LdN314 - Fachkräfte-Zuwanderung, BrainDrain für Entwicklungsstaaten (?)

Mir ist beim Hören der LdN314 ein Aspekt in den Sinn gekommen, der eventuell oft übersehen wird und in dieser Diskussion unbedingt mit bedacht werden sollte.

Sicherlich braucht Deutschland dringend neue Fachkräfte. Da die eigene Bevölkerung dieser Nachfrage nachweislich nicht gerecht werden kann, liegt es natürlich nahe im Ausland fertig ausgebildete Fachkräfte anzuwerben. Ich denke aber, man muss auch sehen, dass diese Fachkräfte dann vor Ort in den (meist) Entwicklungsländern fehlen werden. Gerade hinsichtlich der Bekämpfung des Klimawandels ist dies doch zumindest teilweise kontraproduktiv. Im Zuge der Cop27 hat man aus den Industriestaaten u.a. die Forderung an die Entwicklungsstaaten gehört, doch auch in Zukunft vermehrt auf Erneuerbare Energien zu setzten, statt weiter Kohle zur Stromgewinnung zu verbrennen. Wie aber sollen die Entwicklungsländer neue Konzepte zum Klimaschutz entwickeln und den Umstieg auf Erneuerbare Energien schaffen, wenn ihre eigenen „Talente“ von reichen Industriestaaten abgeworben werden. Im Extremfall könnte man hier ja von einem „Brain Drain“ der Herkunftsländer sprechen.

Ist eine (Teil-)Lösung dafür nicht folgende (?):
Generelle Zuwanderung nach Deutschland auch für „ungelernte“ Menschen vereinfachen und diesen dann einen einfachen Weg in das deutsche Bildungsystem/ eine deutsche Ausbildung ermöglichen. So lässt man den Herkunftsländern ihre Fachkräfte und nutzt die Zuwanderung (über den „Umweg“ Bildungssystem) trotzdem zur Bekämpfung des Fachkräftemangels hierzulande. Natürlich bietet es sich dann auch an spezielle Ausbildungen auch bilingual zu organisieren, also Ausbildung in englischer Sprache + gleichzeitiges Lernen der deutschen Sprache.

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Das hast du sehr milde formuliert, aber stimmt absolut. Lindner hatte im Interview auch eiskalt den Wettbewerb um die besten Köpfe ausgerufen, und typischerweise die andere, viel schwächere Seite einfach vergessen. Lindner ist da natürlich nicht allein, erschreckenderweise im Einklang mit sonst empathischeren Personen.

Deinen Vorschlag fände ich demgegenüber sehr gut.

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Es gibt eine ganze Reihe von Ländern, zum Beispiel Indien, dort gibt es bei weitem mehr ausgebildete Fachkräfte als ordentliche Jobs mit Zukunftsperspektive.

Außerdem befinden wir uns in einem globalen Wettbewerb. Auch bei den gut ausgebildeten Menschen. Wir können natürlich alle gut ausgebildeten Menschen, wie bisher auch, in die USA, Kanada, UK usw. gehen lassen und erst einmal über einen Zeitraum von 3-7 Jahren (Ausbildung/Bachelor/Master/PhD) Menschen ausbilden. Haben wir die Zeit?

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Das geschieht schon heute mit vielen Asylsuchenden, die jung und ohne nennenswerte berufliche Vorqualifikation nach Deutschland kommen und nach abgeschlossem Asylverfahren (teilweise aber auch schon währenddessen) arbeiten oder ein Studium/eine Ausbildung beginnen.

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Der Wettbewerb ist es eben. Der verschleppt ja auch den Klimaschutz, weil jedes Land befürchtet, die eigenen Schritte werden von den Konkurrenten so ausgenutzt wie sie es selbst täten, wenn andere erste Schritte tun. Das ist wie oft im Privatleben, das steckt so tief drin in der westlichen Mentalität, die sich mit der Entwicklung des absoluten Wettbewerbs mit geformt hat.

Wenn dieser Wettbewerb um die „besten Köpfe“ so weitergeht, bluten viele Länder aus. Vielleicht hat Indien genug, aber sicher nicht Rumänien oder Bulgarien, um schon mal in der EU anzufangen.

Man sollte dazu auch soziale Verwerfungen betrachten, zum einen die gewisse Entwurzelung nach der Abwerbung, mit der nicht jedes zurecht kommt, zum anderen die Zurückgelassenen, die Familienangehörigen und Freundeskreise, die sich in gewisser Weise verraten und minderwertig vorkommen, was Unzufriedenheit und Resignation erzeugt - siehe die Zurücfkgelassenen im Osten Deutschlands.

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Der Wettbewerb bringt Menschen und Gesellschaften voran. Bei den meisten Menschen die mir begegnet sind ist der Wunsch die eigenen Umstände zu verbessern ein starker Wunsch. Und das geht halt nur über Leistung. In anderen nicht deutschen Gesellschaften ist das Leistungsprinzip noch viel ausgeprägter. Und Ich rede jetzt nicht von den immer gern genommenen USA.

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Das sind ja aber alles „illegale“ Migrant:innen auf die du dich hier beziehst. Die haben keine Genehmigung ins Land zu kommen. Die meisten dieser jungen Menschen bleiben außerdem weit hinter ihren eigentlichen Fähigkeiten zurück, da sie in vielen Fällen auf eine Ausbildungsduldung angewiesen sind und entsprechend nicht so lange in die Schule gehen können wie sie möchten, geschweige denn ein Studium aufnehmen - da winkt die Abschiebung (je nach Herkunftsland/Aufenthaltsperspektive). Anstatt, dass diese Potenziale gefördert werden und Aufenthalte vergeben werden, wenn sich jemand motiviert zeigt und Leistung bringt, werden hier strategisch Türen zugehalten und Möglichkeiten verwehrt.

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Ich stimme dir mit dem Risiko des Brain Drains zu. Alternativ hatte ich noch überlegt man könnte sich ja vielleicht mit ärmeren Ländern mit einer höheren Geburtenrate zusammentun und dort vor Ort Leute ausbilden und dann z.B. 30% von denen die die Prüfung schaffen per Zufall anbieten nach Deutschland zu kommen. So können beide Seiten davon profitieren. Deutschland bekommt Leute bei denen wir wissen, dass sie nach deutschem Standard ausgebildet sind und dann braucht man keine extra Bürokratie um sowas nachzuweisen und das Herkunftsland bekommt im Idealfall auch gut ausgebildete Fachkräfte, sodass es nicht zu einem Brain Drain kommt sondern vielleicht eher zum Gegenteil.
Das wichtigste dabei wäre aber, dass sowas durch Partnerschaften auf Augenhöhe erfolgt.

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Durch das Asylverfahren spielt es keine Rolle, wenn Asylsuchende illegal nach Deutschland einreisen. Das ist bei den meisten allein schon deswegen der Fall, weil es keine Möglichkeit gibt, legal außerhalb Deutschlands, z.B. in einer deutschen Botschaft, Asyl zu beantragen. Man muss dafür, wie auch immer, auf deutsches Staatsgebiet kommen.

Das ist sicher richtig, aber anders bei einem Asylantrag gibt es für Ausländer schon grundsätzlich Möglichkeiten, zum Zwecke der Aufnahme einer Arbeit oder eines Studiums in Deutschland bereits im Herkunftsland einen Antrag auf ein Visum zu stellen.

Am Ende der Themas heißt es:
„Die allermeisten Menschen, die als Refugees kommen, wären natürlich nie mit nem Visum gekommen. (…) Einfach mangels Ausbildung.“

(LdN314 Eckpunkte für Fachkräfte-Zuwanderung; Schneller zum Pass: Einbürgerungsreform; Klimaziele à la FDP: Abschaffen, statt einhalten; Proteste in China (Interview Nis Grünberg, Mercator Institute for China Studies) – Lage der Nation)

Im Gegenteil! Die Menschen, die diese weite Reise antreten und Schleuser für den Grenzübertritt und für die Fahrt auf viel zu kleinen Booten übers Mittelmeer bezahlen, sind Menschen, die gebildet sind und Geld haben. Sonst wüssten sie nicht, wohin sie flüchten sollen, wie sie dorthin kommen und sie könnten nicht die Schleuser bezahlen.

Das Problem ist die Anerkennung der Qualifikation, weil man in Deutschland gern die hierzulande üblichen Schubladen benutzen will und da die ausländischen Abschlüsse nicht passen. Dänemark ist da z.B. weiter, weil dort einfach übersetzt wird, was die Leute genau können und sie dann in entsprechende Jobs vermittelt werden können.

Ja und nein.

Richtig ist dass die, die da kommen keine Dummköpfe sind und ein gewisses Maß an Bildung haben, aber zur Wahrheit gehört auch, dass nicht alle hochgebildete Fachkräfte sind.

Was man eher selten antrifft sind welche die wirklich nach Europa kommen um Verbrecher zu werden. Die sind fast ausnahmslos arbeitswillig auch in Berufen die die europäische Unterschicht vielleicht nicht mehr wirklich gewillt ist auszuüben.