LdN308 Fachkräftemangel: Migrant:innen das Arbeiten erleichtern

Was ich in meinem ehrenamtlichen Engagement in der Rechtsberatung für Geflüchtete regelmäßig beobachte ist, dass junge Geflüchtete die noch nicht lange in Deutschland sind häufig gerne eine Ausbildung beginnen würden (und dafür i.d.R. dann auch zumindest mit einer Ausbildungsduldung bleiben dürften), teilweise sogar Ausbildungsplätze finden, aber die Ausbildung an noch unzureichenden Deutschkenntnissen für die Berufsschulen scheitert. Ich finde, es sollte deshalb auch eine Möglichkeit der Berufsschulausbildung auf Englisch mit parallelen Deutschkursen bereits ab Deutschniveau A1/A2 eingeführt werden.

In einer idealen Welt sollte eine englische Berufsschulausbildung für Zuwanderer angeboten werden - absolut, gar keine Frage…

Das Problem ist, dass wir hier wieder an der Realität des Lehrermangels scheitern. Gerade für die Berufsschulen braucht man viele MINT-Lehrer - und auch wenn ich davon ausgehe, dass die meisten MINT-Lehrer halbwegs englisch sprechen, würde eine Qualitätssicherung voraussetzen, dass sie das auch staatlich bestätigt können (daher z.B. zumindest zwei Semester Lehramt Englisch). Und diese Lehrkräfte gibt es einfach so gut wie gar nicht.

Zumal an Berufsschulen auch sehr viele Quer- und Seiteneinsteiger unterrichten, mit deren Englischkenntnissen es bisweilen noch schlechter aussieht, gerade, wenn es um die praxisnahen Fächer geht.

Ein weiteres Problem, neben dem Lehrermangel, wäre natürlich, dass wir eine englischsprachige Berufsschule zumindest nicht flächendeckend anbieten könnten. Das wiederum würde dazu führen, dass es Migrationsschwerpunkte um die wenigen Berufsschulen mit englischem Unterricht aufbauen würden. Das bringt wiederum erneut Probleme im Hinblick auf die Integration mit sich (klassische Segregationsproblematiken).

Kurzum:
Ich bin absolut dafür, in diese Richtung zu gehen, aber ich fürchte, dass es in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird, weil in der Lehrerausbildung der letzten Jahrzehnte zu viel von der Politik verschlafen wurde.

Als vermittelnde Zwischenlösung würde ich vorschlagen, qualifizierte Zuwanderer als Zusatzangebot („Nachhilfe“) zu finanzieren um diejenigen zu unterstützen, die wegen Sprachschwierigkeiten in der Berufsschule nicht folgen können. Damit könnte man auch Arbeitsplätze für zugewanderte Fachkräfte schaffen, die wegen Sprachbarrieren noch nicht sinnvoll in den Arbeitsmarkt integriert werden können, sodass diese Leute in ihrer Muttersprache ihren jüngeren Landsleuten Nachhilfe geben können.

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