LdN294 Der Tankrabatt wirkt - als Katalysator für eine Reform des Kartellrechts

Und das glaube ich eben nicht. Ich halte ihn für ein einziges sinnloses Geschenk an die Mineralöllobby von einem fragwürdigen Finanzminister.

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Haarspalterei…

Zuerst mal den Schei** stoppen!!

Momentan ist das erstmal nur eine Behauptung, mehr nicht. Beweise bleibt er aber schuldig.
Denn noc

Denn nochmal: ALLE Ökonomen sehen das diametral anders als Lindner und Du!

Tut er aber nicht!

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Weil der Mineralölmarkt ein Angebotsoligopol ist. Es gibt also wenige Anbieter, die auf sehr viele Nachfrager treffen. Hinzu kommt, dass der Umstieg auf Substitutionsgüter wie E-Mobilität und ÖPNV schwierig ist. Wieso sollte also ein einzelner einen Preiskampf anfangen wenn es genug zu holen gibt. Würde jetzt einer den Preis denken ziehen die anderen einfach nach. Man gewinnt also nichts. Daher muss der Staat reagieren und die Möglichkeit haben solche Angebots Oligopole zu zerschlagen.

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Valid point…

Weil „CL“ immer noch an das Märchen „Der Markt regelt’s“ glaubt.
Und im Kraftstoffmarkt regelt sich da garnix - das sollte auch CL wissen, weil das schon seit Jahr und Tag so ist.

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das bundeskartellamt erinnert mich immer mehr an die BAFIN. zahnlose behörden als feigenblatt für disfunktionale marktwirtschaft. wann haben die eigentlich zuletzt proaktiv etwas wichtiges und richtiges erreicht?

Weiter oben in diesem Thread wurde doch durchaus die Datengrundlage für diese Sichtweise Lindners geliefert.

Und ja, die meisten medienwirksamen Ökonomen lehnen den Tankrabatt ab, aus verschiedenen Gründen. Das „alle“ Ökonomen aber die Wirksamkeit bestreiten, das wär mir neu. Da wird meiner Meinung nach ziemlich populistisch mit gecherrypickten Daten hantiert, z.B. kurzen Zeitausschnitten oder mit Vergleichen von Rohölpreis zu Tankstellenpreis.

Dazu noch der obligatorische Hinweis, dass es sich bei Ökonomen nicht um Naturwissenschaftler handelt und volkswirtschaftliche Erkenntnisse ziemlich anfällig für die politischen Ansichten ihrer Erzeuger sind. Will sagen: dass das DIW einen rot/grünen bias hat, ist glaube ich offensichtlich. Gleiches gilt natürlich umgedreht für eher konservative Zeitgenossen wie z.B. Hans-Werner Sinn.

Aha. Ja, kann ich bestätigen.

Die Linie von Anfang 2022 in eine Diskussion einzubringen, die sich um eine Preisentwicklung seit exakt 1.6.2022 bis heute dreht, um die entscheidende Entwicklung in den wenigen Tagen ganz am Ende dieser zweiwöchigen Spanne zu marginalisieren, ist ein ziemlich perfektes Beispiel für Cherrypicking von Daten, die im diskutierten Kontext völlig irrelevant sind.

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Der Chef des Bundeskartellamts ist eben zufälligerweise auch FDP-Mitglied. Und Verbraucherschutz sieht das Kartellamt halt dummerweise nicht als Zweck seiner Tätigkeit an, sondern bloß dass konkurrierende Unternehmen alle die gleichen Möglichkeiten haben Gewinne zu realisieren.

Ein grandioses Beispiel, wo das Kartellamt in den letzten Jahren mal so richtig eingegriffen hat, war z.B. die Lizenzvergabe für die Übertragungsrechte im deutschen Fußball, mit dem Ergebnis, dass Kunden, die z.B. alle Spiele eines bestimmten Vereins schauen möchten, jetzt nicht nur eines, sondern gleich mehrere Abos verschiedener Anbieter zu einem in Summe mehrfachen des vorherigen Preises abschließen müssen, denn es kann ja nicht sein, dass nur ein einziger abkassiert. m)

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Nein, das ist durchaus von Relevanz.

Es steht doch folgende These im Raum: „die Mineralölkonzerne haben kurz vor Einführung des Tankrabatts die Preise erhöht, um durch den Rabatt wieder auf den ursprünglichen Preis zu kommen und sich die Differenz in die eigene Tasche zu stecken.“

Das von Ihnen verlinkte Chart zeigt ganz deutlich, dass seit ca. Anfang des Jahres bis heute ein ganz klarer Trend sich erhöhender Dieselpreise abzusehen ist. Anfang des Jahres noch recht konstant, in letzter Zeit eher fluktuierend, aber in der Regression bleibt der Trend bestehen. Heißt also, dass die Ölkonzerne eben nicht einfach mal die Preise erhöht haben, um den Tankrabatt abzuschöpfen, sondern dass die Preise einfach schon seit Monaten steigen. Warum sollte dieser Trend durch den Tankrabatt auch aufhören zu existieren?

Weil das Bundeskartellamt eine Bundesbehörde ist und nur im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben agieren darf. Diese Vorgaben werden durch die Legislative definiert.

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Und inwiefern schließen sich in Tendenz seit Anfang des Jahres steigende Preise (die ja auch schon mit Preiserhöhungen an der Zapfsäule einher gingen) und eine nochmalige Erhöhung der Gewinnspanne und somit der Preise (minus der Steuerersparnis natürlich) über die Preissteigerung im Großhandel hinaus im Verlauf seit dem 1.6. gegenseitig aus? Wollen Sie behaupten, dass das Erste ein Beweis wäre, dass Letzteres nicht stattgefunden hat?

Andernfalls ergibt die Argumentation mit „der Tendenz“ nämlich keinen Sinn und „die Tendenz“ wäre sonst in der Tat irrelevant für die konkrete Preisentwicklung seit dem 1.6.

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Das ist nur eine der Thesen, und insbesondere nicht die, welcher ich Vorschub geleistet habe. Ich habe darauf hingewiesen, dass die Argumentation, der zufolge der Großhandels-Dieselpreis seit dem 1.6. immer nur gestiegen sei und daher die ebenfalls wieder aufs Niveau vor dem 1.6. gestiegenen Preise an der Säule klar erklärbar wären, nicht so recht zu den mir zugänglichen Preiskurven passen will, die eben ab dem 7.6. einen deutlichen Einbruch zeigen, bis heute fast auf das Niveau vom 1.6. zurück. Diesen Einbruch zeigen die Dieselkurven an den Tankstellen aber nicht. Und das ist merkwürdig und inkonsistent mit der Argumentation des zitierten Tweets.

Daher ist, wenn überhaupt, die von mir in den Raum gestellte These, dass der gesunkene Einkaufspreis seit dem 7.6. nicht weitergegeben wurde. Aber selbst das habe ich so nicht formuliert, denn mir ist bewusst, dass in den Preis an der Zapfsäule außer dem Großhandelspreis noch diverse weitere Komponenten eingehen, z.B. Transportkosten, die potenziell auch Schwankungen unterliegen können. Es könnte also Erklärungen für diese Diskrepanz geben, die nicht einfach nur darauf beruhen, dass sich da ein einzelner Marktteilnehmer eine höhere Gewinnspanne gönnt. Aber es ist und bleibt eben eine Diskrepanz, die ich interessant und beobachtenswert finde und für die ich schon gerne eine plausible Erklärung wüsste.

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a) Ist das eine Datengrundlage die man nicht nachvollziehen kann
b) Bei solchen Summen reicht hier eine „Datengrundlage“ aus Rotterdam nicht aus. Da müssen faktische Beweise auf den Tisch, keine Phantasien in denen mich das schön rechnet.

Das ist das gleiche wie mit dem Klimawandel… Wenn man lange genug sucht, findet man auch Wissenschaftler die der Meinung sind, es gäbe keinen Menschen-gemachten Klimawandel.

Du meinst so wie in der Grafik die Du oben gepostet hast? :rofl:

Es gab seit Kriegsbeginn keinen Zeitpunkt, wo die Preise innerhalb von EINEM Tag um 35cent gesprungen sind.

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Schau, ich habe meine Argumente vorgebracht und keine Lust mich zu wiederholen. Das ifo Institut zum Beispiel sieht ebenfalls die Wirksamkeit des Tankrabatts als gegeben an, was sie am Vergleich mit den französischen Spritpreisen festmachen:

Es geht hier um den deutschen Markt mit den deutschen Steuern und der deutschen Kaufkraft, nichts gegen die Franzosen btw. Also sollte man doch eher in die Vergangenheit schauen, was damals Öl kostete, welche Steuern es gab und wie der Preis an der Zapfsäule war:

Und da sieht man einfach, dass am 01.05. noch 40 cent Marge gereicht haben und heute müssen es für den gleichen Preis fast 60 cent Marge sein. Der Spritpreis ist also fast 20 cent zu hoch. Und diese Preisüberhöhung stecken sich die Konzerne ZUSÄTZLICH ein.

edit: Aber wo ich dir @Nacho recht geben muss, ist dass der Tankrabatt bei den Umfrageergebnissen der FDP wirkt. Aktuell bei 7 - 8 Prozent, je nach Umfrage.

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Na ja, also so unglaublich anders sollte der französische Spritmarkt jetzt nicht sein wie der deutsche, um diesen Vergleich mit einem pauschalen Hinweis auf „wir sind nicht die Franzosen“ so einfach wegzuwischen. Außer du hast konkrete Differenzen, die du anbringen kannst, weswegen dieser Vergleich unzulässig ist.

Der potenzielle Fehler in dem Vergleich ist ein anderer: der Vergleich geht davon aus, dass der französische Markt uneingeschränkt effizient funktioniert und daher eine gute Referenz darstellt. Was wäre denn, wenn die Margen im französischen Spritmarkt einfach ganz genau so verzerrt sind wie die im deutschen, nur halt ohne die Steuerersparnis? Wenn wir von einer Situation ausgehen, in der die Tatsache, dass Benzin und Diesel für die meisten Menschen nur sehr begrenzt substituierbar sind, und gleichzeitig nur eine Hand voll Anbieter den Markt bedienen und die konkreten Wertschöpfungsschritte recht undurchsichtig und intransparent sind, dazu führt, dass relativ viel Spielraum für Margenerhöhungen an dieser und jener und noch einer weiteren Stelle besteht - dann ist die Theorie, dass schlicht die Margen auch in Frankreich und auch ohne Steuerermäßigung ebenfalls derzeit etwas höher als sonst ausfallen, doch nicht allzu weit hergeholt, oder?

Immerhin haben wir in den Monaten vor dem Tankrabatt ja auch schon gesehen, dass die Margen in der ölverarbeitenden Industrie eindeutig gestiegen sein müssen, und zwar über alle Beteiligten. Inwieweit das als Risikoaufschlag, zur Deckung gestiegener Kosten usw. gerechtfertigt ist, ist ein anderes Thema, aber dass diese Entwicklung stattgefunden hat, ist denke ich inzwischen Fakt.

Wenn man mal annimmt, dass nun eine nochmalige Margenerhöhung nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich erfolgt ist, dann führt es unweigerlich zur Frage, ob dieselbe Entwicklung auch ohne Steuerrabatt stattgefunden hätte. Was denkbar wäre, und in dem Fall wäre der Rabatt eindeutig als effektiv zu betrachten. Genausogut könnte es aber sein, dass der Steuerrabatt eine günstige Gelegenheit und einen Impetus bot, die Margen etwas zu strecken, und wenn jeder Beteiligte in der Wertschöpfungskette seine Marge nur ein klein wenig streckt, kommt eine insgesamt große Differenz dabei raus. Und eine Orientierung am Spritpreis in den Nachbarländern kann genausogut umgekehrt verlaufen, sprich die Anbieter (die sowieso meist multinational agieren, also Frankreich ebenso bedienen wie Deutschland) ziehen einfach aus Frankreich eine ungefähr analoge Marge wie aus Deutschland, und wenn die in Deutschland gerade günstigerweise etwas höher ausfallen kann, dann erhöht man in Frankreich halt genauso und schaut mal, ob man damit durchkommt. Die Käufer brauchen Treibstoff und haben eh wenig Wahlmöglichkeit, also bestehen durchaus Chancen, dass man das eine Zeit lang aufrecht erhalten kann, selbst völlig ohne kartellrechtlich problematische Absprachen - wenn alle ohne Absprache nach derselben Logik agieren, ist es kein Kartell.

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Dieser ganze Thread handelt davon, dass man allein mit den Rohölpreisen und deutschen Tankstellenpreisen noch keine Aussage über die Wirksamkeit des Tankrabatts treffen kann. Bitte lesen Sie meine früheren Beitrage nochmal.

Mit dieser Darstellung der Situation gehe ich komplett mit. Danke für die Zusammenfassung.

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Ich find’ den Blogpost von Jan Hegenberg sehr lesenswert:

Aus der von @Matder geposteten Grafik sehe ich zwei Sachen:

  1. Der Spritpreis ist gesunken.
  2. Die Anbieterüberschüsse sind gestiegen.

Daraus würde ich jetzt erstmal schließen, dass die Senkung der Steuer bei „allen“ Beteiligten zu einem Teil ankommt - bei den Anbietern und an der Zapfsäule. Zumindest Teile der drei Milliarden kommen also bei der armen Krankenschwester, die mit dem SUV die Waschmaschine ihrer Oma abholen muss, an. (Sry für den Zynismus)

Interessant find’ ich aber vor allem die Markteffekte, die Jan beschreibt. Der „Tankrabatt“ ist ein enorm populistisches Werkzeug mit dem Signal „Geht Tanken, solange ihr noch könnt“. Ich habe auch Berichte gesehen von wahnsinnig langen Schlangen an den Tankstellen am 01. Juni. Heißt: Die Nachfrage steigt - da der Homo Oeconomicus eher ein Hirngespinst als eine Annährung an die Realität ist, sogar potentiell mehr als durch die reine Preisänderung zu vermuten wäre. (Wie flexibel das Angebot ist, kann ich nicht einschätzen, laut Jan eher unflexibel.) Damit steigt mittel- bis langfristig der Preis. Besonders schön dürfte das werden, wenn die drei Monate ablaufen (und die Steuersenkung wirklich zurückgenommen werden sollte): Dann gehen alle direkt vorher nochmal tanken, der Preis steigt, und dann kommt danach noch eine höhere Steuer on top drauf. Und die Anbieter denken sich: „Naja, wenn die so abhängig von uns sind, dass sie das zahlen…“

Am Ende bleibt es dabei: Die beste Entlastung für alle ist ein Ausbau der Mobilitätsalternativen, um die Abhängigkeit von Benzin und Co zu durchbrechen. Dann könnte auch der Markt regeln.

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Hier noch eine Datenanalyse der SZ (leider Paywall): Tankrabatt: Wie die Ölindustrie an der Krise verdient - SZ.de

Deren Fazit, nachdem sie die Preise vor und nach der Steuersenkung, wie sich der Spritpreis zusammensetzt und vor allem die Entkopplung der Sprit- von den Rohölpreisen analysiert haben:

Dennoch ist inzwischen klar, dass der Tankrabatt das Ziel verfehlt hat, Bürgerinnen und Bürger finanziell zu entlasten. Im Vergleich zu den ohnehin hohen Kosten für einen Liter Super im Mai ist der Preis nur um zwölf Cent gesunken, obwohl der Tankrabatt 35 Cent beträgt.

Als Fazit der Datenanalyse kann man sagen: Große Gewinne streicht die Industrie vor allem auf dem Weltmarkt ein. Teilweise werden diese aber durch veränderte Lieferrouten und gestiegene Produktionskosten verringert. Die Gewinne an der Tankstelle sind dagegen eher gering. Die Mineralölkonzerne begründen die hohen Preise an der Zapfsäule gerne mit dem globalen Markt. Doch als große Player der Wertschöpfungskette bestimmen gerade sie die Weltmarktpreise maßgeblich mit.

Meiner Meinung nach ist dem nichts hinzuzufügen, außer dass das Wort „Tankrabatt“ Schwachsinn ist und es schade ist, dass auch diese Zeitung diese irreführende Deklaration verwendet.

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