Hi,
Ich beschäftige mich schon seit einer Weile beruflich (Forschung) mit dem Thema Wärmeplanung bzw wie man gute Eingangsdaten dafür bekommt. Entsprechend hat mich das Lage-Kapitel zum Gesetz sehr interessiert und ich finds klasse, dass dem so viel Zeit gewidmet wurde.
Mein Fazit ist ungefähr so wie das in der Lage (gemischt gute Gesetz, aber wenigstens geht’s los), nur ein paar Kommentare hätte ich zu dem Konfliktfeld Wärmepumpe, Kommune, Stadtwerke und Anschluss- und Benutzungszwang.
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Aber vorher noch was allgemeines zum Thema „50 % Wärme“, mit dem eingeleitet wurde, ich hatte das schon mal angemerkt: das ist zu einem sehr großen Teil keine Raum- und Warmwasserwärme, sondern Prozesswärme der Industrie. Und auch für die muss die Wärmeplanung eine Lösung vorsehen. Das geht in der öffentlichen Diskussion meistens unter, ist aber für den Klimaschutz unfassbar relevant. Ein Beispiel: In einer der vier Beispielgemeinden aus der Bottom-Up-Studie des Fraunhofer ISE (Burg in Sachsen-Anhalt) ist der Gasverbrauch der örtliche Fabrik um Größenordnungen höher als der der Privathaushalte.
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Anschluss- und Benutzungszwang: In der Lage hieß es, dass VKU und Co. sich diese Anschlusszwänge wünschen würden. Leider konnte ich die Quelle wegen Paywall nicht lesen. Mein Eindruck von privaten und öffentlichen Aussagen auf vielen Veranstaltungen ist aber, dass die meisten Stadtwerke dem eigentlich eher skeptisch gegenüberstehen, denn: Die Erzeugungskapazität ist in der Regel knapp und das Tempo, in dem die Fernwärme ausgebaut werden müsste, fast unrealistisch hoch. Man ist also eher froh um jedes Gebiet, das anderweitig erschlossen werden kann. Dazu kommt, dass aktuell auch die Nachfrage nach neuen Anschlüssen in bestehenden Netzgebieten oft nicht bedient werden kann, weil das Netz ausgelastet ist.
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Wärmepumpen: Ich weiß nicht, ob das so gewollt war, aber bei mir entstand beim Hören der Eindruck, alle Leute würden sich fröhlich weiter Gasheizungen einbauen, wenn sie in einem Wasserstoffnetzgebiet liegen. Das halte ich angesichts der Preisentwicklung von Erdgas und Wärmepumpen und dem technischen Fortschritt bei WPs für unrealistisch. Dort, wo genug Platz für Wärmepumpen ist, wird schon bald kaum jemand mehr eine neue Gasheizung einbauen.
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Alle Kommunalvertreter:innen, mit denen ich gesprochen habe - zumal die, die aktiv die Wärmepläne verantworten bzw., was der Regelfall ist, an Planungsbüros vergeben - sorgen sich zuvorderst um eine bezahlbare und klimafreundliche Versorgung. Die Einnahmen der Gasnetze sind natürlich ein Thema, aber: die werden ja eh wegbrechen, wo Wärmepumpen gehen, siehe 3.