Ich glaube, niemand unterstellt bösen Willen.
Wenn es bezahlbare Wohnungen zu Hauf gäbe, würden alle Mieter bis auf sehr wenige Einzelfälle (die mit bösem Willen) schon aus eigenem Interesse ausziehen, sobald das bestehende Mietverhältnis aufgekündigt oder sonst belastet ist, insb. wenn eine Umzugskostenpauschale dabei rausspringt.
Nun ist das aber nicht so. Wohnungssuche ist immer anstrengend, psychisch belastend und heutzutage ziemlich sicher mit hohen Folgekosten im Sinne einer höheren Miete in der neuen Wohnung verbunden. Diese Strapazen der mitunter aussichtslosen Wohnungssuche sind für viele Menschen wesentlich belastender, als der drollige Vermieter, der ab und an mal nachfragt, wie’s ausschaut. Dann spielen die Anwälte mit rein, die Mieterrechte bis zum Exzess ausnutzen und dabei Anstand und abwägenden Menschenverstand außer Acht lassen, sodass sich die gepamperten Mandanten sogar noch im Recht fühlen. Dieselben Anwälte haben zeitgleich natürlich andere Fälle, wo sie auf Vermieterseite das gleiche Spiel spielen. Ein sich selbst erhaltendes System.
Und ja, noch mal oben drauf kommt bei manchem Menschen das, was auch hier in wenigen Beiträgen rauszuhören war: Die unterschwellige Meinung, dass der Vermieter ja eh ein Bonze ist, den zu ärgern ein bisschen robinhoody ist.
Es ist ja nicht so, dass man als Vermieter kein Verständnis für die schwierige Situation hätte, aber gerade bei der (berechtigten) Eigenbedarfskündigung muss man doch einsehen, dass dem Vermieter genau dieselbe strapaziöse Wohnungssuche auferlegt wird, obwohl ihm die gewünschte Wohnung gehört und obwohl er auf diese nach ordentlicher Kündigung auch einen Anspruch hat. Hier mag man wieder annehmen, der Vermieter hätte bessere Karten bei der Suche, weil er ja Mieteinnahmen vorweisen kann. Unabhängig davon, dass Eigentumswohnungen oft kreditfinanziert sind und die Mieteinnahmen die Raten gar nicht decken, ist das Gegenteil der Fall: Da er ja eigentlich weiterhin sein Eigentum bewohnen möchte, wird er sich von Haus aus hart tun, zumal die Neuvermietung auch nichts Angenehmes ist, was der Vermieter der Ersatzwohnung nach ein paar Monaten schon wieder machen möchte.
Bei Aktienanlagen wird ja immer darauf hingewiesen, dass man nur Geld einsetzen soll, das man eigentlich übrig hat; dasselbe gilt halt mittlerweile für Mietwohnungen. Wenn auch nur ein Hauch von Eigenbedarf am Horizont erkennbar ist: Keine Vermietung zu Wohnzwecken.
Es ist leider eine crux. Aber ich bin überzeugt, dass Mieterrechte lang genug gestärkt wurden und jetzt mal wieder die Vermieterseite dran wäre. Insbesondere deshalb, weil massive, politisch gewollte Kostensteigerungen die beschriebene Situation befeuern.