LdN316 - Verkehrswende - Stadt vs. Land

Das kann ich so nicht ganz nachvollziehen.

Kinder haben natürlich kein Arbeitsentgelt. Daher wird das nicht berücksichtigt.

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Bei allem Respekt, entweder habt ihr den Thread nicht voll gelesen oder das Thema der Rechnung missverstanden.

Ausgangspunkt war diese Aussage:

Die gesamte Rechnung sollte lediglich belegen, dass es durchaus (nicht wenige) Fälle gibt, in denen es finanziell sinnvoller ist das Auto zu unterhalten, damit im täglichen Leben Zeit zu sparen und dafür zum Beispiel 1-2h mehr zu Arbeiten, respektive die Arbeitszeit nicht reduzieren zu müssen. Ich würde sogar fast vermuten, dass fast jeder außerhalb der Ballungszentren mit dem Auto finanziell besser gestellt ist.

Es ging an keiner Stelle um emotionale Bewertungen, die jeder selbst für sich abwägen kann und muss. Und ich kann auch keine Stelle in meinen Posts erkennen, an der ich das in Frage gestellt hätte.

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Ich habe mir das schon öfter ausgerechnet, ob es sich für mich lohnen würde ( finanziell) das Auto abzuschaffen. Da ich selbstständig bin kann ich beliebig Arbeitszeit reduzieren oder erhöhen.

Ergebnis : keine Chance

Lohnt sich weder finanziell ( und daher auch gar nicht zeitlich) obwohl ich schon teilweise zu Fuß zur Arbeit gehe. Allein zur Kinderärztin zu müssen - attestpflicht ich liebe dich - würde mir zeitlich das Genick brechen , Taxi in die Nachbarstadt ist auch nicht billig und Car Sharing einfach nicht verfügbar ( Kleinstadt)

Ich versuche meine Fahrten zu reduzieren und fahre tatsächlich nur 600 bis 800 kms in einem normalen Monat und trotzdem lohnt sich es nicht das Auto abzuschaffen .

Von 2 Hunden die mitmüssen habe ich da noch nicht gesprochen. Da wird ÖPNV zu Abenteuer und Auto leihen auch nicht zum Selbstläufer
(Dieses Thema findet wenig Erwähnung obwohl rund 11 Millionen Hunde in DE leben und nicht alle die Größe einer Handtasche haben)

Ich komm vom Auto nicht weg leider , obwohl ich schon näher zu meiner Arbeit gezogen bin und dann die Arbeit noch näher zu mir ( dank Starkregen 2021) - ich habe nur halbiert.

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Ich kenn jetzt deine Wohnsituation nicht, daher ist es für deinen Fall jetzt schwer zu beurteilen, aber so ein bisschen ist halt noch das Problem, dass Auto fahren häufig zu günstig ist.

Ich weiß nicht wie groß deine Kleinstadt ist, aber gerade in so einem Fall sollten wir uns vermutlich dafür einsetzen, dass du Menschen wie du alternative Formen der Mobilität, wie Busse oder so bekommen können, um zum Kinderarzt zu kommen.

Hinzu kommt noch, dass Hunde aufgrund ihrer Ernährung eine Tonne CO2 pro Jahr erzeugen. Wobei man Hunde theoretisch vegetarisch ernähren könnte, oder zumindest mit deutlich weniger Fleisch. Bei Katzen würde das nicht gehen. Aber ich kann schon verstehen, dass 2 Hunde im ÖPNV ein Graus sind. Mit einem Hund könnte es noch klappen, wenn er gut erzogen ist und der muss dann auch nicht in die Handtasche passen. Dafür müsste man dann aber auch vermutlich noch mobile Tierärzte ausbauen, die zu den Leuten nach Hause kommen und kein Vermögen kosten.

P.S. ich find es gut, dass du dir so viele Gedanken über das Thema machst, wie du deine Wege reduzieren kannst, das ist schon mehr als die meisten anderen

Sehr guter Punkt. Ich möchte einmal eine neue Thematik in die Runde werfen.

Im Forum, ebenso wie in der Gesellschaft wird immer vor allem darüber diskutiert, dass das Auto stehen gelassen werden soll, wie wir Autofahren unangenehmer und weniger vorteilhaft machen können.

Möglicherweise wäre die Unterstützung von den Landeiern (liebevoll gemeinte Bezeichnung für alle im nicht urbanen Raum) wesentlich größer wenn wir viel prominenter darüber sprechen wie wir den ÖPNV zur sinnvollen Alternative aufbauen können.

Das ist (auch hier) massiv unterrepräsentiert, obwohl es die Grundvoraussetzung für weitere Schritte ist.

Weil es nunmal der zweite Schritt ist und nicht der Erste.

Der Erste muss sein den urbanen Raum vom Individualbesitz PKW zu „befreien“. Auch weil dieser Schritt wesentlich leichter zu gehen ist, als die „Landeier“ anzuschließen.

Natürlich kann man auch jetzt schon schauen was evtl. im nichturbanen Raum sinnvoll und einfach ist, aber halt nicht wirklich darauf konzentrieren in der gesamtgesellschaftlichen Debatte.

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Wenn ich mit den Öffis zur Arbeit fahre, kann ich auch nur selten ein Buch lesen, so voll wie die dann sind.

Und Bücherlesen ist nicht das einzige, was ich will. Oft höre ich Podcasts. Und das geht im Auto ziemlich gut. Besser als in den Öfis, wo ich jeder auch noch so schlecht übertragenen Ansage zuhören sollte, weil sie wichtige Informationen enthalten kann, wie ich meine Reise noch fortsetzen kann, während das Verkehrsmittel vom Plan abweicht. Erfahrungsgemäß sind solche Informationen nicht zuverlässig online verfügbar. (Digitalisierung in Deutschland…)

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Ich komme auch aus einer Kleinstadt mit knapp 15.000 Einwohnern mit einem schwachen ÖPNV innerorts und einem kaum existierenden ÖPNV zu den umliegenden Dörfern. Dazu kommt noch, dass die Gegend Hügelig ist und Steigungen jenseits der 10% keine Seltenheit. Es ist also nur für wenige eine Option alles mit dem Rad zu machen, auch wenn das durch Pedelecs natürlich heute besser geht als noch vor wenigen Jahren.

Der Einkauf ist für Viele dadurch erschwert, dass sich mittlerweile die Supermärkte alle auf einer sehr kleinen Fläche am einen Ende des Ortes konzentrieren. Einkauf ist aber was die Mobilität im ländlichen Raum (und dazu zähle ich Kleinstädte die nicht direkt mit größeren zusammengewachsen sind) angeht nur einer von vielen Punkten.
Dazu kommt dann vor allem der Arbeitsweg. Nicht jeder arbeitet am Ort selbst sondern viele in Umliegenden Orten. Die Verbindung zu den nächsten zwei größeren Städten ist mit der Bahn ins Zentrum zwar sehr gut, je nachdem wo dort der Arbeitgeber sitzt kann es aber eben durchaus sein, dass man mit ÖPNV pro Richtung 40-50 Minuten länger braucht. Trotzdem wird die Bahnverbindung gut angenommen und der erst vergrößerte P+R Parkplatz ist meist überfüllt. Hier kommen wir aber schon wieder zum nächsten Punkt. Möchte man mit der Bahn fahren, dann muss man auch erstmal zum Bahnhof kommen. ÖPNV gibt es dafür nicht und das Rad wäre zuletzt im Dezember alleine an 4 Werktagen wegen Schnee und Eisregen keine Lösung gewesen.

Soziale Kontakte entstehen in solchen Regionen schon ab der Schulzeit nicht nur in der Nachbarschaft sondern auch zu den umliegenden Dörfern. Schulfreunde, Arbeitskollegen, etc. kann man aber auch nicht einfach so mit dem Bus besuchen.

Noch extremer finde ich die Situation z.B. im Erzgebirge wo ich viel beruflich unterwegs bin. Hier gibt es viele kleinere Orte und zudem noch viele dezentrale Industriegebiete. Das ganze bei vielen Steigungen und schmalen Landstraßen und einem schneereichen Winter. Die wenigsten Paare und Familien dürften überhaupt die Situation haben, dass alle am gleichen Ort Arbeit und ggf. Schule haben können.

Das heißt zumindest zum aktuellen Stand ist es für die meisten kaum praktikabel auf eine Auto zu verzichten und ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass in diesen Gegenden zukünftig in vielen Haushalten auf ein Auto verzichtet werden kann. Es ist aber auch heute schon durchaus so, dass ich sehe, dass die Leute trotzdem viel mehr einzelne Wege ohne Auto zurücklegen könnten. In meinem Bekanntenkreis gibt es viele die selbst kürzeste Wege mit dem Auto fahren, obwohl das nicht mal eine Zeitersparnis bringt. Weil das Auto sowieso vorhanden ist und anders als in Großstädten die Parkplatzsuche kein Problem ist wird nicht drüber nachgedacht welche Strecken auch anders zurückgelegt werden können.

Für die Zukunft würde ich mir für solche Regionen wünschen, dass es zumindest eine grundlegende Versorgung mit ÖPNV gibt und das Thema Radverkehr ausgebaut wird, z.B. auch durch sichere Abstellmöglichkeiten am Bahnhof. Ich glaube aufgrund des komplexen Verkehrs in alle Richtungen nicht, dass man das Auto komplett überflüssig machen kann, aber man kann zumindest die Abhängigkeit vom Auto massiv reduzieren. Und wenn damit nur der Zweit- oder Drittwagen (bei Familien mit erwachsenen Kindern) reduziert werden kann und die insgesamt zurückgelegten km deutlich reduziert werden, wäre in meinen Augen schon ein großer Schritt getan.

Das Thema Tempo 30 in Städten und Abbau von Parkplätzen sehe ich aber insgesamt so wie es in der Lage angesprochen wurde. Tempo 30 gibt es in Österreich auch in kleinen Orten ohne Probleme und der Abbau von Parkplätzen könnte für die vom Land kommende Bevölkerung dadurch abgemildert werden, dass attraktive P+R Angebote geschaffen werden.

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Im Stehen stimmt, aber sobald ich einen Sitzplatz hatte hab ich ein Buch vor der Nase gehabt. Selbst im dicksten Berufsverkehr in Berlin.
Sogar teilweise im Stehen in der U-Bahn wenn ich eine Ecke erwischen konnte.

Die Wahrscheinlichkeit ist im Großstadtdschungel eher gering.

Hardcore Radfahrer sehen das anders.
Ich hatte jetzt hier eine die bei Glatteis und Schneeregen Rad gefahren ist.

Ist aber ehrlicherweise nichts für mich.

Da sind wir sicher überein, aber da kann man sicher auch „sparen“ ein großes Auto und ansonsten die anderen sowas:

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Bei uns mit vielen, teils auch steilen Steigungen halte ich das bei den meisten Radfahrern für unzumutbar. Ich selbst fahre auch MTB in anspruchsvollerem Gelände, steile Strecken bei Schnee- oder Eisglätte traue ich mir aber nicht zu.

Kleinstfahrzeuge wären gerade für reines Pendeln auf Landstraßen durchaus eine überlegenswerte Option.

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Da helfen Reifen mit Spikes. Damit kann man auch bei Eis und Schnee gefahrlos fahren.
Es zieht ja auch jeder Autofahrer Winterreifen auf

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Das Fahrrad ist für einen gewissen Teil der Bevölkerung eine Option, aber nicht für jeden Menschen, jede Lebenslage oder jede Gegend.
Platt gesagt: der 60jährige Frührentner zuckelt im Sauerland nicht mal eben im Winter 5 km zum nächsten Großeinkauf.

Aber ja, es gibt Alternativen und Ideen. Müssen nur Verfügbar gemacht werden

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Weil er nicht im Training ist, da er bisher immer Autofahren konnte :wink: Und um auch mal mit anekdotischem Wissen daher zu kommen, ich kenn da einige. Und im Sauerland kann ja immer noch Fritze M. einen seiner Privatjets zum Rosinenbomber machen.

Das ist aber das Entscheidende, was m. E. zu wenig passiert. Weil oftmals nach dem Verweis auf den Frührentner Schluss mit der sachlichen Auseinandersetzung ist.

Edit (Nachtrag)
Gerade was den Umstieg aufs Rad für diejenigen die es wollen angeht, ist die mangelhafte Infrastruktur ein Problem. Wenn ich mit den Kindern unterwegs bin und Nebenstraßen statt der Hauptstraße nutze, habe ich oft das Problem, dass ich mit dem Anhänger nicht durchkomme, weil Poller oder vergleichbare Hindernisse, die eigentlich Autos verhindern sollen, auch für Lastenräder und Gespanne ein Problem sind.

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Es sollte wesentlich mehr Lieferservice Angebote geben. Die Gebühren dafür sollten niedriger sein als die für ein eigenes Auto.

Besser als mit deinem Beitrag hättest du den Widerspruch zwischen Stadt und Dorf kaum aufzeigen können.

Während du dich über störende Poller beschwerst (Stadtproblem), muss der 60jährige zum Supermarkt 2 Orte weiter fahren und teilt sich den einzigen Weg mit Autos, die 100km/h fahren. Es existiert schlicht kein Radweg.

Und das wird sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern. Mein Dorf im Speckgürtel Berlins kämpft seit Jahren erfolglos um einen Radweg entlang der Landstraße nach Oranienburg. Nur wenige trauen sich da mit dem Fahrradanhänger zu fahren und nehmen stattdessen die Familienkutsche. Selbst wenn die Verantwortlichen Geld unter dem Kopfkissen finden würden, schließt sich danach ein jahrelanges Planungsverfahren an.

Über diese sehr unterschiedlichen Bedingungen müssen wir uns bewusst sein. Ja, Städter sollten mehr Fahrradstraßen bekommen. Dafür brauchen Menschen in ländlichen Gegenden eher einen viel stärkeren, flexiblen ÖPNV und zwar zeitnah, da der flächendeckende Aufbau der nötigen (Fahrrad-)Infrastruktur sonst ewig dauern wird.

(…)

Guter Vorschlag, ich nehme mal an du bewirbst dich freiwillig als Fahrer…
Arbeitszeiten 12:00 - 20:30 Uhr incl. Samstag miserable Bezahlung und hohe Taktung incl. (in 2 Minuten in den 4. Stock und zurück musst schon schaffen)

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Da sehe ich keinen Widerspruch, für mich ist beides mangelhafte Infrastruktur, das ist das grundsätzliche Problem. Dass es von Ort unterschiedliche Mängel sind, stell ich nicht in Frage. Den Grund für beides sehe ich darin, dass einerseits immer argumentiert wird, es fahre ja niemand Rad, das lohne nicht, und andererseits zu wenig Radfahrperspektive in die Planung einfließt.

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Warum miese Bezahlung? Wir reden doch vom immer wieder zitierten „großen Wocheneinkauf“, denn gibt es dann auch nur wöchentlich zu vergünstigten Preisen, sonst wird es teuer. Oder vielleicht fahrende Geschäfte? Oder ein kleines Ladengeschäft? Ich habe keine Zahlen, könnte mir aber vorstellen, dass sowas wie ein „lokaler Abholpunkt“, der auf dem Land täglich angefahren wird sich lohnt. Wer auf dem Land noch hinterm Berg im Wald wohnt und kein Landwirt ist (die dürfen noch Autos haben), hat mein Mitleid nicht.

Aus ernsthaftem Interesse…Wie gut sind die bei matschiger Glätte?

Wie gesagt ist aber das Auto im ländlichen Bereich aus einer Vielzahl Gründen kaum komplett verzichtbar.
Fokus sollte also gar nicht sein zu erklären, dass jeder am Land ohne Auto klar kommen muss, sondern dass das Auto eben nicht die Lösung für alles ist. Damit könnte die gesamt zurückgelegte Stecke signifikant reduziert werden, die Zahl der Autos könnte sinken und für viele wäre dann vielleicht sogar eine Sharinglösung (die es am Land aktuell nicht gibt) eine Alternative wenn das Auto eben für immer weniger Wege einzige Möglichkeit wäre.

Weil Lieferdienste grundsätzlich miserabel bezahlen.

Das könnte was werden, so ein bisschen Tante Emma Laden wo täglich auch die diversen Lieferdienste ihr Zeig abwerfen, aber auch da stellt sich die Frage wie viele Einwohner ein besiedelter Punkt benötigt, damit es sich lohnt. Zumal möglichst alles mit nur einmal anfahren geliefert werden sollte für den Tag.

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