LdN312 Wärmewende

Ich gestehe es ein, ich bin Besitzer einer 30 Jahre alten Gasheizung. Nach 30 Jahren und merkwürdigen Geräuschen der Heizung in der letzten Heizperiode habe ich mich Anfang des Jahres (Januar) auf den Weg gemacht. Ziel: Wärmepumpe.

Die Eckdaten: 118 m², 10.000 kWh Gasverbrauch, Bj. 1993, dieses Jahr Fenster und Türen getauscht (die Alten waren nicht dicht).

Also habe ich den Betrieb kontaktiert, der vor 30 Jahren die alte Heizung eingebaut hat. Mittlerweile ist da die jüngere Generation am Ruder, genauso wie in meinem Haus. Ich habe eine Abfuhr kassiert. Das ginge nicht, keine Fußbodenheizung, zu altes Haus, zu schlechte Dämmung. Der geringe Verbrauch täte nichts zur Sache, auch zusätzliche Dämmung ändert an der Sache nichts!

Ich muss gestehen, dass ich erstaunt war. Meine angelernte Intuition (Physiker) verlangte, dass man mich nach Eckdaten des Hauses fragt. Also habe ich einen Termin beim Energieberater gemacht, der wird ja sicher nach Zahlen fragen, oder? Nein! Keine Verbrauchszahlen abgefragt, Schauergeschichten über schlimme Effizienzen von Hybridheizungen erzählt. !!Er schaltet den Wärmepumpenteil seiner Hybridheizung von November bis Februar aus, der Effizienz wegen!! Ergebnis: „Lassen sie sich eine Gasheizung einbauen!“. Ich habe sämtliche ortsansässigen Unternehmen durchtelefoniert, ich wurde am Telefon ausgelacht, wurde lautstark angegangen, es wurden Angebote für Gas und Wärmepumpe zugesagt (für meine Einsicht). Wärmepumpen wären sowieso der letzte Scheiß und würden maximal 2 Jahre problemfrei laufen, die Angebote sind natürlich nie angekommen und so eine Wärmepumpe kostet ja trotz Zuschüssen über 40.000 €.

Vor kurzem habe ich dann in der Nachbarstadt einen Anbieter kontaktiert, von dem ich gehört habe, dass er Wärmepumpen in älteren Gebäuden installiert. Der hat sich das Haus angeguckt und als wir zu den Zahlen kamen und ich schon einschränkte, man könnte ja auch über ein Hybridsystem nachdenken, meinte er „Braucht man nicht, das geht auch so“, man müsste noch nicht mal alle Heizkörper erneuern. Die genutzte Heizkurve würde zeigen, dass eine moderne Wärmepumpe ausreicht. Was soll ich sagen, es hat nur 11 Monate gedauert ihn und damit überhaupt ein Angebot zu finden. Mittlerweile habe ich auch noch 2 andere Unternehmen gefunden.

Jetzt erzählt ihr uns in dem Podcast, dass evtl. ab Anfang 2024 nur noch 65 % erneuerbar gehen würde bei den Heizungen. Auf eine Wärmepumpe werde ich jetzt schon bis Ende 23, Anfang 24 warten müssen. Warum? Nicht, weil die Hersteller keine Wärmepumpen herstellen wollen; Chipkriese… Die Steuerungselektronik ist, so hört man, wohl das Hauptproblem. Aber Gasheizungen haben nach Auskunft der Unternehmen Lieferzeiten teils unter 3 Monaten. Glaubt mal ruhig, dass davon noch Tausende eingebaut werden, die dann die nächsten 30 Jahre laufen. Erst recht, wenn die Leute nicht so hartnäckig sind wie ich. Abgesehen davon sind einige tatsächlich der Meinung, wenn so eine Regelung für 24 kommt, dann lassen sie sich 23 eine neue Gastherme einbauen, damit sie ihre Ruhe haben.

Und selbst 24, werden noch Hybridsysteme verbaut werden können, wenn die Heizung theoretisch nur 2 Wochen pro Heizperiode auf Gas läuft, dann ist sie ja zu >65 % über erneuerbare Energien betreibbar. Dass dann eventuell so ein Feld-Wald-und-Wiesen-Energieberater, wie meiner, nachher den Tipp gibt, die Heizung >80 % der Wärmelast über Gas erzeugen zu lassen, macht es noch schlimmer. Einige werden die Wärmepumpen nicht richtig dimensionieren, was die Verfügbarkeit von Hochleistungswärmepumpen künstlich verknappt. Abgesehen davon, selbst mit den aktuellen Zuschüssen (~35 %) bezahle ich noch ungefähr das Doppelte wie für eine Gasheizung und das in Zeiten der spürbaren Inflation, denn während Gas meist Plug-and-Play ist, müssen für eine Wärmepumpe zusätzliche Leitungen, ein größerer Stellplatz und evtl. der ein oder andere neue Heizkörper eingepreist werden. Ich selbst müsste, bis die neue Wärmepumpe kommt, die alte Gasheizung reparieren lassen müssen, auch wenn es sich um einen finanziellen Totalschaden handelt. Und wie wird das dann ab Anfang 24 laufen, wenn alte Heizungen kaputtgehen und schnell Ersatz hermüsste?

Bitte versteht das nicht als Generalverurteilung von Heizungsbauern/Energieberatern, ich kann hier nur über eine kleine Teilmenge berichten.
Bitte versteht dies auch nicht als Aussage, dass das sowieso nicht klappen kann, ich möchte lediglich aufzeigen, dass das Ganze nicht so einfach ist und nicht so rosig aussieht, wie es scheint.

Trotzdem kann ich nur jeden ermutigen, der aktuell eine neue Heizung benötigt: Wenn euch jemand absagt, dann holt euch eine 2./3./10. Meinung ein, lasst euch nicht abwimmeln, ohne dass die Experten das ganze mal durchrechnen. Geht durch Wohngebiete und guckt, ob ihr an älteren Häusern Wärmepumpen entdecken könnt, klingelt da und fragt, wer die installiert hat!

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Wir (BY) hatten im Doppel Haus ( 1950/1972) vom Schwiegervater (86 Jahre alt seit kurzem verwittwet) erst vor zwei Tagen (den Jungen Heizungsinstallateur/Meister) da, hatte vorher bei den Bayernnetz/werk gelernt also beim EVU/VNB → ich hab ihm den Heizwärmebedarf anhand der Ölheizung die 2000 installiert wurde inkl Solarthermie vorgerechnet. Heizwärmebedarf pro qm 97 KWH also weit unterhalb der kritischen Grenze von 150 kwh/qm.

Kein Problem, es kommt jetzt eine Luftwärmepumpe inkl neuem EdelstahlPufferspeicher und PV/Batteriespeicher her damit optimal sinnvoll, Umsetzung 2023.

Wer sich über die Wärmepumpe im Altbau schlau machen will bitte hier entlang:

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Man kann auch auf die Websites der großen Heizungsanlagenhersteller gehen. Die veröffentlichen eigentlich immer eine Liste mit Vertragspartnern in der Nähe.

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Kann dem Kollegen nur zustimmen. Ich hatte zwar das Glück, dass Installateur und der Vertreter des Herstellers gemeinsam gekommen sind und ein Angebot abgestimmt haben. Am Ende wurde die Anlage aber hoffnungslos überdimensioniert. Dadurch teuer, laut, und vermutlich leidet auch die Effizienz. Läuft nämlich praktisch immer nur bei 25%.