Lehren aus Corona

Ich glaube, es ist an der Zeit, vor der Bundestagswahl ein paar Lehren aus Corona zu ziehen. Ich fange einfach mal mit dem Offensichtlichen an und freue mich über Feedback und Ergänzungen:

  1. die deutsche Schulpolitik muss grundsätzlich reformiert werden. Die Verwaltung und die Schulen sind unterfinanziert, nicht handlungsfähig und werden ohne Vision und Bezug zur sich verändernden Realität nur verwaltet. Da liegt wirklich so viel im Argen, dass man Bücher darüber schreiben kann.
  2. Digitalisierung first, Bedenken second. (Sorry für das FDP-Zitat.) aber mit dem ewigen Vorschützen von Datenschutz-Problemen wo keine (oder lösbare) sind und Beschwören der Schuldenbremse manövrieren wir uns aufs Abstellgleis.
  3. der Förderalismus hat keine erkennbaren Vorteile (außer für Politiker und die Presse), aber macht uns in Notfällen handlungsunfähig und kostet Geld.
  4. Mit den Parteien, die im Prinzip nur den Status Quo erhalten wollen - auch, wenn dies objektiv unmöglich geworden ist - und in diesem Rahmen das meiste für ihre jeweilige Klientel herausholen, ist die Klimakatastrophe noch weniger zu bewältigen als die Pandemie, denn sie wird die Grundlagen des Status Quo zerstören, egal wie viele Kompromisse wir mit wem auch immer aushandeln. (Ich meine damit CDU/CSU, SPD, FDP und einen Großteil d. sog. „Linken“. Die sog. AfD ist natürlich eh komplett indiskutabel, nur, um das gesagt zu haben…)

To be continued

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Das ist wie mit den „Sicherheitsgesetzen“, die nach 911 immer weitreichendere Einschnitte gebracht haben, aber nie wirklich messbar einen Erfolg bei der Bekämpfung von Terrorismus. Einmal eingeführt wird man sie nicht mehr los (denn die Wirksamkeit hat nichts mit messen, sondern nur noch mit glauben zu tun). Es ist ein allgemeiner Fehlglaube, dass der Datenschutz dem digitalen Fortschritt entgegen steht.

Ich stimme zu, aber was bleibt denn da übrig? Scharfes Hinsehen lässt erkennen, dass die Grünen in der Liste der aufgezählten Parteien nicht auftauchen, allerdings sind diese bei näherem Hinsehen auch nur eine CDU mit leicht grünem Anstrich.Das Problem ist eben, dass sich keiner an die grossen unbequemen Fragen herantraut, denn das würde die Bevölkerung verunsichern (und im schlimmsten fall gegen sich aufbringen). Und da man ja in 4 Jahren wiedergewählt werden will, und alle notwendigen Massnahmen vermutlich erst viel viel später wirken würden, macht sie eben keiner. Und so wird die Politik der ganz kleinen Schritte vermutlich weiter gehen. So ist unser politisches System eben ausgelegt.

Datenschutz ist meines Erachtens nicht vorgeschoben.
Ich denke die Probleme sind lösbar, brauchen aber enorme Anstrengungen und Investitionen um sich aus der Umklammerung US-Amerikanischer und chinesischer und sonstiger Großkonzerne zu lösen.
Golem.de: IT-News für Profis braucht noch viel mehr Schub und Gesellschaft.
Sonst darf man sich auch in 10 Jahren noch anhöhren wie alternativlos MS Office 365 ist.

Was die Politik angeht, ganz schwierige Sache.
Da hat man Leute wie den Seehofer die ihren Zenit schon weit überschritten haben und in Rente gehen sollen auf der einen und Leute wie den Amthor und den Kurz auf der anderen Seite die es den alten nachmachen wollen und dabei auch nich glänzen.

Da fehlen mir echt Leute mit Vision und dem Schneid und Format sich für die Sache auch mit den etablierten Firmen und Zuständen anzulegen, die nachgewiesenermaßen nicht zukunftstauglich sind.
Ja es kostet Arbeitsplätze zwischendurch, aber es schafft auch neue.

Was ich anfügen würde, wäre:
Das Auslagern von Produktion ins Ausland macht abhängig, kann für gewisse Dinge wie Medizin und Masken kritisch sein, gilt aber natürlich generell auch für Energieträger wie Öl, Gas.

Wir brauchen Mobilitäts und Energiewende.
Nicht nur Räder in der Stadt sondern auch eine lebenswerte Infrastruktur ausserhalb der Großstädte.
Um die Mietpreise wirksam zu bekämpfen muss es erstrebenswert sein ausserhalb zu wohnen und dabei nicht nur auf ein eigenes Auto zurückgreifen zu können.
Schienen müssen wieder in Betrieb genommen werden und verstärkt, damit man weniger LKWs und Autos auf den Straßen hat.
Es muss Glasfaser, Ärzte und lokale Einkaufsmöglichkeiten geben, und nicht alles 15km weiter auf der grünen Wiese im „Outlet“.
Wenn mehr Leute wohnen können wo sie wollen und nicht da wo sie arbeiten, entspannt sich der Druck und man kann ein paar dieser unsäglichen Großraumbürotürme durch was gescheites ersetzen.

Generell müsste man sich, nicht nur wegen der Klimakrise, auch das Wirtschaftssystem einmal vorknöpfen.
Vielleicht ist der Wohlstand eines Landes anders messbar als am Bruttosozialprodukt.
Ich sehe jede Woche in der örtlichen Tafel was wir alles produzieren dass keiner gekauft hat.
Vielleicht gibt es ja Möglichkeiten die ständig steigende Produktivität durch weniger Arbeit zu kompensieren und das Verhältnis benötigte und produzierte Güter und Dienstleistungen in ein ungefähres Gleichgewicht zu bringen.

Ja, Du hast scharfsinnig erkannt, dass ich die Grünen am ehesten wähle :wink:

Aber ich kann die Ähnlichkeit zur CDU in Umwelt-, Wirtschafts-, Innen-, und Familienpolitik nicht erkennen.

Datenschutz: Ich sage nicht, dass der Datenschutz die Digitalisierung verhindert (auch, wenn die nervigen Cookie-Meldungen mir jetzt keinen großen Nutzen zu haben scheinen) (die DSGVO wurde sogar im Economist gelobt!), sondern das Vorschützen vermeintlicher Datenschutzprobleme, ob aus Inkompetenz oder Verweigerung.

Den Nexus zur inneren Sicherheit habe ich nicht verstanden, aber alles, was Du dazu schreibst, stimmt.

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Hallo Christian, danke für deinen Beitrag. Interessante Auswahl an Themen und aus meiner Sicht ein guter Start den „Lehren aus Corona“ schon einmal mehr Raum zu geben.
Ich fände noch ein Thema wichtig: Präsenz von Arbeitnehmer*innen im Unternehmen welche durchaus einen Teil ihrer Arbeitszeit auch von zu Hause aus effektiv verrichten könnten. Das sogenannte Homeoffice und die grundsätzliche (normative) Haltung von Arbeitgeberinnen und der Gesellschaft zum Thema Arbeit/Leistung/Kontrolle/Präsenz im Betrieb/Entlohnung. Was sind Mitarbeiterinnen? Sind sie die „modernen“ Sklaven welche einer Diktion aus Gesetzen zu folgen haben, sonst würden sie bei zu viel Freiheiten vermehrt Minderleistung zeigen?
Dazu würde ich mir grundlegende Studien wünschen. Hypothese: die laufende Pandemie begünstigt eine veränderte Haltungen (bei einem Teil der Gesellschaft) zum Themenkomplex Arbeit/Entlohnung/Arbeitsort/Arbeitsanwesenheit versus Mobile Office versus Home Office.

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Ergänzung:

  • unser soziales Sicherungssystem (v.a. gegen Arbeitslosigkeit, aber auch die Rentenversicherung) müssen im 21. Jahrhundert ankommen und sich der Realität stellen, dass ein relevanter Teil der Bevölkerung keine Angestellten oder Arbeiter sind (und auch nicht unbedingt werden wollen!!!), aber auch nicht so reich, dass man sie komplett vergessen kann.
    Insbesondere die Arbeitsagentur scheint außerdem primär eine Sanktionsbehörde zu sein (man lese mal deren Briefe) und die Lebenszeit von Mitarbeitern und Antragstellern für Verwaltungstätigkeiten verbrauchen zu wollen, als sie in wertstiftende Aktivitäten zu leiten.
    Ich bin kein Anhänger des BGEs, aber eine unbürokratische, steuerfinanzierte Grundsicherung für alle scheint mir eine erheblich bessere Lösung in jeder Hinsicht.

Die vielen Riester- und Rürup-Policen der Rente sind vielen nicht zugänglich, durch Provisionen belastet, und unterliegen keinen Richtlinien für nachhaltige Investitionen. Warum gibt es nicht einen Staatsfonds wie in Norwegen, Kalifornien und anderswo, der zu niedrigen Kosten in nachhaltige und innovative Unternehmen investiert und damit die Renten finanziert?

Ja und nein. Ein paar reale Beispiele:

  • Eine Schulleitung sagt mir, die könne keinen Videounterricht anordnen, wegen Datenschutz.
  • der Vertreter eines Vereins für Patientenschutz plädiert für die Speicherung der ePa auf dem Endgerät des Patienten
  • ein Bundesland (SH?) meint, es könne das Melderegister nicht verwenden, um seine Bürger*innen zur Impfung einzuladen
    -jemand aus Betrieb oder Schulklasse (habe ich beides erlebt) ist positiv getestet auf Corona und es herrscht die Meinung, man dürfe die Kontaktpersonen nicht warnen

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Schöne Beispiele, wo der Datenschutz als Schein-Argument gebracht wird um sich mit dem eigentlichen Problem und dessen Lösung nicht zu beschäftigen. Leider sehe ich darin aber kein Argument für weniger Datenschutz. Oder übersehe ich hier etwas?

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Ich bin auch nicht für weniger Datenschutz, nur für weniger Pseudo-DS und bessere Prioritäten.

Nein , kein valider Grund für weniger Datenschutz.
Es ist kein Argument um sich einer Lösung zu widersetzen. Eher die Bestätigung warum eine ordentliche Lösung länger dauert und mehr Geld kostet. Man hat sich lange in der bequemen Position ausgeruht „Es gibt ja Lösungen die funktionieren“

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Ist es nicht einfach so dass eine „datenschutzkonforme“ Digitalisierung eine funktionierende Form des Förderalismus in dem einfach keine politischen Anreize gegeben werden immer irgendein eigenes Ding durchzuziehen möglich, nur eben schwieriger sind?

Mit genug Willen, Fokus und einer Finanzierung die Personen die Möglichkeit gibt visionäre Konzepte nicht nur zu erstellen sondern wirklich umzusetzen könnte man das hinbekommen!

Meine Theorie wäre dass die Experten, die die Digitalisierungspläne der Bundesregierung vorantreiben eine ziemlich gute Verwendung für eine Finanzspritze ähnlich derer die im gefühlten Drei-Monats-Takt an VW und Daimler ausgeschüttet werden hätten…

Stattdessen kenne ich persönlich keine einzige IT Abteilung - weder in Betrieben noch Instituten oder auf Staatsebene die nicht gleichzeitig unterfinanziert und überlastet wäre… (Ich hab allerdings gehört sowas soll es geben und es soll wohl auch ganz gut funktionieren) :wink:

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Ich denke auch dass a) In Digitalisierung ohne Abhängigkeit von Staaten und b) in eine ordentliche Energiewende investiert werden sollte mit den Wirtschaftshilfen anstelle überholte und schädliche Dinge wie Kohle in Garzweiler und Erdgas wie Nordstream2 zu investieren.
Ob man nu den ebenfalls schädlichen Kreuzfahrt , Verbrenner und Flugverkehr so stark stützen muss wie an der Lufthansa gesehen is auch son Punkt.

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Klingt plausibel, aber ich kann zumindest im Bereich IT sagen, dass die Umsetzung eben selten trivial ist. Das liegt u.a. auch daran, dass wir uns alle immer schön auf die IT Produkte aus den USA verlassen haben. Die nun aber durch das Datenschutzraster der EU fallen. Und schon fehlen echte Alternativen. Hinzu kommt der Netzwerk-Effekt. Sind einmal genug Leute mit Produkt A, das zweifelsohne toll funktioniert, aber ben die DSGVO nicht erfüllt, vertraut und nutzen es, kommt man da selbst bei bestehenden Alternativen nur sehr schwer wieder von los.

Aber Datanschutz war ja nur ein Thema hier in dem Threat. Wichtig war mir nur zu betonen, dass der Slogan „Digitalisierung first, Bedenken second“ einfach goßer Käse ist, zumindest wenn sich die Bedenken auf Gesetzen und Verordnungen beziehen wie beim Datenschutz.

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Hier haben sich noch ein paar Leute inspiriert gefühlt, zu diesem Thread beizutragen :wink:

(Paywall)

Mir wäre es ein Anliegen, dass neben dem „am-ausgestreckten-Arm-verhungern-Lassen“ ganzer Branchen auch die direkten Kollateralschäden untersucht werden. Bei uns in Garatshausen am Starnberger See z.B. sind 18 Seniorinnen und Senioren innerhalb einer Woche nach der Impfung plötzlich verstorben, In Uhldingen am Bodensee sind von 40 Geimpften immerhin 16 innerhalb einer Woche verstorben. ich kenne noch parallele Fälle aus Miesbach, Küps, Lichtenfels, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Neubiberg und Kirchdorf. Aber statt da eine offizielle Untersuchung einzuleiten, betonen die zuständigen Stellen, dass da überhaupt kein Zusammenhang mit den Impfungen bestehen kann, dass das alles nur „unglückliche Zufälle“ seien.
Außerdem müsste meineserachtens dringend untersucht werden, warum in so vielen Einrichtungen, deren Bewohner vorher negativ getestet waren, nach der Impfung plötzlich sehr viele positive Testergebnisse auftreten und nicht nur das: die Geimpften bekommen sogar ausgeprägte Coronasymptome und sind möglicherweise sogar infektiös für andere! .
Eine objektive und ergebnisoffene Aufarbeitung solcher Fälle, auch in „pandemischen“ Zeiten, das müsste in Zukunft sichergestellt werden.
Dass sich die Politiker in einen Wahn verrannt haben und sich weigern, die wissenschaftlich längst widerlegten Annahmen, auf denen ihr gesamtes bisheriges Handeln fußt, fallen zu lassen und sich der Realität zu stellen, das ist das eigentlich Zentrum unser aller Leidens …
Mir fällt aber auch keine Lösung ein, wie da ein Augen-Öffnen erreicht werden könnte. Das psychologische Problem dabei ist, dass die Politiker mehr Angst vor einem Gesichtsverlust haben, als vor dem virus selbst und einem totalen Zusammenbruch der Wirtschaft.
Da wäre wohl das Mittel der Wahl: Angstreduzierung. Aber wie?

Es kann durchaus sein dass die Leute schon vorher infiziert waren und die Impfung zu spät kam um die Symptome ausreichend stark abzuschwächen.

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Pflegeberufe, aber unbedingt auch soziale Berufe bedürfen mehr Wertschätzung. Auch finanziell.

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Hallo Eis,
was möchtest Du mit Deiner Aussage sagen? „Es kann durchaus sein dass die Leute schon vorher infiziert waren und die Impfung zu spät kam um die Symptome ausreichend stark abzuschwächen“
Laut zuständigen Behörden (Gesundheitsamt, Landratsamt) wurden die Bewohner vorher getestet und hatten einen negativen Befund.
Es könnte ja sein, dass die Behörden die Unwahrheit gesagt haben und gar keine Testung im Vorfeld stattgefunden hat. Meinst Du das mit Deiner Aussage?
Oder meinst Du, dass die Tests so unzuverlässig sind, dass viele Infektionen vorlagen, die ohne Symptome waren und deshalb unerkannt geblieben sind? Dem steht die aktuell gültige Aussage der WHO sowie vieler internationaler Fachleute entgegen, die klar kommunizieren, dass Personen, die keine Symptome aufweisen auch nicht ansteckend sein können.
Was meinst Du dann wirklich?

Ich tendiere zu „die Viruslast war unter der Nachweisgrenze“.
Das Impfen zu Tod führt halte ich für eine steile These.