LdN425 Geothermie

Kleine Korrektur. Ihr sprecht (ab1:05:00) davon, dass sie in Bayern bei der Beispielprojekt aus über 3000m Wasser bekommen, das über 120°C heiß ist und dass dieses über einen Wärmetauscher, also eine Wärmepumpe ins Netz eingespeist wird und erwähnt dann noch, dass diese Wärmepumpe einen Wirkungsgrad von 300% hat.

Ein Wärmeübertrager ist keine Wärmepumpe. Ich gehe davon aus, dass in diesem Projekt keine Wärmepumpe eingesetzt wird. Was man braucht sind „normale“ Pumpen, die Wasser in und aus der Tiefe fördern. Und auf deren Stromverbrauch bezieht sich vermutlich der Wirkungsgrad.
Wärmepumpen braucht man, wenn das Wasser nicht heiß genug ist (Flusswasser, Abwasser, Luft, Oberflächen Geothermie,…), um das Wasser „auf eine höhere Temperatur zu pumpen“.
Wärmeübertrager sind einfach Bauteile an denen Medien aneinander vorbeiströmen, ohne dass es einen Stoffaustausch gibt, sich aber Wärme überträgt, sich also eines der Medien erwärmt (idF Fernwärmeleitung) und das andere abkühlt (Wasser aus dem Bohrloch).

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Ich möchte auch ergänzen, dass die Gemeinde Grünwald bei München eine der reichsten, wenn nicht die reichste Kommune Deutschlands ist.
Auch wenn €200 Mio sehr viel Geld, auch für die Gemeinde Grünwald, ist, können sich das in Deutschland nur eine sehr überschaubare Anzahl der Kommunen leisten.

Das Grünwalder Modell ist keine Blaupause für andere Kommunen.

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Sagt Philip ja auch selbst: sauteuer.
Aber am Ende lohnt es sich bestimmt, wenn man bedenkt, dass auf der anderen Seite erhebliche Strafzahlungen auf EU-Ebene warten…

An dieser Stelle muss ich leider die Aussagen des „Experten“ kommentieren:

  1. Niemand bohrt heutzutage noch ernsthaft 50 m tiefe Erdsonden. Das wäre ein theoretischer Grenzfall, wo aus geologischen Gründen eine Bohrteufenbegrenzung besteht. Die meisten seriösen Bohrfirmen würden dann aber lieber garnicht bohren, weil der Temperaturgewinn zu gering ist.
    Entsprechend geht man standardmäßig 100-150 m, neuerdings aber auch eher tiefer, also 200-300 m, auch für Einfamilienhäuser. Mit modernen Bohrgeräten ist das kein großer Mehraufwand gegenüber geringen Teufen und entsprechend deutlich kosteneffizienter. Die 350 Bohrmeter, die der Kollege hier mit 7 Bohrungen abdecken will, kann man problemlos mit 2 Bohrungen erreichen.

  2. geht man nicht immer von der angenommenen Entzugsmenge in W/m aus, das sind Empfehlungswerte der VDI 4640, die für Bohrungen bis 100 m Tiefe berechnet wurden. Die 30 W/m sind hier für mäßige Bodenverhältnisse angegeben, bei guten Verhältnissen und größeren Teufen kann man schnell auch 40-60 W/m erreichen. Das 10 kW-Haus kommt hier häufig also auch schon mit einer einzigen 200-250 m tiefen Sonde aus (die Entzugsleistung ist ja nicht gleich der Heizleistung, sondern geringer um den Faktor der Jahresarbeitszahl).

  3. Wird hier von in den letzten Jahren durch erhöhte Nachfrage künstlich getriebenen Preisen ausgegangen. Die 45k sind aktuell je nach Region und Wettbewerb bis zu 50 % zu hoch gegriffen. Wir rechnen derzeit mit 70-90€ pro Bohrmeter (für alles, also Bohren, Sonde, Anschlussarbeiten etc.). Wenn ich hier 250 m mit 90 € ansetze, komme ich mit 22.500€ hin. Dazu kommt die Wärmepumpe, die aber günstiger ist als das Luftwärme-System, weil kein Außengerät installiert werden muss.

Klar - Geothermie kann im ungünstigen Fall (und bei schlechter Beratung bzw. schlechten Firmen, die das ausführen) deutlich teurer als eine Luft-Wärmepumpe. Es ist aber never ever so dramatisch viel teurer. Dazu kommt, dass die Effizienz deutlich besser ist und die Anlage auch wartungsärmer. Eine Erdsonde ist verschleißfrei und wird auf min. 50 Jahre ausgelegt. Außerdem steht kein Außengerät vor der Tür, das ist für viele auch schon ein Grund.

Unterm Strich ist einfach die Aussage von Philip, das sei im Privatbereich nicht sinnvoll, leider nicht richtig. Wie überall gibt es hier natürlich eine Bandbreite und es rechnet sich von Objekt zu Objekt unterschiedlich gut. Pauschal Geothermie für den Privatbereich abzuschreiben ist aber nichts anderes als Marketing für Heizungsbauer, die lieber das Geld für eine Luftwärmepumpe einstreichen wollen :slight_smile:

Quelle: Bin Geothermie-Planer für Gewerbeobjekte und arbeite mit zig Bohrunternehmen im norddeutschen Raum zusammen.

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Das Problem der hohen Investitionen für Privatpersonen könnte leichter gelöst werden als ihr es zunächst erscheinen lasst. Meine Eltern zum Beispiel planen mit Nachbarn eine Genossenschaft zu gründen, nach dem Vorbild von https://erdwaermedich.de/

Das Konzept ist simpel, ca. 10-20 HausbesitzerInnen in einer Straße reichen um die relativen Kosten pro Haushalt deutlich zu senken.

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Was Tiefengeothermie (also die Bohrungen mehrere 1000m ) angeht hab ich letztens gelesen, dass es hier an Personal und Gerät und Expertise mangelt, weil die Gas- und Ölförderzeiten in Deutschland schon zu lange her sind. Im Grunde brauche man aber ähnliche skills.

Und es wurde gesagt, dass die Finanzierung vor allem schwierig ist, weil das EEG z.B. nur den Strom aus Geothermieanlagen gefördert hat, nicht aber die Wärme. Das wichtige sei aber, wie die beiden auch sagen, eine Ausfallabsicherung bei Fehlbohrungen. Finanzgeber wie Pensionsfonds seien aber wohl an Projekten mit langer Laufzeit und geringer Rendite interessiert, weil Geothermie sehr sicher sei.
Trotzdem sollte man immer auch die Abwärmenutzung prüfen. Für 10-30 Mio für eine Bohrung kann man auch 10-30km Fernwärmeleitung aus dem Umland bauen.

Bin kein Experte für tiefe Geothermie, die beschriebenen Probleme sind aber logisch und die Kosten das, was man so hört.

Problematisch ist aus meiner Sicht aber wirklich, dass der gesamte Podcast-Abschnitt für Laien unnötig kompliziert tiefe und oberflächennahe Geothermie thematisch vermischt. Das sind zwei Tätigkeitsfelder, die obwohl vom Namen ähnlich, unterschiedlicher nicht sein könnten:
Kostenrahmen, Aufwand, Genehmigungen, Nutzen liegen in völlig verschiedenen Kategorien und der Überschneidungs-Bereich in der „mitteltiefen Geothermie“ ist klein.

Oberflächennahe Geothermie ist für Privathaushalte bis große Bürogebäude absolut gängig und je nach Anwendung etwas teurer als Luftwärme bis viel billiger. Oberflächennahe Geothermie kann z.B. auch Gebäude im Sommer quasi kostenlos kühlen, was gerade im Hinblick auf den Klimawandel sehr wichtig ist. Eine Anlage für z.B. ein Mehrparteien-Wohnhaus oder Bürogebäude, die auch die Kühlung abdeckt, kann sich im Vergleich zu Luftwärme und Klimaanlagen schon nach weniger als 10 Jahren amortisieren.

Von „sauteuer und nicht sinnvoll“ ist das meilenweit entfernt und ich finde das Framing durch das Experteninterview wirklich kritisch. Zumal Drees und Sommer als riesiges Planungsbüro erst seit letztem Jahr wirklich im Bereich Geothermie plant und für den hier besprochenen Privatbereich überhaupt nicht tätig ist. Mich würde sehr interessieren, wie die beiden an den Menschen geraten sind und warum nicht z.B. einfach die Pressestelle vom Bundesverband Geothermie befragt wurde. Da wäre sicher eine deutlich fundiertere Aussage gekommen.

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Nur weil eine Firma erst ein Jahr in dem Bereich tätig ist, heißt das ja nicht, dass die interviewte Person erst seit einem Jahr in dem Bereich tätig ist.
Ein Bundesverband als Lobbyorganisation sehe ich da nicht unbedingt als unabhängigere Quelle. Hier wären die Preise sicher etwas unterbewertet in der Tendenz.

Finde deinen anderen Punkt wichtiger. Fand auch, dass hier viel durcheinander ging. Daher auch mein Ausgangspost oben.
Eig geht’s hier ja um Fernwärme und tiefe Tiefengeothermie (3000m). Wo aus meiner Sicht auch noch das meiste bei den Rahmenbedingungen zu tun ist.
Daher wirkten, die Schwenks ins Eigenheim auch etwas unstrukturiert auf mich.

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Das große Problem war damals als ich mich wissenschaftlich mit dem Thema auseinandergesetzt habe das Fündigkeitsrisiko. Fündigkeitsrisiko bezieht sich dabei weniger auf die Wärme, sondern um die Frage, was ist da unten für ein Gestein? Ist dort ein poröses Gestein mit hoher Durchlässigkeit das von einem Aquifer durchströmt wird, sind das gute Voraussetzungen. Wenn dort unten jedoch einfach nur trocknes, dichtes Gestein ist, wird es sehr schwierig, denn man möchte die Wärme ja nicht nur aus dem Nahbereich, sondern aus einem möglichst großem Einzugsbereich. Solche Bohrungen oder mit anderen ungünstigen Gegebenheiten, z. B. quellendem Gestein, müssen dann aufgegeben werden, siehe das GENESIS Projekt der BGR.

Was dagegen hilft, ist aus meiner Sicht Masse. Man muss viele Projekte starten und dabei einkalkulieren, dass davon ein paar nichts werden. Eine Gemeinde kann das nicht, denn diese braucht nur ein Projekt. Wenn das scheitert, ist nicht nur viel Geld weg, sondern dann sind auch mehrere Jahre an Zeit weg. Der Bund müsste hier großflächig investieren, z. B. 100 Projekte. Das sind dann gleich einige Milliarden, aber wenn dann 5 % der Projekte nichts werden, sind das nur 5 % Verlust.

Mir kommen die genannten Zahlen auch sehr hoch. Ist jetzt ca. 20 Jahre her, dass meine Eltern auf Erdwärme umgestiegen sind. Aber die von dem Experten genannten Summen erscheinen mir sehr hoch, ebenso die 7 Bohrungen.

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Hatte zufällig ein paar Tage vor dem Podcast diesen Artikel vom Deutschlandfunk gelesen und fand den recht übersichtlich
Tiefe Geothermie: Zukunftsenergie mit Risiken

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Die Aussagen des „Experten“ kann ich leider auch nicht nachvollziehen. Ich habe im Bereich oberflächennahe Geothermie promoviert und ein Firma in dem Bereich mitgegründet. Hier ein paar Korrekturen:

  1. Die Entzugsleistung kann oft eher mit ca. 40-50 W/m angenommen werden. Tatsächlich ist der Begriff Entzugsleistung aber auch schwierig, da die Sonde keine konstante Leistung sondern eher eine Energiemenge bereitstellen kann. Für größere Projekte wird deshalb auch die Wärmeleitfähigkeit über ein Thermal Response Test gemessen und dann eine Simulationsrechnung durchgeführt statt eine feste Leistung anzunehmen.

  2. Für ein Einfamilienhaus reicht im Neubau oder nach Sanierung oft 6 kW Heizlast. Damit benötigt man ca. 4,5 kW Entzugsleistung (Wurde bei euch NICHT unterschieden) bei COP von 4 (den erreicht man auf jeden Fall). Damit kommt man auf ca. 100 m Erdwärmesonde. Kosten ca. 12.000 bis 15.000 €. Bei einem älteren Bestand oder Teilsanierung mit einer höheren Heizlast sind es dann ggf. 20.000 €, aber sicher nicht 50.000 €.

  3. Oberflächennahe Geothermie hat weitere Vorteile. Zum Beispiel kann man fast kostenlos kühlen im Sommer. Dafür muss man nur die Umwälzpumpe betreiben mit vernachlässigbarem Strombedarf. Für große Projekte mit hohem Kühlbedarf lohnt sich das wirtschaftlich sehr schnell.
    Außerdem gibt es Alternativen zu einer Bohrungen, z.b. Erdwärmekollektoren, die in nur 1 bis 2 m Tiefe verlegt werden und zum Teil günstiger sind. Weitere mögliche Wärmequellen sind Flüsse, Abwärme, Klärwerk, etc. die dann über ein sogenanntes kaltes Nahwärmenetz ein ganzes Quartier versorgen können.

Viele Grüße
Hauke

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Hallo zusammen, wir haben unser EFH in Münster im letzten Jahr auf Geothermie (2 x 130 m „Teufe“ :-)) umgestellt. Ganz kurz: die Investition ist natürlich höher (ca. 50 k), aber 1. haben wir nur die Hälfte der Kosten für Erdöl verbraucht und 2. haben wir der Umwelt ca. 7,5 t CO2 erspart (und uns die Kompensations-Kosten)… Bei Interesse kann ich gerne ausführlichere Zahlen schicken. Unsere Anlage hat die eingesetzten kWh Strom fast verfünffacht. Und noch eine Frage: gibt es einen „Ort“, an dem sich überzeugte „Wärmepumper“ vernetzen können, um anderen Menschen Support zu geben für diesen nicht ganz einfachen, aber wirkungsvollen Schritt?

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Toll, dass das Thema Tiefengeothermie mal in der Lage aufgegriffen wurde! Ich komme aus Landau in der Pfalz und bin mit zwei Geothermiekraftwerken vor der Haustür aufgewachsen, die politisch immer wieder heiß diskutiert waren. Einige Punkte, die Ich für technisch oder gesellschaftlich relevant halte, fanden in der Lage leider keine Erwähnung. Konkret habe ich folgende Punkte vermisst:

  1. Erdbeben: Der obere Rheingraben ist ein natürliches Erdbebengebiet. Bei der dort üblichen petrothermalen Geothermie können bestehende Spannungen im Gestein gelöst werden, was nach der Inbetriebnahme vorübergehend zu leichten Erdbeben führen kann. Dabei ist zu beachten, dass solche Beben zwar durch die Kraftwerke ausgelöst werden. Die Kraftwerke verursachen jedoch nicht die Spannungen im Gestein, sondern bauen diese ab und beugen somit langfristig weiteren Beben vor.

Das ist auch in Landau passiert. Nach der Inbetriebnahme des Geothermiekraftwerks wurden bei kleineren Erdbeben zahlreiche Gebäude beschädigt. Da die Bevölkerung nicht über die Chancen und Risiken aufgeklärt wurde und auch keine Gelder als Entschädigung bereitgestellt wurden, entwickelte sich großer Widerstand in der Bevölkerung. Anstatt das Projekt als Pionierarbeit und großen Erfolg zu bewerben, wurde es jahrelang totgeschwiegen und das Kraftwerk nur mit einem Bruchteil der möglichen Leistung gefahren, um weiterem Widerstand vorzubeugen.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig intensive Öffentlichkeitsarbeit, ganz besonders bei Tiefengeothermie, ist.

  1. Lithiumförderung: Im Oberrheingraben liegen mit die größten Lithiumreserven Europas. Diese bieten zudem enorme Vorteile gegenüber den meisten anderen, oberflächennahen Vorkommen:
  • Die Extraktion des Lithiums aus der Sole ist mit vergleichsweise geringem technischem und wirtschaftlichem Aufwand verbunden. Das macht Geothermie und Lithiumförderung im Rheingraben langfristig besonders wirtschaftlich.
  • Für dieses Förderverfahren ist kein zusätzliches Frischwasser erforderlich. Das macht es deutlich umweltschonender als den konventionellen Lithiumabbau.
  1. Wärmepumpen vs. Wärmetauscher: In der Folge wurde nicht sauber zwischen Wärmepumpen und Wärmetauschern unterschieden. Es handelt dich dabei jedoch um fundamental unterschiedliche Geräte/Funktionsprinzipien:
  • Eine (Kompressions-)Wärmepumpe nutzt Hilfsenergie mit hoher Exergie(Strom) und ein Medium für die Kompression/Expansion(z.B. Propan), um die sekundärseitige Temperatur deutlich über die Temperatur der Primärseite zu heben.
  • Ein Wärmetauscher (z.B. Plattenwärmetauscher) dagegen gleicht die primär- und sekundärseitigen Temperaturen an. Die sekundärseitige Austrittstemperatur kann maximal der primärseitigen Eintrittstemperatur entsprechen.

Während für die meisten Anwendungsfälle der oberflächennahen und mittleren Geothermie zusätzlich Wärmepumpen erforderlich sind, um die angestrebte sekundärseitige Temperatur zu erreichen, kann bei Tiefengeothermie mit Temperaturen von bis zu 130°C ein Wärmetauscher ausreichen. Vor diesem Hintergrund ist der von Phillip und Ulf verwendete Begriff der Arbeitszahl mit Vorsicht zu genießen, da es sich nicht mehr um die klar definierte Arbeitszahl einer Wärmepumpe, sondern um die System-Arbeitszahl handelt. Die Grenzen eines solchen Systems sind nicht einheitlich definiert.

Viele Grüße
Jonas

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Wenn das Gestein keine ausreichende Durchlässigkeit aufweist, kann man - analog zu Shale oder Tight Gas Feldern - mit Fracking nachhelfen. Während Tonstein relativ weich ist, ist bei Geothermie das Gestein oft sehr hart, z. B. Granit. Um diese Gesteine zu fracken benötigt man mehr Energie und diese wird auch schneller freigesetzt. Das kann zu Erdbeben führen und war auch das aus für das Geothermieprojekte. Weißt Du, ob das in Landau auch der Fall war?
Der Eingriff in den Untergrund ist bei der Geothermie im Allgemeinen nicht so groß wie bei der Förderung von Erdöl oder Erdgas wo der Druck einer gesamten Lagerstätte abgesenkt wird. Daher wundert mich das etwas, aber im Erdbebengebiet kann das natürlich möglich sein.

Danke für den Hinweis. Meines Erachtens müsste es noch an vielen Stellen ungenutzte Möglichkeiten für Geothermie geben. Die Hauptkosten werden durch die Bohrungen verursacht und genau diese kann man sich an vielen Orten sparen, z. B.:

  • Nachnutzung von alten Erdöl- oder Erdgasbohrungen. Die ist meist nicht tief genug, aber es gibt dafür einer gut durchlässige Lagerstätte. Zum Heizen sollte das reichen.
  • Es gibt auch eine größere Anzahl an Bergwerken in Deutschland. Dort sind es zwar nur moderate Temperaturen von max. 40°C, aber dafür benötigt man nur zwei isolierte Leitungen im Schacht.
  • Ehemalige Bergwerke können auch interessant sein. Diese sind evtl. geflutet, aber auch dann sind sie in der Lage etwas Wärme zu liefern, ähnlich zu einer oberflächennahen Geothermiebohrung.
  • Längere Tunnel können auch in Frage kommen.

Geothermie wird hier in Deutschland sicherlich stiefmütterlich behandelt. Von daher auf jeden Fall gut, dass das Thema in der Lage aufgegriffen wurde.

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Hi liebes Lage-Team,

nicht in Konkurrenz, sondern ergänzend könnte man auch das Thema Aquathermie nochmal aufgreifen.

Gerade in Bayern ist das ein wachsender Markt, der auch noch zusätzlich der Umwelt hilft.
Salmoniden und andere Fischbestände gehen zunehmend zurück, was nicht zuletzt mit der Wärme und daran gebundenen Sauerstoffsättigung des Wassers zu tun hat. Das eher am Rande.

Natürlich brauchen die Pumpen Strom, aber aus einer kWh Strom werden grob 4kWh Wärmeleistung gewonnen. Das ist dann an bestehenden Wasserkraftwerken nochmal extra interessant, wo auch Staubecken und andere günstige Faktoren (Reinigung des Flusses) eh schon stattfinden. Aber vor allem auch der Strom für die Pumpen direkt produziert wird.
Auch hier gibt es bereits erfolgreiche Konzepte, beispielsweise das Krankenhaus in Rosenheim, Bayern.

Der Verein Energiewende Oberland e.V. wäre da vermutlich ein guter Rechercheansatz wenn ihr das Thema auch nochmal angreifen wollt oder die IHK in München, der "Träger öffentlicher Belange Wasserkraft "ist zwar kein Experte, aber für das Thema gut vernetzt. oder an der TU in Braunschweig gibt es eine Arbeitsgruppe Reg Energien, die haben eine aktuelle Studie zu Wärmepotenzialen aus Aquathermie und das ist gerade im Niedertemperaturbereich enorm. Genauso enorm wie die bürokratischen Hürden :sweat_smile:

Als Impuls zum Thema sollte es aber nicht ungenannt bleiben. Die Gerätegungskosten sind zudem weit geringer als bei Geothermie. Aber eben auch der Temperaturbereich, der genutzt werden kann. Das ist aber offen gesagt nur industriell relevant, zum Heizen langt beides völlig aus.

Die Uni Braunschweig spricht von einem THEORETISCHEN Potenzial von 94% des Wärmebedarfs im Niedertemperaturbereich für Deutschland, 64% des Gesamtbedarfes und 35,8% dess Endenergiebedarfes.
Das wird wo nicht haltbar sein und ist nur das rechnerische Potential, aber auch nur die Hälfte davon, wäre ein großer Schritt nach vorn.
Und bei über 200.000 bestehenden Querbauwerken kann man ja da schonmal ansetzen und den bereits geschehen Eingriff in die Natur bestmöglich nutzen.

Sehr interessante Thematik jedenfalls in Ergänzung zur Geothermie, finde ich. vor allem auch, und das interessiert mich am meisten :grin:, es ist günstiger in der Gestehung und für mich als Verbraucher und man kann im Temperaturmix die teuren, hohen Temperaturen, die Energie aus Geothermie bedingt dazu liefern kann eher im Industriellen Sektor nutze , wo diese gebraucht werden und entlastet den Niedrigtemperaturbereich massiv. Ein guter Wärmemix kann dann sogar auch das künstlerische Monopol lokal etwas auflösen, da wo beispielsweise beides angeboten wird, um da nochmal kurz drauf zu tippen.

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Kann ich so direkt bestätigen.
Wir hatten 2018 ein EFH schlüsselfertig gebaut. Der Aufpreis von einer Gastherme zur Sole-Wasser-Wärmepumpe mit 3x 70m Bohrung war ~12200€ brutto abzüglich 4000€ Bafa Förderung.
Demnach gerade mal etwas mehr als 8000€ mehr, im Vergleich zur Gasheizung.
Heute, nach mehr als 5 Jahren, kann ich sagen dass wir, für ein Haus mit fast 200qm Wohnfläche, pro Jahr etwa 3000kWh Strom für den Wärmepumpen Kompressor brauchen. Die JAZ für die Heizung liegt immer über 5. Für das Brauchwasser etwas über 4,5.
Meine Vermutung: Unser Vorteil war wohl, dass wir dies gebaut haben, als Wärmepumpen noch nicht so sehr thematisiert wurden. Daher wohl auch noch normalere Preise :slight_smile:

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Leider ist es nicht so, dass Geothermie mit einer hohen Akzeptanz verbunden ist. In Deutschland sind wir gegen alles, was irgendwie neu und anders ist.

Ich wohne im „Geothermie Hotspot“ von Deutschland. Zusätzlich gibt es hier eine große Lithium-Lagerstätte, die man nebenbei klimaneutral und ohne Umweltbelastungen erschließen könnte.
Im ganzen Ort hängen Plakate gegen den „Erdbeben-Horror“, Lischtverschmutzung und was man sich sonst so alles ausdenken kann:

Obwohl viele unabhängiuge Experten vom KIT, Bergbauamt etc. die Bedenken entrkäften konnten, richtet die Politik ihr Fähnchen nach „den Sorgen der Bürger“ und bebaut mal schnell das hierfür in Frage kommende Grundstück mit einer FF-PV Anlage:

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Die Sorgen kommen ja aber auch nicht aus dem nichts. Es gibt nun mal die Horrorstories. Falls was schiefgeht ist’s nun mal eine Katastrophe. Und wenn die Wahrscheinlichkeit dafür so klein ist, dann kann man den Bürgern ja eine Versicherung geben, im Sinne von schenken, um die Sorgen auszuräumen. Die Versicherer werden bei einem Risiko von quasi null vermutlich auch zu geringen Beiträgen gewillt sein, so etwas anzubieten. Das Prinzip Gewinne privatisieren und Verluste auf die Gesellschaft abzuwälzen ist wohl gar nicht so beliebt wenn die Gesellschaft in dem Fall aus einer kleinen Gruppe von Menschen mit wirtschaftlichem Totalschaden besteht. Natürlich sinkt dann auch wieder der wirtschaftliche Nutzen, aber wie gesagt: wenn das Risiko so klein ist, dann wird das wohl aushandelbar sein. Es muss halt irgendwo ein Musterbeispiel geschaffen werden.

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Habt ihr Angebote zu LWWP eingeholt? Mich würde und wie der finanzielle Unterschied bei euch gewesen wäre und ob die leicht bessere JAZ sich langfristig rentiert. Vor allem wo die meisten Eigenheimler ohnehin 3/4 des Jahres kostengünstigen Strom vom Dach genießen.

Nein, wir hatten keine anderen Angebote eingeholt, da das ganze durch einen Generalunternehmer geplant und umgesetzt wurde (den ich auch heute sofort wieder beantragen würde). Meine Vorgabe war nur die Wärmepumpe da Gas oder Öl für mich nicht infrage gekommen wären.
Als der Aufpreis, abzüglich Förderung, von etwa 8000€ dann vorlag stellte sich die Frage LWWP oder SoleWP nicht mehr.
Es hat schließlich, neben der Effizienz, auch noch andere Vorteile. Z.B. fällt der Platz und Lärm des Außengerät weg. Auch lässt sich der Boden im Sommer durch das kalte Solewasser kühlen. Das braucht dann kaum Strom, da der WP Kompressor dafür gar nicht benötigt wird.

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