Wohlwollender Faktencheck mit bisschen eigener Meinung
Im Forum ist ja schon einiges los in Bezug auf Meinungen und Diskussionen über Lügen und Falschaussagen im Interview.
Ich möchte ein wenig vom aktuellen Diskussionsmuster abweichen und mache hier einen Mini-Faktencheck.
Dabei versuche ich wohlwollend zu interpretieren.
„Wir sind das einzige Land weltweit“ würde ich so beispielsweise als „Wir sind eines der wenigen Länder“ aufnehmen.
Ich möchte mich hier auf Fakten und Zahlen konzentrieren.
Beispielsweise macht „Ich persönlich stehe für eine Politik, die mit gesundem Menschenverstand dafür Sorge trägt, dass wir uns wieder aufs Wesentliche konzentrieren.“ mit einer späteren Verteidigung des Verbots des Genderns für Menschen, die vom Staat bezahlt werden, in meinen Augen nicht so viel Sinn.
Aber das ist jetzt keine Tatsachenbehauptung, die sich irgendwie belegen lassen würde.
Meine Kommentare / Einschätzungen sind kursiv unter den jeweiligen Punkten zu finden.
Das betrifft insbesondere die Einschätzung, ob etwas „gelogen“ ist oder nicht.
Klimaschutz-Technologieoffenheit
„Ein Ziel zu formulieren, das gemeinsam technologieoffen anzugehen, das ist der Weg.
Schauen Sie sich doch nur mal an: Von 1990 bis jetzt haben wir über 40 % unseres CO2 eingespart, und zwar durch Technologieoffenheit.“
Das sind genau genommen zwei Behauptungen:
Erste Behauptung:
Ich komme in Bezug auf die Zahlen entgegen: Es wird hier behauptet, dass in Deutschland seit 1990 ca. 40% Kohlendioxid-Äquivalente eingespart wurden. (Für CO2 wären es bis 2022 36%-37%.)
Das ist soweit korrekt.
Zweite Behauptung
Der Grund für die Einsparung, oder zumindest der treibende Faktor sei die Technologieoffenheit.
Ich wüsste gar nicht, wie man das überhaupt belegen würde.
Wenn hier jemand einen Experten kennt oder Einsicht in verständliche Zahlen hat, würde ich mich sehr freuen.
Ich für meinen Teil würde aber festhalten wollen, dass gewisse Fortschritte explizit durch Gesetze erreicht wurden, die bestehende Technologien verbieten und daher zumindest in Teilen der Technologieoffenheit widersprechen.
Zum Beispiel wurde FCKW sehr effektiv verboten (nicht so relevant für CO2-Äquivalente).
Interessant aber auch im Beitrag vom Umweltbundesamt zu fluorierte Kohlenwasserstoffen, Schwefelhexafluorid und Stickstofftrifluorid (Treibhausgas-Emissionen in Deutschland | Umweltbundesamt):
„Die Emissionen sind von 2003 bis 2017 kontinuierlich gestiegen, zeigen aber nun einen deutlichen Abwärtstrend. Grund dafür sind wirksame gesetzliche Regelungen, welche die Verwendung der F-Gase limitieren.“
FDP lässt grüßen. Ich höre bei „Technologieoffenheit“ immer den Subtext „Ich formuliere ein Ziel und bin nicht verantwortlich, wenn es nicht erreicht wird“