LongCovid: Verzweifelte Bitte um mehr Forschung/Therapieansätze und mediale Aufmerksamkeit

Liebes Lage-Team,
Liebe Community,

Ich schlage dasThema LongCovid und die massiv unterfinanzierte und unbeachtete Forschung dazu vor.

Mein Name ist Felix Schürmann und ich bin (pausierter) Medizinstudent aus Hamburg. Der Grund für die Pause, die nicht nur mein Studium sondern mein ganzes Leben betrifft: LongCovid.

Vor einem ¾ Jahr nach einer milden Infektion entwickelte ich nach Abklingen der akuten Infektion folgende Symptome:

  • Post-exertional-Malaise (PEM, Extreme Erschöpfung nach leichter Anstrengung)
  • Eine bleierne Erschöpfung
  • Nicht erholsamer und verlängerter Schlaf
  • Muskelschmerzen
  • Gelenkentzündungen
  • Brain-Fog (zu Deutsch: Gehirnnebel, nicht klar denken können)
  • Konzentrationsstörungen
  • Tachykardie (erhöhter Puls, in Ruhe >100 bpm, bei Bewegung >140 bpm)
  • Schwindel

Diese Symptome machten es mir unmöglich mein normales Leben in irgendeiner Form weiterzuleben. Ich musste wieder zu meinen Eltern ziehen und meine Studium und meine Werkstudentenstelle pausieren. Meine Freunde habe ich seit über einem halben Jahr nicht mehr in Person gesehen. Ich kann nicht mehr als 500 m spazieren gehen ohne die nächsten Tage komplett bettlägerig zu sein.

Ich habe einen Diagnosemarathon bei sehr vielen ÄrztInnen hinter mir: Neurologen, Kardiologen, Gastroenterologen, Psychiater. Alle Tests und Untersuchungen waren unauffällig. Ein Depressionsassessment war ebenfalls negativ. Ich bin auch nicht unmotiviert, eher das Gegenteil, wenn mein Körper es zulassen würde, würde ich sofort aufspringen und 5 km joggen. Das einzige was bisher auffällig war: Mein Körper hat pathologische autoreaktive Antikörper gegen G-Protein-Rezeptoren gebildet (eine im ganzen Körper verbreitete Rezeptorart, an die beispielsweise auch Adrenalin bindet) und meine Kapillardurchblutung ist verringert.

Meine Symptome und der Hergang dieser Erkrankung ist kein Einzelfall. Konservativen Schätzungen zufolge betrifft der Zustand „LongCovid“ 5-10% aller Coronainfizierten. Diese PatientInnen werden dauerhaft als arbeitsunfähig und zum Teil sogar pflegebedürftig sein. Der Schaden für die Volkswirtschaft dadurch ist und wird enorm sein. Was also kann getan werden? Forschung, Forschung und nochmal Forschung.

Doch im Vergleich zur Impfstoffentwicklung oder anderen „etablierten“ Krankheiten wie MS oder HIV ist die Forschung zu LongCovid massiv unterfinanziert und findet kaum Beachtung, die der Dringlichkeit des Problems angemessen ist. Ein gutes Beispiel ist die vielversprechende Medikamentenstudie der Universität Erlangen zum noch nicht zugelassenen Medikament „BC007“ des Berliner Start-Ups „Berlin Cures“. Diese Studie sollte eigentlich im März starten ist jetzt allerdings um mehrere Monate verschoben, da Berlin Cures die Zulassung und Medikamentensicherheit komplett alleine ohne Förderung stemmen muss. Auch gibt es kaum Anlaufstationen für Patienten mit LongCovid und wenn sind diese heillos überlaufen.

LongCovid ist eine komplexe immunologische und vaskuläre Erkrankung, die gründlich erforscht gehört. Uns Betroffenen fehlt die Kraft uns dafür einzusetzen. Wir haben weder eine Lobby, noch können wir auf die Straße gehen, um mehr Forschung und Finanzierung einzufordern. Deshalb bleibt uns nur so viel mediale Aufmerksamkeit zu generieren, wie möglich. Bitte vergesst und nicht – wir alle wollen unser altes Leben zurück.

Ich verlinke hier einige Seiten und Dokumentationen zum seichten „Einstieg“ in das Thema. Wenn gewünscht kann ich noch Studien und wissenschaftliche Publikationen zur Verfügung stellen oder darauf verweisen.

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Besonders bei Kindern, die einfach als Opferlämmer hingenommen werden, besonders von Freedom Day Parteien wie der FDP. Ich will gar nicht wissen wie hoch dann die Gefahr bei den unter 5 Jährigen ohne Impfempfehlung ist. Ich passe schon auf wie ein Schießhund bei meinem kleinen Sohn, er ist gerade mal 7 Monate. Es macht einen nur noch wütend.

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