Links? Rechts? Politische Einstellungen bestimmen, unterscheiden und visualisieren

Um politische Meinungen und Einstellungen zu unterscheiden, nutzen wir gewöhnlich einfache Begriffe: Eine Person oder Partei ist links oder rechts, gemäßigt oder extrem. Diese Beschreibung ist verbreitet, aber ungenau. Was heißt es, links oder rechts zu sein?

In der Politikwissenschaft sucht man vergebens nach alternativen Beschreibungen politischer Einstellungen, die genau und alltagstauglich sind. Es scheint so, als ob wir täglich von Politik und über politische Einstellungen sprechen, ohne hierbei eine Landkarte zur Orientierung zu haben.

Ich hab mich im letzten Jahr hobbymäßig mit politischen Ideologien beschäftigt und glaube mit dem Grundtypenansatz einen Weg gefunden zu haben, wir wir intuitiv nachvollziehbar, ganzheitlich und zeitlich ungebunden politische Einstellungen von Personen und Parteien verorten können. Diese Landkarte (z.B. in Form eines 2D-Kreises oder einer 3D-Pyramide) hilft bei der Standort-Bestimmung in politischen Diskussionen, bei der Analyse und Erklärung politischer Fragen. Um den Ansatz zu erläutern, hab ich eine Website aufgebaut:

Ich würde mich freuen, wenn in der Lage über politische Alltagsfragen hinweg dieses Thema aufgegriffen wird: Warum haben wir gerade unsere politische Einstellung? Welche denkbaren politischen Standpunkte gibt es? Wie kann man Meinungspluralismus (digital) visualisieren? Wie kann man zu bestimmten politischen Fragestellungen die ideologischen Zugänge einfach veranschaulichen?

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Danke für deinen Beitrag. Unsere Diskussion in diesem Thread ging in eine ähnliche Richtung:

Sehr interessant, imposante Arbeit! Ahnliche Fragestellung beschäftigt mich beinahe mein Leben lang. Habe sie nie methodisch angegangen, eher intuitiv, dadurch stetige Bewegung und Unsicherheit die Erkenntnisse betreffend. Vielleicht sind deine Theorien einmal ein Kristallisationspunkt, um meinen - immer vorläufigen - Erkenntnisstand in Begriffe zu fassen und einmal halbwegs festzuhalten …

SEHR eindrucksvoll und regt der zum Denken an!

Leider hier (zu wenig) Echo zu diesem sehr spannenden Thema.

In der FAZ ist heute ein Artikel über einer Bevölkerungsumfrage, die von dem Münsteraner Forscherteam aus fünf Politikwissenschaftlern, Soziologen und Psychologen sowie dem Marktforschungsunternehmen Kantar vorgenommen wurde, beteiligten sich 5011 Menschen in Deutschland, Frankreich, Polen und Schweden. Die Teilnehmer werden ,Verteidiger‘ und ,Entdecker‘ eingeteilt.

Die Gruppe der „Verteidiger“ vertritt ein enges Konzept, wer zum eigenen Land dazugehört. Es sollen nur jene sein, die im Land geboren wurden, Vorfahren der ethnisch-nationalen Mehrheit haben und/oder Christen sind. Gleichzeitig fühlen sich „Verteidiger“ durch Fremde wie Muslime und Flüchtlinge bedroht und benachteiligt. Sie sind mehrheitlich unzufrieden mit der parlamentarischen Demokratie und misstrauen im hohen Maß politischen Institutionen. Sie wollen Vertrautes gegen Fremdes verteidigen, schätzen Stabilität in ihrem Leben und in der Gesellschaft als hohen Wert. Zwar sei die Wahrscheinlichkeit der Wahl der AfD 26 Prozent, doch 21 Prozent seien Anhänger der Union, weitere 21 Prozent seien unentschlossen.

In der Gruppe der „Entdecker“ werden mehrheitlich völlig gegensätzliche Positionen vertreten. Sie fühlen sich nicht verängstigt durch Fremde, sondern sehen Einwanderung und die damit wachsende Vielfalt der Gesellschaft als Chance und Bereicherung. Die Zugehörigkeit zu einer Nation nach ethnisch-religiösen Kriterien lehnen sie ab. Sie plädieren zudem für eine Gesellschaft, die vielfältige, gleichberechtigte Lebensweisen zulässt. Sie wollen Fremdes und neue Möglichkeiten des Zusammenlebens entdecken, scheuen nicht das Risiko. In der Gruppe der „Entdecker“ falle die Parteipräferenz deutlicher aus. Dort bekennen sich 51 Prozent zu den Grünen, 21 Prozent zur SPD und 13 Prozent zu CDU/CSU.

In der Umfrage, an der in Deutschland 1402 Personen teilnahmen, wurden auch kulturelle, religiöse, psychologische und soziale Einstellungen, Bildungsstand und der empfundene sozioökonomische Status untersucht.

Interessant, aber das Modell der PolitikMenschen (s.o.) scheint mir doch deutlich differenzierter.

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Danke für den spannenden Artikel und den Hinweis zu der Umfrage. Ja, ich sehe das auch so. Wir sind seit Jahrzehnten geneigt, bipolar politische zu denken: links - rechts, progressiv - konservativ, liberal - autoritär usw. auch Verteidiger - Entdecker impliziert ein eindimensionales Politikverständnis. Auch in der Politikwissenschaft ist man über diese eindimensionale Denkweise (siehe Cleavage-Theorie) nicht wirklich hinaus gekommen. Ich finde es wichtig, dass man darüber spricht, was hinter diesen Sichweisen steckt und den gemeinsamen Kern sucht. Das wirkt auf den ersten Blick idealistisch, aber bei genauen Hinsehen ist es lediglich eine tiefer gehende Betrachtung…

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