LdN337 - Demografischer Wandel: Bildungsgerechtigkeit & Immigration zusammen diskutieren

Vielen Dank für eure immer spannenden und toll aufbereiten Inhalte!

Mir ist es ein wichtiges Anliegen euch eine Ergänzung mitzugeben zur Immigrationsdebatte (in eurer Folge 337). Das ist gleichzeitig ein Themenvorschlag für die Zukunft.

Leider wird Immigration nie (!) zusammen diskutiert mit Bildungsgerechtigkeit. D.h. es ist sicher richtig, dass wir Zuwanderung brauchen und dafür einen guten gesetzlichen Rahmen schaffen müssen. Gleichzeitig erlauben wir es uns als Gesellschaft aber 20% unserer Kinder und Jugendlichen so schlecht zu bilden, dass sie nicht einmal die niedrigsten Standards in Basiskompetenzen wie Lesen & Schreiben und Rechnen erreichen (siehe internationale Vergleichsstudien z.b. der OECD für 15 Jährige). D.h. viele dieser Kinder und Jugendlichen sind nicht anschlussfähig an den Arbeitsmarkt und werden von einer aktiven Mitgestaltung unserer Gesellschaft ausgeschlossen.

Ich fände es extrem wichtig, dass vor dem Hintergrund des demografischen Wandels nicht nur von Einwanderung gesprochen wird, sondern in Verbindung damit auch endlich darüber, dass unser Bildungssystem vielfach versagt und wir endlich für mehr Chancengerechtigkeit in Deutschland sorgen müssen. Davon würden wir alle profitieren.

Ich höre euch immer gerne und würde mich sehr darüber freuen, wenn ihr diese beiden Debatten zusammen bringt und damit einen Stein ins Rollen bringt, den auch andere aufgreifen.

3 „Gefällt mir“

Hart formuliert: Für den Arbeitsmarkt ist es gut das es geringqualifizierte Personen gibt, weil wer macht sonst die Niedriglohnjobs „freiwillig“?

Ja, provozierend, aber leider nicht abwegig.

Zum einen ist im Bereich Bildung natürlich die immer noch offene Frage, wie man alle Schüler und Schülerinnen bezogen auf ihre individuelle Leistungsfähigkeit zu einer tragfähigen beruflichen Perspektive führt. Da ist unser jetziges Bildungssystem denkbar ungeignet, da es zu sehr auf Standardisierung setzt.

Zudem ist auch die Gruppe der Langzeitarbeitslosen zu betrachten. Hier reicht eine bezahlte Qualifizierung, die man über ein komplizierzes Formblatt beantragen kann, nicht aus.
Wir haben hier Menschen, die wahrnehmen, das die Gesellschaft sie nicht braucht und will. Die seit Monaten oder Jahren ohne Tagesstruktur zu Hause sind, psychische Folgen dadurch haben und bei denen oft komplexe gesundheitliche Probleme vorliegen. Also oft weit weg vom Arbeitsmarkt sind.
Wie gehen wir mit denen um?

Zudem wie in der Lage geschildert die Probleme bei der Aufnahme ausländischer Fachkräfte, was Sprache und Bürokratie angeht.

Wenn dazu das Eltern werden an Attraktivität verliert, wird es langsam kritisch…

Ich sehe aktuell nicht den politischen Willen, hier substanzielle Veränderungen überhaupt angehen zu wollen.

Eher dieses „es wird sich schon regeln, hat sich immer irgendwie geregelt“…

Das gilt natürlich auch in die andere Richtung, nur nicht zu unserem Vorteil. Fefe hatte neulich zwei Videos von einem Mathe-Prof. zur Bildungssituation in Deutschland. Darin fällt folgendes Zitat:

Eine Reihe von Firmen… mit denen ich gesprochen habe, laden für fachlich herausfordernde Positionen keine deutschen Bewerber mehr ein… Eine gute Machematik-Ausbildung ist ein so gewaltiger Wettbewerbsvorteil, dass Bewerbungen aus Deutschland postwendend zurück geschickt werden.

Der Professor vergleicht in dem ersten Video deutsche Abschlussprüfungen mit Universitätsaufnahmeprüfungen aus Indien und China. Im zweiten Video bespricht er die Reaktionen, die er erhalten hat.

1 „Gefällt mir“

Ich denke aus dem Interview der aktuellen Folge ging gut heraus, dass gute Arbeitsbedingungen nicht nur ein Anreiz zur Einwanderung, sondern auch gesellschaftlichen Nutzen haben. Hohe Löhne stärken einerseits die Wirtschaft, schließt die Schere zwischen arm und reich (damit stärkt es auch die Demokratie) und sorgt für immensen Druck produktiver zu werden. Ineffektive Jobs, die sich nur bei niedrigster Bezahlung lohnen fallen weg. Und das ist ebenfalls hilfreich, wenn uns Arbeitskräfte fehlen.
Bildung und Ausbildung sind da von zentraler Bedeutung, um den Arbeitsmarkt flexibler den Herausforderungen anzupassen, daher stimme ich Alex4 zu, dass diese Themen Hand in Hand gehen.
Hier kann man sicher auch viel von 2015 und den Folgejahren bis heute über bestehende Hürden lernen.