LdN325 LehrerInnenmangel - Abordnung an Behörden

Vielen Dank für das Aufgreifen dieses Themas, das ich für sehr wichtig halte.
Mir fehlte im Podcast noch ein wesentlicher Aspekt, der - zumindest hier in Bayern - nicht zu verachten ist: Die Abordnung von Lehrer*innen an Behörden (Kultusministerium, Bezirksregierungen, Fortbildungsakademien, …). Die meisten der dort zu besetzenden Stellen, werden durch Lehrkräfte besetzt. Das hat zum Teil natürlich seine Berechtigung, führt aber auch dazu, dass zum Beispiel IT-Projekte nicht von Codern, sondern von ambitionierten Lehrern umgesetzt werden (die sicherlich ihr bestes geben, aber halt aus einer ganz anderen Ecke kommen) oder große Organisationseinheiten von Religionslehrkräften geleitet werden.
Es wäre evtl. auch sinnvoll, hier Quereinstiege zu ermöglichen, und dadurch die gelernten Fachkräfte bei den Kindern und Jugendlichen zu lassen.
Zumindest klingt das für mich vernünftiger als die aktuelle Praxis - siehe das Abwerben von anderen Bundesländern oder die #imherzenlehrer Kampagne…

Viele Grüße

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Das Phänomen, das du beschreibst kann ich so für Hessen bestätigen.
Die Problematik gerade im Bereich der Coder sehe ich halt darin, dass der Staat bei weitem nicht soviel bezahlt wie eine Firma in der freien Wirtschaft…

Das Thema Lehrermangel ist im Podcast sehr gut beschrieben.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich vor meinem Masch-Bau. Studium mich auch für den Lehrerberuf (Mathe, Physik, Metalltechnik) interessiert, da mich mein damaliger Mathe und Technik Lehrer darauf angesprochen hatte. Daraufhin bin ich zu zwei Universitäten zu Abendveranstaltungen gegangen. Damals (2002) haben beide Unis in der Veranstaltung die Lehrpläne im Vergleich zum Masch-Bau Studium präsentiert. Das Ergebnis, im Prinzip wird ein Grundstudium im Masch- Bau gemacht, plus Erziehungswissenschaften und ein Hauptstudium im weitergehende Vertiefungen in Physik, Mathe, Technik. Daraufhin kam aus dem Publikum sofort die Frage, warum diese Ausbildung solche tiefgehende Inhalte in den Fächern haben würde, wobei diese Inhalte niemals zur Anwendung kommen würden. „Wir wollen ein hohes Niveau an den Schulen.“ war die Antwort.

Im Anschluss wurden Vorteile des Lehrerberufes präsentiert. Wirklich alle im Saal waren geschockt über Gehälter und Aufstiegschancen. Im Vergleich (damals wie heute) zu den Vergütungen in der Freien Wirtschaft ist es einfach lächerlich. Am Anfang (ersten 5 Jahre) sieht es noch ausgewogen aus, aber danach geht die Schere, je nach Karriere, weit auseinander. Und das Argument mit Verbeamtung und Pension ist der Arbeitsplatz sicher, hat damals schon nicht gezogen und ist heute einfach lächerlich.

Darum sehe ich nur eine Lösung bei MINT Fächern. Lehrergehälter dramatisch in diesen Fächern anheben und von den anderen Fächern entkoppeln.
Dazu sollte unbedingt der Lehrinhalt an den Universitäten in den MINT Fächern an die spätere Schulausbildung angepasst werden.

Das ist die Frage. Viele Abordnungen sind A13 aufwärts und das wäre (Pension etc eingerechnet) durchaus auch ein spannendes Codergehalt. Dazu muss noch bedacht werden, dass ein Profi evtl für viele Aufgaben wesentlich weniger Zeit benötigen würde.
Und dass es nicht ums Geld geht, sondern darum, mehr Lehrer*innen im Beruf zu halten (das war ja eigentlich der Aufhänger)…

Viele Grüße

Das mag durchaus so sein, aber ich denke lieber ein unterdurchschnittlicher Coder als ein Lehrer in Selbststudium.

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Mal abgesehen davon, dass so eine monetäre Mehrklassengesellschaft im Lehrerzimmer kaum für ein gutes Betriebsklima sorgen dürfte, würde ich zu aus deiner Schilderung zum gegenteiligen Schluss kommen: die Studieninhalte auf das Maß reduzieren, was wirklich in der Schule gebraucht wird. Und keine Konkurrenz zur freien Wirtschaft zu suchen, die gerade im MINT-Bereich weder möglich noch wünschenswert ist. Oder sollen Physik-Lehrer demnächst wie Richter oder Uni-Professoren bezahlt werden? Und die Top Absolventen mit Master-Abschluss oder Promotion sollten doch eher in der Wirtschaft zur Wertschöpfung beitragen.

Insgesamt würde ich den Beamten Status von Lehrern generell abschaffen. Nicht um Geld zu sparen, Lehrer sollten immer noch ein Äquivalent zum A13/A14 Niveau der Beamten heraus bekommen (was nebenbei auch alles andere als wenig ist). Aber es würde das starre Erfordernis eine fünfjährigen Studiums plus Referendariat beseitigen.

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Ein Oberstudienrat (Besoldungsgruppe A14) verdient wegen der aufsteigenden Besoldung „hinten raus“ mehr als ein W2-Prof an der Uni (zumindest hier im RLP) und ich behaupte, die Chancen als Lehrer Oberrat zu werden, stehen deutlich besser als ne W2-Professur zu besetzen.

Danke für die Info. Das spricht ebensowenig für eine zu geringe Entlohnung wie der vergleichsweise hohe Anteil an Teilzeitmodellen unter Lehrern/Lehrerinnen. Wobei das wiederum auch an der hohen Belastung liegt, so dass vielen Lehrkräften die finanziellen Einbußen als das kleinere Übel erscheinen.

Dann verlieren die MINT- Lehrerberufe aber weiter an Attraktivität und absenken kann man schon bei Mathe, Physik und Chemie, aber soviel absenken ist dann auch nicht drin.
Außerdem besteht immer die Konkurrenz zur freien Wirtschaft, zumindest während des Studiums.
Persönlich finde ich es nicht schlimm, wenn unterschiedliche Bezahlung vorliegt. Auch in der Freien Wirtschaft werden unterschiedliche Qualifikationen unterschiedlich bezahlt.