Ich denke @blaubaer will darauf hinaus, dass der Iran nur deshalb jetzt „nah an der Bombe“ ist, also das Atomwaffenprogramm signifikant fortgesetzt hat, weil der damalige Iran-Deal durch die Trump-Regierung einseitig aufgekündigt wurde. Und dem würde ich mich anschließen.
Für den Iran gab es nur zwei mögliche Wege:
a) Eine Öffnung zum Rest der Welt, durch welche die Sanktionen wegfallen und dem Iran - ähnlich wie andere islamische Länder wie Saudi-Arabien, trotz großer Menschenrechtsverletzungen - eine halbwegs sichere Zukunft ermöglicht wird.
b) Eine Orientierung an Russland und China mit dem Ziel, durch ein Atomwaffenprogramm „unangreifbar“ zu werden, dafür zu akzeptieren, dass die westlichen Sanktionen dauerhaft anhalten und somit Handel nur mit Russland, Indien, China und co. möglich sein wird.
Der Atomdeal hat das Ziel a) verfolgt. Da die USA tatsächlich, völlig verantwortungslos, einseitig und ohne klare Verfehlungen des Iran, davon zurückgetreten sind, blieb dem Iran nur Option b) offen. Und deshalb ist der Iran heute „nah an der Bombe“ und liefert als einziges Land der Welt bewiesenermaßen Waffen an Russland.
Daher stimme ich @blaubaer zu, dass das Fehlverhalten der Trump-Administration das öffentliche Ansehen der USA im Hinblick auf ihre Vertragstreue massiv geschadet hat. Elementare internationale Verträge wie der Iran-Deal werden in Zukunft dadurch noch schwieriger, denn die Länder, um die es geht, müssen quasi fordern, dass es strikte Austrittsklauseln in solchen Verträgen gibt, denen die USA wiederum nicht zustimmen werden. Daher: Die USA werden weiterhin darauf pochen, sich nicht vertraglich haftbar zu machen und fordern, dass man ihrem Wort vertraut, aber die anderen Vertragspartner wissen genau, wenn wieder jemand wie Trump an die Macht kommt, verliert das Wort der Vorgängerregierung jede Bedeutung.
Die USA würden daher gut daran tun, sich wie der Rest der Welt an das Wort der Vorgängerregierung gebunden zu sehen, wenn sie wollen, dass ihrem Wort vertraut wird. Aktuell dürfte die internationale Gemeinschaft sehr zurückhaltend sein, im Hinblick auf die anstehenden Wahlen, den USA zu viel Vertrauen zu schenken. Das ist ja auch ein Erklärungsansatz, warum es den europäischen Ländern so wichtig ist, dass die USA im Ukraine-Konflikt den Takt angeben…