LdN297 - Kompensation von Flügen

Ein Flug von Düsseldorf nach Mallorca und zurück erzeugt 0.75 Tonnen CO2 (sueddeutsche). Würden also 8 Milliarden Menschen jährlich diese Strecke fliegen, würde sich ein Verbrauch von 6 Milliarden Tonnen CO2 ergeben. Wenn man das damit vergleicht, dass im Jahr 2018 kommerzielle Flugzeuge 918 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen haben sollen (spiegel), dann wäre das also die 6.5fache Menge an CO2. Und dann würde fliegen auch nicht mehr „nur“ 3% des globalen CO2 Verbrauch ausmachen, sondern 18%.
(ich weiß verreisen muss nicht zwangsläufig fliegen bedeuten, aber da es in diesem Thread ums fliegen geht, hab ich das jetzt einfach mal aufgegriffen)

Das ist leider nur anekdotische Evidenz und hilft uns nicht wirklich dabei die Frage zu beantworten. Ich denke viel Kultur kann man in Europa auch mit Bus und Bahn erleben. Dann gibt es das Internet, über das man viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen kennenlernen kann. Dann kann man sich Dokumentationen anschauen. Man kann Sprachen lernen. In größeren Städten in Deutschland kann man internationale Kulturen kennenlernen. Von daher der Zusatz den da die Flugreisen bringen halte ich für nicht mehr ausschlaggebend. Außerdem wie viele Menschen ändern denn wirklich ihre politische Haltung nach Flugreisen, oder ernähren sich Vegan, oder steigen vom Auto aufs Fahrrad um, oder spenden regelmäßig größere Summen ins Ausland? Oder anders gefragt was steckt hinter diesem ominösen Begriff Weltoffenheit und warum rechtfertigt er es den Planeten zu zerstören? Und sind die konservativen Wähler alle noch nie in den Urlaub geflogen?

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Wieso sollten bei gleichem Preisniveau plötzlich 8 Mrd. fliegen? Es soll ja nicht billiger werden, sondern nur kein reines Luxusgut um die sozialen Verwerfungen nicht noch schlimmer zu machen. Deswegen sollen weitere Flüge auch sehr sehr viel teurer werden und Kurzstrecke verboten werden.

Ich hoffe du willst damit nicht sagen, damit wir einmal pro Jahr nach Mallorca fliegen können, sollen die anderen Länder gefälligst arm bleiben.

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Wie kommst du auf diese Annahmen? Es geht mir lediglich darum, dass fliegen für alle irgendwann möglich sein muss und nicht nur für die Reichen. Nicht jeder soll dauernd fliegen, aber jeder sollte in vernünftig großen Abständen die Chance haben dazu.

Ich fand die Frage von @tellin am Anfang eigentlich sehr spannend und denke da könnte etwas dran sein.

Abwegig, dass das Kalkül ist und einen negativen Effekt auf das Klima hat fidne ich das nicht. Ich habe mehrere Freund*innen im Bekanntenkreis, die wahnsinnig bewusst leben um möglichst nicht zur Klimakrise beizutragen und dann von ihrer jährlichen Flugreise erzählen. Auch wenn ich das ihnen nicht sage - das ist ihre Sache - sind sie damit größere „Klimasünder*innen“ als die meisten anderen Deutschen. Man macht sich als Verbraucher einfach wenig Vorstellungen über Verhältnisse. Einzelne Dinge hauen eben so richtig rein.

Und die Idee mit einer nicht wirksamen Maßnahme wie der Kompensation von Flügen wirklich wirksame Maßnahmen zu verhindern (alle haben ja ein gutes Gefühl dabei) ist nun wirklich nicht neu. Der berühmte CO2 Fußabdruck ist ja auch von BP erfunden worden um die Verantwortung des Individuums sichtbar zu machen und damit Eigenverantwortung in den Vordergrund zu rücken und staatliche Interventionen zu verhindern… (Keine Verschwörungstheorie, Link folgt. Auch das Wort Klimawandel kommt aus der Mineralölindustrie (gesucht wurde ein Begriff der nett klingt und Menschen nicht alarmiert).

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Die Frage ist, wen meinst du mit „alle“. Wenn du der gesamte Weltbevölkerung diese Chance geben willst und wir annehmen, dass wir den CO2 Verbrauch der Flugindustrie gleich lassen wollen, heißt das, wie oben vorgerechnet, dass wir noch alle 6.5 Jahre mal nach Mallorca fliegen können.

Ich hab gerade übrigens nochmal einen anderen Flugrechner verwendet: Kompensieren Sie Ihre Emissionen - myclimate und laut dem sind es nur 0.52 t für den Flug. Das würde dann bedeuten, dass wir alle 4.5 Jahre nach Mallorca fliegen könnten.

Das mit BP hab ich auch schon gelesen. So ganz aufgehen tut es ja nicht.
Der Carbon Footprint wurde schon vor vielen Jahren mit dem Greenhouse Gas Protocol beschrieben und wendet sich an Firmen und nicht an Privatpersonen. Man müsste mal reinlesen, ob BP da mitgewirkt hat.
BTW, was ist denn an einer Kompensation nicht wirksam? Habe ich noch nicht verstanden.

Das ist doch eine interessante Zahl. Wenn Tris also 1000 km Autofahrt einspart hat er das CO2 wieder eingespart.

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Das würde nur funktionieren, wenn wir davon ausgehen würden, dass Tris ansonsten seinen CO2 Verbrauch nicht reduzieren müsste.

Es wird ja suggeriert dass man das CO2 wieder einsammelt, das ist ja aber nicht der Fall. Stattdessen wird meistens in irgendein Klimaprojekt investiert. Das ist schön, da aber solche Projekte sehr teuer und der CO2 Ausstoß sehr günstig ist, ist das Geld eben keine Kompensation für den Schaden der Verursacht wird.

Ist ja im Grunde der Gedanke hinter dem CO2 Preis - der soll ja später mal dadurch den Ausstoß vermindern, weil er verpflichtend wird. Dann ist es ein wirksames Mittel, weil viele sich eben überlegen ob man den Ausstoß nicht doch reduzieren könnte.

Im Falle der Flüge ist es aber umgekehrt, weil es freiwillig ist: Es zahlen nur Personen die Kompensation, denen dsa Klima wichtig ist, der Rest lässt es einfach bleiben. Netto könnten einfach mehr Personen als ohne CO2 Kompensation fliegen weil sie vielleicht sonst einfach auch mal verzichtet haben, jetzt aber „kompensieren“ und daher kein Flugscham haben. So die These wenn ich das richtig verstehe und das finde ich gar nicht so abwegig…

Wie funktioniert denn die normale „Kompensation“?
Überspitzt gesagt werden irgendwo ein paar Bäume gepflanzt die dann irgendwann CO2 einfangen werden.
Echte Kompensation würde (zeitnah) die Menge CO2 aus der Atmosphäre holen die vorher reingeblasen wurde. Davon sind wir aber meilenweit entfernt.

Fazit
Kompensation bewirkt nur das Gewissen zu beruhigen.

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Ja, es gibt praktisch eine Notwendigkeit und damit ein Grundrecht, verrreisen zu dürfen. Wie weit man reist und mit welchem Verkehrsmittel, ist damit überhaupt nicht gesagt. Es gibt also kein Grundrecht auf Flugreisen, dass davon abgeleitet werden könnte. Beschränkungen für Reisen können aber ganz leicht von der Notwendigkeit des Klimaschutzes abgeleitet werden. Und da sind Flugreisen und Kreuzfahrten halt so schädlich, dass eine mutige Regierung sie komplett verbieten könnte, ohne mit den Grundrechten in Konflikt zu kommen (die Abwägung der Rechtsgüter spräche mE dafür). Es wäre ja wie gesagt nicht verboten zu reisen.

Du sagst es selbst: von den 8 Milliarden fliegen 7,2 Milliarden nicht, weil es für sie ein unerreichbarer Luxus ist. Das ist die soziale Verwerfung, die du lokal (DE, reiche Länder) verhindern willst, aber global akzeptierst. Das ist gängiges Denken in den reichen Ländern. Dafür muss man halt kurz eine humane Betrachtung der Welt hintan stellen. Ich stimme oft mit dir überein, aber hier hast du einen Denkfehler, zusammen mit 99,9% der Menschheit im Wohlstand.

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Wenn er 1000 km einsparen kann, dann waren diese km offensichtlich nicht notwendig. Warum soll er dafür eine ebenso nicht notwendige Flugreise machen, nur um das Gesparte andereweitig rauszuhauen? Es ist doch klar: ALLES was nicht notwendig ist und sehr schädlich, einfach bleiben lassen.

Wer auswandert, muss wissen was er tut. In meiner Gegend gab es in den 1920er Jahren viele Auswanderer nach USA. Ich habe da ein wenig mich umgehört. Von denen ist nie jemals ein Mensch auf Besuch in die alte Heimat gekommen. Ein paar Wenige sind dauerhaft zurückgekommen. Die anderen haben gelegentlich Briefe geschrieben, manche haben nach dem Krieg Päckchen geschickt. Es ist also keine Lebensnotwendigkeit, zu Familienfeiern per Fernflug zu erscheinen. Man tut es, weil es so einfach und billig ist und nett. Aber da stehen inzwischen ernsthafte Gründe dagegen.

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Damit käme ich besser klar. Mich stört, dass plötzlich nur noch Vermögende fliegen können sollen. Gerade diese Menschen haben aber den größten CO2 Verbrauch. Es wäre mir lieber die Lasten wären endlich mal gleich verteilt.

Und gerade die €50-Ryanair-Flüge sind das Problem!
Wenn das nicht immens teurer wird, können wir das auch ganz lassen.
Die blasen ja genauso viel CO2 in die Atmosphäre wie ein teurer Flug.
Und es trifft alle. Auch Menschen mit mehr Geld werden dann nicht mehr so oft fliegen.

Ich sehe da gar keine andere Lösung, oder muss man sich dann preiswerte Flüge mit Gehaltsnachweis „genehmigen“ lassen?

Oder parallel:

Es muss ja nicht jeder Auto fahren, sollen die zum Arbeitsplatz eines der Lebensgefährten ziehen.
Und
Es muss ja nicht jeder in den Urlaub fliegen, unnötiger Luxus.

Wenn man A sagt, muss man auch B sagen. Oder wenn man B nicht sagt, brauchen wir über A auch gar nicht diskutieren.

Dasselbe Problem der steigenden Preise allgemein: Die, die es sich leisten können, müssen ihre Gewohnheiten nicht ändern. Sie fliegen dann eben für teuer, sie heizen eben für teuer, aber mehr auch nicht. Die, die es sich kaum leisten können, müssen verzichten. Das birgt sozialen Sprengstoff.

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Und genau da sieht Ottmar Edenhofer das Problem. Niemand verzichtet, wenn andere dafür weiter raushauen und im Falle von Gas sogar den Preis für den, der verzichtet hoch treibt. Es muss also jeder mindestens ähnlich verzichten, damit es gesellschaftlich auch getragen wird.

Ich empfehle diese Folge des Politikteils der Zeit dazu:

Ja. Zumal ja heutzutage Dank Internet viel einfacher Kontakt möglich ist.

Spannend: als ich noch in Deutschland war, hab ich mit meinen Eltern ein paar mal im Jahr telefoniert und 1x im Jahr haben wir uns getroffen.
Seit ich ausgewandert bin skypen wir jede Woche, also deutlich öfter ^^
Familienfeiern bin ich außen vor, aber 1x im Jahr zu Besuch Versuch ich trotzdem, solange ich sie noch habe.

Da lass ich mich auch nicht von Klima und Spritkosten wirklich aufhalten, ich spare da eher an anderen Stellen um mir das leisten zu können.

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