LdN320: Schwieriger „Vorwurf“ an Ukraine

Ich kann eure Einschätzung bezüglich der Reaktion der Ukraine auf die Nachricht, dass Kampfpanzer kommen sollen, überhaupt nicht teilen. Ich persönlich kann es der Ukraine nicht vorwerfen, dass sie direkt weiter gemacht haben, und ich denke, ehrlich gesagt, in ihrer Situation haben sie auch einfach absolut das Recht dazu.

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Na ja, ich denke, auf was die beiden in LdN 320 hinaus wollten ist, dass es, mit Blick auf die Diskussionen und Sorgen großer Teile der Bevölkerung im Westen und in Deutschland und wie schwierig und quälend die Diskussion insbesondere in Deutschland verlief, es von Selensky diplomatisch nicht besonders geschickt war, den Wunsch nach Kampfflugzeugen praktisch sofort nach der Zusage nach Kampfpanzern zu äußern. M.W. wurde der Wunsch schon länger geäußert, in den Medien kam es allerdings so rüber, als wäre das jetzt die nächste Diskussion. Vor allem entstand der Eindruck, Selensky sei nicht dankbar genug und würde den Hals nicht voll kriegen. Allerdings hat sich gerade an der Panzerdiskussion gezeigt, dass es für die Ukraine schlicht überlebenswichtig ist, möglichst laut und frühzeitig nach neuen Waffen zu trommeln, denn sonst kommt der Westen nicht rechtzeitig in die Pötte. Ich hab an ein, zwei anderen Stellen hier im Forum die entsprechende Analyse des ISW verlinkt über den Zusammenhang von Verzögerungen bei den Waffenlieferungen und dem ungünstiger werden Kriegsverlauf für die Ukraine. Sprich: Wenn die Ukraine im Sommer oder gegen Ende des Jahres Kampfflugzeuge haben will, dann muss sie sie JETZT fordern, sonst bewegt sich im Westen nichts, wie die Panzerdebatte eindrücklich gezeigt hat. Der Wunsch nach westlichen Panzern wurde erstmals im Juni 2022 (siehe Grafik vom ISW) geäußert…

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Ah, ok. Danke für den Kontext. Ich hatte ein bisschen gesucht hier zu meinem Punkt, aber es nicht gefunden.

Dann ist wie so häufig natürlich in der Darstellung bzw. in der Auslassung bei der Berichterstattung auch viel schief gelaufen.

Allerdings finde ich nichtsdestotrotz, dass die Grenzen, was Ansprüche an diplomatisches Geschick angeht, für ein Land, was währenddessen einen solchen Krieg auf seinem Boden ausfechten muss, nochmal ganz anders gesetzt werden müssen. Nur weil nicht jedes Mal der eigentlich angebrachte Heulkrampf o.ä. die Verzweiflung zeigendes Verhalten solche Forderungen begleitet, heißt das nicht, dass wir uns vor der Verantwortung drücken können, dieses im Geiste mitzudenken. Ich finde es schlicht unangebracht, den Opfern solches einem selbst nicht wirklich weh tuende Verhalten vorzuwerfen. Durch das lange Zaudern und die Art des Zauderns wäre es für mich voll ok, das Recht auf ein Danke verloren zu haben.