Ich finde die Einschätzung von Marcel Fratzscher interessant, dass eine Einführung vom Industriestrompreis (oder Brückenstrompreis) zu einer Erhöhung für alle anderen, die diesen Preis nicht beziehen dürfen führen wird.
Ich arbeite in der chemischen Industrie und bin durch die Gewerkschaft etwas einseitig informiert, aber mir leuchten dort die Argumente ein.
In eurem Podcast habt ihr darüber gesprochen, dass die Strompreis in D ja garnicht sooo schlecht im Vergleich in Europa liegen, aber diese Grafik lässt einen schon stutzig werden:
Zusammengefasst ist meine Meinung:
Wenn wir es diesen großen wichtigen Industriezweigen, die in alle anderen Verarbeitungsbereiche der deutschen Industrie gehen nicht attraktiv genug machen, in D zu bleiben, werden Entscheidung wie von BASF nach China zu expandieren kein Einzelfall bleiben.
dann wäre die Konsequenz:
Weltweite Emissionen würden stärker ansteigen, da Fertigung in Ländern mit weniger Regulationen/anderen Energiemixen dadurch schon mehr CO² erzeugen würden.
Aber was noch viel mehr dazu kommt:
Durch Fertigung im Ausland kämen noch große Transportwege dazu, welche zusätzlich CO² emittieren.
Die wirtschaftlichen Folgen für eine beginnende Deindustrialisierung in D wurden hier nicht ausreichend beleuchtet meine ich.
Solange man auf den industriellen Prozess nicht verzichten kann, sondern ihn nur in der Welt verlagert, sollte man auch dafür sorgen, dass dieser Prozess möglichst im eigenen Land stattfindet, da die wirtschaftliche Verknüpfung in alle anderen Wirtschaftszweige in Deutschland hereinragt.
Ich würde dir in der Analyse Recht geben, dass zu hohe Strompreise den Standort Deutschland für energieintensive Unternehmen weniger attraktiv machen und die Gefahr von Abwanderung befördern. Allerdings halte ich den Ansatz, als Reaktion mal wieder nach Gutsherrenart Geld zu verteilen nicht förderlich.
Fairness: Bspw. bei Hart aber fair (Ab ca. Minute 53 hier macht eine Bäckerin deutlich, was eine solche Verteilung für Konsequenzen hat: Große Unternehmen bekommen billigen Strom, eine kleine Bäckerei in Deutschland aber nicht, weil nicht im internationalen Wettbewerb. Dass sich die Frau Dröge hier bis auf die Knochen blamiert, ist symptomatisch. Dann hat der Starbucks gegenüber nicht nur eine effektive Steuerlast von 1% - was ebenfalls eine Frechheit ist - sondern auch noch geringere Strompreise.
Werden andere mehr belastet? Das Marktargument von Ulf und Philip in der letzten Folge finde ich da durchaus nachvollziehbar. Selbst wenn keiner mehr verbraucht und es steuerfinanziert ist belastet es erst einmal alle, auch Privatleute (Nettoeffekt jedoch unklar).
Meine Vermutung ist, dass die SPD hier Klientelpolitik für Gewerkschaften - die ja in großen Unternehmen mehr vertreten sind - macht, da nur große, international agierende Unternehmen berücksichtigt werden sollen.
Aus meiner Sicht brauchen wir ein anderes Grundverständnis und das Ziel, gute Standortfaktoren für alle Unternehmen zu schaffen, bspw. indem wir zunächst mal für alle die Stromsteuern und -abgaben senken. Daneben müssen aber auch die anderen relevanten Standortfaktoren wie Bürokratie, Migration, Rechtssicherheit („wenn wir regieren ändern wir alles wieder“), etc. mal weniger stiefmütterlich angegangen werden!
Ich habe mal kurz den Artikel angelesen und dann hat mich eine Frage getroffen:
Ja der Strom in den USA mag günstiger sein, aber gibt’s dann den Transport von dem Aluminium nach Deutschland eigentlich gratis?
Die Frage hat mich sowieso schon im Supermarkt des öfteren beschäftigt, wie es sein kann dass ein importiertes Produkt billiger ist als ein einheimisches (da mehr das Gemüse aus Spanien)
Respektive auch warum der Spargel der aus Sachsen oder Westdeutschland nach Berlin gekarrt wurde billiger war als der der aus den Anbaugebieten am Rand der Stadt gekommen ist.
Da kann man also nichtmal unbedingt so groß Lohnunterschiede oder Unterschiede in den Regularien anführen.
ja das ärgert mich bei Rindersteaks aus Sonstwo auch extrem, wenn man bedenkt, dass der Bauer eigentlich nur um die Ecke wohnt.
Ich denke, das liegt daran, dass der Transport aktuell noch spottbillig ist. (Im Vergleich zu dem Warenwert)
These:
Transportkosten global zu erhöhen, würde den Weltmarkt zwar einschränken, aber dafür lokale Industrie weltweit wieder ansteigen lassen.
Allerdings:
Welches Exportland (wie China) hätte an so einem Schritt Interesse?