LdN313: Verantwortung der Rohstoff-Förderländer für den Klimawandel

Am Anfang der aktuellen Lage fällt die Aussage, dass Katar mit dem Export von Erdgas das Klima der Erde ruiniert. Mein erster Impuls war zu entgegnen: das Klima ruiniert nicht Katar mit dem Export von Erdgas sondern wir selbst mit dessen Verbrennung.

Genauer betrachtet haben wir hier natürlich eine Kaskade von Verantwortungen. Katars Geschäftsmodell basiert auf klimaschädlichem Handeln der Gasimportländer. Und auch bei der Förderung entsteht ein kleiner Teil der Emissionen. Aber wesentliche Profiteure des billigen Gases sind auch westliche Gasinfrastruktur-Bauer, Politiker und vor allem Gaskunden (privat und industriell).

Das mag etwas spitzfindig sein – den Vorwurf lasse ich mir gerne gefallen. Und die Lage steht auch nicht im Verdacht, diese Zusammenhänge zu verkennen. Ich mache diesen Hinweis aber trotzdem, weil die Zuspitzung der Verantwortung auf einen Akteur in der Debatte um Verantwortlichkeiten beim Klimawandel durchaus ein Problem ist. Besonders problematisch wird es, wenn das jemand tut, der selbst in der o.g. Kaskade aktiv ist (z.B. ein Gaskunde) und damit (gewollt oder ungewollt) die eigene Verantwortung relativiert.

Anderes Beispiel zur Verdeutlichung: „VW ist verantwortlich für 1% der Treibhausgas-Emissionen“. VW hat da sicher einen signifikanten Anteil, aber die Treibhausgase produziert am Ende derjenige, der gerade einen VW fährt und stattdessen auch die Bahn hätte nehmen könnte. Mitschuld hat außerdem der Politiker, der Schäden von CO2-Emissionen nicht bepreist etc.

Am Ende hat jeder Autofahrer das Recht, VW zu kritisieren und jeder Gaskunde das Recht, Katar zu verurteilen. Es sollte nur halt immer deutlich gemacht werden, dass es sich hier um eine Teilschuld handelt, die die eigene Verantwortung nicht mindert.

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Fachlich spricht das Greenhouse Gas Protocol hier von Scope 3 Upstream und Downstream und Scope 1und 2. Wir rechnen in unserer Bilanz das CO2 aus der Gasförderung, dem Transport und dem Verbrennen (immer noch vereinfacht).
Katar rechnet das gleiche plus CO2 aus Material und Energie die für die Förderung nötig sind und zugeliefert werden. Uns und Katar zusammen gerechnet ergibt dann keine „richtige Bilanz“, weil teilweise doppelt gerechnet, das ist aber nach GHG auch nicht vorgesehen. Beide sind wir verantwortlich, so wie du es auch schreibst.

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Natürlich haben Endverbraucher eine Verantwortung. Aber nicht alleine. Wer viel Macht hat, hat auch viel Verantwortung. Und Länder wie Saudi-Arabien oder Unternehmen wie BP nutzen ihre Macht nicht etwa, um Menschen zu helfen, sondern um sich in demokratische Systeme einzumischen. Damit sorgen sie dafür, dass Fossile Brennstoffe oft zur attraktiveren Wahl werden.
Gutverdienende Menschen können natürlich auf E-Autos oder andere Energieformen umsteigen. Viele Menschen können das aber nicht.
Man muss natürlich jeden einzelnen in die Pflicht nehmen. Aber auch Staaten müssen Verantwortung übernehmen. Und in Autokratien fällt das Argument, dass jeder für die Gesellschaft verantwortlich ist auch weg, da gibt es wenige Menschen die Macht und damit Verantwortung haben.

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Das stimmt. Gut und weniger gut Verdienende könnten aber beide mehr Rad fahren. Jeder sollte sich mit seinen Möglichkeiten beteiligten

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Da könnne wir uns (wenig überraschend) sicher drauf einigen.

Auch hier volle Zustimmung.

Mein Versuch, die Erdgas-Beziehungen zwischen Deutschland und Katar satirisch darzustellen, hat leider keine Freigabe bekommen. Daher nüchtern zusammengefasst:

Europa und Deutschland im Speziellen wird sich sehr schwer tun, Katars Geschäftsmodell des Erdgas-Exportes glaubhaft zu kritisieren.

Zum einen kaufen wir gerade ohne Skrupel zu jedem erdenklichen Preis den Erdgas-Markt leer und sind dafür auch in Katar vorstellig geworden. Zum anderen haben wir den Rohstoff in der EU-Taxonomie als „Transition“ gelabelt.

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