LdN308 Abhängigkeit von China

China tritt, um seine Ziele zu erreichen, auch sehr offensiv und fordend an die Unternehmen und Politiker jeweiliger Länder heran.
Sollte uns auch zu denken geben…

1 „Gefällt mir“

Tut es auch, aber wir füttern trotzdem weiter den Baby-Tiger, der uns eines Tages bei lebendigem Leib fressen wird, um mal ein dramatisches Bild zu bemühen. Der Verkauf des HHLA-Terminals ist da ein gutes Beispiel:
Alle wissen, das es eine doffe Idee ist, aber keiner, der es wirklich aufhalten könnte, tut etwas dagegen.

So wie wir im Westen auch. Ich erinnere nur an die Presse hier, als die „faulen“ Griechen damals in Geldnot waren. Jetzt stelle man sich mal vor, das chinesische Fernsehen zeigt den Wanderarbeitern mit ihrer 60+ Stundenwoche mal, wie deutsche Facharbeiter in der Autoindustrie arbeiten.

Da sind wir im Vergleich genauso faul. Und schon haben die jede moralische Berechtigung uns alles „wegzunehmen“, also unseren gesamten Wohlstand.

Und von der Kolonialzeit, speziell mit England wollen wir da mal lieber nicht anfangen…

4 „Gefällt mir“

Naja, wo hier die Probleme liegen ist eigentlich ganz gut in dem Lage-Interview mit Jens Südekum rausgekommen.

Wenn China halt maßgeblichen Einfluss auf andere wichtige Europäische Häfen hat, aber nicht auf Hamburg, wird halt der massive Warenstrom vor allem über die anderen Häfen abgefertigt (z.B. Rotterdam statt Hamburg). Dadurch gehen viele Arbeitsplätze in Deutschland verloren und das wollen gerade SPD-Politiker ja immer gerne verhindern, koste es, was es wolle („Sozial ist, was Arbeit schafft“ - dümmster Spruch ever!)

Es ist daher wie mit der Abhängigkeit vom russischen Gas - es sprechen sehr starke, wirtschaftliche Argumente (und damit auch Interessen) für das China-Investment. Und so lange alles gut läuft gibt’s ja auch keine Probleme - aber wie Russland gezeigt hat, werden die Probleme umso größer, wenn es schief läuft. Und bis es mit China so weit ist, ist vermutlich nur eine Frage der Zeit.

Und da haben wir wieder eine Demokratieproblem:
Die aktuelle Politik denkt natürlich primär in Vier-Jahres-Zyklen und nicht langfristig. Und kurz- und mittelfristig sind wirtschaftlicher Aufschwung und Arbeitsplätze natürlich viel mehr im Wahlkampf wert, als das Argument, unabhängiger von China zu sein, dafür aber tausende Arbeitsplätze verloren zu haben… wenn’s dann mit China eskaliert, kann man es halten wie Merkel mit Russland: Das ist ein Problem der Trottel der über oder über-über-nächsten Regierung…

In der Tat ein wichtiger Einwand, gerade was die Opiumkriege betrifft hat man China tatsächlich unheimlich übel mitgespielt und damit den chinesischen Aufstieg in die „erste Welt“ vermutlich viele Jahrzehnte bzw. wenige Jahrhunderte verhindert. China hat allen Grund, zu sagen, dass sie nie wieder in diese Situation des „Unterlegenen“ geraten wollen, in der eine westliche Nation chinesische Politik diktiert.

Wir müssen China tatsächlich auf Augenhöhe begegnen und auch akzeptieren, dass China zur Weltmacht aufsteigen wird - das wird sich auch nicht verhindern lassen, zumindest nicht mit lauteren Methoden. Dennoch müssen China natürlich klare Grenzen gesetzt werden, sowohl was Handelspraktiken betrifft, als auch, was ganz grundsätzliche Menschenrechte betrifft (Uiguren, Taiwan). In China wird diese Kritik aber zwangsläufig immer wieder an die Zeit des Kolonialismus erinnern, daher sollten wir uns bewusst sein, dass wir hier auf einem Minenfeld arbeiten.

2 „Gefällt mir“

Aber eines wurde auch in der LdN308 im Interview mit Prof. J.Südekum völlig außer acht gelassen: der globale Klimaschutz und der lokale Umweltschutz in China. Auch in diesen Punkten müssen wir China auf Augenhöhe und energisch entgegentreten. Es müssen bei Produkten, die zu uns eingeführt werden unsere „fortschrittlicheren“ Bedingungen gelten. Es wird mit China keinen erfolgreichen „Wandel durch Handel“ geben. WIr müssen wirtschaftlich hart agieren und uns auf einen harten Konkurrenzkampf einstellen.
Thema Klimaschutz: in diesem Jahr gab es eine Missernte in Chinas Kornkammer. Grund dafür soll u.a. sein, dass in Mitteleuropa die Wälder massiv zurückgehen. Und wenn man an die „klimatische West-Strömung“ denkt, klingt es zumindest plausibel. In diesem wesentlichen Punkt wäre China von uns abhängig.

da geht es doch um viel mehr!
Je nach Tide und Warteschlange braucht ein Containerschiff von Cuxhafen nach Hamburg bis zu einem Tag. Das ist ein Wettbewerbsnachteil gegenüber Rotterdam, auch wenn die Verteilung von Rotterdam aus mit LKWs dann doch wieder lang dauert. Das und die immer größeren Schiffe mit immer mehr Tiefgang ist der Hauptgrund, warum die Elbe immer wieder ausgebaggert wird. Das aber bringt die Obstbauern elbabwärts um den Schlaf, weil das Risiko hoch ist, dass zu viel Salzwasser ins Grundwasser kommt und so dem Obstanbau - also einem anderen wichtigen Wirtschaftszweig schadet. Gerichtlich wurde für die neue Ausbaggerung entschieden - allerdings muss wesentlich öfter ausgebaggert werden als anfangs gedacht, weil die Elbe verschlickt. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Elbökologie.
Dabei gibt es seit einigen Jahren den mit Steuermitteln aus Regional-, Bundes- und EU-Mitteln finanzierten Hafen in Wilhelmshaven, der bei Weitem nicht ausgelastet ist. Die Bundesländer Hamburg und Niedersachsen können sich nicht einigen, nicht einmal, wie sie sich gemeinsam gegen Rotterdam und Antwerpen behaupten wollen. Und das schöne Steuergeld für den Hafen von Wilhelmshaven? Ist auch schon wurscht, da schmeißen wir noch welches hinterher, denn Personal braucht der ja trotzdem! Und trotzdem wird auf Biegen und Brechen versucht, den Hamburger Hafen konkurrenzfähig zu halten.
Schöne Grüße
Sabine

1 „Gefällt mir“

Solange aber ein ehemaliger Hamburger Bürgermeister Kanzler ist, wird da keine Entscheidung gegen den Hamburger Haffen getroffen. Wir innerhalb von Hamburg als zu wichtig genommen. Nicht nur wirtschaftlich sondern auch kulturell und für das Selbstverständnis der Hamburger als „am Wasser gebaut“.

Das wäre schön, ist aber ein reiner Wunsch. Denn warum ist China den so billig? Weil die hunderte Millionen Wanderarbeiter aus dem Inland als eine Art Kolonie im eigenen Land haben. Und diese Inlands-Kolonie „beuten“ sie aus und steigen so wirtschaftlich auf.

Genau so haben es die USA mit den Sklaven aus Amerika gemacht und vor ihnen die Briten mit ihren Kolonien in aller Welt, vor allem Afrika und Indien. Die wahre Macht sind viele billige Arbeitskräfte.

DIe Meldung hier passt auch gut dazu:

Wird aber natürlich alles nichts ändern. Genauso wenig, wie die Existenz der Stasi zu DDR verhindert hat, dass für die BRD damals Möbel und weiße Ware und andere Sachen teilweise sogar von DDR-Häftlingen gefertigt wurden.

Die SPD wird nunmal in Deutschland von Deutschen (bei Bundes- oder Landtagswahlen) gewählt. Außerdem ist es doch sehr verkürzt, angesichts sozialdemokratischer Positionen z.B. in der Entwicklungspolitik, zu behaupten, es würde nicht auch über den Tellerrand hinaus gedacht. Die Priorität muss halt auf dem Inland liegen, das dürfte auch die Erwartung der meisten Wähler*innen sein.

Aus der Luft gegriffenes Pauschalurteil!

2 „Gefällt mir“

Naja, in dem Kontext von „Sozial ist, was Arbeit schafft“ ist der Kommentar von @rlinner durchaus zutreffend, denn gerade wenn es um die Schaffung von Arbeitsplätzen geht, geht es fast ausschließlich darum, diese Arbeitsplätze in Deutschland zu schaffen und zu erhalten (beim Thema COSCO / Hamburger Hafen z.B. darum, dass diese Arbeitsplätze nicht im Zweifel nach Rotterdam verlegt werden…). Es geht daher beim Ansatz „Sozial ist, was Arbeit schafft“ tatsächlich fast immer um nationale Vorteile, z.B. Standortvorteile. Und die Kehrseite ist eben, dass anderswo auf der Welt keine Arbeitsplätze entstehen.

Zumal sagt er „viele SPDler“ und nicht „der Großteil der SPDler“ oder gar „alle SPDler“. Daher kann ich hier auch keine Pauschalisierung der gesamten SPD sehen. Der Post mag daher etwas polemisch sein, aber m.E. noch innerhalb der Regeln für eine konstruktive Diskussion.

Ich befürchte einfach, dass durch zu strikte Moderation einige konstruktive User vergrault werden könnten - und ich würde @rlinner in jedem Fall zu den konstruktiven Usern zählen.

1 „Gefällt mir“

Mal sachlich interpretiert: die politischen Richtungen der gängigen Parteien stehen innovativen Ansätzen oft im Wege. Ideologische Hürden bremsen übergreifende, notwenige lösunge leider meist aus.

Selbstverständlich, denn die wenigsten wählen im Deutschland eine Partei, die sich weniger um Arbeitsplätze in Deutschland als auf anderen Kontinenten kümmert.

Von daher ist der nun getroffene Kompromiss für eine Beteiligung von cosco in Hamburg vernünftig.

Danke für deine vermittelnde Haltung. Ich sitze mit @rlinner hoffentlich in einem Boot, was das Verhältnis zu Kritik betrifft. Als konstruktive Moderatorin stelle ich mich hier regelmäßig z.T. massiver Kritik, konstruktiver und destruktiver und alles dazwischen. Daraus lerne ich und ziehe meine Schlüsse. So sollte es hier jede_User_in halten.Wenn ich bitten darf.

1 „Gefällt mir“

Das ist aber ein Problem der Wähler. Auf Grund der nun erzwungenen Energiewende und dem Lösen von Russland gibt es extreme gesellschaftliche Verwerfungen und wirtschaftliche Belastungen. Schon jetzt laufen deswegen ein viel zu hoher Prozentsatz offener rechter Putinfreunde rum. Mal ganz zu schweigen von den Populisten die jede schlechte Zahl, auch wenn Merkel sie verursacht hat, Medien wirksam breit treten. Wenn man in dieser Situation einen wirtschaftlichen Konflikt mit China riskiert, haben wir sehr sicher eine Union-Regierung beim nächsten Mal. Und die haben moralisch erst Recht kein Problem uns an Autokratien zu verkaufen.

Das ist weder ein Pauschalurteil (siehe @Daniel_K ), noch ist es aus der Luft gegriffen. Scholz führt das doch gerade in Reinstform vor, und davor Nordstream 2 mit der Stiftung in MP, Schröder hat die EU-Partner mit Niederiglohnsektor ausgetrickst usw. Es gibt halt Leute (eben auch in der SPD) die glauben, sobald sie für mehr Menschen als sich allein einen Vorteil aus einer Sache herausholen, wären sie fein sozial. Sie vergessen oder ignorieren, dass sie ja zwangsläufig einen Nachteil für die nicht zu ihrer Gruppe gehörigen Menschen schaffen. Neben Individual-Egoismus gibt es Gruppen-Egoismus, der nicht weniger gemeinschaftsschädlich ist.

Im Übrigen verstehe ich die Meldung meines Beitrages nicht. War ja nur sehr gemässigt polemisch wenn überhaupt, und nicht gegen eine Person gerichtet. Würde daher um Rücknahme der Sperre bitten.

Stimmt, aber das ist genau ein Problem. Würden die Leute weiter voraus und breiter denken, kämen sie zur Erkenntnis, dass nationale Egoismen auch ihnen selbst schaden - später halt, auf Umwegen.

Interessanter Aspekt. Vielleicht kannst du das noch weiter erklären was du dir da wünschst.

Zur Kanzler-Entscheidung und zu der SPD-Politik bitte hier weiter kommentieren:

1 „Gefällt mir“

Auch wenn es u.a. nur ASICs sind, lernt Deutschland es wirklich nicht?

Der Verkauf der Dortmunder HighTech-Firma elmos darf nicht genehmigt werden. Die Technologie ist in diesem Fall nicht das entscheidende Argument, das ist weltweit verfügbar. Es geht hier vielmehr um die Anwendung in den Produkten, wie z.B. Sensoren für Autobremsen.
Ich frage mich ernsthaft, warum selbst deutsche Firmengründer ihr (geistiges) Eigentum an China verkaufen. Es kann doch nicht an ein paar Milllionen € mehr liegen, oder etwa doch? Ich befürchte, es liegt an den mangelnden Nachfolgemöglichkeiten. Eine These …