Hallo 
Liege ich eigentlich völlig daneben wenn ich sage, dass das gesamte Problem mit den Überhang- und Ausgleichsmandaten ausschließlich durch die Präsenz der CSU im Bundestag zu erklären ist?
Mit „Problem“ meine ich hier das Ausmaß und nicht die bloße Existenz der zusätzlichen Mandate!
Die Partei handelt (vermutlich unbestritten) ausschließlich im Interesse eines Bundeslandes und schafft mit den Zweitstimmen dieses Landes so grade die 5% Hürde (6,1 % in 2021, Bundestagswahl 2021 – Wikipedia).
Gleichzeitig gewinnt sie aber in diesem Land alle Direktmandate (2021: 45/46 in Bayern, Bundestagswahl - Tabellenübersicht aller Direktkandidaten und Zweitplatzierten nach Wahlkreisen für Gesamtbayern).
Um mit 6,1 % auf 45 Sitze zu kommen, muss es im Bundestag 738 Sitze geben.
Wenn jetzt für eine Partei mit nur wenigen Prozent der Zweitstimmen neue Sitze geschaffen werden müssen, wirkt sich das sehr massiv auf die Gesamtzahl der Sitze aus.
Wenn vereinfacht gesagt die CSU, mit 5 % aus Zweitstimmen, 10 zusätzliche Sitze braucht, bekommt eine AFD (10 %) entsprechend 20 zusätzliche Sitze und eine SPD (25 %) 50 zusätzliche Sitze usw. um das Gesamtverhältnis der Parteien zueinander nicht zu verändern.
Wenn eine SPD mit 25 % diese 10 zusätzlichen Sitze braucht, würden für die AFD (10 %) hieraus lediglich 4 Sitze und für die CSU (5 %) nur 2 zusätzliche Sitze entstehen.
Irgendwie lese ich hier aber immer nur, dass das Problem durch die neue Parteienvielfalt entsteht.
Die einzige andere kleine Partei im Bundestag (mit unter 10 %) ist die Linke, die mit ihren 4,9 % nur deshalb einziehen durfte, weil sie es geschafft haben 3 (in Worten: DREI) Direktmandate zu holen!
Das systemische Problem was ich hier sehe ist also nicht in der Regelung zu Überhang- und Ausgleichsmandaten oder irgendeiner neuen Vielfalt im Bundestag zu finden, sondern in der Tatsache, dass das System nicht darauf ausgelegt ist eine Partei abzubilden, die sehr klar abgegrenzte Politik für lediglich eines der 16 Bundesländer macht und entsprechend „spezielle“ Ergebnisse bei den Wahlen erzielt.
Warum regt mich das so auf?!
Das Wahlsystem sollte grundsätzlich mit allem umgehen können was die Bevölkerung so wählt.
Wenn es eine neue bunte Vielfalt an Parteien nicht abbilden kann, muss es geändert werden.
Die „neuen“ oder kleinen Parteien im Bundestag sind aber überhaupt kein nennenswertes Problem.
Und es ist nicht so als gäbe es keine anderen Probleme!
Warum darf man nicht mit 16 Jahren schon wählen?
Warum dürfen ehemalige Abgeordnete auf Lebzeiten mit Lobbyisten und Reichsbürgern im Bundestag ein- und ausgehen?
Und vieles mehr…
Eine auf allen erdenklichen Ebenen Ressourcenfressende Reform der Wahlen sollte also vielleicht eher diese Punkte angehen, als zu versuchen diesen (in meinen Augen undemokratischen) Quatsch besser darstellen zu können!
Mich interessiert natürlich eure Meinung hierzu und ich hoffe ich habe das Thema nicht verfehlt 
PS und Offtopic: Wurde eigentlich mal geprüft, ob es überhaupt Verfassungskonform ist, dass eine Partei, die ausschließlich im Interesse eines einzigen Bundeslandes agiert im Bundestag sitzt?
Schließlich haben Wähler in 15 der 16 Bundesländer keinerlei Einfluss auf diese Partei, d.h. man kann sie nicht wählen und somit ihre Entscheidungen in keinster weise bestärken oder abstrafen.
Kein Wunde also, dass die super beliebt sind in Bayern, wenn sie niemand anderem gegenüber Rechenschaft schulden!
Und für Politik die die Länder betrifft gibt es doch schließlich den Bundesrat.