LdN422 - Mehrwertsteuersenkung Gastronomie

3 von deine 4 Punkten kann ich absolut nachvollziehen, dass es das wirtschaften als Betrieb nicht einfacher macht. Bei den 3 hätte aber eine Absenkung der MwSt keinen Effekt.

Der 4. Punkt ist halt eine sehr exklusive Sicht als Arbeitsgeber

Mindestlohn & Lohnabrechnungen: Seit Januar zahlen wir bereits 15 € pro Stunde, was absolut fair ist. Doch die Lohnnebenkosten und der Verwaltungsaufwand für kleine Betriebe sind enorm.

Und selbst hier muss man unterscheiden. Man kann sagen, 15€ ist das Maximum was wir als Betrieb leisten können, damit es sich trägt.
Zu behaupten, dass sei fair widerlegt die Aussage mit dem Trinkgeld.
Wäre es fair, wären Arbeitnehmer nicht auf Trinkgelder angewiesen.

Ich kenn die Diskussion aus dem Unternehmen wo ich beschäftigt bin, wir haben auch Mitarbeiter die Mindestlohn erhalten. Bei jeder Ankündigung der letzten Jahre, der Mindestlohn wird um einige Cent angehoben, wird ein Schreckensszenario an die Wand gemalt, was sich nicht mit den Zahlen auf dem Betriebskonten deckt.

Bitte fühl dich grundsätzlich nicht Missverstanden, ich denke die Politik kann im Bereich Bürokratie, Verwaltung einiges tun, damit vor allem kleiner Betriebe sich wieder mehr auf ihre Kernkompetenz fokussieren können.
Den Begriff „fair“ kann ich nicht im Ansatz mit Mindestlohn und knapp darüber verbinden.
Ich denken die meisten der Menschen die sich in diesem Gehaltsgefüge bewegen auch nicht, wenn gegen Monatsende nichts übrig bleibt, um Rücklagen zu bilden.

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Meiner Meinung nach ist es nicht die Aufgabe des Staates, Gastronomie und andere Konsumausgaben zu subventionieren.

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Ein Mindestlohn von 15 Euro für eine ungelernte Kraft finde ich in Ordnung.

Was die Subventionierung der Gastronomie durch den Steuerzahler angeht, würde mich hier eine Meinung interessieren. Warum wird Essen außer Haus mit 7 % besteuert, während ich als Gastronom 19 % zahlen muss, wenn Gäste vor Ort essen? Dasselbe gilt für Kaffee: Ein einfacher Kaffee wird mit 19 % besteuert, aber eine Kaffeespezialität wie ein Latte Macchiato wieder nur mit 7 %. Auch beim Catering gibt es diese Unterschiede – warum zahlt der Caterer 7 %, während ich 19 % abführen muss?

Und was oft vergessen wird, gerade bei Kleinbetrieben wie meinem, ist das, was ich tatsächlich verdiene. Wenn man die Stunden berechnet, das Risiko, den Arbeitsaufwand und und und, ist der Stundenlohn jetzt auch nicht besser als beim Mindestlohn. Damit will ich nicht sagen, dass ich härter arbeite als andere Branchen, aber es ist halt schon was anderes.

Ok klingt ja völlig anders wie fair. Und wie ich geschrieben habe, ich versteh auch, dass es für kleinere Betriebe gar nicht anders machbar ist.
Auch wenn ich fachfremd bin, ich denke nicht, dass eine MwSt-Senkung die Problem in den Gastrobetrieben löst, bei denen es nicht gut läuft.
Da wären Verbesserung bei den Punkte, die du in deinem ersten Post aufgezählt hast, wohl zielführender.

Das Glaubwürdigkeitsproblem, das Teile der Gastronomen gegenüber ihren Kunden haben, werden weder das eine noch das andere lösen.
Zufälligerweise hatte ich das Video vor paar Tagen dazu gesehen

Die Kommentare sind natürlich ausschließlich anekdotisch, aber sie bilden schon ein ziemlich deutliche Bild der Kunden auf die Gastronomie wieder.
Um das schlechte Bild einzufangen, fällt eine Senkung der MwSt eh zu klein aus.
Und die Wahrscheinlichkeit, dass diese überhaupt bei den Kunden ankommt ist realistischerweise doch ehr gen null, oder?

Und was oft vergessen wird, gerade bei Kleinbetrieben wie meinem, ist das, was ich tatsächlich verdiene. Wenn man die Stunden berechnet, das Risiko, den Arbeitsaufwand und und und, ist der Stundenlohn jetzt auch nicht besser als beim Mindestlohn. Damit will ich nicht sagen, dass ich härter arbeite als andere Branchen, aber es ist halt schon was anderes.

Da kann ich nur für mich sprechen, ich sehe das schon das das ein Knochenjob ist, wo ich auch nicht tauschen möchte, das gilt aber auch für das Personal in den Betrieben.
Hier muss sich dann aber auch jeder Gastronom ehrlich machen, ob es das ist was er machen möchte,
die Bedingungen worauf man sich einlässt sind ja weitestgehend bekannt.

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Mit der Logik muss man fortan aber auch den defizitären Betrieb von Bädern und anderen Freizeiteinrichtungen beenden.

Man triggert mit so einer Aussage aber die ohnehin vorhandenen Abstiegsängste.

Ob die Senkung der MwSt. wirklich der richtige Schritt wäre bezweifle ich auch, wahrscheinlich müsste man zielgerichteter vorgehen, aber es wäre wie weiter oben angemerkt ein Schritt der bei der breiten Masse wahrgenommen wird, anders als zielgerichtete Maßnahmen.

Bäder, Bibliotheken, Jugendzentren dienen dem Allgemeinwohl.

Der Gang zum Italiener ist mein Privatvergnügen.

Das ist die Logik.

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Ich sehe tatsächlich nicht den Unterschied für die Allgemeinheit. Auch der Badbesich zählt ja in den meisten Definitionen als Konsum.

Ob ich in meiner Freizeit jetzt ins Bad gehe oder in eine Gastwirtschaft ist doch quasi egal was mehr wert für die Gesellschaft hat hängt von individueller Beurteilung ab. Am Land ist die Wirtschaft oft zudem Begegnungsstätte.

Natürlich hat ein Bad erstmal mehr Wirkung in der Breite, dafür aber auch mehr Defizit als die MwSt Differenz eines einzelnen Lokals. Im falle des Bades meiner Heimatstadt sind es z.B. bis zu 3,5 Mio Defizit pro Jahr bei 13.000 Einwohnern.

Wie gesagt bin ich nicht unbedingt inhaltlich für die niedrigere MwSt., die Aussage Konsum dürfe gar nicht in irgendeiner Form subventioniert werden halte ich aber dennoch für falsch. Vor allem verstehe ich nicht wieso auf der einen Seite diese Aussage, dann aber doch wieder die Rechtfertigung es wäre ja Allgemeinwohl.

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Foodwatch kritisiert, dass die geplante Senkung der Umsatzsteuer wohl auf Lobby-Connections der Union zurückzuführen sein dürfte, insbesondere offenbar auf Großspenden ua von McDonalds:

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Das Essen ist nur das Nebenprodukt, um den Gast in dein Restaurant zu locken. Hier umgarnst du ihn mit exzellentem Service, einem Tisch, Toiletten und einer reizvollen Umgebung. Alles erzeugt zusätzliche Kosten und würde rechtfertigen, dafür auch entsprechend mehr zu verlangen. Das Problem ist das Anspruchsdenken diesen Service umsonst bekommen zu müssen, da man für 20€ eine Pizza und ein Bier bestellt hat.
Beim Caterer das gleiche: sobald er zusätzlichen Service bietet, zum Beispiel Geschirr und Besteck selbst mitbringt und dreckig wieder mitnimmt, werden es 19%.
Der Latte ist ein lobbyistischer Sonderfall, eben davon abhängig wie groß der Milchanteil ist.

Und was oft vergessen wird, gerade bei Kleinbetrieben wie meinem, ist das, was ich tatsächlich verdiene. Wenn man die Stunden berechnet, das Risiko, den Arbeitsaufwand und und und, ist der Stundenlohn jetzt auch nicht besser als beim Mindestlohn. Damit will ich nicht sagen, dass ich härter arbeite als andere Branchen, aber es ist halt schon was anderes.

Das kann ich nur bestätigen. Meine Festangestellten verdienen mehr als ich selber.

Ich frage mich eben, welche Stellschrauben man noch drehen kann, wenn:

  • der gastronomische Betrieb gut bis sehr gut besucht ist und gute Rezensionen hat
  • die Preise schon bis zur Schmerzgrenze angepasst wurden
  • die Qualität des Angebots stimmt
  • die Öffnungszeiten angepasst wurden

Ich finde kleine Unternehmen sollten schon eine Chance haben. Seit Covid bin ich durchgehend damit beschäftigt die Prozesse zu „optimieren“, um die steigenden Kosten zu decken, nicht aber um für notwendige Investitionen zu sparen.

Kann ja jeder mal in der eigenen Nachbarschaft in den Läden/Restaurants/Cafés fragen, wie die Lage so ist

Die Vorschriften zu

sind leider gerade in einer Branche notwendig, die notorisch bekannt ist für

  • Betrug bei der Bezahlung ihrer Mitarbeiter
  • Schwarzarbeit
  • Umsatzsteuer- und Ertragssteuerhinterziehung
  • Probleme im Bereich Frische und Hygiene

Ich will nicht sagen, dass es die Mehrheit ist, aber die schwarze Schafe haben offenbar so einen großen Anteil, dass das notwendig ist

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Die Frage ist ob es wirklich die niedrigere MwSt. wäre die hier die kleinen Betriebe deutlich entlastet, denn die wirkt ja auch bei den größeren Betrieben die Preise senken könnten.

Welche andere Stellschrauben wären denkbar wenn man gezielter fördern will?

Es ist immer ärgerlich, dass die Gastronomie unter Generalverdacht gestellt wird – das würde man bei einem Schuhmacher oder anderen Handwerksbetrieben nie tun.

Lass mich zwei Beispiele nennen: Finanzamt und Hygienevorschriften. Ich muss täglich mit einer speziellen Temperaturpistole jeden einzelnen Kühlschrank öffnen, die Temperatur messen und das Ganze protokollieren. Jeder Mitarbeiter braucht zudem ein Hygienezeugnis bzw. eine Hygienebelehrung. Ich weiß nicht, ob du das kennst, aber du gehst nicht irgendwo eine Stunde hin, wo dir jemand ein paar Dinge erklärt. Stattdessen setzt du dich in ein Kino oder gehst zum Gesundheitsamt, schaust dir eine halbe Stunde lang einen Film an und gehst wieder. Es spielt keine Rolle, ob du Deutsch sprichst oder nicht – Hauptsache, du zahlst die 20 Euro. Eine Hygienebelehrung sehe ich ja ein, und sie ist auch wichtig, aber das ist einfach nur Quatsch.

Mein Lieblingsbeispiel ist aber das Trinkgeld. Laut Finanzamt wäre es am besten, wenn der Kellner den Gast jedes Mal fragt: “Ist das für mich? Darf ich etwas teilen? Wie viel darf ich den anderen geben?” Ich als Inhaber darf gar kein Trinkgeld annehmen, sonst muss ich es versteuern. Ich darf es auch nicht selbst aufteilen. Das bedeutet, wenn ich abends den Laden abschließe, muss das ein anderer Kellner machen – weil ich ja theoretisch mit jemandem einen Deal machen könnte, damit er mehr Trinkgeld bekommt.

Was ich noch zu den Aussagen in der Folge hinzufügen möchte: Es wurde gesagt, die Gastronomen brauchen Fachkräfte und nicht eine Mehrwertsteuersenkung. Fakt ist aber, dass wir durch die Mehrwertsteuersenkung bessere Gehälter zahlen könnten. Damit wären wir nicht so sehr darauf angewiesen, dass Leute aus dem Ausland kommen, weil wir uns dann auch inländische Fachkräfte besser leisten könnten.

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Unwidersprochen, sollten sie bekommen.
Dafür gibt es ja Unterstützung für Neugründung, Jungunternehmer, Start-Ups etc.
Wie gut die sind, kann ich nicht beurteilen und somit auch nicht wo es notwendig ist nachzubessern.
Unterstützung kann man sich ja auch noch bei den zuständigen Kammern und Verbänden einholen.

Seit Covid bin ich durchgehend damit beschäftigt die Prozesse zu „optimieren“, um die steigenden Kosten zu decken, nicht aber um für notwendige Investitionen zu sparen.

Das meinte ich, mit sich ehrlich machen, ob dass dann zukunftsfähig ist.
Das ist einfach das unternehmerische Risiko, wo es für das Gelingen keine Garantie gibt, selbst wenn der Unternehmer als richtig macht, aber die Umstände einfach schlecht sind.
Und das meine ich auch vollkommen frei von Häme, ich war selbst mal Selbstständig und musst auch für mich diese Entscheidung treffen und hab mich nach langen Ringen entscheiden das zu beenden.
Und weiß, das ist in Deutschland stark mit einem Schuldeingeständnis behaftet. Amerikaner oder auch in meinem türkischen Freundeskreis gehen mit sowas anders um, das eine funktioniert nicht, dann planen die schon die nächste Unternehmung.

Es ist immer ärgerlich, dass die Gastronomie unter Generalverdacht gestellt wird – das würde man bei einem Schuhmacher oder anderen Handwerksbetrieben nie tun.

Grundsätzlich gibt es für viele Branchen spezifische Regeln, die Mitarbeiter und Kunden schützen sollen. Und auch andere Branchen haben mit Regulierung zu kämpfen, die schwarze Schafe verursacht haben.
Es gibt immer nur neue Regulierung, wenn Missstände bekannt werden.
Und alles was mit Lebensmittel zu tun hat, ist halt besonders kritisch und ich als Gast wünsche mir da sehr hohe Standards.
Ich greif deine Fall der Hygienebelehrung auf, ich musste diese auch machen, weil ich von Vereinsseite bei Veranstaltungen mal Essen und Getränke ausgebe. (Kostet in Hessen nur 10€ und kann online gemacht werden)
Seitdem achtet ich unbewusst darauf, wie die das handhaben.
Meine Erfahrung, mindestens 8 von 10 (egal ob selbst erlebt oder in Reportagen über die Gastronomie, Foodtrucks etc) geben mit den Einweghandschuhen Lebensmittel aus und rechnen gleichzeitig damit Bargeld ab, nach den Hygienebestimmung völlig inakzeptabel. Und ergänzend dazu, die Gesundheitsämter haben flächendecken gar nicht die Ressourcen, alle Betrieb und ausreichender zu kontrollieren.
Daraus folgt, das viele Missstände unaufgedeckt bleiben.

Was ich noch zu den Aussagen in der Folge hinzufügen möchte: Es wurde gesagt, die Gastronomen brauchen Fachkräfte und nicht eine Mehrwertsteuersenkung. Fakt ist aber, dass wir durch die Mehrwertsteuersenkung bessere Gehälter zahlen könnten. Damit wären wir nicht so sehr darauf angewiesen, dass Leute aus dem Ausland kommen, weil wir uns dann auch inländische Fachkräfte besser leisten könnten.

Wie realistisch ist das? Ich hab beruflich überwiegend mit Industrie, aber auch mit vielen anderen Branchen zu tun, fast alle suchen Fachkräfte. Kaum eine Branche zahlt so schlecht wie die Gastronomie.

Bestbezahlte Berufe 2022: Die höchsten Gehälter nach Branchen und Berufen - Bewerbungstraining.de.

Dazu kommen ja noch die spezielle Arbeitszeiten in der Gastronomie.

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Da möchte ich VPeters zustimmen. Ich bin auch Gastronomin (in München) und mich hat der sarkastische Vergleich ebenso getroffen. Bei der Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie geht es zuallererst einmal nicht - wie fälschlich dargestellt - um 7% Mehrwertsteuer auf Speisen und Getränke sondern nur auf Speisen. Und es bedeutet keinenfalls einen Vorteil, es ist eine Angleichung an den Satz, den auch Essenslieferanten, heiße Theken in Supermärkten und Baumärkten oder Supermärkte auf ihre Convenienceprodukte zahlen.
Die geringere Steuer käme auch nicht den ‚reichen Essengeher‘ zugute, sondern würden eine Dienstleistungsbranche unterstützen, in der viele Menschen mit eher kleinem Gehalt arbeiten. In der Regel sind es Klein- oder Kleinstbetriebe die in Konkurrenz zu steuerlich bevorteilten Essenslieferern arbeiten.
Gaststätten bieten aber deutlich mehr als Essen zu liefern, sie sind Teil unserer Kultur, Treffpunkt für die Menschen in den Stadtvierteln, Arbeitgeber für unterschiedlichste Menschen- mit und ohne Ausbildung oder Sprachkenntnissen.
Wir haben so viele Auflagen zu erfüllen und dann noch mehr Mehrwertsteuer?

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Eine wesentlich größere Sauerei ist das, wie man es bei den Versicherungen geregelt hat.
So sind Versicherungsbeiträge mehrwertsteuerbefreit, der Vertreter kann also keine Vorsteuer geltend machen. Statt Mehrwertsteuer fallen dann 19% Versicherungssteuer an.
Die Reduzierung bei der Gastro ist Klientelpolitik und natürlich muss man das auch so benennen.
Ansonsten erstaunlich wie freimütig hier alle zugeben, dass sie nicht vorhaben die Senkung an die Kunden weiter zu geben.

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Das finde ich überhaupt nicht bedenklich. Die Kund*innen sind am längeren Hebel. Wenn es dir zu teuer ist, gehst du nicht essen.

Ich gehe davon aus, dass das immer eine Gratwanderung ist in der Gastronomie: Wie weit kann ich den Gästen entgegenkommen mit den Preisen, ohne zu große Einbußen in der Qualität der Speisen und des Ambientes sowie ohne das Personal zu sehr zu reduzieren oder zu schlecht zu bezahlen.

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Was ja das Problem in der Gastronomie zu sein scheint, wenn der Umsatz zu gering ist. Vor allem finde ich bedenklich, wenn man die eigene Leistung mit Lieferdiensten gleich setzt. Wenn die Kunden also lieber sich das Essen nach Hause liefern lassen als Essen zu gehen - und das auch noch zum gleichen Preis, dann gibt es doch ein Problem im gebotenen Service?
Die gesparten Kosten für Getränke werden doch nicht der Grund sein?

Aus all den Beiträgen würde ich gerne mal eine Erwartungshaltung an die die Gastronomie zusammenfassen

  • Die Preise für Speisen sollen stabil bleiben und es auch Gästen mit mittleren und kleinen Gehältern erlauben essen zu gehen. Schnitzel mit Pommes für 20€ ist zuviel
  • Die Qualität muss gut sein und sollte sich im besten Fall wieder steigen, da sie in der Wahrnehmung der Gäste gefallen ist
  • Ein guter Service und ein schönes Ambiente wird erwartet
  • eine gute Arbeitsatmosphäre und faire Löhne für das Personal werden erwartet
  • Bei einer Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen vor Ort, sollten die Preise der Speisen von den Gastronomen dem entsprechend angepasst, also gesenkt werden. Die Gäste sollten profitieren.

Dem entgegen stehen steigende Kosten in fast allen Bereichen. Energie, Waren, Löhne und Lohnnebenkosten/ Sozialversicherung, Kassensysteme.

Ich sehe auf der Seite der Gastronom*innen keine Möglichkeit auf die steigenden Kosten zu reagieren, ohne dass die Erwartungshaltung der Gäste enttäuscht wird.

Digitale Lösungen verringern die Qualität des Ambientes, des Service/Kundenkontakt und des Personal, sparen aber Kosten im bereich Personal

  • Bsp. Bestellung am Tisch über Tablet

Die Expansion des Unternehmens, also die Eröffnung weiterer „Filialen“ würde auch Kosten einsparen, durch die Bündelung gleicher Prozesse. Gleichzeitig geht sie auch auf Kosten des Ambientes und sehr oft auch der Qualität. Ganz davon abgesehen, dass viele Gastronom*innen sich eine Vergrößerung nicht leisten können und eh schon über Investitionsstau klagen.

Also bleibt nur diese genannte Option
Unternehmer*innen im Bereich Gastro, die mit dieser verzwickten Situation nicht zurecht kommen, sollten schließen und sich umorientieren.

Das wird die Gatsro-Landschaft aber um einiges ärmer machen

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Das ist doch eher dem geänderten Lebensstil geschuldet. In meinem Umfeld lassen die Leute jedenfalls nicht liefern weil sie mit dem Service nicht zufrieden sind, sondern weil man das Bequem daheim konsumieren kann, dabei noch einen Film schauen und das alles in Jogginghose.

Und selbst wenn der Preis gleich ist. Wenn man zu zweit noch je zwei Getränke dazu nimmt, dann spart man daheim auch schnell nochmal 15 € und mehr.

Deswegen tun sich auch Betriebe die auf eine Kleine Zahl an Stammkundschaft angewiesen sind (Dorfwirshaus, Kiezkneipe, etc.) meist ziemlich schwer, während sich die Gastronomie die ein breites Publikum erreicht die nicht so oft kommen müssen (Gastro an Ausflugszielen, Eventgastronomie, Gastro in Innenstädten mit wechselndem Publikum) noch deutlich besser dasteht. Vor allem weil die Kunden da auch oft nicht so lange bleiben und Tische mehrfach vergeben werden können.

Bei uns in der Gegend tun sich die Dorfwirtshäuser mit großem Gastraum, Saal und Biergarten auch oft noch leicht, während die mit nur einem kleinen Gastraum meist schließen wenn der Wirt aus Altersgründen aufhört.

Deswegen glaube ich auch, dass Lösungen für die Gastronomie nicht mit der Gießkanne verteilt werden können. Wenn man das Dorfwirtshaus oder die Kiezkneipe als sozialen Treffpunkt retten will, dann reicht die Senkung der MwSt. sicherlich kaum aus, dann müsste man eher über einen generellen Zuschuss nachdenken oder über eine andere Form des Betriebs, z.B. durch einen Verein bei dem dann z.B. ehrenamtlich bedient wird (hatte bei uns über so ein Projekt mal gelesen).

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