Auch die Firma Krauss-Maffei Wegmann (KMW), der Hersteller des Gepard, hat sich, meiner Ansicht nach, nicht mit Ruhm bekleckert und genau wie Rheinmetall vorschnell, bereits Ende Februar, sein Waffensystem angeboten:
Die Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Gepard-Munition aus Schweizer-Produktion, die auch tatsächlich an die Ukraine weitergegeben werden darf, scheint nicht trivial zu sein, den die Schweiz hatte ein entsprechendes Angebot mit Verweis auf ihre Neutralität bereits im April abgeleht (Quelle: SRF.ch).
Daher versucht Deutschland nun bei anderen Nutzern des Gepard-Panzers, wie Brasilien und Rumänien, Munitionsbestände aufzukaufen und an die Ukraine weiter zu geben. Da auch diese Munition aus schweizer Produktion stammen dürfte, ist mir allerdings nicht klar, wie das unter Achtung der schweizer Neutralität gelingen soll.
Dabei könnte es sogar sein, dass Brasilien, also die Regierung von Jair Bolsonaro, aufgrund gemeinsamer Rüstungsprojekte mit Russland die Lieferung der Gepard-Munition kategorisch ausschließt:
Im schlimmsten Fall wären die Gepard-Panzer für die Ukraine also sogar komplett nutzlos, da keine Munition vorhanden wäre.
Auch die Ausbildungsdauer der Ukrainer an den Gepard-Panzern wird von Experten auf Monate geschätzt (Quelle). Und im Gegensatz zur Panzerhaubitze 2000 gibt es den Gepard ja seit über 10 Jahren nicht mehr bei der Bundeswehr und damit auch keine aktiven Ausbilder.
edit: Artikel auf zeit.de dazu:
Über mögliche Ausbilder verfügt Deutschland zumindest theoretisch noch. „Zum Stichtag 12. Februar 2021 leisteten 614 ehemalige Angehörige der Heeresflugabwehrtruppe aktiven Dienst in der Bundeswehr, die auch über eine Qualifikation (früher Ausbildungs- und Tätigkeitsbezeichnung) im Bereich der Flugabwehr verfügen“
Es gibt ein sehr anschauliches Video von der Bundeswehr bei Youtube, dass Zielschießen mit dem Gepard in den 80er auf Sardinien zeigt und ein gutes Gefühl für die Komplexität der Ausbildung und des Waffensystemes gibt:
Classix: Gepard – Scharfer Schuss auf Sardinien (1983) - Bundeswehr - youtube.de
Von all diesen Problemen wird man bei KMW ziemlich sicher gewusst haben bzw. diese erahnt haben.
Natürlich sind Unternehmen in erster Linie gewinnorient. Wie aber deutsche Rüstungsfirmen hier vorpreschen, ungeachtet aller realen Schwierigkeiten und damit bei der ukrainischen Regierung, die natürlich akuten Bedarf hat, Hoffnungen auf schnelle Hilfe wecken, passt nicht zu verantwortungsvollen Wirtschaften sondern zeugt vorrangig von kurzfristigem Profit-denken.
Denn dadurch werden letztendlich auch Kapazitäten in Wirtschaft, Politik und bei den Ukrainern gebunden, die sich besser auf Ringtausch-Vereinbarungen mit östlichen Nato-Ländern zu Gunsten sinnvoller, sofort einsetzbarer sowjetischer Waffentechnik konzentrieren sollten, anstatt die Restposten der deutscher Waffenbauer zu verhökern.
edit:
Leider sind nur 3 aufeinander folgende Antworten erlaubt, daher diese erfreuliche Nachricht als Nachtrag:
Der Ringtausch mit Griechendland (also Deutschland → Marder → Griechenland → BMP-1 → Ukraine) scheint endlich voran zu kommen:
Bei der Meldung von nexta war ich noch etwas skeptisch, aber wenn eine griechische Zeitung den Premier zitiert, dann scheint da ja was dran zu sein. Mal sehen, wie schnell die deutschen Marder, die laut deutschen Rüstungsbauern angeblich sein Wochen bereit stehen, auch tatsächlich geliefert werden können.