LdN384 Lasst der FDP doch ihre E-Fuels

Der Widerstand gegen die e-Fuel Rhetorik ist doch schon deshalb sinnvoll, weil dadurch eine Eskalation dieser unsinnigen Denkrichtung hoffentlich unterbunden werden kann.

Die FDP und CDU argumentieren heute für „Technologieoffenheit“, also die Zulassung von Verbrennern, die nur mit e-Fuels betankt werden können, auch nach 2035.

Wenn sie damit durchkommen, dann wird die nächste Stufe gezündet: e-Fuels und fossile Treibstoffe lassen sich ja chemisch nicht unterscheiden und die Zusetzung von Markern und deren Erkennung im Auto sind ja unverhältnismäßige Kosten für die Hersteller, also sollten Verbrenner natürlich auch nach 2035 noch mit „normalem“ Benzin betankt werden dürfen. Aber natürlich will man ja das Klima schützen, e-Fuels sollten also am besten subventioniert werden, damit das dann „der Markt regelt“.

Und überhaupt, im Jahr 2032 wird diesen Parteien dann einfallen, dass ja niemand den Bürgern irgendwann gesagt hat, dass Benzin teuer wird und der 2 Jahre alte Verbrenner wohl bald für „den Normalverdiener“ nicht mehr erschwinglich ist. Gleichzeitig verfallen dann die Preise für gebrauchte Verbrenner, was „für die Mittelschicht“ enorme Verluste bringen wird. Also braucht es dann Subventionen an die (deutschen) Autohersteller und Autobesitzer, damit die den Wandel der Zeit auch mitgehen können.

Dumme Ideen sollte man schon im Ansatz unterbinden. Sonst wird es einfach nur immer dümmer.

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Warum sollte das passieren? Neuwagen mit Verbrennungsmotor werden ja nicht verboten sondern nur etwas verteuert.

Und für die Autohersteller sind Verbrennungsmotoren ein nach wie vor lohnendes Geschäft.

Meiner Meinung nach sagt die Autoindustrie nur deswegen, dass sie vom Verbrenner weg wollen, weil das ein gutes Image schafft. Und nebenbei schüren die Autokonzernesie damit bei den Verbrenner-Fans Angst und schaffen zusätzliche Ablehnungshaltung, was CDU und FDP natürlich in Wählerstimmen umzuwandeln versuchen.

Wer aber tatsächlich eine Verkehrswände voran bringen möchte, sollte dieses falsche Narrativ, das es ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr geben würde, nicht unterstützen und auch das entsprechende Wording (Verbrenner-Aus, Verbrenner-Verbot) ablehnen. Damit erzeugt man nur unnötige Ablehnungshaltung. Stattdessen könnte man von einem Verbrenner-Aufschlag oder CO2-Verteuerung reden.

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Ich hatte die Regelung so verstanden, dass ab 2035 nur noch solche Verbrenner zugelassen werden, die kein CO2 ausstoßen - also keine Fahrzeuge, die auf Erdöl oder Erdgas basierende Treibstoffe verwenden.

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So hatte ich das auch verstanden

Auf welche Regelung bzw. welchen Gesetzesentwurf beziehst du dich den?

Ich spreche von diesem Text aus dem Fit-for-55 Paket, der mMn auch immer als das angebliche Verbrenner-Verbot bezeichnet wird:

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:52021PC0556

Auszug:

„(5) Ab dem 1. Januar 2035 gelten die folgenden EU-weiten Flottenziele:

(a)a) für die durchschnittlichen Emissionen der Flotte neuer Personenkraftwagen, ein EU-weiter Flottenzielwert, der einer Verringerung des Ziels für das Jahr 2021 um 100 % entspricht und gemäß Anhang I Teil A Nummer 6.1.3 ermittelt wird;

Als Sanktion für ein Überschreiten der Flottenzielwerte sind nur Abgaben vorgesehen:

Die Einnahmen aus der Emissionsüberschreitungsabgabe, die von Herstellern zu zahlen sind, die ihre jährlichen Zielvorgaben für die spezifischen Emissionen überschreiten, …

Ich finde von einem Verbot kann man hier wirklich nicht sprechen.

Beim Verbot der FCKW-Kühlschränke wurden Haftstrafen für Herstellung und Vertrieb festgelegt. Das war ein echtes Verbot.

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Das ist aber doch völlig unabhängig von E-Fuels.

Wenn denen vor 2035 einfällt, dass man das Verbrenneraus kippen muss, dann wäre die Diskussion um e-fuels eh hinfällig.

Natürlich sind E-Fuels kein Quatsch. Ohne sie ist die Energiewende nicht machbar. ABER es ist totaler Quatsch, sie in Autos zu pumpen. Denn hier gibt es mit den E-Autos eine Alternative. Anders als bei Flugzeugen oder Schiffen. Diese sind auf E-Fuels angewiesen und jeder Liter E-Fuel, der in ein Auto anstatt in ein Flugzeug oder ein Schiff getankt wird, leistet der Energiewende einen Bärendienst.

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Ich habe auch den Überblick verloren. „Es geht nur um ein Flottenziel“, „eFuels sind ok“ und „auch eFuels sind nicht erlaubt“. Was gilt denn jetzt ab 2035?

Mein Verständnis war (die Regierung scheint was anderes gemeint zu haben): Entzieht man der Atmosphäre CO2, um daraus Treibstoff herzustellen, dessen Verbrennung der Atmosphäre nur so viel CO2 zuführt wie man vorher entfernt hat, und dessen Herstellungsprozess kein zusätzliches CO2 generiert, dann ist das OK.

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Gehen wir doch mal zur Quelle: https://www.europarl.europa.eu/topics/en/article/20221019STO44572/eu-ban-on-sale-of-new-petrol-and-diesel-cars-from-2035-explained

From 2035, all new cars that come on the market cannot emit any CO2. This is to ensure that by 2050, the transport sector can become carbon-neutral.

The new rules don’t mean that all cars on the road have to produce zero CO2 emissions by 2035. These rules don’t affect existing cars. If you buy a new car now, you can drive it until the end of its lifespan.

Es ist also ganz einfach: Autos, die ab 2035 erstmalig verkauft werden, dürfen kein CO2 emittieren. Alles andere ist ok. Autos mit Wasserstoff sind ok. Autos die vor 2035 erstmalig verkauft werden, dürfen so lange gefahren werden, wie man möchte. Sie dürfen auch als Gebrauchtwagen verkauft werden.

Da eFuels bei der Verbrennung im Motor CO2 produzieren sind Autos mit eFuel-Motor ab 2035 nicht mehr verkaufsfähig. eFuels sind also definitiv nicht ok (in einem Neuwagen ab 2035).

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Lag ich ja doch nicht so verkehrt

Sehr gut, da bin ich auch für.

Auf der Seite, die die verlinkt hast gibt es unten einen Link zu dieser EU-Seite:

The Parliament and EU countries reached an agreement on the final form of the rules in October 2022.

Auf dieser Seite gibt es dann diesen Link:

On 14 July 2021, as part of the ‚Fit for 55‘ package, the Commission presented a legislative proposal for a revision of the CO2 emission performance standards for new passenger cars and light commercial vehicles

Darüber kommt man zum eigentlichen Gesetzestext, den ich z.B. als HTML oben verlinkt habe. Und da steht dann nichts mehr von einem Verkaufsverbot oder ähnlichem.

Das in der Management Summary, die @ped verlinkt hat, etwas anderes steht, muss jeder für sich selbst bewerten.

Kannst du eine Stelle im Gesetzestext zitieren, die das belegt?

Bin jetzt nur bei der Bundesregierung hängen geblieben:

Verbrennermotoren ab 2035 nur im Betrieb CO2-frei | Bundesregierung.

Dort wird auch nur das Gesetzespaket Fit for 55 genannt, das ich oben im Gesetzestext zitiert habe.

Doch steht da, aber eben im Juristen-Sprech:

(5a) Ab dem 1. Januar 2035 gelten die folgenden EU-weiten Flottenziele: für die durchschnittlichen Emissionen der Flotte neuer Personenkraftwagen, ein EU-weiter Flottenzielwert, der einer Verringerung des Ziels für das Jahr 2021 um 100 % entspricht und gemäß Anhang I Teil A Nummer 6.1.3 ermittelt wird;

Hier auch der Link zum Gesetzestext auf Deutsch: L_2023110DE.01000501.xml

Ich interpretiere das mal so: Ab dem 1. Januar 2035 muss die Summe der Neuwagen eines Herstellers, die in der EU innerhalb einen Jahres verkauft werden, 100% weniger CO2 ausstoßen als noch 2021. „100% weniger“ ist ein sehr umständlicher Weg um „0 Gramm CO2“ zu sagen, denn egal wo der Wert 2021 noch lag: zieht man von ihm 100% ab, kommt man bei 0 raus.

Insofern würde ich der von mir verlinkten Zusammenfassung der EU und der von @Mike verlinkten Zusammenfassung der Bundesregierung mal einfach Glauben schenken: Nach dem aktuellen Gesetzestext sind eFuels ab 2035 nicht bei Neuwagen zugelassen.

Die EU-Kommission hat auf Druck der FDP zugesagt, zur Legalisierung von eFuels bei Neuwagen ab 2035 einen Vorschlag zu unterbreiten. Dieser müsste dann aber noch in einen Gesetzestext gegossen und vom Parlament, Rat und Kommission verabschiedet werden. Sonst gilt weiter die aktuelle Regelung und eFuels bleiben, wo sie hingehören: in den Tanks von Flugzeugen, Schiffen und LKW.

PS: auch der EU würden Synopsen gut tun. Denn der Gesetzestext ist einfach nur ein Änderungsprotokoll für eine 2019 verabschiedete Regulierung und damit tatsächlich extrem schlecht verständlich.

Kann man das nicht so verstehen, dass Verbrenner PKW mit integrierter Carbon-Capture-Lösung durchaus legitim wären?

Genauso ist mir nicht klar, ob die EU in einem solchen Szenario die Verbrennung von E-Fuels nicht mit 0-Emissionen bezüglich CO2 bilanziert. Hast du dazu auch Texte?

Sagen wir mal so: Das bietet bis 2035 noch einiges Potential für technologieoffene Lösungen.

Das ist im Grunde das gleiche Dokument, das ich oben auch verlinkt habe. Auch dort heißt es:

In Anwendung von Artikel 15 Absatz 5 der Verordnung (EU) 2019/631 wurde die Möglichkeit, die Einnahmen aus Abgaben wegen Emissionsüberschreitung …

Die genannte Verordnung kann man hier finden:
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32019R0631

Und dort findet sich dann auch eindeutig diese Formulierung:

Die Einhaltung der in dieser Verordnung festgesetzten Zielvorgaben durch die Hersteller sollte auf Unionsebene beurteilt werden. Die Hersteller, deren durchschnittliche spezifische CO2-Emissionen die gemäß dieser Verordnung zulässigen Werte überschreiten, sollten für jedes Kalenderjahr eine Abgabe für die Emissionsüberschreitung zahlen.

Eine Abgabe für Emissionsüberschreitung, die die Automobilindustrie ohne Probleme auf die Kunden umlegen kann, als wirksames „Verbrenner-Verbot“ zu bezeichnen erfordert schon sehr viel Naivität.

Solange es aber fossile Treibstoffe zu tanken gibt und die Technologie nicht ausschließt diese zu nutzen wäre eine 0-Emission in der Bilanz ja nicht sichergestellt.

Daher wären e-fuels ohne eine gesonderte Regelung, z.B. mit gefärbten fossilen Treibstoffen, keine Garantie für im Saldo co2 freien Betrieb.
Und selbst bei den E-Fuels selbst bräuchte es ja wiederum eine Garantie für eine co2-freie Herstellung.

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Im Grunde ist die Diskussion doch sehr spekulativ.

Wenn durch die steigende CO2-Bepreisung die fossilen Brennstoffe wie Benzin und Diesel sukzessive teurer werden, verlieren Verbrennerautos an Wirtschaftlichkeit.
Sofern es nicht anderweitig kompensiert wird.
E-Fuels mögen eine technische Lösung sein, die Frage ist ob sie dann günstiger sind als Benzin oder Diesel. Sonst ist es auch wieder unwirtschaftlich.
Zudem gäbe es mit e-Autos marktteife Alternativen.
Das wissen auch die Hersteller.
Somit wäre ein mögliches „verbot“ von Verbrenner -Neuzulassungen doch nichtmal ein entscheidender Aspekt. Oder?