Das hat mich auch verwirrt. Ich habe in der Folge nur darauf gewartet dass diese Schlussfolgerung kommt, wurde da aber leider enttäuscht.
Ich finde die Diskussion mittlerweile sehr ermüdend, weil man die Verkehrswende eben nicht gegen die Antriebswende ausspielen kann. Leider wird das viel zu häufig getan und verhärtet dann auch due Diskussionsfront.
Wir brauchen ganz eindeutig beides.
Ich bin absolut von der Elektromobilität überzeugt, allerdings kann dies eben nur ein Baustein sein, wie auch von Ulf und Philip im Podcast gesagt. Wir können nicht die komplette Fahrzeugflotte einfach auf BEV umstellen und fertig. Dennoch sollten wir die Fahrzeuge, die aus verschiedenen Gründen nicht abgeschafft werden können, in Zukunft dann batterieelektrisch betreiben, es ist einfach die aktuell effizienteste Antriebsform.
Der Konflikt der Gegeneinander ausgespielten Themen wird besonders deutlich, wenn man auf den ÖPNV blickt. Natürlich kann man und sollte man den ÖPNV ausbauen, allerdings fährt da ebenfalls ein großer Teil an Bussen mit donnernden Dieselmotoren durch die Gegend. Die Schlussfolgerung MUSS an dieser Stelle eigentlich sein, dass eine Antriebswende für eine erfolgreiche Verkehrswende essenziell ist. Vollelektrische Busse haben viele Vorteile gegenüber Verbrennern und können auch dazu beitragen die Akzeptanz für ÖPNV zu erhöhen (z.B. kein Gestank & Lärmbelästigung in Wohngebieten - gerade im Winter stinken Diesel aufgrund des Thermofensters echt abartig und in Häuserschluchten donnern die Motoren wirklich extrem). Hier hört es ja aber nicht auf. Denken wir an Nutzfahrzeuge wie LKW (im ersten Schritt Lieferverkehr im urbanen Raum, darauffolgend Langstrecke, hier ist viel spannendes kurz vor Marktstart), Müllwagen, Kommunalfahrzeuge uvm.
Fahrzeuge, die vollelektrisch viele Vorteile haben. Finde es schade dass dieser Teil quasi immer komplett ausgeblendet wird und man sich nur auf das (um im Framing zu bleiben) „böse Auto“ beschränkt.
Hier fehlt natürlich noch der Fakt (hier schon in vorherigen Posts besprochen), dass Elektrofahrzeuge (jeder Fahrzeugklasse) realistisch schon heute sauberer als Verbrenner sind und mit der Energiewende immer sauberer werden, was für einen Verbrenner nicht möglich ist.
Es wäre inkonsequent die Antriebswende abzulehnen und sich stattdessen nur für eine Verkehrswende auszusprechen. Diese beiden Dinge greifen ineinander.
Halte ich für vereinfacht, den letzten Teil sogar für falsch. Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten eine exzellente Pfadabhängigkeit in Form von Tankstellen gebaut, was wäre denn jetzt der Vorteil eine Infrastruktur für Elektrofahrzeuge nicht mehr aufzubauen? Einerseits beschneidet man so die Leute die eben auf Fahrzeuge angewiesen sind aber zumindest durch ein Elektrofahrzeug einen Beitrag leisten wollen.
Ferner trifft man in der Elektromobilitätsbubble regelmäßig beim Ladestopp LKWs an den Schnellladern, einfach weil es noch keine explizite NFZ Infrastruktur zum Laden gibt und der Ausbau einfach zu langsam voran geht.
Nur teils korrekt, den Fehler liest man fast immer: Elektrofahrzeuge können durch Rekuperation Energie zurückgewinnen und so elektrisch statt mechanisch verzögern. So werden die Bremsen nur für wirkliche Gefahrenbremsungen benötigt. Es ist für stärker motorisierte Elektrofahrzeuge (mehr Antriebsleistung = mehr Rekuperation) durchaus üblich bei 200.000km mit dem ersten Satz, beinahe fabrikneu aussehender bremsen zu fahren.
Ferner sind moderne Elektroautos auch kaum schwerer als ihr Verbrenner-Gegenstück. Beispielsweise sind ein Tesla Model 3 und ein BMW 330i ziemlich genau gleich schwer. Hybridisiert man den BMW, so wird er nochmal 250-400kg schwerer.
Reifenabrieb ist so ein Thema. Ein eher passenderes Argument gegen Elektro könnte hier sein, dass die starken Antriebsleistungen zu mehr Abrieb führen. Stimmt auch soweit. Dagegen könnte man halten, dass durch weniger ruckartige Lastwechsel (Kupplung, variables Drehmoment des Verbrenners, Vibration des Antriebs) auch ein erhöhter Abrieb beim Verbrenner vorhanden sein kann. Was ich sagen möchte: „Es ist schwerer, es hat mehr Abrieb“ ist unterkomplex.
Zuletzt: Aufwirbelungen sind meines Wissens nichts Elektroauto-spezifisches, sondern für alle Autos mit allen Antriebsarten ein Thema.