LdN294 Der Tankrabatt wirkt - als Katalysator für eine Reform des Kartellrechts

Vielleicht wäre der Preis aber ohne Senkung der Steuer noch höher?

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Das wird dort auch behandelt. Die Aufgabe der Steuersenkung war, die Bürger zu entlasten. Das macht sie nicht oder nur bedingt. Deshalb kann man zusammenfassen, dass dieses Instrument nicht geeignet für das Ziel war, vor allem in Relation zu den Kosten.

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Was bei der Analyse nicht bedacht worden ist:
Russisches Öl für europäische Rafffinerien kann nicht durch Nordsee- oder amerikanisches Öl ersetzt werden. Das russische Öl ist schwefelhaltig und rückstandsarm.
Diese Eigenschaften findet man nicht in amerikanischem oder westeuropäischen Ölsorten.
Also ist auch die Betrachtung der WTI- oder Brent-Ölpreise nicht zielführend.
Die Eigenschaften des russischen Öls müssen nun teurer aus den Emiraten nach Europa geholt werden - und entsprechend steigen der Aufwand und die Kosten für die Raffinerien.

Die Entwicklung der Ölpreise legt diese Vermutung nahe. Der Kriegsbeginn hat zwar für mehr Volatilität gesorgt - insgesamt entwickelt sich der Preis für alles Öl aber relativ geradlinig nach oben.

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Das kommt doch klar auf die Definition an, was man „Entlasten“ nennt. Entlasten gegenüber dem sonst verlangten Preis? Entlasten im Vergleich zum Preis von vor 5 Monaten? Was darf es denn sein? Das ist doch Blödsinn und reiner Populismus.
Ich sage nicht dass die Erdölindustrie sich da nicht Geld abzweigt, das war ja vorher schon klar. Aber die Senkung der Steuer als total wirkungslos zu bezeichnen ist Blödsinn.

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Absolut, es kommt auf die Definition an. Mein Verständnis ist, dass von der Politik die Aufgabe formuliert wurde „Viele Menschen müssen jetzt mehr zahlen, um ihren normalen Arbeitsweg/Alltag/etc. zu bestreiten. Das können sich viele nicht leisten, wir müssen sie also unterstützen, um das vorherige Niveau der Lebenshaltungskosten zu halten.“ Das wurde nicht erreicht, da die Menschen jetzt trotzdem mehr zahlen. Wir können uns gerne darüber streiten, ob das das Ziel war oder über die Sinnhaftigkeit, aber mMn nicht darüber, ob dieses oben formulierte Ziel erreicht wurde.

Hat auch niemand in dem Artikel (oder ich) gemacht.

Wenn das da Verprechen gewesen sein soll, dann war es offensichtlich zum Scheitern verurteilt. Ich wüsste auch nicht welche Veränderung das hätte bewerkstelligen können, ausser eine Verstaatlichung sämtlicher Unternehmen der Branche und die Abgabe unterhalb der Produktionskosten.

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Ich bin da ebenfalls nicht vom Fach. Aber in meiner naiven Sicht denke ich, da wir es mit der Verteilung eines knappen Guts zu tun haben sollte sich ein Preis einpegeln zu dem die Marktteilnehmer die zu Verfügung stehende Menge vollständig abnehmen. Da die Steuererleichterung nichts an den Liederverträgen geändert hat (Angebot) und auch nicht die Geldbörse der Kunden beeinflusst (Nachfrage) stellt sich erneut ein ähnlicher Preis ein.

Natürlich könnte nun ein Teil der Ersparnis dafür genutz den weitere überteuerte Mengen auf dem Weltmarkt einzukaufen aber dann kann man den natürlich nicht gleichzeitig weiterreichen und zumindest in meiner Branche bekommen wir zurzeit auch nicht viel mehr von irgendwas egal wie man mit Geldscheinen wedelt.

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Die Fehlannahmen hierbei sind, dass Öl gleich Öl ist und der Euro dieselbe Menge Treibstoff kauft wie vor wenigen Wochen.
Russisches Öl kann nicht durch das schwefelärmere und schwebstoffhaltigere Öl aus Nordsee oder Amerika ersetzt werden.
Stell dir ein Aquarium am Meer gelegen vor, das seine speziellen Fische mit einer Mischung aus Süß- und Salzwasser versorgen muss. Wenn diesem Aquarium auf einmal das Frischwasser bis zur Abschaltung abgestellt wird, wird es für das Aquarium sehr teuer aus dem Salzwasser Frischwasser herzustellen um den erforderlichen Mix beizubehalten. Prozesse müssen umgestellt oder Lieferanten getauscht werden. Wasser ist nicht gleich Wasser und Öl ist nicht gleich Öl.
Der zweite Punkt ist Inflation. Der Euro hat Innerhalb des letzten Jahres 20% an Wert gegen den US- Dollar verloren, in dem alle Öl-Geschäfte bislang abgewickelt wurden. Die extremen Wechselkursschwankungen und Unfähigkeit der Notenbanken eine Preisstabilität zu erzeugen sind Grund für viele Probleme auf dem Weltmarkt.
Die Ölraffinerien Amerikas haben schon an den Präsidenten geschrieben und kurzgesagt aufgrund der Politikentscheidungen der letzten Jahre Raffinerieprojekte eingestampft. Selbiges könnte auch für Deutschland gelten: Seit den 90ern werden Öl-feindliche Kräfte in der Politik so stark, dass keine weiteren Raffineriekapazitäten ausgebaut worden. Subjektiv gut so- aber jetzt führt es eben zu einer Energieknappheit, weil auch sonst nichts gebaut wurde (AKW, WKA, Solar…). Also: Willkommen in den 1970ern, Teil2.

Vielleicht habe ich es übersehen, aber ich habe eine grundsätzlicher Frage:

Wie entsteht der Preis an der Tankstelle? Wie ist die Kette bis zu dem Punkt, an dem ich mein Auto bedanke?

Welche Unternehmen sind an der Lieferkette beteiligt? Und wie hoch sind deren Margen zum Beispiel in 2019 gewesen?

Im ganzen Verlauf gibt es viele Statistiken, aber klar ist mir das noch nicht geworden.

Der Endpreis ist sehr transparent deutschlandweit einseh- und vergleichbar. Die Wertschöpfungskette allerdings ist völlig intransparent und vermutlich bewusst verschleiert. Deswegen ist nicht auszumachen, an welchem Punkt der Wucher hinzukommt. Das will Habeck ebenfalls mit dem verschärften Kartellrecht lösen. Dann müssen nämlich Unternehmen nachweisen, dass alles in Ordnung ist.

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Ich kann zumindest erklären wie der Preis an den meisten freien Tankstellen entsteht:
Die kaufen das Produkt zu Preis X im Großhandel ein, schauen wieviel die nächste „große“ Tankstelle um die Ecke nimmt, und liegen dann mit ihren Preisen, so es denn für sie Gewinn bedeutet, knapp drunter.

Mir geht die ganze Diskussion um die Wirksamkeit eines populistischen Tankrabatts zunehmend auf die Nerven. Es drängt sich der Eindruck auf, dass das Ganze eine sehr erfolgreich gezündete Nebelkerzenbatterie ist.
Das wirkliche Problem ist doch, dass Benzin und Diesel am besten gar nicht oder zumindest weniger verbraucht werden müssen.
„Turns out“(:wink:):
Es wird nach aktueller Erhebung der floating-car-data vom Navigationssystem-Anbieter TomTom im Vergleich zu den Werten aus früheren Zeiträumen weder langsamer noch weniger gefahren.
Die „heilige Kuh“ der Deutschen ist also offenbar noch nicht teuer genug.

Würde mir wünschen, dass konsequent auf Beschwerden über hohe Spritpreise mit „Weniger oder langsamer fahren, wo möglich ÖPNV oder Fahrrad nutzen, Fahrgemeinschaften bilden“ als effektivste Sparmaßnahmen geantwortet wird.

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Ich zitiere mal deine Quelle.

„Trotz der Weitergabe an die Konsumenten ist der Tankrabatt nicht sinnvoll“, sagt ifo-Präsident Clemens Fuest. „Er kommt Menschen mit höherem Einkommen und höheren Spritausausgaben zugute und nicht Menschen mit geringem Einkommen. Darüber hinaus setzt er die falschen Anreize: Er hält nicht dazu an, weniger Benzin und Diesel zu verbrauchen. Aus ökologischen Gründen und um die Abhängigkeit von Russland zu vermindern, wäre aber das genaue Gegenteil notwendig.“

Es sei außerdem zu beachten, fügen die Wissenschaftler hinzu, dass die Preisentwicklung sich in den kommenden Wochen ändern könnte. Ob die Steuersenkung dauerhaft an die Konsumenten weitergegeben werde, sei offen.

Ihre Kritik verfehlt ihr Ziel: in diesem Thread geht es einzig um die Frage der Wirksamkeit, nicht der Sinnhaftigkeit des Tankrabatts. Weiter ging es vor allem darum, aufzuzeigen, dass die Situation eben nicht so klar ist, wie einige, darunter auch viele Leitmedien, es darstellten.

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Dann haben sie sicher eine Erklärung dafür?

Die Preis-Situation heute:

Die Preis-Situation am Beginn des Ukraine Krieges:

Wie kann es sein, dass die Ölkonzerne im Februar mit einem Überschuss von 30 cent klar kamen und heute fast das doppelte brauchen?

@Nacho Sie scheinen da ja gut informiert zu sein, wie kann das sein?

Meine Erklärung: Gewinnmaximierung. Ergo wandert der Tankrabatt in die Taschen der Mineralölkonzerne und wirkt nicht für den Kunden.

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Meine Quelle sagt etwas anderes.

Auch tatsächlich freie Anbieter beziehen ihre Kraftstoffe von den Raffinerien der großen Konzerne. Dass sie den Kraftstoff teils mehrere Cent günstiger verkaufen können, liegt vor allem an der Markenstrategie der großen Konzerne. Diese betreiben intensiv Werbung und Marketing unter Nutzung der unterschiedlichsten Vertriebskanäle. Dies ist kostenintensiv und muss gegenfinanziert werden. Freie Tankstellen haben diese Kosten nicht und können qualitativ gleichwertigen Kraftstoff zu einem günstigeren Preis anbieten, weil das Budget für Werbung auf ein Minimum reduziert werden kann. Dabei ist der Gewinn für den Betreiber in der Regel sogar höher als bei den durch Mineralölkonzerne verpachteten Tankstellen.

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Aber, aber … nicht gierig werden.:wink: Immerhin kriegt der Verbraucher 10 Cent und die arme Mineralölwirtschaft muss sich mit 25 Cent zufriedengeben.:sob: Aber, das ZDF ist wahrscheinlich auch eins von den „Leitmedien“.

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Im Februar war es für die Raffinerien leichter an das schwefelhaltige, rückstandsarme Öl aus Russland heranzukommen als heute. Heute muss dafür teureres Öl aus Nahost eingekauft werden, mit weiteren Transportkosten. Zudem hat der Euro im Vergleich zum für den Öleinkauf nötigen Dollar seit Februar massiv abgewertet.

Du erklärst nicht wieso dann die Gewinnmargen steigen sondern wirfst haltlose Nebelkerzen . Das Verhalten kennt man leider nur zu gut von Lobbyisten.

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