LdN311 Lindner-Interview / Klimafreundlichkeit ist KEIN Wettbewerbsvorteil

Reichlich spät, bin aber etwas hinterher mit dem hören leider.

Lindner: „Wir werden doch nicht mit staatlichem Geld jeden mittelständischen Betrieb dekarbonisieren.Das werden die Leute selber finanzieren. Und werden, werden es tun,weil sie daran glauben, weil ihre unternehmerische Idee ist, zu produzieren.Klimafreundlich.Und darin in Wahrheit dann langfristig einen Wettbewerbsvorteil sehen. Und dafür müssen wir den Rahmen setzen.“

Sorry, aber was für ein Schwachsinn. Echte Klimafreundlichkeit, im Gegenteil von Green Washing, ist sehr, sehr selten ein Wettbewerbsvorteil. Vor allem in Branchen wo so wie so das Angebot nicht reicht (Handwerker z.B.), welchen Anreiz sollten sie dafür haben, ihren Betrieb klimafreundlicher zu machen?

Ich hätte da gerne Herrn Lindner einfach gefragt: „Geben Sie mir bitte ein Beispiel: ein wahrer Wettbewerbsvorteil, der durch Klimafreundlichkeit entsteht.“

Beim nächsten Interview aber bitte =)

Beim Handwerker ist das vermutlich noch kein Argument. Große Firmen beginnen die Klimafreundlichkeit ihrer Lieferanten in die Bewertung des Angebots mit einzubeziehen. Dadurch ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu den kleinen durchgereicht wird. Ignorante Unternehmen werden über kurz oder lang aussortiert.

Erstens, was (sehr) große Firmen tun ist: sehr viel Zeit und Geld darin zu investieren, um genau rauszufinden, wie sie am wenigsten Geld investieren um am klimafreundlichsten auszusehen. Es gibt eine ganze Branche von Berater dafür mittlerweile. Sie machen es nicht, weil de Umwelt oder die Zukunft im allgemein ihnen wichtig ist, sie machen es wegen des öffentlichen Drucks – mehr nicht.

Zweitens, mittelständige Betriebe übernehmen nicht zwangsläufig alles was große Firmen machen. Sie haben z.B. überhaupt nicht die selbe öffentliche Sichtbarkeit und werden es auch nie haben, somit spüren sie diesen öffentlichen Druck gar nicht – da muss der Staat aus meiner Sicht eingreifen und Forderungen/Steuern so spielen lassen, dass klimafreundlich zu sein sich einfach finanziell lohnt… Es muss auch nicht unbedingt „mehr Steuern“ sein, es kann auch „weniger Förderungen für das, was weniger klimafreundlich ist“ sein z.B.

Ich glaube, was mich an der Aussage von Herr Lindner besonders stört ist diese „es wird sich schon von selbst lösen“-Denkweise, die halt so bequem ist…

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Volle Zustimmung.

Das ist das Narrativ zum Greenwashing. Bestimmt gibt es das.
Wenn deine Firma das so macht, dann tut mir das leid für dich. Man kann sich seinen AG nicht immer aussuchen.
Andere zu bewerten ist sicher nicht so einfach.
Dann besteht ein Unternehmen aus den Menschen die dort arbeiten. Denen vorzuwerfen ihr Streben besteht darin andere zu täuschen ist denke ich auch wenig gerechtfertigt

Letztlich, so glaube ich, würden Maßnahmen zur „Vernachhaltlichung“ am Besten wirken, wenn in allen Bereichen einer Gesellschaft alles in die gleiche Richtung in identischer Geschwindigkeit läuft. Doch hier ist der Markt zu träge. Das einzelne Unternehmen hat doch momentan als Einzelkämpfer direkt und kurzfristig nichts davon, auf „grün“ zu setzen…
Und dann denke ich: Hier ist also doch der Staat gefragt, die Rahmenbedingungen in der Art zu setzen, das Klimaneutralität erst einmal kurzfristig unternehmerisch lukrativ ist. Langfristig ist sie das sowieso.