Der Volksmund sagt oft Dinge, die von der Faktenlage nicht wirklich gedeckt sind …
Ich denke, es kommt sehr darauf an, wo man die Schwelle für den betrachteten Reichtum ansetzt. Was ist „wirklich reich“?
Ich würde mal sagen je höher das Vermögen, desto unwahrscheinlicher, dass es ohne Erben zustande gekommen ist. Aber belastbare Zahlen liegen mit da auch nicht vor.
Nichtsdestotrotz hast du sicherlich recht, dass der reine Erbe, der von Geburt an keinerlei Leistung erbringt nur ein Idealtypus ist und in Wirklichkeit eine Kombination aus Leistung und Erbe vorliegt. Dabei wären noch die Effekte interessant, in der das ererbte Kapital, den Ertrag der Leitung begünstigt.
In einer Gesellschaft, in der gegen Benachteiligte in der Breite weitgehend ungeniert gehetzt wird, fällt es mir allerdings schwer, besonders viel Energie in den Schutz der Privilegierten vor zuspitzender Kritik zu investieren.
Erben oder Geburtsprivilegierung bedeutet nicht nur, vom Erbe oder dem Unterhalt der Eltern oder Großeltern leistungsfrei leben zu können.
Erbe und Unterstützung durch das Elternhaus bedeuten auch eine völlig andere Ausgangsposition. Es ist so, wie in einem Video dargestellt: Bei einem Wettrennen (=Leistung) dürfen einige etwas vorgehen und einige sehr weit vorgehen, bevor der Startschuss fällt. Die Hinteren, die im Zweifel auch noch einen schweren Rucksack aufgeladen bekommen oder Gummistiefel statt Rennschuhe tragen müssen, haben 0 (NULL!) Chancen, das Rennen zu gewinnen.
Ich verstehe einfach nicht, warum Menschen mehr Eigentum haben sollten, als sie brauchen, solange es (sogar im eigenen Land) Menschen gibt, die nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen.
Und was die besonders reichen "Familien"unternehmen betrifft: Ein Teil (editiert) von ihnen haben ihren Reichtum im Dritten Reich bilden oder vermehren können. Wie kann man allen Ernstes behaupten, das wäre gerechtfertigt?
Niemand hat hier denSchutz der Privilegierten gefordert. Ich wende mich nur gegen die Polarisierung, die niemandem nutzt, aber der Akzeptanz der grundsätzlich ja sehr wertvollen Diskussion schadet.
Auch diese Behauptung in Bezug auf „viele“ Familienunternehmer halte ich für eine ebenso unzulässige (weil sicherlich nicht richtige) und polarisierende, die Diskussion völlig unnötig verfugende Aussage. Jetzt sind alle Reichend nicht nur faule Säcke, sondern auch noch Altnazis. Meine Güte ….
Das habe ich nicht gesagt.
https://www.deutschlandfunk.de/bahlsen-flick-und-co-wie-familienunternehmen-ns-100.html#:~:text=Auch%20bekannte%20Unternehmerdynastien%20wie%20die,mit%20Ihrer%20Vergangenheit%20zu%20besch%C3%A4ftigen.
https://www.spiegel.de/spiegel/deutsche-unternehmen-haben-vom-nationalsozialismus-profitiert-a-1144373.html
[Braunes Erbe: Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien Braunes Erbe: Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien - Google Suche](Braunes Erbe: Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien Braunes Erbe: Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien - Google Suche)
Außerdem: Ich betone einfach mal diese Seite der Medaille, da so unglaublich viel auf arme Menschen und ihre „Vergehen“ hingewiesen wird, obwohl es auch nur Einzelfälle sind.
Ok. Ich möchte gerne nochmal versuchen, den Kern der Kritik möglichst sachlich darzustellen:
Geburtsbedingte Privilegien bzw Benachteiligungen verzerren das Verhältnis aus Leistung und Ergebnis so sehr, dass das Leistungsprinzip soweit verzerrt wenn nicht gar ausgehebelt ist, dass ein Schluss von sozioökonomischer Stellung auf die Leistungsfähigkeit oder -bereitschaft nicht (mehr) valide ist.
Dadurch geht zB auch die Idee vom „Fördern und Fordern“ (womit ja weniger fördern, mehr fordern gemeint ist) am Problem vorbei (bzw verstärkt es).
Was aber vermag so ein seit jahrzehnten bekannter nüchterner Befund auszurichten gegen genau so lang wiederkehrende (populistische?) Medien-Kampagnen?
Mir scheint es herrscht da wie in so vielen anderen Politikfeldern eine gewisse „Waffenungleichheit“ zwischen der wissenschaftlich erhobenen und der medial inszenierten Wirklichkeit, die natürlich wieder Auswirkungen auf die Politik hat.
Ich glaube ihr redet aneinander vorbei. Ich verstehe @TilRq so, dass er grundsätzlich gegen diese polarisierte Darstellung ist, die im Podcast, aber auch von einigen Usern hier im Thread, vertreten wurde, dass reiche Menschen für ihren Reichtum quasi keinen Handschlag tun.
Ich muss ihm da recht geben. Das ist eben genauso ein polemischer Unfug wie wenn andere andere behaupten, arme Menschen seien einfach nur faul und Alkoholiker.
Wenn ich an mir bekannte Familienunternehmer mit Unternehmenswerte im 1 bis 2stelligen Millionenbetrag denke, dann sehe ich fast immer volle Terminkalender mit hohem Reiseanteil, bei denen fast jeder Angestellte schnell abwinken würde. Dazu kommt eine ständige Angst vor dem Scheitern einer eigenen Unternehmensentscheidung und der Bedeutung für die eigenen Angestellten.
Das soll nun wirklich nicht heißen, dass die ihrer gesellschaftliche Verpflichtung nicht nachkommen sollen. Ich bin ganz klar für Vermögens- und Erbschaftssteuer.
… Absatz gel. Mod.
Ich kann das „viele“ gern in „ein Teil“ ändern, wenn das weiterhilft.
Niemand hier behauptet, reiche Menschen seien faul.
Ich denke z.B. nur, übermäßiger Reichtum führt zu großer Ungleichheit und gefährdet die Demokratie.
Aber leider hat der polemische Unfug gegen arme Menschen hohe Zustimmungsraten, während der gegen reichen Menschen schnell auf Widerstand aus allen Schichten stößt.
Das erkennt man gerade jetzt wieder daran, dass eine Polemik gegen Reiche in der Kritik steht, die Akzeptanz der ganzen Diskussion zu torpedieren, während die Vorurteile gegen Arme immer wieder in Diskussionen als Teil der inhaltlichen Auseinandersetzung vorkommen.
Niemand hat in Frage gestellt, dass unser Erbschaftssteuerrecht einer dringenden Reform bedarf, weil es gilt: Je reicher, umso einfacher kann man die Erbschaftssteuer umgehen.
Nicht direkt, aber die Aussage von Ulf hat genau das insinuiert (allerdings bezogen auf die „wirklich reichen“).
Ich hätte genau interveniert, wenn so ein Unsinn über „arme Menschen“ behauptet worden wäre.
Und: Nur, weil all zu oft die eine polarisierende These unwidersprochen geäußert werden darf, ist es nicht ok, wenn die andere polarisierende These in einen Pdcast mit der Reichweite geäußert wird.
Hier? In diesem Forum? In diesem Thread?
Mmm, zum einen weiß ich nicht, warum es polarisierend ist, Tatsachen auszusprechen. (Vielleicht wurde zu viel in Ulfs Aussage hineininterpretiert)
Zum anderen ist mein Eindruck, dass man mit handzahmen, toleranten, freundlichen Aussagen einfach nicht mehr gegen die laute rechtsextreme und grenzwertig rechte Stimme in der Öffentlichkeit nebst Social Media ankommt.
Dazu empfehle ich, mal ein Interview mit Thomas Laschyk, Volksverpetzer-Gründer zu planen.
Ja, auch hier im Thread, z.B. Thread „Wehrloser Sozialstaat“.
Oder die ewige Diskussion, ob das Bürgergeld zu hoch sein könnte. Hatten wir hier auch schon. Dabei will niemand, wirklich niemand von den Diskutanten von Bürgergeld leben müssen, von dem z.B. auch Strom gezahlt werden muss, Kleidung (ihr wisst, wie Kinder wachsen), Ansparung für Extra-Ausgaben etc. etc. Siehe Helena Steinhaus von Sanktionsfrei.
Was gibt es da zu viel hineinzuinterpretieren?:
Allermeisten ist nicht gleich alle.
Ich halte die Aussage für richtig. Tatsache.
Drei Gummipunkte für den, der es schafft, dazu eine Studie zu finden…
Ich nehme fest an, dass der weit, weit überwiegende Teil Reicher ihr Vermögen nicht aus alleiniger, eigener Kraft angesammelt hat. Gerade heute nicht mehr.
Wir haben die Erfolgslegende/Leistungsideologie viel zu sehr verinnerlicht.
Buch: Werbung für die Wahrheit
Ein Beitrag wurde in ein existierendes Thema verschoben: Wie stark hat die Ungleichverteilung zugenommen in den letzten 50 Jahren?
Danke.
Aber ich denke, zu der Frage, wie der Reichtum heutzutage entsteht, sagen die Grafiken nichts aus.
Ja, ich glaube, ich hätte es besser in den Thread zur Ungleichverteilung der letzten 50 Jahre posten sollen. Verzeihung. Vielleicht kann man ihn noch verschieben?
Dennoch denke ich, könnten die Grafiken einen ersten Anhaltspunkt zum weiterrecherchieren geben.
Was ist beispielsweise mit den Top 5% in den Niederlanden in den letzten 10 Jahren passiert?
Oder mit den Hausbesitzern in Italien 2017?
Antworten auf diese Fragen helfen evtl. auch dabei zu verstehen, wie Reichtum heutzutage entsteht
[Edit: Typo]
Ist doch richtig. Reich sind die Allermeisten nicht durch eigene Arbeit, sondern durch externe Einflüsse. Dass sie dieses Vermögen möglicherweise ausgebaut haben, schließt das nicht aus.
Allerdings ist da natürlich zu definieren ab wann man reich ist.