Mastodon vs. Twitter

Zusammengelegt mit dem Thread

Dezentrale soziale Netzwerke, das Fediverse – /Mastodon Account

s. dazu auch

Weil da der Admin irgendeiner Instanz hohl dreht? Ist das wirklich euer einziges Argument gegen das Fediverse?

Nutzt ihr E-Mail auch nicht, weil es Admins von E-Mail-Servern gibt, die komische Dinge tun?

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Man sucht sich seinen Home Server bewusst aus, die Daten lassen sich leicht umziehen, man kann Dinge anfechten. Ich denke wir sind hier deutlich besser aufgestellt als bei Twitter und Co wo DAS Risiko eher gegeben ist. Auch wenn ich bisher keinen Fall kenne wo Twitter zu Unrecht Accounts gesperrt hat. Eher zu lange gewartet :slight_smile:

Richtig, es ist falsch, wenn einzelne ein Netzwerk kontrollieren, das Bedeutung für die öffentliche Debatte hat. Aber Mastodon / Fediverse ist leider ganz sicher nicht die Lösung: Die Lösung ist vielmehr, diejenigen Netzwerke ordentlich zu regulieren, die es schon gibt. Die EU unternimmt da in diesen Tage mit dem Digital Services Act einen Schritt in die richtige Richtung.

Du hast natürlich recht damit, dass soziale Netzwerke nicht von einzelnen Einzelpersonen kontrolliert werden sollten, auf der anderen Seite muss man aber schauen, inwieweit die Inanspruchnahme von zentralisierten Online-Diensten, deren Mutterkonzern ein US-Unternehmen mit dem europäischen Recht vereinbar ist.

Der Wissenschaftliche Dienst des deutschen Bundestages hat zum Beispiel zum Thema „DSGVO und Cloud Computing“ eine Ausarbeitung angefertigt in der es heißt:

*“[…] Zum Teil wird auch vorgeschlagen, dass der Cloud-Anbieter seinen Sitz in der EU einrichtet oder eine Niederlassung in der EU gründet, um einem Eingriff der US-Sicherheitsbehörden vorzubeugen. Hierzu ist allerdings anzumerken, dass sich die Zugriffsbefugnisse der US-Sicherheitsbehörden nicht allein nach dem Sitz des Unternehmens bestimmen. Vielmehr kann auch eine rechtliche Verknüpfung des Unternehmens mit den USA ausreichen. Dies ist laut Literatur beispielsweise dann der Fall, wenn der Server des Cloud-Anbieters seinen Standort in den USA hat. Auch bei einem Konzernverbund, bei dem der Mutterkonzern seinen Sitz in den USA hat, oder bei einer (Zweig)Niederlassung des Unternehmens sind Zugriffe der US-Sicherheitsbehörden möglich. […]“

Quelle: https://www.bundestag.de/resource/blob/852984/fd554bd62a8e949d8c2fd986cbd99b69/WD-3-102-21-pdf-data.pdf

Gerade öffentliche Stellen der EU, des Bundes oder der Länder verstecken sich ja gerne hinter dem Argument der Masse. Wie der Landesdatenschutzbeauftragte Baden-Württemberg Dr. Stefan Brink in einem Gastbeitrag bei netzpolitik.org feststellt, haben öffentliche Stellen eine Vorbildfunktion:

“Öffentliche Stellen haben die Pflicht, den irregulären Regularitäten der Social Media-Monopolisten entgegenzutreten. Sie müssen es besser machen. Staatliche Informationen müssen in einem ersten Schritt auch über alternative Kanäle wie Mastodon oder PeerTube verbreitet werden, deren Geschäftsmodell nicht den Kollateralschaden in Kauf nimmt, demokratische Grundpfeiler zu unterminieren. Mit der weiteren Verbreitung dieser alternativen Kanäle wird zwar auch diese Social Media nicht „sorglos“ zu nutzen sein – aber jedenfalls nicht an den gewerblich bedingten Problematiken leiden.“

Quelle: Öffentliche Stellen: Raus aus Facebook, Twitter, TikTok!

Das Fediverse als solches hat aber noch einen ganz entscheidenden Vorteil gegenüber den herkömmlichen soziales Netzwerke: Es ist ökologischer, weil es ausschließlich in heimischen Rechenzentren (in Deutschland / in der EU) betrieben werden kann und es nicht global überall ist inkl. Der Nutzerdaten.

Bei Email gibt es de facto zwei Optionen:

  1. Man ist bei einem kommerziellen Anbieter, den man entweder mit seinen Daten (Google, GMX, web.de,…) oder mit Geld (mailbox, posteo,…) bezahlt
  2. Man hostet selbst

Die Variante, dass Privatpersonen einen Server hosten, inkl eigener Regeln und Einschränkungen bzgl Kompatibilität, gibt es da nicht.

Nein. Ich finde die Idee des Fediverse auch sehr gut. Man muss nur einfach eingestehen (zusätzlich zu den imho validen Kritikpunkten in der Realisierung), dass dieses komplexere System der verschiedenen parallelen und teilkompatiblen Instanzen das ganze unattraktiver wirken lässt. Es hat schon einen Grund, warum ein Großteil der Mastodon-NutzerInnen aus der Tech-/IT-Szene kommt.
Das ist der gleiche Grund, warum 1,8 von 4 Mrd Emai-NutzerInnen Gmail nutzen. Convenience, Zentralisierung und Implementierung in andere Dienste.