Lehramtstudium: Dual gestalten?

Das Thema „Duales Studium für Lehrkräfte“ wird immer mal wieder kurz medial angerissen, geht aber unter, da scheinbar die Thematik „Bildung“ generell wenig Interesse nach sich zieht. Scheinbar haben alle schon akzeptiert, dass es nicht gut aussieht…
Zu deinem Vorschlag: Ich selbst bin der festen Überzeugung, dass gerade die pädagogischen und didaktischen Konzepte an Schulen getestet werden müssten, da man sie ansonsten nur als theoretisches Konstrukt unter komplett unrealistischen Annahmen ansieht. Das hätte den Vorteil, dass ältere Lehrkräfte anderen Unterricht sehen und sich so auch mal weiterentwickeln würden… Allerdings habe ich auch festgestellt, dass die fachliche Tiefe der Lehrkräfte manchmal zu wünschen übrig lässt. Das heißt, dass sie zwar an den Universitäten und Hochschulen den Schulstoff wiederholen, allerdings nicht die größeren fachwissenschaftlichen Zusammenhänge inhaltlich sehen. (Hier spreche ich vor allem aus meinen persönlichen Erfahrungen und beziehe mich vor allem auf mathematische und physikalische Bildung. Beispiele könnte ich genug anbringen, will hier aber den Rahmen nicht sprengen.)
Ich sehe aber ein paar extremere Probleme mit dem dualen Studium, welche schwer zu lösen wären:

  1. Lehrkräfte gehen in Teilzeit wegen der hohen Belastung in der Schule, somit bringt ein finanzieller Anreiz um noch mehr zu arbeiten nichts (Stichwort Burnout). Außerdem verkennt man wie viel Aufwand ein Praktikant sein kann, wenn dieser auch unterrichten soll, da sie auch noch keine Noten geben dürfen und die Lehrpläne/Fachanforderungen eng gesteckt sind.
  2. Bei einem dualem Studium brauchen die Studierenden auch zwei Wohnungen oder müssten große Strecken pendeln, da Schulen nicht nur in Universitätsstädten existieren. Somit könnte ein solches Studium nur von Studenten mit gutsituierten Elternhäusern bestritten werden oder aber es wird in fußläufiger Nähe einer jeden Schule eine Wohnung für Lehramtsstudierende staatlich organisiert und bezahlt. Durch meinen Alltag an den Schulen, an denen wir finanziell schon um Kreide und Kopierpapier betteln müssen, sehe ich das als hoch illusorisch an. Und hier hätten wir ein riesiges Diversitätsproblem, dass auf uns zukommen würde, denn dann würden Menschen, die echte finanzielle Nöte nicht kennen an die Schulen kommen und nochmal mehr nach finanzieller Lage des Elternhauses die SchülerInnen sortieren (was ich selbst als Schüler aber auch als Lehrer in Konferenzen mehrfach erfahren durfte).
  3. Duales Studium bedeutet auch, dass die Studierenden immer mal da sind und immer mal nicht, sodass sie eher für die SchülerInnen zur Belastung werden. Jede Lehrkraft muss sich auf die SchülerInnen einer Lerngruppe einstellen und auch andersherum. Somit wären Studierende hier nur als Hilfskräfte einzusetzen, die in einem kognitiv aktivierenden Unterricht den SchülerInnen mit der leitenden Lehrkraft zusammen Denkanstöße gibt, jedoch sieht erstens die Realität anders aus (was ich hier schon beschrieben habe: Bildungspolitik am Abgrund) und je nach Aufgabenstellung kann ein vermeintlicher Tipp ein Vorsagen der Lösung werden, sodass der kognitiv aktivierende Unterricht durch gut gemeinte Tipps eher sabotiert wird.
    Ich persönlich bin auch der Meinung, dass das Lehramtsstudium gerade im pädagogischen und didaktischen Teil dual sein sollte und ich nehme auch jede/n Praktikanten/in oder Referendar/in in meinen Unterricht mit und versuche sie/ihn so gut es geht zu integrieren (Übertragung von Unterrichtsplanung, Halten von Stunden, SchülerInnenunterstützung, Materialenteilung, usw.)
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