ich bin seit langem Fan der LdN und schätze Eure vielseitige Betrachtung und gute Recherche normal sehr. Deshalb hat es mich ein wenig verwundert, dass so unkritisch über den Prozess des Deutsch-Französischen Freundschaftstickets berichtet wurde: Ja, die Idee ist tatsächlich super. Auch, dass Wissing etwas halbwegs progressives auf den Weg gebracht hat, freut mich unironisch sehr. Aber die Umsetzung - naja. Ich selbst bin antragsberechtigt und war um Punkt 10 auf der Website. Beziehungsweise ich habe es versucht. Denn die Infrastruktur brach um 09:59 zusammen, die Website war einfach nicht mehr erreichbar. Ich versuchte es immer weiter und aktualisierte die Seite zuerst mehrmals die Minute, schließlich irgendwann alle 5-10 Minuten. Und siehe da, Mühe zahlt sich aus: Gegen 16 Uhr konnte ich tatsächlich die Website aufrufen - doch alle Tickets waren bereits vergeben, so der Hinweis. Genauso wie mir ging es JEDER anderen u27 Person, mit der ich bisher darüber gesprochen habe.
Das alles wäre kacke, ja. Aber das für mich eigentlich politisch schlimme, ist das folgende: Trotz 200€-Einmahlzahlungsfiasko und vermeintlicher Digitalkompetenz bei der FDP und im BMDV, kam niemand auf die Idee, dass es ein Problem sein könnte, wenn bis zu 8,5 Millionen Antragsberechtigte gleichzeitig versuchen, auf die Website zuzugreifen (abzüglich Schüler*innen, es war schließlich während der Schulzeit). Ein Losverfahren nach einer gewissen Registrierzeit hätte das verhindert und wäre deutlich fairer gewesen. Aber dass dann auch vonseiten Eurail, BMDV, Deutscher Bahn und MCI absolut keine Kommunkation kam, war für viele von uns eine komplette red flag.
Nach Pandemie, fehlender Einbindung in politische Prozesse, marodem Schulsystem, ewigen Diskussionen über Wehrpflicht und fehlendem Klimaschutz wären Einmalzahlung und Freundschaftsticket eine Möglichkeit gewesen, uns zu zeigen, dass wir der Politik nicht egal sind - jetzt bleibt leider nur das Gegenteil im Gedächtnis.
Sorry für den langen rant, danke trotzdem für die Folge und Euren Journalismus!
Ich schließe mich der Kritik an der Organisation an. (Die Lage ist natürlich nicht dafür verantwortlich.)
Es ist jedenfalls wirklich frustrierend für die vielen Berechtigten, die umsonst vor der Webseite gehangen und viel Zeit für nichts verloren haben. Es tut mir wirklich leid für die jungen Leute.
Nur 30000 Tickets für alle bis27jährigen Deutschen. Ist das wirklich lobenswert oder nur ein PR-Trick?
Ich wäre anstelle der jungen Leute total frustriert.
Die Technik so aufzumotzen, dass sie mit so einem Ansturm klar kommt, lohnt sich leider nur, wenn man regelmäßig mit solchen Anstürmen rechnet, sonst hat man einfach massiv überdimensionierte und damit unwirtschaftliche Server im Keller stehen. Und Lösungen wie Google / Amazon-Cloud gehen vermutlich aus Datenschutzgründen nicht.
In diesem Sinne wäre ein Losverfahren definitiv sinnvoller und fairer gewesen.
Das Argument hört man oft, aber seine Gültigkeit ist sehr fraglich. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Microsoft Azure Dienste in Europa für den öffentlichen Sektor und Regierungen betreibt. In denen sind zusätzliche Layer eingeführt um umfassenden Datenschutz sicherzustellen.
Machbar wäre eine Cloud-basierte Lösung sicher schon heute. Aber ob die öffentliche IT die passenden Fertigkeiten mitbringt? Cloudbetrieb braucht vor allem im Bereich IT Security andere Fähigkeiten als der Betrieb von On-Prem Systemen (Server im Keller).
Witzigerweise scheint es über die französische Seite bessee funktioniert zu haben, wenn auch nur leicht besser. Aber wie schon die Kommunikation vom Ministerium gezeigt hat wird hier gar keine Verantwortung übernommen. Mit dem zynismus mit dem kommuniziert wurse hat man sich ziemlich zurecht einen Shitstorm eingehandelt. Ich kann durchaus verstehen dass man es als demütigend empfindet 4 bis 5 stunden lang eine seite neuzuladen, gerade auch wer die preise der sncf kennt wird wissen das so ein ticket einem schon recht viel hätter ermöglichen können.
Aber 30K Tickets pro Land ist schon auch albern wenig. Zusammen mit dem Kulturpass beschleicht einen ein wenig dass Gefühl dass die Regierung auf Stimmenkauf geht mit lächerlichen einmal geschenken.
Als wir nachgeschaut haben, hat der Server wunderbar funktioniert, allerdings hat er da auch nur noch die Meldung ausgeworfen, dass schon alle Tickets vergeben sind …
Ja! Auch aus einer sozialen Perspektive (eyes on you, fdp): wer Montags um 10 in Schule, Uni oder Arbeit ist, hat sofort verloren. Da kann mir doch niemand erzählen, dass das fairer sei.
Wirkt tatsächlich so, als ob es ein PR-Trick ist. Mir war nicht bewusst, dass es sich bei der Aktion nur um 30.000 Tickets handelt. Das ist wirklich sehr wenig. Tut mir leid für alle die keins bekommen haben und berechtigt gewesen wären.
Ich schließe mich der Kritik an. Als junge Person, die bisher kaum aktive Berührungspunkte mit dem Thema Élysée-Vertrag hatte und dem Ganzen positiv-neutral gegenüberstand, hat mich die Vergabe der Freundschaftspässe negativ beeinflusst. Ich bin mir sicher, dass es anderen ähnlich erging. Die Art und Weise, wie die Vergabe organisiert wurde, wirkte auf mich fahrlässig und fast schon verspottend. Ich finde es bedauerlich, dass diese Problematik in der Folge nicht ausreichend behandelt wurde, obwohl ich den Rest der Folge wie immer gerne gehört habe.