Medikament COR101 bei Corona Infektion - muss der Bund Forschung stärker finanzieren?

Liebes Team der Lage der Nation,

danke für eure interessanten Auseinandersetzungen mit politischen Themen, auf die ich mich jede Woche freue.

Nun habe ich auch einen Themenvorschlag. Wie bewertet ihr das Ausmaß der finanziellen Unterstützung der Forschung und Entwicklung des Medikaments COR101 durch den Bund/ Politik? Wie bewertet ihr den Stellenwert, den das Medikament, dessen Relevanz für die Pandemiebekämpfung und dessen Finanzierungsmöglichkeiten in der öffentlichen Debatte einnehmen?

An dem Medikament forscht seit letztem Jahr ein aus Wissenschaftler*innen der Technischen Universität Braunschweig bestehendes „Corona Antibody Team“ (CORAT). Das Biotechnologieunternehmen YUMAB ist involviert. Teilweise erfolgte vom Unterstützung vom Land Niedersachsen.

Wie ich es verstehe, enthält das Medikament spezifische Antikörper. Wenn eine Person an COVID19 erkrankt ist, können diese dann verabreicht werden, so dass die in dem Medikament enthaltenen Antikörper schnell die Virenmenge mindern können und so einem schweren Verlauf bei akut Erkrankten entgegenwirken. Studien an Tieren wurden durchgeführt, Studien an erkrankten Menschen sollen folgen.

Um auf die Anfangsfragen zurückzukommen: Ein Familienmitglied von mir ist fassungslos darüber, dass die Entwicklung des Medikaments COR101 nicht viel stärkere finanzielle Unterstützung seitens der Politik bekommen hat. Hier wird davon ausgegangen, dass wenn das Medikament genügend Unterstützung erfahren hätte, es jetzt schon hätte vergeben werden können und somit Viele behandelt werden hätten können, auch da die Impfstoffverteilung ja noch nicht weit fortgeschritten ist.

Auch für die Zukunft könnte neben den Impfstoffen ein Medikament denjenigen Menschen helfen, die schon bevor sie sich impfen lassen konnten erkrankt sind, oder denjenigen, die sich gar nicht impfen lassen können oder bei denen die Impfung möglicherweise nicht „funktioniert“ hat. Auch eine mögliche einfache und schnelle Logistik bei der Verteilung und Herstellung des Medikaments (so eine Überlegung?) und eine mögliche gute Wirksamkeit bei Mutationen würden für das Medikament sprechen. Hier steckt auch die Idee dahinter, dass es bei einer Pandemiebekämpfung wichtig ist, auf mehreren Beinen zu stehen und neben z.B. der Impfstrategie als Ergänzung/ Überbrückung/ Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten noch andere Möglichkeiten zu haben, schwere Verläufe zu mindern. In dem Podcast mit Christian Dürr (FDP) erklärt Dr. Thomas Schirrmann (TU Braunschweig, CEO von YUMAB) so wie ich es verstehe auch, dass das Medikament COR101 spezifisch wirkt und auch bei Mutationen einen guten Stand haben könnte, und deshalb Käufe von einem Antikörper-Medikament aus den USA nicht ausreichen würden (Auch hier wieder die Idee, es sei gut auf mehreren Beinen zu stehen, also auf mehrere Medikamente zu setzen?).
Er bemängelt, dass COR101 viel zu wenig finanzielle Unterstützung erhält (Vgl. Podcast: „15 Minuten mit Christian Dürr“, Folge: „Wie funktioniert ihr Corona-Medikament“, Dr. Thomas Schirmann?, Spotify, 06.03.21).

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr eine Einschätzung geben würdet, ob das Medikament aus eurer Sicht genügend finanzielle Unterstützung seitens des Bundes erhält und erhalten hat, ob es die Aufgabe ist, da zu unterstützen, wenn ja mit wie viel und in welcher Form (Der YUMAB CEO hatte z.B. vorgeschlagen, der Bund könne eine Abnahmegarantie bei erfolgreichen Studienergebnissen aussprechen?), wie viel schon geflossen ist, ob es ein „Fehler“ war, da nicht schon früher mehr zu unterstützen usw. Ich frage mich auch, wer in diesem Fall da wie unterstützen kann, aus welchem „Topf“ und wie eine Entscheidung getroffen wird, ob und wie viel Geld an wen gegeben wird. Mich interessiert auch, wie weit denn die Entwicklung des Medikaments COR101 fortschritten ist. Ich wäre sehr dankbar, wenn ihr das Ganze thematisieren, einschätzen und etwas „aufdröseln“ könntet. :blush:

Zum Schluss noch eine andere, etwas heiterere Frage: Wie seid ihr auf den Namen Lage der Nation gekommen und was bedeutet er für euch? Würdet ihr ihn heute wieder so wählen? :slight_smile:

Liebe Grüße

Hier noch ein paar Links, durch die ich auf das Medikament aufmerksam geworden bin:

Corona-Medikament aus Braunschweig weckt Hoffnung | NDR.de - Nachrichten - Niedersachsen - Studio Braunschweig

Wie wirkt der Antikörper COR-101 gegen das SARS-CoV-2-Virus? - TU Braunschweig | Blogs (tu-braunschweig.de)

Wie funktioniert Ihr Corona-Medikament, Dr. Thomas Schirrmann? - 15 Minuten mit Christian Dürr | Podcast on Spotify

Hier nochmal ein ndr-Link, in dem der Stand der Forschung, die Wirkweise des Medikaments erklärt wird: Nachrichten aus Niedersachsen | NDR.de - Nachrichten - Niedersachsen

Ich bin der letzte der sich gegen mehr Geld für Forschung ausspricht. Aber es gibt mehrere Probleme mir Antikörperpräparaten, die vielleicht ein wenig erklären könnten warum gerade nicht jedes potentielle Antikörperpräparat gefördert wird:

  1. Antikörperpräparate und Rekonvaleszentenplasmen (Antikörper von Genesenen) helfen meist nur im Frühstadium der Erkrankung - haben Menschen erstmal einen schweren verlauf, ist es eigentlich schon zu spät. Die Wirksamkeit solcher Präparate klingt daher in den verlinkten Videos deutlich besser als es meistens im echten Leben dann ist.
  2. Diese Medikamente sind in der Herstellung extrem teuer und müssen intravenös gegeben werden. Deshalb gibt es die meisten von Regeneron gekauften Antikörperpräparate (aus den USA) nur in Unikliniken.
  3. Die klinischen Studien brauchen lange Zeit (die hatten in den USA eine vorläufige Notfallzulassung). Von Oktober an bis durch die kompletten klinischen Studien würde das Produkt aus Deutschland wahrscheinlich in Prduktion gehen, wenn wir eine Herdenimmunität erreichen.
  4. Die Gabe von Antikörperpräparaten hat, da sich diese Antikörper nicht verändern immer die Gefahr, dass es zu einer Anpassung des Virus kommt um den speziellen Antikörpern zu umgehen, der in dem Präparat vorkommt. Das könnte man vielleicht mit einer niedrigen Dosis von Antibiotika vergleichen. Im Labor konnte man unter diesen Bedingungen schon künstliche Mutanten erzeugen. Bin mir daher nicht ganz sicher, wie breit man solche Antikörperpräparate anwenden könnte. - Da fehlt mir aber das Fachwissen, um das Risiko objektiv einschätzen zu können.

Um schnell neue Medikamente zu finden, versucht man derzeit eigentlich eher, bereits für andere Krankheiten/Viren zugelassene und an Menschen getestete Medikamente zu finden, die auch gegen Covid19 wirken. Das macht man deshalb, weil man mit dieser Strategie bei einem Fund sofort anfangen kann, das Mittel zu geben und die Zulassung einfacher wird. Mit dieser Strategie arbeitet man auch viel in Deutschland. :slight_smile:

Moin,

ich habe vor einiger Zeit diesen Beitrag gesehen und konnte es nicht fassen, wie wenig Geld allgemein in die Medikamentenforschung gegeben wurde. Es geht ja auch darum die Krankheit weniger gefährlich zu machen und nicht nur um die Immunisierung. Eine verpasste Chance imho.

Ab 8:40 wird es hierzu interessant.

https://www.daserste.de/information/nachrichten-wetter/ard-extra/videosextern/ard-extra-die-corona-lage-520.html