LdN322 Verkehrswende „Anne Will“ & warum das Dienstwagenprivileg verteidigt wird

Die Rechnung halte ich für falsch. Mit meinen Daten komme ich dort aufgerundet auf 112% bei dem verlinkten Rechner. Du hast soweit ich das sehe einfach auf die 40k€ netto für den Wagen dann 5% aufgeschlagen um die 105% abzubilden. Das ist mMn falsch gerechnet. Die 5% oder bei mir 12% sind die AG-Anteile zur Renten- & Arbeitslosen-, Kranken- und Pflege-Versicherung, also Sozialabgaben und keine Lohnsteuer. Da entgeht dem Staat also nichts, sondern den Versicherungen. Wenn Du den von Dir verlinkten Rechner benutzt, dann zählt der Lohnsteueranteil bei Dir multipliziert mit der Anzahl an Monaten bis Du die 40k€ netto verdienst hast. Und falls Du besonders gut verdienst noch der Solidaritätszuschlag.

Des weiteren machst Du nur einen Stichtagsvergleich zum Kaufdatum. Wenn Du es vergleichen willst, dann solltest Du eine Betrachtung auf realistischer Zeitachse, z.B. 4 Jahre machen und diese Zeit die 1% + 0,03% * Km zu Arbeit, die als gwV vom Firmenwagenfahrer zu zahlen sind, dagegen rechnen. Zu guter Letzt hast Du dann ja nach 4 Jahren noch einen kalkulatorischen Wiederverkaufspreis = Restwert des Wagens. Den müsstest Du noch von den 40k€ Kaufpreis abziehen und dürfest Deine Steuer nur auf diese Differenz berechnen. Ansonsten vergleichst Du genauso Äpfel mit Bratwürsten wie Ulf & Philip es getan haben, als sie Firmenwagen-Leasing mit Privatwagen-Kauf verglichen haben.

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Das führen des Fahrtenbuches bring Dir ja ein Auto. Zudem ließe sich das super easy automatisieren, Fahrzeug trackt die Fahrten, das Zeiterfassungssystem des Arbeitgebers die Arbeitszeiten. Beide Datensätze synchronisieren ergibt die Trennung von privaten und beruflichen Fahrten.

Das war Kern meines Arguments, zum Zeitpunkt des Kaufes als Privatmann sind bereits nennenswert Steuern geflossen:

Ja so kommen die etwa 600€ Netto Kosten für den Angestellten (AN) zustande.

Öhm nein. Wenn Sie einen Leasinggeber kennen, der einen Mercedes GLC für 600 Euro Brutto im Monat ohne Anzahlung rausgibt, dann bitte Nachricht an mich.

Das ist doch eines der Probleme. Ein Arbeitgeber kann seinen Angestellten für Netto 500€, zum Beispiel einen gut ausgestatteten Passat leasen. Wenn er dem Angestellten stattdessen 500 Euro mehr bezahlt, dann kommen Netto 250€ beim Angestellten an und dieser kann sich dann für Brutto 250€ einen Polo leasen.

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Hast du in deiner Rechnung denn auch berücksichtigt, dass man bei seinem Privatwagen Benzin, Steuer, Versicherung, TÜV und Werkstatt-Kosten alles selbst bezahlt? Da kommt ja auch einiges zusammen und mWn wird das bei Dienstwagen idR von der Firma gezahlt.

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Über 4 oder 5 Jahre, wenn ich mich nicht irre.
Ja, inkl. jeder kleinsten Rechnung, von Versicherung und Sprit bis hin zu Radwechsel und Garage. Wobei die Garage muss ich weiterhin bezahlen. Kann mir die Rechnung tatsächlich gut in Kategorien eingeteilt anzeigen lassen (Excel).
Es war ein junger gebrauchter 1er BMW. Jetzt als Dienstwagen fahre ich nichts fancy, aber dafür neu und größer.

Die LdN323 konzentriert sich auf die 1 % Regel. Dass es noch weitere Subventionen für das Autofahren gibt, wird angesprochen, aber das hätte den Block sehr unübersichtlich gemacht. Ich nehme hier keine Beiträge mehr auf, die in der Lage bewusst ausgeklammert worden sind, weil sie vom Problem nur ablenken. Macht dafür bitte eigene Themen auf.

Kommt drauf an.
Ich hatte die Wahl zwischen 1% Regelung oder Fahrtenbuch als Nachweis dass ich den vollgepackten Servicetransporter nicht privat nutze.

Ich hab mich für das Fahrtenbuch entschieden da der Transporter zu privaten Nutzung untauglich war.

Die Zeit die ich für das Fahrtenbuch brauchte war Arbeitszeit. Der AG hat mich also dafür bezahlt nachzuweisen dass ich nicht privat unterwegs bin.

Was will man mehr?

Für manche scheint es fast unvorstellbar, aber es gibt in Deutschland nicht nur Angestellte in Konzernen. Es gibt alleine knapp 1.5 Millionen selbständige Freiberufler, die ihre Arbeitszeit nicht mit Fahrtenbuch führen verplempern können.
Wenn man weniger dicke Karren auf der Straße haben will, warum nicht eine preisliche Obergrenze einführen. Luxus kann dann nicht mehr als Betriebsausgabe angerechnet werden.

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Für manche scheint es fast unvorstellbar, aber es gibt im Jahr 2023 durchaus technische Möglichkeiten, Fahrtenbücher vollautomatisch führen zu lassen. Selbst in Deutschland muss dazu niemand mehr ein Papierbüchlein vollkritzeln.

Beweis: mehrere Postings in diesem Thread von Personen, die von eben diesen Möglichkeiten praktisch berichten.

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Echt, die Software trägt vollautomatisch Zweck der Fahrt und Kunde ein? Und wenn man dann allen das Fahrtenbuch vorschreibt, gibt es weniger und kleinere Autos?

Das wird dich jetzt überraschen, aber tatsächlich ist auch das geregelt. Eine Semmel ist tatsächlich ok, aber bei 10 Semmeln wird es schon kritisch. Wenn die jetzt auch noch mit Butter und Marmelade bestrichen sind, ist die Frühstückspauschale schneller gerissen als man schlucken kann.

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Kunden befinden sich üblicherweise an bestimmten Orten, lassen sich also am Ziel der Fahrt meist klar erkennen. Und wenn mal nicht, wäre das eine 10sekündige Nacharbeit auf die automatisch aufgezeichnete Fahrt.

Vielleicht. Ganz sicher aber: weniger und vernünftigere Fahrten. Man könnte nämlich den ganzen Pauschalisierungsquatsch dann abschaffen, der es überhaupt erst ermöglicht, dass reihenweise Tankkarten für komplett kostenlose Privatfahrten herausgegeben werden. Sind berufliche Fahrten klar identifizierbar, kann man den Spritverbrauch für private Fahrten ohne großartigen Aufwand von dem für berufliche Fahrten trennen und den privaten Fahrer selbst bezahlen lassen. Und man könnte private Nutzung generell schlicht genau in dem Maße in dem sie stattfindet steuerlich als geldwerten Vorteil versteuern, statt über eine Pauschale gehen zu müssen.

Das Problem mit Flatrates - und nix anderes ist eine Tankflatrate zur privaten Nutzung und auch die Erlaubnis zur privaten Nutzung bei 1%-Regelung - ist immer und überall, dass der Nutzer zu übermäßigem Konsum angehalten wird, denn es kostet ja nix extra, und je mehr er konsumiert, desto mehr hat er das Gefühl, viel für sein Geld bekommen zu haben.

Das ist bei einer Tätigkeit mit dermaßen hohen Externalitäten wie dem Autofahren fatal. Da muss dejenige, der den Vorteil der Mobilität hat, auch eins zu eins die Kosten seines Konsums spüren, damit er zu ökonomisch sinnvollem Verhalten motiviert wird. Und dieses Verhalten wäre dann gleichzeitig ökologisch sinnvoll! Win-Win!!!

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Ist es ja auch. Aber das kann ja nicht bedeuten, dass die Allgemeinheit diese Entscheidung mitfinanzieren muss, oder?

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und da ist der Fehler des Vergleichs:
Dienstwagen werden in der Regel nur 3 Jahre gehalten.

Beim Verkauf nach 3 Jahren wäre der Vergleich sicherlich anders ausgefallen.

Und das ist eben die Subventionierung, die abgeschafft gehört. Es kann nicht sein, dicke Autos schmackhaft zu machen, und das auch noch so, dass sie am leckersten sind, wenn man sie alle 3 Jahre austauscht. Das ist Ressourcenverschwendung vom Feinsten.

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Die Allgemeinheit sollte das nur mitfinanzieren wenn es auch in ihrem Sinne ist. Jetzt kann man genau aus diesem Grund natürlich z.B. die Pendlerpauschale in Frage stellen. Durchaus zu Recht. Allerdings hat es ja auch Gründe, warum man sich Mal entschieden hat, genau diese Subventionierung einzuführen.
Es wird dringend Zeit, dass man sich mit diesem Problem auseinander setzt, denn auf der einen Seite wollen wir nicht, dass massenweise Emissionen beim Pendlerverkehr entstehen. Auf der anderen Seite wollen wir auch nicht die Wohnraumknappheit in Ballungszentren und den Fachkräftemangel zusätzlich verschärfen.
Wenn wir möchten, dass Menschen weiter in ländlichen Regionen wohnen und arbeiten, dann müssen wir die Arbeit dort hin bringen. Das geht wie in der Lage angesprochen z.B. über Co-working spaces oder Homeoffice. Niemand hat Lust, täglich Stunden im Auto zu verbrennen. Insofern sind das m.E. absolute Gewinner-Projekte für die Politik, die sicherstellen muss, das sowas flächendeckend möglich ist - also auch bei Unternehmen, die den Schuss noch nicht gehört haben

Danke zunächst dafür, dass ihr dieses Thema immer wieder aufgreift.
Tatsächlich zeugt doch die Diskussion um Fahrtenbücher, sowohl bei Anne Will, als auch hier in Forum von der fehlenden menschlichen Vorstellungskraft. Wenn wir uns noch nicht mal eine andere Dienstwagenfinanzierung als die mit Fahrtenbuch vorstellen können, wie sollen wir uns dann eine Zukunft mit viel weniger Auto vorstellen?
Dabei ist das doch eine wunderschöne Utopie!

Meine Frau und ich sind vor vier Jahren aufs Land gezogen (weil wir uns hier ein Haus leisten konnten, das stimmt schon). Wir haben sofort eines unserer beiden Autos verkauft, damit wir uns zwingen müssen andere Lösungen zu finden.
Seitdem radle ich jeden Morgen 15km zum nächsten Bahnhof und fahre von dort 70km mit dem Zug in die Arbeit.
Wenn mein Arbeitstag vorbei ist, saß ich etwa eine Stunde auf dem Rad, habe im Zug mein Croissant gegessen und nervige Arbeiten (sowohl meine Erwerbsarbeit betreffend, als auch privates), wie irgendwelche Rechnungen zu zahlen, erledigt und starte entspannt in den Feierabend. Sprich: ich habe Sport gemacht und Dinge erledigt, also die Zeit genutzt.
Statt mich über die manchmal verspäteten Züge aufzuregen freue ich mich über die vielen Rehe, die ich jeden Tag sehe und wie unterschiedlich die Natur jeden Tag aussieht.
Und ja klar: Wenn es mal eisig ist oder viel schneit, dann nehme ich auch das Auto. Mit dem steh ich dann im Stau, das Croissant bröselt mich und das ganze Auto voll und ich hab am Ende des Tages nichts erledigt und darf dann zuhause noch Rechnungen überweisen und Emails beantworten…
An diesen Tagen ärgere ich mich richtig, dass von unserem Ort kein Bus zum Bahnhof fährt.
Wenn es den noch gäbe, dann wäre die Zukunft mit viel weniger Auto noch schöner vorstellbar. Aber schon jetzt verstehe ich nicht, wie man das Autofahren als lebenswert verteidigt anstatt es endlich los werden zu wollen.

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Generell finanziert die Allgemeinheit sehr viel mit. So zahlen wir auf dem Land zum Beispiel in unserer Kommune fast 4x so hohe Kitabeiträge wie andere Leute in einer größeren Stadt. Haben wir selbst verglichen (gleiches Einkommen usw.) So ist es eben, ebenfalls als nicht „fair“ empfunden.

Aber um beim Thema Dienstwagen zu bleiben:

Dass keine riesigen SUV gebraucht würden, ist denke ich allen klar. Hier könnte man ja eine generelle Regelung einführen, die Rahmenbedingungen setzt.
Co-Working oder online Arbeitsplätze sind für diverse Stellen wie z.B. IndustriearbeiterInnen, HandwerkerInnen oder ErzieherInnen, LehrerInnen uvm. nicht möglich. Hier wird zu sehr in der eigenen Bubble gedacht finde ich.

Die generelle Regelung mit dem 1% ist nicht optimal, aber immer noch fairer als sie ganz pauschal abzuschaffen. Zudem haben nicht nur Angestellte einen Dienstwagen, auch viele freiberufliche Selbstständige. Diese werden mal wieder, wie so oft (angebliche Corona-Hilfe) vergessen. Hier sind die Rahmenbedingungen wieder anders.

Lange Rede, kurzer Sinn: Gerne bin ich für eine generelle neue Regelung aber nicht für eine generelle Abschaffung.

Und der Krankenschwester können wir nicht um 5 Uhr morgens einen 10-Minutentakt im Nahverkehr finanzieren.
Einzelfälle und Kompromisse müssen immer mitgedacht werden, sollten aber nicht als Standard in der Diskussion gesetzt werden.
Das gilt auch für @Xyne:seit Corona haben die meisten Dienstwagenbesitzer gemerkt, dass sie nicht täglich ins Büro fahren müssen. So lassen sich die 0,03% leicht umgehen und sind zumindest in meiner Firma die Ausnahme und nicht die Regel geworden.

Eine Verkehrswende bedeutet, dass der Arbeitsweg in den meisten Fällen länger dauern wird und sich nach festen Zeiten richtet. Es wird auch Thema werden, ob der dafür nötige ÖPNV von der Allgemeinheit finanziert werden soll. Das kann auch für einen Städter, der nur wenig davon profitiert, Sinn machen, denn, wie bereits angesprochen, der Wohnungsmarkt in der Stadt wird entlastet. Die Autos der Pendler allerdings haben einen großen negativen Einfluss auf die Lebensqualität der Städter, die die Vorteile wieder zu nichte machen. Ganz anders ist das bei Zügen und Bussen.
Im übrigen muss ein ÖPNV von Start zum Ziel gedacht werden. Denn schon jetzt können Bahnhöfe, in denen z. B. der Münchner Verkehrsverbund startet, die Parkplätze gar nicht mehr zur Verfügung stellen, die benötigt werden.

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Ich bin da überall ganz bei dir. Aber dann muss prinzipiell vielleicht auch die Wochenarbeitszeit sinken, weil sonst wieder nur die Freizeit des Arbeitnehmers leidet. Ein weiteres Problem sind betreuungspflichtige Kinder. Wir müssen in 15 - 20 Minuten in der Kita sein, wenn das Kind was hat. Das ist dort Vorgabe. Völlig unmöglich mit ÖPNV oder Fahrrad, leider.

Was für Berufe haben die Eltern in dieser Kita denn, dass sie jederzeit von jetzt auf gleich alles fallenlassen und losdüsen können?

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