 zurück, startet daher beim Nachkriegs-Tiefpunkt. Aber man sieht sehr schön, dass die Gesamtausgaben „Soziales“ in etwa im gleichen Maße gestiegen sind wie die Bundeszuschüsse zur Rentenversicherung, denn: Auf die Rentenversicherung entfallen 127 der insgesamt 171 Milliarden des Sozialetats, also mal eben so fast 75%…
Das geht natürlich nun vom Thema ab, aber ich finde es wichtig, dieses konservative Narrativ des „ausufernden Sozialstaates“ bei gleichzeitiger konservativer Politik, „die Renten stabil halten zu wollen“, zu entlarven und das Thema „Mehr Verteidigungsausgaben“ nicht gegen das Thema „Erhalt des Sozialstaates“ auszuspielen, wie es von dir mit der belasteten Wortwahl von „sozialen Wohltaten“ angedeutet wird.
Das war in der Vergangenheit auch völlig in Ordnung, eben weil alle Prognosen so aussahen, als wäre der Einsatz der Bundeswehr auf absehbare Zeit auf Auslandseinsätze beschränkt, weil es vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wenig berechtigte Sorgen vor einem tatsächlichen EU- oder NATO-Verteidigungsfall gab. Also wer nun rückwirkend sagt, man hätte anders einkaufen / planen müssen, macht es sich zu einfach. Es hätte vor dem russischen Angriffskrieg nie politische Mehrheiten (weder in den Parteien, noch in der Bevölkerung) für mehr Material für die konkrete Landesverteidigung gegeben.
Das ist eher etwas, das man kritisieren sollte, denn die massive Abhängigkeit von den USA wurde auch vor Trump schon oft angemahnt - und dass Trump sogar aus der NATO austreten könnte, wenn er wiedergewählt wird, war ebenfalls bekannt. Ich stimme daher zu, dass dieser Kauf eine Fehlentscheidung war. Aber das Problem ist hier eben, dass der Druck in der Vergangenheit nicht groß genug war, europäische Verteidigungsprojekte gegen die wirtschaftlichen Interessen der Staaten durchzusetzen. Und so haben wir nie eigene Lösungen entwickelt und wurden immer angewiesener auf die Amerikaner. Umso wichtiger ist es, nun endlich zu realisieren, dass wir uns auch ohne die USA gegen Russland verteidigen können müssen und dass wir uns auch technisch in keine Abhängigkeit von den USA bringen wollen, daher keine Waffensysteme kaufen sollten, über die wir im Zweifel keine absolute Kontrolle haben.
Sehr gut aufgearbeitet, hiervor.
Was ich dem noch gern hinzufügen möchte, bei Viereck wo ich Wehrdienst hatte (MeckPomm) wurde ein Bundeswehrkrankenhaus gebaut um es nie in Betrieb zu nehmen.
Das ist einer der Falle die ich selbst sah, von noch mehr als man damals häufig in der Zeitung (vlt auch heute noch, aber ich habe den Fokus dafür nicht mehr).
Jedenfalls werden auch viele Millionen bei solchen Projekten einfach versenkt.
Rein anekdotisches Argument ab hier:
meiner Erfahrung nach 2 Jahre in 3 Kasernen war überall der STAB deutlich überbesetzt. Da haben 8 Leute Personalarbeit geleistet, die wir heute zu zweit in einem Büro in der Privatwirtschaft für die selbste Anzahl an Leuten erledigen, stellenweise sogar mehr. Da muss man sich dann überlegen, ob man, sofern es noch so ist, da nicht auch stark optimieren kann oder sollte!
Ich persönlich hoffe, dass die neuen Milliarden nicht nur in den Konsum von Gerät gesteckt wird, sondern auch der Forschungsbereich massiv ausgebaut wird. Nebst Mitnahmeeffekten für die Zivilgesellschaft liegt hier auch ein Wirtschaftliches Potential und nicht zuletzt ein sicherheitspolitisches Potential,allein schon durch die Verwendungshoheit und Innovationsstärke gegenüber anderen Systemen.
Unabhängig davon sollte man sich auch überlegen, wie man kluge und motivierte Kopfe in die Bundeswehr bekommt. Verteidigung darf keine Alternative zu „sonst nichts gefunden“ sein.
Eine angebotene sichere Machverwendung wäre vlt ein Anreiz, also wenn du beispielsweise 10 Jahre gedient hast, kannst du immer, zugesagt, eine Ausbildung im öffentlichen Dienst nachschieben,wenn du möchtest. Beispielsweise. oder im BWDLZ, oder bei Hilti. 20 Jahre Offizier im Truppendienst und keine Sicherheit auf Berufssoldat. Dann bist du irgendwo um die 40 Jahre alt, keine Berufserfahrung, dein Studium ist auch veraltet. Da hilft auch das Nachsorgeangebot kaum um diese Lücke zu schließen. Da muss vorher eine Option stehen, und dann entscheiden, wie z.B. oben genannt.
Die Leute, die die Bundeswehr als kleine Armee mit komplexen Systemen braucht, die überlegen sich vorher solche Sachen und entscheiden sich dann vielmals für eine andere Karriere, so meine eigene Entscheidung und Erfahrung von vielen meiner Altersgenossen damals.
Habe dafür leider keine wissenschaftliche Evidenz, nur den Austausch mit über 100 Leuten zu dem Thema, auch FWDLer wie mich, wo sich auch viele dann noch dagegen entschieden haben, aus u.A. diesem Grund.
@Florian83
Gutes Thema. Neben der Debatte über die Wehrpflicht sollte man jetzt, angesichts des künftig wohl massiv steigenden Wehretats, definitiv auch darüber sprechen, wofür die Bundeswehr ihr Geld ausgibt.
Diese Entscheidung von 2006 wirkt auf mich aus heutiger Sicht eher wie ein haushaltspolitischer Trick, um behaupten zu können, man habe an anderer Stelle im Bundeshaushalt Geld gespart.
Das ist definitiv ein Riesenproblem und wohl auch schon seit Jahren so.
Als ich gedient habe, wurden einige der Wohnblöcke in meiner Kaserne saniert. Aber die Bauarbeiten wurden ständig unterbrochen. Irgendein Unteroffizier meinte dann mal, die Baufirmen würden halt, sobald sie „draußen“ einen Auftrag bekämen, in der Kaserne alles stehen und liegen lassen und erst mal für den privaten Auftraggeber arbeiten.
Jetzt sind sanierte Wohnblöcke im Ernstfall nicht ganz so dringend wie z.B. die Auslieferung von Waffensystemen, aber ich @MichelW beipflichten, dass es da ein strukturelles Problem gibt.
Du hast damit sicherlich in vielen Fällen Recht. Speziell beim Thema F-35 scheiterte es aber vermutlich eher am Einfluss der USA als an den unterschiedlichen Interessen der EU-Staaten. Denn der Eurofighter wäre grundsätzlich in der Lage gewesen, die atomare Teilhabe zu ermöglichen. Jedoch ist das Ganze dann offenbar am Widerwillen der USA gescheitert, die wohl schlicht ihre eigenen Flugzeuge verkaufen wollten. Augen geradeaus hatte dazu 2019 einen sehr guten Artikel.
Ich will damit nur sagen, dass die europäische Verteidigungspolitik, selbst ohne Trump am Ruder, auch mit den Interessen der Amerikaner „zu kämpfen“ hat.
Das ist sicherlich auch so eine Sache. Gerade wird ja vielfach über Wehrdienst oder Berufsarmee diskutiert und ich kann dieses „oder“ eigentlich nicht richtig nachvollziehen.
In meinen Augen macht die Wehrpflicht Sinn, weil sie, richtig organisiert, einen großen Poll an Reservisten schafft, die, salopp gesagt, wissen wie man ein Gewehr hält. Gleichzeitig sind Berufssoldaten, die Führen und die Wissen über Ausrüstung und Strategien in der Truppe halten sinnvoll. Und beides widerspricht sich meiner Meinung nach eigentlich nicht wirklich.
Was mir hingegen wenig sinnvoll erscheint, sind die Zeitsoldaten und zwar primär aus dem Grund, den @Goenndyr auch nennt, nämlich dem Bruch im Lebenslauf. Ein SaZ 4 (4 Jahre als Zeitsoldat) könnte man vielleicht noch machen, dann ist man vielleicht Mitte 20. Aber spätestens dann sollte Bundeswehr sich entscheiden, ob jmd. dauerhaft für die Truppe geeignet ist, also Berufssoldat werden sollte. Die längeren SaZ-Laufzeit (8, 12, 20 Jahre) sind mMn nur ein Kostensparmodell (den Berufssoldaten sind quasi Beamte).
Im Zusammenhang mit dem Sondierungspapier und dem Investitionsbedarf in die Bundeswehr wurde etwas polemisch auf die fehlenden Fähigkeiten hingewiesen. Insbesondere dass die Bundeswehr nicht in der Lage ist, Drohnen über ihren eigenen Stützpunkten abzuwehren, wurde belächelt.
Abgesehen davon, dass die Bundeswehr nur in sehr begrenztem Maße gewaltsam auf dem Staatsgebiet der Bundesrepublik agieren darf, ist die Abwehr von Kleindrohnen ein Problem, mit dem sich aktuell alle rumschlagen, und für das noch niemand eine zufriedenstellende Lösung entwickelt hat.
Etwas überspitzt wurde gesagt, dass die Drohnen eben nicht „mit der Walther PPK oder was immer die Soldaten haben, runtergeholt werden können“, aber so ähnlich funktioniert es derzeit überall. Da werden Netzwerfer, schultergestützte Jammer oder ein EMP für einen begrenzten Radius (ca. 5 km) erprobt, aber das funktioniert alles nicht zufriedenstellend oder hat erhebliche Kollateralschäden. Die beste Methode ist aktuell die Schrotflinte. Aber bei der Reichweite ist auch das eher eine Krücke.
Was ich sagen will, niemand kann aktuell zuverlässig unerwünschte Drohnen abwehren. Und da haben wir noch gar nicht von der Detektion geredet, die ist nämlich ein ganz eigenes Problem.
Bei aller Kritik an der Ausstattung der Bundeswehr muss man also hier mal die Kirche im Dorf lassen.
Auch, wenn so ein übergeordneter Vergleich häufig schwierig ist, sollte man sich zur perspekitve hier trotzdem im klaren sein, dass DT und Frankreich ein ähnliches Budget haben. Nur das Frankreich damit die Force de Frappe und einen Flugzeugträger finanzieren, während die sonstigen Kapazitäten der deutschen Streitkärfte nicht sonderlich größer sind als jene der Franzosen.
Ich finde es interessant, dass die konservativ neo-liberalen, die jeden Pfennig ansonsten so gerne zweimal umdrehen wollen, beim Militär quasi wegschauen.
Vor dem Krieg hat Russland klar weniger Geld für Verteidigung ausgegeben. Ich denke der Vergleich mit heute lohnt sich nicht, da Russland sich im aktiven Kriegszustand befindet und das man dort mehr ausgibt ist natürlich.
Russland ist das Land, mit dem man sich Vergleichen muss, damit Europa sicher ist, brauchen wir eine Verteidigung, die gegen Russland standhalten kann.
Ich habe extrem wenig mit der Bundeswehr am Hut, aber wenn ich mal mit Leuten ins Gespräch komme, die bei der Bundeswehr arbeiten, kommt es mir nicht so vor, als gäbe es dort die Effizienz par excellence. Da ließe sich also so vermutlich sehr viel einsparen.
Der größte Hebel wäre vermutlich das abschaffen der Bundeswehr und ersetzen durch eine Europäische Armee. Dadurch würde man zum einen Effizienzen heben, da man doppelte Strukturen eliminieren kann und man würde einen starken Käufer bekommen, der günstiger einkaufen könnte.
Ein weiteres Thema ist, dass häufig über diese teuren Kampfjets gesprochen wird, die man sich anschaffen müsse. Die einzige Referenz, die wir für einen modernen Krieg haben, ist der Ukrainekrieg. Und dort scheinen diese Kampfjets nicht so den großen Vorteil zu bringen. Das Problem scheint zu sein, dass das Alleskönner sind, die dadurch extrem teuer werden und sobald man nicht die Lufthoheit hat, werden sie kaum verwendet, weil sie zu teuer sind, um sie zu verlieren.
Alles in allem kann es vermutlich durchaus sein, dass wir erstmal wieder Investitionen brauchen, wäre aber extrem skeptisch, wenn Leute jetzt anfangen von dauerhaft 3% des BIP zu reden. Diese fixen zahlen halte ich eh für sinnlos. Ja es macht Sinn bei einer gemeinsamen Verteidigung zu sagen, jeder zahlt den gleichen BIP Betrag ein. Aber den sollte man dann halt atmend machen. Und selbst wenn das Sondervermögen nicht kommt, ich habe die Vermutung mit einer Europaarmee ließe sich da schon viel lösen. Vor allem weil dann Schulden an der Schuldenbremse vorbei gemacht werden könnten.
Nicht zu unseren Lebzeiten. Leider. Dazu fehlt überall der Wille, man müsste in jedem Land quasi die Verfassung ändern. Wie wahrscheinlich das ist, kannst du dir ausmalen.
Das ist schlichtweg falsch. Von Gleitbomben bishin smarter Munition und Flugabwehr spielen Flugzeuge eine wichtige Rolle. Abgesehen von „Experten“ wie Elon Musk himself sagt niemand sowas.
Wenn wir jetzt hier diskutieren, welche Waffen und wieviele die Bundeswehr grundsätzlich braucht und wie diese einzusetzen sind, ist das ähnlich zielführend und erhellend als wenn wir darüber diskutieren, wie der Herzchirurg am besten die Herztransplantation mit welchen Instrumenten und Medikamenten durchzuführen hat.
Ich glaube da fehlt uns (fast) allen die nötige Expertise…
Frankreich bezahlt seinen Soldaten auch nur bummelig 50 - 60% von dem, was deutsche Soldaten verdienen. Da kommen schnell ein paar Euro zusammen, die man für andere Sachen ausgeben kann.
Was ich vermisse ist eine grundsätzliche Diskussion darüber, welche Aufgaben die Bundeswehr zukünftig haben soll.
Ich denke, Landesverteidigung sollte klar sein. Soll die Bundeswehr darüber hinaus Auslandseinsätze leisten? So zb die angesprochenen Einsätze der Fregatten gegen Piraterie etc oder Einsätze wie in Afghanistan oder Mali.
Das Problem ist, dass die Bedingungen weltweit so unterschiedlich sind, dass dafür sehr viel entsprechendes unterschiedliches Material angeschafft werden müsste. Sonst erleben wir beispielsweise solche Geschichten wie Gewehre, die nie für der Hitze gebaut wurden und dementsprechend nicht wirklich dort funktionieren.
Bei einem begrenzten Haushalt ist die Definition der Einsatzgebiete eigentlich zwingend Voraussetzung. Nur sehe ich davon nichts.
Natürlich gibt es generell viele Löcher zu stopfen. Laut dem Wehrbericht heute für 2024 haben wir durchaus willige Menschen, die dienen möchten, aber keine Planstellen dafür. Da spricht man über eine Wehrpflicht und kriegt nicht einmal die Leute eingestellt, die freiwillig kommen.
Dazu muss das immer wieder stark kritisierte Beschaffungsamt endlich reformiert und ausgemistet werden. Hilfreich wären auch gute Juristen, die mit der Rüstungsindustrie vernünftige Verträge machen.
Eine Verteidigungsarmee und eine Armee, die Truppenteile enthält, die zusammen mit anderen europäischen Staaten gemeinsam Aufgaben erledigt bei der Verteidigung Europas, wären ein guter Anfang.
Bei Waffensystemen Zusammenarbeit mit anderen europäischen Staaten, aber bitte nicht so unsinnig wie beim Eurofighter oder im Zivilbereich bei Airbus. Lieber bauen jeweilige Länder ein jeweiliges System allein und dafür komplett. Das spart enorm Kosten. Dazu darf man Waffensysteme von den Anforderungen nicht überfrachten. Der Starfighter war ein negatives Paradebeispiel dafür.
Es gibt sicherlich genug gute Ideen für die Bundeswehr. Nur sollten sie endlich mal auch diskutiert und festgelegt werden. Sonst verschwindet wieder viel, viel Geld und am Ende fragt man sich, wo es denn geblieben ist.
Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Man müsst ja auch nicht mit allen gleichzeitig anfangen, ähnlich der EWG. Die EU hat ja auch nicht direkt da angefangen wo sie heute ist. Aber dafür müsste sich Merz mal hinstellen und diese Vision ausmalen.
Es gibt auch andere Leute, die sagen, dass Europa / der Westen die Tendenz hat teure High-Tech Waffen zu kaufen, die einen nicht erlauben hohe Verluste zu haben, und daher die Gefahr besteht, dass man so einen Krieg nicht lange aushalten könne.
Ich gebe aber @Mike recht, dafür fehlt uns die Expertise. Allerdings bleibt trotzdem die Festellung, dass solche Sachen gar nicht diskutiert werden, sondern es eher abläuft nach dem Motto, hier habt ihr ein paar Milliarden und jetzt kauft mal das, was euch gefällt.
Soll jetzt jedes Land einen eigenen Eurofighter bauen? Das spart garantiert keine Kosten. Ganz im Gegenteil. Und ich weiß nicht, ob ich Airbus als gescheitert bezeichnen würde, das ist quasi der einzige Konkurrent zu Boeing im zivilen Bereich.
Da sind wir ja grundsätzlich beieinander. Ich wollte auch nicht den Eindruck erwecken, dass unsere Verteidigung nur am Bürgergeld scheitert. Gerade die von dir angesprochenen Rentengeschenke (Mütterrente, Rente mit 63) sind ja ein Kernproblem des (aus meiner Sicht halt schon) „ausufernden Sozialstaats“. Ich sehe aber ein, das mein obiger Seitenhieb gegen den Sozialstaat das hier diskutierte Thema nicht weiterbringt. Ich wahr halt etwas angep***t, ob der Aussicht ab dem nächsten Jahr noch ein paar Milliarden Euro mehr in die Mütterrente zu versenken.
Meiner Ansicht nach gab es da gerade aus Osteuropa und mit Blick auf die russischen Militäreinsätze der letzten 20 Jahre durchaus Warnzeichen. Allerdings ist das jetzt wirklich vergossene Milch und die Debatte wer Schuld ist und warum bringt uns bei der zukünftigen Verteidigungsplanung auch nicht weiter.
Ich wollte damit auch nicht sagen, dass wir per se die falsche Ausrüstung gekauft haben. Aber wir haben für einen anderen Auftrag geplant (Terrorabwehr, Pirateriebekämpfung, Embargokontrolle).
Das Problem ist, dass wir jetzt in relativ kurzer Zeit wieder umplanen müssen. Und dadurch entstehen eben überdurchschnittliche Kosten, weil eben viele Investitionen der jüngeren Vergangenheit nicht mit Schwerpunkt auf die Landes- und Bündnisverteidigung getätigt wurden und entsprechend dafür nur bedingt geeignet sind.
Ich sehe das auch als Fehler. Allerdings war mein Eindruck immer, dass man ein paar Milliarden für die F-35 ausgeben wollte, um die Amerikaner zu überzeugen weiterhin ein paar hundert Milliarden für ihr Militär in Europa (also unsere Sicherheit) auszugeben. So gesehen hätte die Rechnung ohne Trump sogar aufgehen können. Ist sie halt nicht.

Soll jetzt jedes Land einen eigenen Eurofighter bauen? Das spart garantiert keine Kosten. Ganz im Gegenteil. Und ich weiß nicht, ob ich Airbus als gescheitert bezeichnen würde, das ist quasi der einzige Konkurrent zu Boeing im zivilen Bereich.
Mit dieser Idee war gemeint, dass jeweils ein einzelnes Land für ein Waffensystem zuständig ist und es dann für alle baut.
Und ich hab Airbus nicht als gescheitert, sondern als ineffektiv bezeichnet. Wenn man in verschiedenen Ländern einzelne Bauteile herstellt und diese dann aufwendig in andere Länder transportiert, nur damit verschiedene Länder jeweils am Bau partizipieren, dann ist das ganz sicher nicht die effizienteste Methode. So baut zb England die Tragflächen, Spanien die Höhenleitwerke, in Deutschland und Frankreich sind Endmontagen usw. Natürlich ist das politisch motiviert, aber aber auch deutlich teurer.
Disclaimer ich kenne mich nicht mit Airbus aus, aber ist das Prinzip wirklich so ineffizient? Airbus ist ja ein kapitalistisch geführtes Unternehmen und sollte Anreize haben möglichst effizient zu produzieren.
Wenn man sich das Beispiel der amerikanischen Autoindustrie und Trumps Zöllen anschaut, scheint ja dort auch alles mehrfach über die Grenzen zu gehen und das ist komplett natürlich gewachsen ohne Staatseingriffe.
Ich glaube, wir müssen unterscheiden zwischen wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen. Natürlich kann es wirtschaftlich Sinn machen, an verschiedenen Standorten - sogar in verschiedenen Ländern - Dinge zu fertigen, die dann irgendwo zusammengefügt werden. Da Airbus auch eine politische Entscheidung war ( europäische Flugzeuge ), hat man zugesehen, dass die beteiligten Länder jeweils etwas von den Fertigungen abbekommen. Politisch macht das Sinn, wirtschaftlich nicht unbedingt. Ich empfehle mal, sich zb anzuschauen, wie aufwendig diese Flügel usw dann transportiert werden. das sind immense Kosten. Da gibt es sicher etwas auf youtube dazu.
Mir geht es auch nicht darum, aktuelle Fertigungen zu verändern, sondern zukünftige Produktionen so zu gestalten, dass sie von den Kosten her nicht durch politische Entscheidungen teurer werden. Es wird uns ohnehin schon genug kosten.

Mir geht es auch nicht darum, aktuelle Fertigungen zu verändern, sondern zukünftige Produktionen so zu gestalten, dass sie von den Kosten her nicht durch politische Entscheidungen teurer werden. Es wird uns ohnehin schon genug kosten.
Je größer Airbus wird, z.B. auch durch massive Ausgaben bei Systemen fürs Militär, desto leichter fällt es am Ende auch alle Länder teilhaben zu lassen ohne einzelne Bereiche zu sehr Verteilen zu müssen. Zudem dürfte bei den Dingen fürs Militär auch die Größe kleiner sein und ein Transport somit einfacher. Und selbst wenn eine kleine Ineffizienz bleibt, so hat man zumindest die Wertschöpfung in Europa und behält das Geld somit im Kreislauf während es beim Kauf in den USA abfließen würde.

Je größer Airbus wird, z.B. auch durch massive Ausgaben bei Systemen fürs Militär, desto leichter fällt es am Ende auch alle Länder teilhaben zu lassen ohne einzelne Bereiche zu sehr Verteilen zu müssen. Zudem dürfte bei den Dingen fürs Militär auch die Größe kleiner sein und ein Transport somit einfacher. Und selbst wenn eine kleine Ineffizienz bleibt, so hat man zumindest die Wertschöpfung in Europa und behält das Geld somit im Kreislauf während es beim Kauf in den USA abfließen würde.
Sämtliches militärische Gerät sollte ohnehin in Europa gebaut werden, um jede Abhängigkeit von anderen Ländern zu vermeiden.
Bzgl was von wem wo gebaut wird, sollte eben nicht politisch, sondern vor allen Dingen auch finanziell betrachtet werden.
Um zu meinem ursprünglichen Post zurückzukommen, bevor wir irgendwas bauen und entscheiden, wer was wo macht, bleibt immer noch die Entscheidung, welche Aufgaben die Bundeswehr haben soll.