LdN318 Sind Papierwahlen wirklich besser als digitale Wahlen?

Soo! Genau das hatte ich mich auch gefragt: Papertrail, in dem der Wahlcomputer den ausgefüllten Wahlzettel ausdruckt, den der Wähler dann kontrollieren und physisch in die Wahlurne steckt.

Zählen tut zunächst „der Computer“. Nur bei Anfechtungen werden die Wahlzettel gezählt. Da die maschinell erstellt wurde (z.B. mit einem Qrcode), könnte man die dann auch maschinell, d.h. sehr schnell zählen. Anhand es Qrcodes kann jeder Wähler auch überprüfen, wie der Wahlzettel maschinell gezählt würde.

Dann müssen auch nicht mehr riesige Wahlzettel vorgedruckt werden - auf dem Wahlzettel steht nur die Partei / der Kandidat, die gewählt worden ist (beim Panaschiren / Kummulieren gilt ähnliches).

Den Wahlvorgang könnte man sogar zuhause am Computer machen und den Wahlzettel genau per Post verschicken wie bei der Briefwahl heute - nur sehr viel einfacher und sehr viel weniger Papier.

Naja kleiner Papierstreifen eher nicht, ich würde das auf Briefumschlagformat machen (so groß sind die hier in Schweden)

Dann kann man dem Wählenden exakt die Anzahl Papier geben die er Stimmen hat

Hat dann den Vorteil, das die Zahl der Stimmen in der Urne mit der Zahl der Wahlteilnehmer abgeglichen ist.

Nimmt man irgendwas endloses zum drucken wird die Manipulation einfacher.

Ich gebe dir Recht und das ist auch klar. Allerdings kam der Absatz nicht von mir, sondern den hat die Moderation mir in den Beitrag gepackt. Zu welchem Zweck ist mir unklar und die Richtigstellung im Thema wird nicht freigegeben.

Nö, nicht mal annähernd. Im absoluten Regelfall reicht die Wahlbenachrichtigung. Nur wenn die jemand vergessen hat oder Name und Person nicht zusammenzupassen scheinen (z.B. eine junge Frau legt eine Benachrichtigung an einen Franz XY vor), wird nach dem Ausweis gefragt. Das ist unterm Strich ein niedriger einstelliger Prozentanteil aller Wählys.

Nein, die Zettel werden nur selten ein zweites Mal in die Hand genommen. In den Wahllokalen werden die Stimmzettel gezählt, die Ergebnisse in Listen eingetragen und telefonisch weitergemeldet. Dann werden die Zettel verpackt und die Verpackungen versiegelt. Das vorläufige Endergebnis basiert auf den telefonisch durchgegebenen Meldungen. In den Folgetagen werden dann die Listen genau überprüft, ob z.B. irgendwo falsch addiert wurde, es Zahlendreher gibt oder sonstige Auffälligkeiten (z.B. deutlich weniger/mehr Stimmen für Partei A/B als in benachbarten Wahllokalen). Je nach Resultat dieser Überprüfung werden möglicherweise in einzelnen Wahllokalen dann doch nochmal die Zettel ausgepackt, aber meistens gibt es höchstens ein paar redaktionelle Änderungen weil in der Liste ein Flüchtigkeitsfehler aufgefallen ist.

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Rein theoretisch lässt sich dieses Problem mit Kryptographie lösen. Das ist aber meines Wissens stand Heute noch nicht mit geheimen Wahlen vereinbar, zumindest nicht „at scale“. Eine gute Studie zu diesem Thema kann man hier lesen, allerdings ist sie ja ziemlich technisch (und auf Englisch).

Aber: wenn man unkontrolliert an die physischen Gegenstände der Wahl rangehen kann, ist das ein generelles Problem, und nichts was nur einen digitalen „Wahlzettel“ betreffen könnte. Hätte man Zugang zu den Papierwahlzetteln, könnte ja auch dasselbe einfach mit Kuli gemacht werden. Der Unterschied ist, dass es viel, viel aufwändiger wäre, sowas mit Papierzetteln in der Menge zu tun, die notwendig wäre, um eine Wahl zu beeinflussen.

Letzten Endes ist das ganze Thema eine Frage des Vertrauens: wie viel Vertrauen in welche Personen und Systeme wird gebraucht. Nach meiner Erfahrung im IT-Bereich ist es alles andere als einfach, diese Frage zu beantworten, bevor man ganz konkret weiß wie genau das System aussehen sollte.

Ich persönlich sehe hier noch keine klare endgültige Lösung, aber ich hab tatsächlich viel Hoffnung, dass es in der nahen Zukunft ein kryptographisches System geben könnte, was ganz genau das wäre. Ob die Umsetzung solchen Systems überhaupt realisierbar wäre ist jedoch eine ganz andere (politische) Frage.

Möglichkeiten dafür (bei denen die Wahl tatsächlich geheim bleibt) werden auch aktiv erforscht. Die obengelinkte Studie hat auch was zu diesem Thema. Wir sind noch nicht soweit, dass es wirklich genutzt werden könnte, aber eines Tages kriegen wir das wahrscheinlich hin.

Falls ich das Problem richtig verstehe, lässt sich das technisch relativ leicht lösen. Man könnte zB einfach ne „Counter“ drauftun, und dann nur die Quittung mit der höchsten Counter als valide erkennen. Für „defense in depth“ kann man dann beim Zahlen auch duplizierte Quittungen mit unterschiedlichen Stimmen ablehnen, oder, wie in manchen Bundesstaaten in den USA, könnten Wähler:innen dann die Möglichkeit haben, das zu korrigieren. Kann man auch mit anderen hilfreichen Sachen kombinieren, ein Beispiel wäre: um die Wahlen bekomme ich jede Menge Emails vom kalifornischen „Secretary of State“, zB „Stimmzettel wurde geschickt“, „Stimmzettel wurde empfangen“, „Stimmzettel wurde gezählt“, usw. Das hilft auch enorm mit der Frage des Vertrauens!

Woher weiß ich, dass es den Briefwahlbezirk xyz wirklich gibt und 700 Stimmen nicht erfunden sind?

Soweit ich weiß, gibt es keine Briefwahlbezirke, sondern nur Wahlbezirke und da kannst du hinfahren und nachzählen.

nein. Die Briefwahl hat eigene Wahlbezirke und werden auch getrennt von den anderen Stimmen ausgezählt. Jedenfalls bei uns (MV).

„Bei der Landtagswahl ist die Hanse- und Universitätsstadt Rostock in 4 Wahlkreise unterteilt.
Diesen 4 Wahlkreisen wurden 134 Wahlbezirke und 52 Briefwahlbezirke zugeordnet.“
https://rathaus.rostock.de/de/rathaus/rostock_in_zahlen/wahlergebnisse/landtagswahl/276397

Das ist ja mal spannend. Wäre interessant zu wissen welche Einwohner den Briefwahlbezirken zugeordnet werden.

Genauso wie in jedem normalen Wahlbezirk auch:

Die dort abgegebenen Stimmenzettel werden öffentlich aus den Briefumschlägen entnommen, die unterschriebenen Wahlscheine mit den beantragten Briefwahl-Unterlagen abgeglichen. Du kannst das beobachten, wie jede andere Auszählung auch.
Da die Briefwähler nur verschobene Stimmen aus den normalen Wahlbezirken sind, bei denen Wähler auch diesselbe Landeslisten und Direktkandidaten wählen, ist es völlig irrelevant, wie viele Briefwahlbezirke „geschaffen“ werden.

Die Arbeit des Briefwahlvorstands ist öffentlich. Wer möchte, kann den Briefwahlvorstand daher bei seiner Arbeit beobachten.

Wenn du per Brief wählst, wirst du einem Briefwahlbezirk in deinem Wahlkreis zugeordnet.

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Keine. Die Briefwahlunterlagen werden im Wahlkreis oder einem vergleichbar großen Gebiet gesammelt, und dann ungeöffnet auf so viele neu zu diesem Zweck zu schaffende Briefwahlbezirke verteilt, dass jeder in etwa genauso viele Stimmen zum Auszählen erhält, wie die regulären Wahlbezirke. In den Wählerlisten der eigentlichen Wahllokale sind die Briefwähler dann mit einem Sperrvermerk versehen. Die Anzahl dieser Wahlberechtigten mit Sperrvermerk ist Teil des offiziellen Ergebnisses im Wahlbezirk, so dass man diese sammeln und addieren kann, und die Zahl der eingesendeten Briefwahlstimmen darf dann natürlich nicht höher liegen.

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Okej, wieder was gelernt.

In Schweden werden die Briefe an die jeweiligen Wahlkreise ausgeteilt und dort zusammen mit den vorzeitigen Stimmen in der Urne zusammengeführt.

Heißt die Unterlagen werden geöffnet und abgestrichen aber noch zusammen gehalten, da man bis zum Ende des Wahltages Zeit hat seine Stimme zu ändern. Man geht dann einfach in das Wahllokal, gibt an, dass man vorzeitig bzw. per Brief seine Stimme bereits einmal abgegeben hat und diese ändern möchte, dann wird die herausgesucht, vernichtet und man kan neue Wahlzettel ausfüllen die man dann in die Urne wirft.

Stimmen die in der Urne sind, kann man nicht nochmal ändern.