LdN312 Digitale Währungen: Pläne der EZB für einen digitalen Euro (Interview Carola Westermeier)

Hallo,

fand euer Gespräch zum digitalen Euro sehr interessant und teile vor allem die Datenschutzbedenken, die sich meiner Meinung nach bei einer zentralisierten Zentralbankwärhung unbedingt stellen müssen. Ich möchte an der Stelle gerne ein Projekt einbringen, dass ich selber vielversprechend finde, und das versucht, eine Lösung zu bieten, die gleichzeitig anonyme oder pseudonyme Zahlungen auf Käufer*innenseite anzubieten, und trotzdem einer Rechenschaftspflicht auf Händler*innenseite nachzukommen: Taler. Als Sahnehäubchen funktioniert das, ohne Energie in der Größenordnung des Jahresverbrauchs von Argentinien zu verbrennen, alles funktioniert auf offenen Protokollen und so weiter. Also wirklich etwas, das viele Nerdherzen höher schlagen lassen sollte.

Es gibt hier ein gutes Video, wo das System en detail erklärt wird. Ich verlinke direkt auf die Stelle, wo sich mit digitalem Zentralbankgeld auseinandergesetzt wird:

Zur Klarstellung vielleicht noch mal: Natürlich möchte ich mich mit den genannten Beispielen, die gebracht werden, um zu verdeutlichen, was daran problematisch sein kann, nicht gemein machen. Ich denke es geht eher um eine grundsätzlichere Betrachtung rechtsstaatlicher Maßnahmen, die für Leute ja gelten, ob man sie sympathisch findet oder nicht.

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Ihr habt euch recht besorgt über die Implikationen für die Privatsphäre eines digitalen Euros gezeigt. Speziell wenn Der EZB hier freie Hand hat.
Ich war etwas verwundert das der GnuTaler nicht aufgetaucht ist. GNU Taler
Es ist ein oben source Bezahlsystem dass auf bestehenden Währungen aufgesetzt wird.
Als Kunde kann man dann Euros als Gnutaler abheben und bekommt einen kryptographischen Token der es dir erlaubt anonym zu bezahlen.
Bitte nicht verwechseln. Es ist keine Kryptowährung, sondern ein Bezahlsystem das eine bestehende Währung digitalisiert.

Der Witz ist: Beim bezahlen bleibt man anonym gegenüber dem Verkäufer UND gegenüber deiner eigenen Bank.
Der Verkäufer geht mit demoken zur Bank und bekommt Euros überwiesen. Selbst hier bleibst du als Käufer gegenüber den Banken anonym.

Sehr smarte crypto im ursprünglichen Sinn des Wortes.

Perfekt für den digitalen Euro und die Privatsphäre. Die Software ist fertig, es gibt kein proof of work oder stake. Es gibt kein Timing, sondern halt einfach sehr smarte Signaturen.
Der Käufer bleibt anonym, der Verkäufer aber nicht.
Es stammt ursprünglich aus der Uni Bern, bzw ist mit dem Professor der das treibt umgezogen. Jetzt gibt es die Firm
Taler Systems SA - Home die die Systeme für Banken einrichten will.

In der Schweiz versucht ein Politiker dass schon ins Parlament zu bringen: GNU-Taler: Bundesrat soll Einführung von digitalem Bargeld prüfen

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Witzig — ich habe eine sehr, sehr ähnliche Anmerkung hinterlassen: LdN312 Digitale Währungen: Pläne der EZB für einen digitalen Euro (Interview Carola Westermeier)

Kann dem also nur zustimmen! Hoffe, das ganze bekommt einigermaßen Resonanz und mustert sich zur ernstzunehmenden Option. Es ist auf jeden Fall aus vielerlei Hinsicht vielversprechend!

EDIT: Diese Antwort wurde ursprünglich unter einem anderen Thema hinterlassen. Die beiden Themen sind seitdem zusammengeführt worden.

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Ich fand den Beitrag zum digitalen Euro in der Lage und insbesondere das Hervorheben der Bedeutung von Privatsphäre ebenfalls sehr gelungen. Gleichzeitig hoffe ich, dass der Appell von Philipp und Ulf, dass das Thema stärker im demokratischen Diskurs und nicht nur innerhalb der EZB diskutiert werden sollte, fruchtet.

Bitcoin ist übrigens entgegen häufig anderslautender Behauptungen bei weitem nicht anonym. Das liegt daran, dass sowohl der Betrag einer Transaktion als auch der Link zwischen zuvor empfangenen und nun ausgegebenen Bitcoins für alle öffentlich einsehbar ist, insbesondere für Regulatoren und Strafverfolgungsbehörden. Bitcoin ist lediglich pseudonym, d.h., anstatt eines Klarnahmens sieht man vereinfacht wechselnde, aber verknüpfbare kryptographische Schlüssel. Unternehmen wie Chainalysis haben sich darauf spezialisiert, mittels dieser Verknüpfbarkeit unter Zuhilfenahme von Metadaten wie IP Adressen oder KYC Informationen, die man sich von Kryptobörsen holen kann, Transaktionen auf die entsprechenden Personen oder Organisationen zurückzuführen. Wie man hört, sind sie in weit mehr als 50% der Fälle erfolgreich. Es gibt auch wissenschaftliche Publikationen, die diese De-anonymisierung beschreiben. Nur Privacy-Coins wie Zcash oder Mixer wie TornadoCash (mittlerweile wegen der Geldwäsche- und Terrorfinanzierungsmöglichkeiten sanktioniert) bieten echte Anonymität, wenn man zusätzlich Anonymisierung auf Netzwerkebene wie Tor oder VPNs nutzt.

Für den digitalen Euro wurden bislang Anonymisierungen vorgeschlagen, in denen die Zentralbank auch weiterhin alle Transaktionsdetails sieht und lediglich !!verspricht!!, die Daten nach kurzer Zeit, bspw. zwei Wochen, zu löschen („Anonymity vouchers“). Wir wissen, wie verlässlich solche Versprechen von Regierungen manchmal sein können (Snowden lässt grüßen). Ein echtes Alleinstellungsmerkmal wäre also nur gegeben, wenn wir kryptographische Garantien bekommen, dass weder Sender, Empfänger, noch Betrag (noch irgendwelche weiteren Daten, die die Verknüpfung von Transaktionen) der EZB vorliegen. Der GNU-Taler ist hier definitiv ein vielversprechender Ansatz, bargeldähnliche Privatsphäre liefert er aber immer noch nicht, weil Empfänger und Betrag offengelegt werden. Mittels Kryptographie lassen sich aber trotz des Versteckens auch dieser Informationen (insb. des Betrags) Transaktionslimits implementieren, d.h., der Nutzer beweist, dass die Transaktion unter einer bestimmten Obergrenze liegt, ohne den genauen Betrag offenzulegen. Man kann jedoch Transaktionen elektronisch einfach sehr oft ausführen (und durch Anonymität kann das nicht verhindert werden). Daher müssten statt Limits auf Transaktionsbasis Limits auf Umsatzbasis eingeführt werden, um trotzdem mit Geldwäsche- und Terrorfinanzierungsregulierung im Einklang zu stehen. Technisch ist das (mit komplexeren Ansätzen als beim sehr performanten GNU-Taler, mit ähnlicher Technologie wie bei Zcash oder TornadoCash, wobei der Grund !!nicht!! Blockchain ist) möglich und wurde bereits in mehreren Publikationen nachgewiesen.
Um allerdings einen „Schwarzmarkt für Zugänge“ zu verhindern, der Umsatzlimits für kriminelle Akteure aushebelbar machen könnte, braucht man eine digitale Identität die in so vielen Bereichen wichtig ist, dass man sie nicht weitergeben möchte. Ein simples Passwort wäre hier definitiv nicht akzeptabel. Über eine Diskussion, wie realistisch dieser Ansatz dann letztlich aus Sicht des Regulators ist (insbesondere wenn wie in der Lage hervorgehoben schon Ende-zu-Ende Verschlüsselung immer wieder auf der Kippe steht), würde ich mich sehr freuen. Egal ob GNU-Taler oder noch privater, jedenfalls sollte man sich nicht mit simplen „echte Anonymität geht nicht wegen Geldwäsche“ Aussagen abspeisen lassen, die erfreulicherweise im Lage-Beitrag nicht gemacht wurden, aber die man durchaus häufig von Politikern und Zentralbankern hört oder liest.

Ich habe mit Kollegen zu diesem Ansatz auch ein (nicht ganz so technisches) Papier geschrieben, in dem die Machbarkeit auch mit Juristen und Zentralbankern besprochen wurde.

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Bitcoin ist übrigens entgegen häufig anderslautender Behauptungen bei weitem nicht anonym. Das liegt daran, dass sowohl der Betrag einer Transaktion als auch der Link zwischen zuvor empfangenen und nun ausgegebenen Bitcoins für alle öffentlich einsehbar ist.

Das ist eins der wichtigsten Features, denn nur so ist für jedermann öffentlich nachprüfbar, wieviele Bitcoin zu welcher Zeit existieren und damit, ob mehr Bitcoin erzeugt wurden, als vorgesehen, was noch nie der Fall war (die Anzahl gefälschter Bitcoin ist Null, ganz im Gegensatz zu der Anzahl gefälschter Dollar, Euro und darüber letztendlich auch Taler). Wieviel Euro gerade im Umlauf sind, kann weder ich noch du überprüfen, da müssen wir leider einer kleinen Gruppe von Leuten in einem „Hinterzimmer“ vertrauen…

Mich würde in dem Zusammenhang mal interessieren wie viel Transaktionen, wieviel Volumen so täglich wöchentlich monatlich jährlich bewegt wird und wie hoch der Anteil von Geldwäsche ist.
Geldwäsche is angeblich in Deutschland immer ein riesengroßes Problem aber die Frage die sich mir stellt ist, von welchem Volumen & Anteil sprechen wir und ist es nicht einfach ein Personal Problem?
Ich höre die Finanzämter bräuchten deutlich mehr Leute um Steuerhinterziehung zu bekämpfen und könnte mir vorstellen dass es bei Geldwäsche ähnlich ist.

Anderseits frag ich mich, ist es wirklich die direkte Überweisung die hier das Problem ist?
Wieso greift man das Problem nicht an der Wurzel an und bekämpft die Einnahmequelle oder die Ideologie bei Terrorismus?
Geldwäsche is irgendwie so ein hässlicher Notnagel.

Das von mir verlinkte Video enthält zumindest Informationen darüber, wie viele Transaktionen Paypal und Visa derzeit so stemmen. Bei Paypal sind es wohl 193 Transaktionen weltweit pro Sekunde, bei Visa 1667.

Danke für die umfangreiche Antwort! Ich hoffe, ich finde die Zeit, das Paper zu lesen.

Zum markierten Punkt habe ich eine Frage: Der Fall, in dem das nicht bargeld-ähnlich ist, ist ja vergleichbar mit dem, wo ich einer Bekannten 10€ in die Hand drücke, weil sie mir letztes mal etwas ausgelegt hat, richtig? Im Taler-Fall müsste die Bekannte diese 10€ theoretisch deklarieren (es sind wohl Wallet-to-Wallet-Payments geplant, was vielleicht auch diesen Fall anonym behandeln könnte, aber ob das de facto so ist, weiß ich leider nicht). Für die anderen Fälle, in denen ich etwas beim Händler kaufe, ist die Privatsphäre in etwa damit vergleichbar, dass ich mir Geld am Automaten abhebe, und später einen Teilbetrag davon im Geschäft ausgebe, oder verstehe ich da etwas falsch? Da sind ja Betrag und Empfänger*in auch transparent, aber die Person, die das Geld ausgegeben hat, nicht (zumindest nicht direkt – man könnte natürlich mit Aufwand soetwas machen wie Beträge und Orte versuchen, miteinander in Verbindung zu bringen).

Da kann ich nur teilweise zustimmen. Mittels Kryptographie (bswp. sog. Zero-Knowledge Proofs) kann man erreichen, dass die gesamte Geldmenge transparent ist, ohne Kontostände oder Beträge von Überweisungen offenlegen zu müssen. Das wird bspw. in Zcash - übrigens aus einem Fork von Bitcoin entstanden - seit Jahren erfolgreich angewendet. Wenn diese Technologie 2008 schon reif gewesen wäre, wer weiß, ob Bitcoin sie nicht verwendet hätte. Privacy war durchaus ein Thema beim Design, sonst hätte man stattd des UTXO Modells auch ein Account-basiertes Modell nehmen können. =)

Das ist auch mein Verständnis von der Lösung, ja :slight_smile:

Wallet-zu-Wallet ist generell herausfordernd. Aus Robustheitsgründen wäre eine Offline-Fähigkeit (ich kann die Smartphones nebeneinanderlegen und eine Überweisung zwischen ihnen machen, ohne mit dem EZB-Backend zu kommunizieren) natürlich eine feine Sache und ein unschlagbarer Vorteil. Ich weiß aber nicht, wie man das Software-seitig umsetzen sollte, denn im Zweifelsfall weiß ja mein Transaktionspartner nicht, ob ich vorher nicht schon mein Konto leergeräumt habe und das nur gegenüber dem Transaktionspartner verschweige. Man braucht also immer einen Referenzanker (bspw. eine Datenbank der EZB), auf die sich alle beziehen. Wallet-to-wallet geht sonst eigentlich nur, wenn man das mit dem Sicherheitschip des Smartphones oder der SIM-Karte umsetzt. Das hat allerdings mehrere Nachteile:

  • Kooperation mit Herstellern ist erfahrungsgemäß langwierig und aufwändig, man kann nicht einfach neue Features aufspielen. Außerdem sitzen die Hersteller meist nicht in Europa.
  • Erfahrungsgemäß kann man die entsprechende Hardware mit genügend Aufwand dann doch knacken und „Geld aus der Luft erzeugen“ - vermutlich immer noch schwieriger, als Blüten zu drucken, aber dennoch nicht so sicher wie eine kryptographische Lösung. Um dieses Risiko abzufedern, muss man letztlich doch wieder etwas Anonymität aufgeben.

Wegen dieser Nachteile des Hardware-basierten Ansatzes und weil der GNU-Taler noch keine Privatsphäre äquivalent zu Bargeld bietet, haben wir das Paper geschrieben. Bis wir aber eine digitale Identität haben, die die entsprechenden Anforderungen erfüllt, könnte es aber noch lange dauern; die aktuellen Bemühungen zur EU digitalen (Identity) Wallet sind hinsichtlich fortgeschrittener Privacy-Features eher überschaubar…

Die Interviewpartnerin meint das große Teile des Zahlungsverkehrs von Visa und Mastercard abhängen.
Wie läuft das denn wenn ich mit meiner Sparkassen-Karte im Laden ode Restaurant zahle?
Haben wir da nur die Möglichkeit einen Dienstleister&Dritten mit dem Transfer zu betrauen anstatt es ala SEPA zwischen 2 Banken direkt auszumachen?
Das scheint mir jetzt erstmal etwas wo man das bestehende Bankensystem modernisieren könnte OHNE hier irgendwelche neuen Währungen wie einen Digitalen Euro einführen zu müssen.
Wie schaut es International mit Bankenwesen und Überweisungen aus ausserhalb der EU?
Das wäre mal ein Thema wo ich durchaus eine Spezial Folge begrüßen würde.

Bezüglich der wallet to wallet Transaktionen: Bei Gnutaler werden die via der dahinter liegenden Bank gehandelt.

While the payment appears to be directly between wallets, technically the operation is intermediated by the payment service provider which will typically be legally required to identify the recipient of the funds before allowing the transaction to complete.

Ich verstehe den Wunsch auch anonym Geld empfangen zu können. Allerdings finde ich dass die Verhinderung Steuerbetrug zu vertuschen hier wichtiger ist als eine zusätzliche Anonymität gegenüber dem Status quo: Im Augenblick landet das Geld einer Überweisung auch auf einem Bankkonto dass dir Bank frei einsehen kann.

Tolle Diskussion hier. Die Diskussion zum GNU Taler ist auch interessant, allerdings glaube ich nicht das sich Zentralbanken dahinführen lassen.

Ich fand das Interview auch super, gut gemacht Ulf und Philipp! Das ganze fand ich so interessant, dass ich endlich einen Forumsaccount angelegt habe.

Das Nachhaken bei dem Thema Privatsphäre war sehr gut - also die Frage warum denn nicht peer2peer Transaktionen erlaubt werden sollen usw.

Aber ich finde, das Ausmaß an dystopischem Potenzial eines Digitalen Euro wurde nur angekratzt.

Persönlich finde ich den technologischen Durchbruch den Bitcoin oder Ethereum darstellen faszinierend, trotz Bitcoins Energieproblem. Ich bin weiss Gott kein Technologiefeind - im Gegenteil. Der Digitale Euro ist aber etwas anderes. Der Digitale Euro wäre zentral gelenkt, nicht dezentral wie Bitcoin oder Ethereum.

Die Möglichkeit beim Digitalen Euro selbst kleinste Transaktionen aller Menschen nachzuvervolgen (durch eine Zentrale Autorität) ist erschreckend. Allerdings ist dies nur die Spitze des Eisbergs.

Wenn der digitale Euro auf einer sogenannten smart contract blockchain aufbaut (wie Ethereum), dann ist der Verlust des privaten Bezahlens potentiell das kleinste unserer Probleme. „Smart contract“ bedeutet ein wenig vereinfacht gesagt dass man beliebigen Programmcode ausführen kann. Man kann also zum Beispiel Konditionen an das Bezahlen anknüpfen.

Hier ein paar technisch machbare/denkbare Beispiele:

  • die Zentralbank besteuert Guthaben direkt negative um den Konsum anzukurbeln (nicht durch Drittbanken die Konkurrenzdruck unterliegen sondern direkt (in code) auf dein Geld). Vielleicht sogar regional unterschiedlich (diskriminierend), je nach Wirtschaftslage in einer Region. Man Stelle sich die Machtfantasien der neuen zentralen Planer vor.

  • Die Regierung denkt Du hast diesen Monat genug Geld für X ausgeben (Transaktionen sind ja nicht privat), dein Geld (!) funktioniert nicht mehr in Geschäften für X.

Das sind nur 2 wunderbar dystopische Beispiele. Sie sind auch nicht weit hergeholt. Diese sind nicht geplant soweit ich weiß aber das Missbrauchspotential is gigantisch.

Der digitale Euro ist eine sogenannte CBDC (Central Bank digital currency). Ein Beispiel dafür ist der Digitale Yuan. In China gibt es bereits Pilotprojekte in denen ein soziales Kreditpunktesystem in einigen Landteilen dem digitalen Yuan verknüpft ist.

Da kann man sehen wo zentrale Macht über alle Zahlungsfunktionen hinführen kann. z.B. können unliebsame Subjekte (oder Menschen mit niedrigem sozialen Kredit weil die vielleicht gegen die ‚Ordnungregeln‘ verstoßen) kein Zug oder Flugticket mehr kaufen.

Hört sich nach Panikmache an, aber wir sind nicht weit davon entfernt. Man stelle sich vor wie man mit gut gemeinten Klimamaßnahmen einen Präzedenzfall schaffen könnte.

Ich denke das ist ein tolles Thema für die Lage und sollte unbedingt aufgerollt werden.

Für mich stellt sich beim Thema „digitaler Euro“ auch nach dem Interview noch die Frage: Warum? Was soll das?
Ich finde, das kam in Philips Zusammenfassung auch schon gut durch. Hier soll mMn eine Schein-Alternative zum Bitcoin aufgebaut werden, die sich aber am Ende überhaupt nicht von heutigem Geld unterscheidet.

Bargeld ist kein Buchgeld
Das Buchgeld als Forderung gegenüber der Bank ist zwar in der Theorie eine nette Erkenntnis, ändert aber für den Bürger im Alltag wenig. Da alle Konten/Banknoten auf Euro lauten, kann ich diese quasi 1:1 tauschen.
Miete, Steuern, Rundfunkbeitrag, das alles kann ich nicht bar zahlen. Somit bringt es mir wenig, die Forderung auf meinem Bankkonto in Bargeld zu tauschen.
Welche Forderung ich gegenüber der EZB mit meinem Bargeld habe, ist mir schleierhaft.

Länderübergreifende Zahlungen im Euro-Raum laufen über Visa/Mastercard, und damit über amerikanische Firmen
Woran liegt das denn? Schließlich haben wir doch europaweit einheitliche IBANs. Vielleicht liegt das daran, dass viele Banken und andere Zahlungsempfänger nach wie vor viel national denken; und ich vermute, mit voller Absicht. Man schaue sich nur an

  • die Probleme der Lage mit ihrem niederländischen Konto
  • die Probleme von Tim Pritlove in Barcelona einen Stromvertrag (?) mit einer deutschen IBAN abzuschließen
  • generell die Skepsis insbesondere von etablierten Geldhäusern, Zahlungen nach Osteuropa abzuwickeln

Dazu kommt, dass es auch mit IBANs scheinbar ziemlich kompliziert ist, Zahlungen im Internet anzunehmen. Die Lage nimmt nach wie vor nur Kreditkarten. (Oder hab ich’s nicht gefunden?)

Vorschlag: Wir brauchen eine europäische Kreditkarten-Firma, und zu jedem Girokonto eine virtuelle Kreditkarten-Nummer, damit man diese im Internet wie eine Lastschrift-Zahlung nutzen kann.

Die chinesische/amerikanische Zentralbank macht das auch
Ja toll. Und wofür machen die das?

Facebook führt Libra/Diem ein
Der eigentliche Grund, wieso Facebooks Währung eine gute Chance hatte, war, dass sehr viele Menschen ein Facebook-Konto haben. Die Gruppe ist deutlich größer, als diejenigen, die an kompatible (!) Zahlungssysteme angeschlossen sind und die Gebühren dort vermutlich deutlich niedriger gewesen wären, als mit herkömmlichen Methoden.
Insbesondere für Menschen, die Geld aus „dem Western“ nach Hause transferieren, hätte sich hier eine kostengünstige Option geboten.

Intermediäre ausschließen
In meinen Augen der einzig sinnvolle Ansatz, den man hier verfolgen kann. Ausgerechnet diesen Ansatz jedoch verneint die EZB bzw. Carola Westermeier.
Aber auch dafür brauchen wir keinen „digitalen Euro“, sondern einfach nur Girokonten bei der Zentralbank für alle Bürger.

Und die ganzen Datenschutz-Gefahren, wenn alle Transaktionen bei der EZB vorbei laufen, habe ich hier noch gar nicht beleuchtet.

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Die Initiative Finanzwende hat in ihrem Newsletter vorhin geschrieben

ein Jahr ist die Ampel-Koalition bald im Amt. Im Koalitionsvertrag wurde ein zentrales Verbot festgehalten: der Kauf von Immobilien mittels Bargeld. Eine Forderung, der sich Finanzwende seit Gründung verschrieben hatte. Dieses Verbot kommt jetzt als Teil des sogenannten Sanktionsdurchsetzungsgesetzes (SDG) II! Ab nächstem Jahr soll der Bargeldkauf von Immobilien damit Geschichte sein.

Die Frage ist doch erstmal eine grundsätzliche: Wie wird bei der Steuer betrogen?
Würden mehr Beamte in der Fahndung mehr erreichen mit den Infos die es jetzt schon gibt?
Mehr Heu hilft bei der Suche nach der sprichwörtlichen Nadel auch nicht wirklich.

Es heisst ja auch bei Geldwäsche werden vornehmlich Immobilien genutzt. So das kann man spezifisch angehen und dabei die Kollateralschäden hoffentlich minimieren.

Nicht ausschließlich. Im Interview war ja von den privaten Mittlern wie Paypal, Visa, Mastercard und anderen die Rede. Auch Händler machen die Abrechnung genausowenig wie das Inkasso selber sondern beauftragen Dienstleister damit.
Das ist ein riesengroßer Datenhaufen der Begehrlichkeiten weckt. Im Interview wurde das ja auch genannt da es deutlich mehr Aufschluss bietet über dein Leben als dein Twitterfeed oder deine Facebook Likes.
Da könnte man durchaus ansetzen. Wieso braucht es diese Mittler und wir können nicht zwischen meiner Bank und der Bank des Händlers direkt Geld austauschen? Bei Überweisungen im Onlinebanking brauch ich auch nur die Internationale Bank Account Nummer.

Eine Blockchain ist maximal ineffizient und hat den Sinn dezentral zu sein ohne zentrale Autorität
Wenn die EZB eine „Digitale Währung“ rausbringt , dann will sie den Einfluss behalten, die Transaktionen überwachen und die Geldmenge steuern. Das stellt das genaue Gegenteil dar.
Da ist es deutlich einfacher eine normale Datenbank zu haben wo drin steht „Eis besitzt 200 D-Euro“ so wie wir es im jetzigen Account-basierten System auch schon haben.

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ja, dezantral wird die EZB Währung sicher nicht sein. Konditionen wird man trotzdem reinprogrammieren können. Das führt zum krassen Missbrauchspotenzial (zusammen mit der zentralen Steuerung).

Danke für die ganze Folge, jedes Thema hat eine extrem hohe Relevanz und oft wurde verständlich, dass wir in der Gesellschaft darüber sprechen und einander aufklären müssen.
Insbesondere die Debatte über die Digitalen Währung.
Gibt es die Möglichkeit, dass jemand unabhängiges ein auf blockchain, dezentralem System aufbaut, welches mehr Vertrauen und einen Einstieg für jeden in das Finanzsystem ermöglichen würde? Dann würden die Menschen sich vllt aus Vernunft mit ihrer Entscheidung dieses zu nutzen, selbst bestimmen?
Was sind die wirklichen Vorteile und Nutzen einer digitalen Währung im Gegensatz zum aktuellen Bezahl System? Zb das transferieren von Geld in andere Länder ohne Gebühren und so weiter…
Aber wie würde man das Vertrauen der Menschen in eine dezentrale Lösung erhalten?
Ich bekomme bei der aktuellen Tendenz in Bezug auch Klimaziele und mangelnden Engagement auf Seiten der Politik dafür und dieses Thema, was noch nicht einmal diskutiert wird Bauchschmerzen…
Freue mich hier im Forum mehr zu den Themen zu lernen!

Das ist ja schon passiert mit Bitcoin , Litecoin oder Monero. Die Problematik ist dass hier mehrere Aspekte zusammenkommen die abschreckend wirken, sowohl auf Nutzerseite als auch Seite von Staaten sowie Händlern.

Man möchte die Kontrolle über die Geldmenge nicht aufgeben da man es als wichtiges Steuerinstrument erachtet und nicht dem freien Markt überlassen möchte.

Wenn wir anfangen darüber zu sprechen dass die Ausgabe neuer Währungseinheiten limitiert ist oder im Falle von Bitcoin irgendwann endet, werden enorme Grundsatzfragen aufgeworfen wie Inflation ist wichtig für Wirtschaftswachstum und Deflation gefährlich. Das verschreckt Leute weil es ein radikaler Paradigmentwechsel ist.

Dazu kommt im Falle bestehender Kryptowährungen die Thematik der Handhabung.
Als Händler und Nutzer ist die Software zwar ok, aber noch flutscht es nicht so weit als dass ich Freunden und Familie das intuitive Nutzen zutrauen würde. Damit ist die Menge an Akzeptanstellen und Nutzern zu gering und es entsteht ein Henne-Ei-Problem.
Ich nutze nichts was nicht genutzt wird und damit ist das Netz anfällig für Einflüsse von aussen.
Das kann man am jetzigen Verfall von Kryptowährungskursen sehen.

Sehr geringe Gebühren und sehr schnelle Überweisungen. Allerdings denke ich dass wir das auch mit bestehenden Mitteln hinbekommen können.
Wie man an SEPA Instant sehen kann ist es eine künstliche Beschränkung dass Banküberweisungen tagelang in der Schwebe gehalten werden.

Danke für den langen Beitrag. Mir ging es ähnlich. Ich sah auch nach dem Interview keinen praktischen Mehrwert des digitalen Euro für mich erkennen.

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