LdN373 - WIP am Gericht

Hallo,

Ich bin etwas schockiert und frustriert nachdem ich die letzte LdN gehört habe. Für die AFD Verhandlung werden zwei Tage geplant; diese reichen - Überraschung, Überraschung - nicht und der nächste Verhandlungstermin muss jetzt erst mal ausgemacht werden?

Inhaltlich wird sich durch die Verzögerung nichts ändern (zumindest ist sie dadurch nicht gerechtfertigt). Prozessbedingt klang das jetzt auch nicht notwendig. Bleibt also eigentlich nur die zweite Erklärung: es werden sehr viele Prozesse vor Gericht parallel verhandelt.

Da stellt sich für mich schon die Frage warum? Seit „the Goal“ ist ja eigentlich die Lehrmeinung, dass Work in Progress (und nichts anderes ist der Prozess ja) mehr Nachteile als Vorteile hat; massive Kosten erzeugt, die Planbarkeit verringert und den Throughput allgemein reduziert. Weshalb wird also vor Gericht nicht einfach 15 Tage hintereinander für den Prozess angesetzt und wenn er schneller geht, ein anderer vorgezogen?

So zögert sich alles per Monate hinweg; vor Urteilsverkündung wurde genau Null Mehrwert geschaffen und es müssen sich alle alle paar Wochen neu in den Fall einarbeiten und Resorucen einplanen.

Kennt jemand den Hintergrund, weswegen dieses parallele Abarbeiten von Fällen bevorzugt wird?

2 „Gefällt mir“

Wenn ich das richtig verstehe (bin kein Jurist) dann sind alle Prozesse ein gigantisches Scheduling-Problem. Du hast mindestens 3 Parteien: Richter, Anklage, Verteidigung die jeweils auch noch aus mehreren Personen bestehen können (2. Anwalt zum Beispiel).

Keiner von denen ist frei planbar, da ja alle auch noch an anderen Prozessen beteiligt sind. Also selbst wenn du die Richter quasi frei hättest mit deinem Vorschlag, würde das ja noch lange nicht für den Staatsanwalt und die Verteidigung gelten.

Plant man jetzt großzügig mehr Tage ein, und braucht die am Ende nicht, waren die Leute für andere Verfahren nicht planbar, haben jetzt also alle Leerlauf. Denn die können ja jetzt wiederum Ihre nächsten Verfahren nicht umplanen, weil da auch jeweils wieder 2 andere Parteien mitspielen müssen.

Jetzt könnten wir natürlich sagen, wir machen fixe Pärchen aus Richter, Staatsanwalt und Verteidigung die immer gemeinsam die Prozesse abarbeiten. Wäre sicher sehr effizient, aber hätte mit einem Rechtsstaat wohl nicht mehr zu tun.

Ich verstehe, dass es schwierig ist Termine zu finden - aber gerade dann sollte doch ein längerer Termin von Vorteil sein. Der nächste Prozess muss vermutlich auch nicht unbedingt vorgezogen werden falls dass das Problem ist - Ich bin sicher, dass RichterInnen ausreichend Schreibtischthemen haben, die in dem Fall angegangen werden könnten.

Wenn man sich anschaut, was für Ressourcen verwendet werden müssen um so ein Prozess über Monate am Laufen zu halten, würde es mich wundern wenn das unterm Strich nicht die Effizienz steigern würde. Und - wenn man durch sinnlose Anträge den Prozess nicht um Monate, sondern nur um Tage, verzögern würde, würden sicherlich einige Anträge ihren Reiz verlieren.

1 „Gefällt mir“

Für mich ist hier ein klares Versagen des Gerichts zu erkennen. Man musste doch wohl wissen, welche destruktiven Tricks die AfD benutzen würde, um das Verfahren maximal auszubremsen und zu blockieren. Wie man sieht war es ja keine große Kunst 2 Tage Verhandlung quasi als große Zeitverschwendung zu gestalten. Man müsste doch meinen, dass Profis Termine und Verhandlungsdauer ansetzen, leider in diesem Fall wohl ehr nicht. Wieder mal konnte die AfD den Rechtsstaat am Nasenring durch die Manege führen, richtig enttäuschend.