Lösungsvorschlag zum Nahost Konflikt

Hey allerseits und werte Podcaster,

Ich habe angesichts der furchtbaren Angriffe auf Israel von diesem Wochenende nachgedacht und bin zum Schluss gekommen, dass die einzige längerfristig stabile Lösung für den Konflikt ist, dass die eh schon unterlegene Seite, sprich die Palästinenser, weicht.

Dafür werden die bisherigen Palästinenser Gebiete, insbesondere der Gaza Streifen, aufgelöst und Israel zugesprochen, die Bevölkerung wird umgesiedelt in die muslimischen Staaten der Region Ägypten, die Emirate, Jordanien, Iran etc. Dort erhalten die Menschen die jeweilige Staatsbürgerschaft, was besonders für die staatenlosen Menschen ein Segen wäre. Dafür könnte man sicher großzügige finanzielle Entschädigungen für die Menschen und die aufnehmenden Staaten auftreiben.

Diese Lösung ist nicht fair, das ist klar. Sie ist einseitig und würde viel Widerstand mit sich bringen, aber es würde den Palästinensern mehr Perspektive geben als im Gaza Streifen oder Westjordanland, es würde den Konflikt entzerren und langfristig entspannen.

Sowohl die klassische „zwei Staaten“-Lösung als auch die „ein Staat zwei Völker“-Lösung ist, spätestens mit diesem Wochenende, aussichtslos und politisch tot, da beides Israel keine Sicherheit bietet und neue, weitere Problematiken bringen würde und mit der aktuellen Regierung und Bevölkerung Israels nicht machbar ist. Für die zwei Staaten Lösung müsste ein Teil Jerusalems aufgegeben werden, das sehe ich nicht. Auch sonst würde man sich wohl kaum auf ein Gebiet für den Palästinenser Staat einigen können. Auch wäre fraglich ob dort nicht auch die Extremisten der Hamas und hizbollah die Macht übernehmen würden und den Raum für weitere Angriffe auf Israel nutzen würde. Die Hamas hat ein klares Ziel: die Vernichtung des israelischen Staates und Volkes

Was denkt ihr dazu?
@philipbanse Es würde mich freuen, wenn ihr den Vorschlag auch, ggf ihr führt ein solches Interview, einer Nahost Expertin, als Frage unterbreiten könntet

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Warum sollten sie das tun?

Weil ihnen eventuell seit dem 08. Oktober keine Alternative bleibt. Israel wird von einer Koalition regiert, die so weit rechts wie noch nie steht, und gleichzeitig war das einer der traumatischsten Angriffe auf Israel seit der Gründung. Zudem haben sich die meisten Staaten von ihrem militanten Anti-Israel Kurs zurückgezogen und das Palästinensische Volk hat quasi kaum noch offene Unterstützung (nicht zu verwechseln mit der Hamas, die weiterhin finanziert wird).

Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Gazastreifen demnächst einfach nicht mehr existiert. Die Israelis wissen, dass sie kein Flächenbombardement im Sinne der Irak Invasion über Gaza ergehen lassen können, aber dass sie nun Strom und Wasser abschalten zeigt, dass die Nöte der zivilen Bevölkerung in ihren Kalkulationen hinten anstehen.

Mal abgesehen davon gibt die internationale Unterstützung, die dieser grausame Angriff ausgelöst hat, auch sowas wie eine carte blanche. Kann man sich vorstellen, was ein Netanjahu mit Rückendeckung macht, nachdem er öffentlich so bloßgestellt wurde?

Nun , den Lösungsansatz, das der Gaza-Streifen komplett an Israel fällt, die Palästinenser dann auf die umliegenden arabischen Staaten zu verteilen, mal global gedacht:

Die Ukraine geht komplett an Russland, die Ukrainer werden alle auf die europäische Staaten verteilt.

Könnten wir dann mit Frieden und allseitiger Zufriedenheit in Europa rechnen? Oder wie im ersten Fall im Nahen Osten?
Ich hätte zumindest Zweifel…

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In dem Beispiel Russland mit Israel gleichzusetzen erscheint mir geradezu absurd. Die Israelis haben gerade ihren eigenen 11. September erlebt (gemessen an Toten zu Bevölkerung nur mehrfach tragischer). Daher müsste man viel eher Hamas mit Russland gleichsetzen.

Theoretisch wäre es in der Tat eine „Lösung“ für einen Konflikt, wenn sich eine der beiden Konfliktparteien einfach in Luft auflöst. Das ist aber auch sehr theoretisch. Denn in der Praxis bedeutet diese Idee - die ja bei Weitem nicht neu ist - in der Umsetzung fast immer mindestens Zwangsumsiedlung (oder neudeutsch „ethnische Säuberung“) oder gar Genozid. Wer sich auch nur mal ein wenig mit den Folgen einer solchen Politik beschäftigt hat (beispielsweise in Türkei/Armenien, Griechenland/Türkei oder Ex-Jugoslawien) kann so einen Vorschlag m. E. nicht mehr wirklich ernst meinen.
Es dürfte auf beiden Seiten des arabisch-israelischen Konflikts nicht wenige geben, die solch eine „Lösung“ favorisieren. Aber ich bin sehr froh, dass sie sich bisher nicht durchsetzen konnten. So wie die Welt funktioniert, wird niemals so sein, dass die „unterlegene“ Seite sich einfach mit der neu geschaffenen Situation zufriedengibt, als ginge es um ein verlorenes Fußballspiel. Wer das annimmt, verkennt m. E., worum es bei solchen Konflikten geht.

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Es ist ein wenig ein Meme, dass solche Beiträge immer mal wieder aufploppen.

Leute aus Deutschland oder anderen Teilen der Welt, die keinen direkten Bezug zum Thema haben und die nur ein begrenztes Verständnis davon haben, was in den Köpfen der Akteure vor Ort vorgeht, denken, sie könnten einen Lösungsvorschlag für ein Thema erarbeiten, an den sich tausende Experten schon die Köpfe zerbrochen haben.

Alle diese Lösungsvorschläge haben eine Sache gemeinsam: Sie scheitern an den Realitäten vor Ort. Zu glauben, dass „die Palästinenser weichen“ und in die umliegenden arabischen Staaten aussiedeln, ist ebenso undenkbar wie die Vorstellung, dass die Israelis ihre Ansprüche auf ganz Israel aufgeben und mit ihrer Siedlungspolitik aufhören.

Es gibt keine einfachen Lösungen für diesen Konflikt - deshalb besteht er schon so lange.

Wenn plötzlich 5 Millionen Palästinenser zwangsumgesiedelt werden (weil definitiv nicht alle freiwillig gehen!) wird die Umsiedlung selbst einer völkerrechtlichen Vertreibung gleichen (dh. die Menschen werden mit Gewalt des Landes verwiesen) und die anderen muslimischen Staaten haben nur ein sehr begrenztes Interesse, diese Menge an - oft traumatisieren, teils radikalisierten - Flüchtlingen aufzunehmen. Auch, weil diese Länder oft selbst schon mit Instabilitäten zu kämpfen haben und die Gefahr droht, dass dann der Terrorismus gegen Israel von deren Territorien weitergeht. Und was heißt es dann für diese Länder, wenn Kassam-Raketen plötzlich von ihrem Territorium nach Israel fliegen? Wie wird Israel darauf reagieren, wenn Polizei und Militär dieser (eher instabilen) Staaten nicht in der Lage ist, das zu verhindern?

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Zuallererst ist der Vorschlag wie immer eurozentriert.
Warum nicht für Aufnahme der Palästinenser bei uns in Europa? Schließlich hat die Fremdenfeindlichkeit in Europa dazugeführt, dass beginnend ab 1900 Juden aus Europa nach Palästina ausgewandert sind und dort die wohnhafte Bevölkerung nach und nach verdrängt hat.

Außerdem gibt es eine weitere Lösung:
Israel hält sich an gültige UN Resolutionen und räumt das Westjordanland, unterstützt die Autonomiebehörde, sorgt für gute Beziehungen dazu und versucht ausgleichend zu Handeln, drängt die militanten Siedler zurück.

Was aus meiner Sicht die nächste Generation von Terroristen heranzieht.

Ähnlich wie bei Russland denken wir nur westlich. Es gibt genug Staaten, die nicht deutlich Israel unterstützen. Viele Äußerungen sind zurückhaltend.

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Ein anderes Meme ist, dass die Menschen umso leiser werden, je mehr sie sich mit diesem Thema beschäftigen. Es müssen so viele historische, kulturelle, religiöse und geopolitische Themen berücksichtigt werden, dass es einfach keine einfache Lösung geben kann. Vielleicht gibt es sogar garkeine Lösung, mit der sich eine Mehrheit zufrieden geben wird. Es gab immer wieder verschiedene Vorschläge, wie die U.N. und andere überstaatliche Organisationen einen Frieden fördern können, der wie ich fürchte mit diesem Angriff aber mittelfristig sehr unwahrscheinlich geworden ist:
https://carnegieendowment.org/specialprojects/breakingtheisraelpalestinestatusquo

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Letztlich wäre das eine Vertreibung von Mio Menschen gegen deren Willen. Und die in der Logik aufnehmenden Staaten haben da auch kein Interesse dran.

Man darf auch nicht vergessen, dass es nicht nur die Palästinenser im Gazastreifen und Westjordanland gibt, sondern bereits jetzt Mio von geflüchteten Palästinensern und deren Nachkommen gerade in den Nachbarstaaten Jordanien und Libanon und dort Probleme verursachen (siehe zB Palästinensisches Flüchtlingsproblem – Wikipedia). Die sich übrigens häufig dort nicht integrieren (oder auch nicht integrieren können), sondern - inkl. Nachkommen! - davon ausgehen, dass sie irgendwann nach Palästina zurückkönnen. Palästina ist in dem Zusammenhang dann gerne inkl. dem gesamten Staatsgebiet Israels. Ich habe das vor Ort selbst erlebt, schon Mitte der 2000er, wo Kinder von pal. Flüchtlingen in Jordanien einfach das gesamte Gebiet Palästina+Israel mit nur einer Außengrenze und die pal. Flagge in die Mitte gemalt haben. Und es wurden seitdem immer mehr Palästinser, dank Geburtenrate, selbst in so eigentlich abschreckenden Umgebung wie dem Gazastreifen mit seiner miesen Infrastruktur und viel zu hohen Bevölkerungsdichte.

Ich habe schon damals gedacht, dass der Konflikt eigentlich unlösbar ist. Man könnte ja hoffen, dass nachfolgende Generationen dort klüger mit dem Thema umgehen, oder mit mehr Abstand, aber im Gegenteil sind sie von klein auf indoktriniert.

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Das ist aber auch ein geradezu absurder Vergleich.
Der Gaza-Streifen lebt seit Jahrzehnten mit der ständigen Bedrohung, dass Raketen auf ihn niederregnen könnten.
Und nicht alle die es dann trifft sind Terroristen oder Sympathisanten. Und auf israelischer Seite ist es in den Grenzgebieten ja nicht anders. Es war also kein Anschlag aus dem Nichts wie in den USA, sondern nur eine neue Eskalation.
Wenn man sich überlegt, wie lange der Krieg schon dauert und wie groß der Anteil derer ist, die in Frieden leben noch nie in ihrem Leben erlebt haben, versteht erst, wie verfahren die Situation ist und wie abwegiger eine friedvolle Lösung mit jedem Jahr wird.

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Lesenswerte Zusammenfassung der Historie

Naja, halt das Übliche, was man in deutschen Medien so zu lesen kriegt. Als Problem wird nur die Schaffung eines palästinensischen Staates beschrieben, nicht die grundsätzliche Ablehnung eines jüdischen Staates bei vielen. Kleines Beispiel: Es ist mitnichten so eindeutig, dass die PLO einen Staat nur „auf dem Gebiet des Westjordanlands, des Gazastreifens und des arabisch geprägten Ostteils Jerusalems“ wollte und will. Dementsprechend werden auch die Siedlungen zu einem Hauptproblem gemacht - keine Reder von „from the river to the sea“, keine Rede davon, dass der Terror aus dem Südlibanon und dem Gazastreifen jeweils nach dem Abzug israelischer Truppen und dem Abbau jüdischer Siedlungen deutlich zunahm. m. E. auch typisch, dass das RND es als „Angriffe“ bezeichnet, wenn Israel sich gegen den Raketenterror der Hamas verteidigt…

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Wer nach einer aktuellen Lageeinschätzung eines ausgewiesenen Experten sucht wird hier fündig:

Verfolge Herrn Conrad schon seit Jahren und kann jedem, der Interesse an fundierten Einschätzungen zu dem Thema hat, nur empfehlen seine Interviews zu lesen. Vielleicht kann ja sogar die Lage @vieuxrenard ihn als Interviewgast gewinnen.

Als Islamwissenschaftler und ehemals hochrangigen BND Mitarbeiter, der selbst als leitender Vermittler zwischen Israel und Hezbollah auftrat und als „Mr. Hezbollah“ bezeichnet wird weiß der Mann wovon er spricht.

Gerade in hochemotionalen Zeiten und Desinformation sollte man auf ausgewiesene Experten hören.
Das soll keine Werbung sein, sondern nur meine persönliche Meinung und Empfehlung.

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Ich bin da jetzt wahrlich kein Experte zum Thema, greife da eher auf rudimentäres Geschichtswissen zurück.
Doch wenn ich nicht völlig falsch liege, beruht die Gründung des Staates Israel wesentlich auch auf Entscheidungen damaliger Sieger und Weltmächte, speziell der USA, gerade auf diesem Gebiet eben neuen Staat Israel zu gründen.
Soweit mir bekannt ist, gab es damals keine umfassenden Volksbefragungen bei den dort heimischen Volksgruppen (Palästinensern) mit einem deutlich Votum für die Gründung Israels an dieser Stelle.
Möglicherweise resultiert der tiefsitzende Hass auch daher?

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Wie viele Staaten kennst Du denn, die durch „umfassender Volksbefragungen bei den dort heimischen Volksgruppen“ legitimiert bzw. auf dessen Grundlage entstanden sind? Im Falle Israels gab es immerhin einen UN-Beschluss - auch das können nur die wenigsten Staaten von sich sagen. Und wenigstens das stellt der Text es korrekt dar: Sowohl die Palästinenser:innen als auch sämtliche Nachbarstaaten Israels haben diesen massiv abgelehnt und sich stattdessen für militärische Gewalt entschieden.

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Das war im Grunde die Intention meines Posts, wenn sicher auch historisch sehr unsauber formuliert (und mit einem Hauch unverstandenem Sarkasmus)

Aus Sicht der arabischen Nachbarn damals hat man das sicher eher als „gewaltsame Annexion“ wahrgenommen.
Die Ursachen von damals sind also der Grundstein des Hasses von heute.
Das löst man sicher nicht mit einer neuen „quasi gewaltsamen“ Umsiedlung wie im Ausgangspost beschrieben, aber wohl auch nicht mit einem Federstrich unter ein Dokument.

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Das ist eine absurde Verdrehung der Tatsachen. Israel lebt mit der Gefahr der Raketen, nicht Gaza. Sollen wir mal zählen wie viele Raketen in welche Richtung geschossen wurden?

Außerdem ist es gerade zynisch die jüngeren Ereignisse nur als neue Eskalation zu beschreiben. Wir reden hier von Verbrechen, die in einem Atemzug wie Butscha oder Srebrenica genannt werden können. Terroristen haben Kinder mit Kabelbindern gefesselt und dann hingerichtet. Nicht was in der Vergangenheit zwischen Israel und den Terroristen der Hamas oder Hezbollah abgelaufen ist, hatte auch nur annähernd diese Qualität. Die Hamas hat ganz gezielt zivile Opfer getötet und nicht etwa diese billigend in Kauf genommen.

Diese Dimension sollte man nicht aus den Augen verlieren, wenn man Israels Reaktion misst. Wir können uns vermutlich noch nicht ausmalen, was über den Gazastreifen ergehen wird. Hier besteht eine ernsthafte Gefahr, dass Israel auf einen Genozid mit Genozid antwortet.

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Ich werde mir nicht anmaßen, die Verbrechen beider Seiten abzuwägen. Und ich meine, dass auch du nicht in der Position bist, das objektiv tun zu können.

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Ich wäge sie nicht ab, aber die Qualitäten sind einfach objektiv nicht gleich. Die israelische Armee muss sich in Teilen den Vorwurf der Indifferenz gegenüber zivilen Kollateralschäden vorwerfen lassen.

Aber bislang ist die IDF nicht in Palästinensische Territorien eingedrungen und hat gezielt nicht-militärische Ziele attackiert.

Wer die Abscheulichkeit der Ereignisse nicht anerkennt und deren Bedeutung für den Staat und das Volk Israel nicht würdigt, wird es schwer haben die Ereignisse, die noch folgen werden, einzuordnen. Daher auch mein Vergleich mit dem 9/11. Die US-amerikanische Außen- und Sicherheitspolitik lässt sich einfach in ein vorher und nachher einteilen. Ebendies wird vermutlich nun geschehen. Dass sich die Israelis diesbezüglich einig sind, zeigt auch die Einheitsregierung. Damit ist das Thema der Justizreform und alles innenpolitische auf weiteres wohl ad acta. In der Wahrnehmung der meisten Israelis befindet man sich in einer neuen Form des Kampfes gegen eine existenzielle Bedrohung.

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