LdN294 Der Tankrabatt wirkt - als Katalysator für eine Reform des Kartellrechts

Also für das 1. Quartal 2022 steht das schon mal fest (Quelle: FR.de):

So haben Exxon Mobil und Total Energies ihren Gewinn im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahresquartal verdreifacht, bei Shell beträgt das Plus knapp 150 Prozent.

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Eben nicht… In Deutschland kostet der Sprit fast überall das gleiche! Das ist in anderen EU Ländern gar nicht so. Ob man den Mineralölkonzernen eine Absprache nachweisen kann bezweifele ich aber im Ergebniss erinnert das doch sehr an ein „Kartell“. Preissenkung meiner Meinung nach möglich mit

1.) gesetzliche Preisdeckelung (in DE politisch unmöglich alle schreien „Kommunismus“ aber auch nicht optimal denn das würde zu viel kosten und überproportional in die Taschen von Leuten fließen, die nicht drauf angewiesen sind

2.) mit gezielter Ubterstützung von Menschen, die das Auto wirklich brauchen und sich den Spritpreis nicht leisten können z.B. „Benzin-/Dieselkarte“ oder ähnliches.

Ich fände 2 besser. Damit würde man nicht die berühmt-berüchtigten SUV Fahrer entlasten… :slight_smile: bin kein Experte korrigiert mich gerne.

LG

Der Vergleich mit 2021Q1 hinkt. Damals gab es fast global Lockdowns und Reisebeschränkungen mit entsprechendem Nachfragerückgang.

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Nope, alles was du schreibst klingt für mich erstmal plausibel. Wie ich schon weiter oben geschrieben habe, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Ölkonzerne gerade die Gesamtsituation „Ukraine“ ausnutzen. Aber es handelt sich eben um ein globales Phänomen, welches nichts mit dem Tankrabatt zu tun hat. Und das war die eigentliche Aussage dieses Threads.

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Beim Diesel ist der Tankrabatt wohl schon wieder aufgefressen worden.

Und mit dem Rohölpreis scheint das auch nichts zutun zu haben:

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Mit dem Rohölpreis hat es indirekt zu tuen. Wichtiger sind die Crack Spreads, wie auch @TilRq schon herausgearbeitet hat:

Der Brent-Crack-Spread (der aufgrund der Sanktionen für Europa am wichtigsten ist), ist auf neuen Höhenflügen. Ohne den Tankrabatt wäre der Preis an der Zapfsäule noch deutlich höher.

Jetzt könnte man spekulieren, weshalb der Crack-spread so hoch ist. Ich würde mal vermuten, dass die sinkende Nachfrage nach Flugbenzin aufgrund der gestrichenen Flüge den Preis für Diesel treibt. Verluste auf Benzinseite werden auf Dieselseite gehedget und vice versa.

Es ist doch jedes Mal dasselbe Argument: ohne Tankrabatt wäre der Preis vielleicht noch höher. Die deutschen Tankstellenpreise und die Rohölpreise reichen nicht aus, um eine Aussage über die Wirksamkeit des Tankrabatts zu treffen.

Also so eine Aussage wie die, die du im Titel dieses Threads machst? :wink:

Und was ist der Crack spread?

Der Gewinn den die Raffinerien machen.

Wem gehören die Raffenerien?

  1. PCK Raffenerie (Schwedt):
  1. MIRO (Karlsruhe):
  1. BP Gelsenkirchen: Kann man sich ja denken (Quelle).
  2. Total Raffinerie Mitteldeutschland: Auch klar, wem die gehört.

und so weiter. Also völlig wurscht, ob der Gewinn nun beispielsweise am Zapfhahn bei der BP-Tanke entsteht oder in der BP-Raffenerie. Es ist ein Gewinn des Mineralölkonzerns BP.

Und von irgendwelchen Unterkapazitäten kann ich in der Quelle von @TilRq auch nichts finden.

Und ich glaube auch, ohne das natürlich beweisen zu können, dass der Preis ohne Tankrabatt nicht 17 cent (Diesel) oder 35 cent (Super) höher wäre, sondern deutlich weniger. Denn da der Wettbewerb unter den Mineralölkonzernen so kaputt ist, gibt es ja eigentlich nur noch eine mögliche Preisbremse. Und das ist die Nachfrage der Kunden.

Daher würde ich sagen, dass die Mineralölkonzerne schon aufpassen, dass der Benzinpreis nicht so hoch wird, das er eine Art Ausweichverhalten der Kunden provoziert.

Und selbst wenn von dem Tankrabatt die Hälfte beim Kunden ankäme, ist es immer noch ein Steuergeschenk von etwa 1,5 Mrd. €, das wir uns aktuell nicht leisten können.

Die geringere Nachfrage nach (Flug)benzin verursacht ein geringeres Angebot an Diesel. Das ist das Problem der Raffinerien - und zwar egal, wem diese Raffinerien gehören. Das führt aber nicht zu höheren Gewinnen, sondern nur zu mehr Umsatz bei den Raffinerieinhabern.

Durch die geringeren Preise von Sprit wird die offiziell Produzentenpreisinflationsrate und Konsumentenpreisinflationsrate weiter unten gehalten. Da dieser PPI und CPI auch für Lohnforderungsberechnungen herangezogen wird, führt diese künstliche Zurückhaltung der Spritpreise zu weniger hohen Forderungen durch die Gewerkschaften. Somit ist die Tankpreisreduzierung ein Instrument der Reduzierung der lokalen Inflationserwartungen und der Inflation durch eine geringere Lohn-Preis-Entwicklung im ganzen. Durch diese künstliche niedrige Inflationszahlen werden relativ geringere Renten ausgeschüttet - der Tankpreisrabatt dürfte sich also selbst locker rechnen und die Staatskasse mittelfristig entlasten. Es ist nur keine besonders soziale Form der Entlastung, da einfach ein Multiplikator durch Geldeinsatz unnatürlich niedrig gehalten wird und umverteilende Maßnahmen wie z.B. die Rentenentwicklung entsprechend ebenso gedrückt wird.

Lies doch einfach den Thread, du hast jetzt schon dreimal den gleichen Beitrag gebracht. Dein Argument ist immer: (deutsche) Spritpreise steigen, Rohölpreise nicht, ergo: Tankrabatt wirkungslos. In diesem Thread gibt es mittlerweile wirklich genügend Argumente und Daten, um diese Sichtweise als unterkomplex zu entlarven.

Heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass der Tankrabatt deswegen wirksam sein muss. Aber deine Argumente reichen schlicht nicht, um ihn als unwirksam zu erklären.

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Na gut, einigen wir uns in der Mitte: Der Tankrabatt ist so etwas wie halb wirksam. :slight_smile:

Für mich persönlich folgt daraus aber, dass man ihn sofort wieder abschaffen sollte. Den erstens wären das ja so ca. 1,5 Mrd. € an Steuergeldern, die die Mineralölkonzerne mMn nicht nötig haben und außerdem wollen „wir“ ja sowieso von fossilen Energieträgern runter.

Darüber hinaus waren die Mitnahme-Effekte der Mineralölbranche absehbar und hier hat die FDP meiner Meinung nach einen großen Finanzpolitischen Fehler gemacht, als sie den Tankrabatt gefordert und dann auch durchgesetzt hat.

Dabei spielt es mMn auch keine Rolle, wie dieser Tankrabatt aussieht. Ob nun Energiesteuersenkung oder direkter Tankrabatt, wie ursprünglich von der FDP gefordert, ist im Ergebnis das Gleiche.

Weil die Gewerkschaften nicht wissen, dass der Tankrabatt nach 3 Monaten wieder verschwindet, oder wie? Das klingt jetzt aber wirklich arg vorgeschoben.

Oder willst du etwa andeuten, dass diese, als Tankrabatt getarnte Steuerumverteilung von unten nach oben etwa verlängert werden soll?

Na wenn das so ist, dann lass uns doch einfach Benzin und Diesel zu 100% staatlich subventionieren. Rechnet sich ja über die Renten mittelfristig alles, sprich die immensen Kosten bezahlen sich selbst, und wenn du von „entlasten“ sprichst impliziert das am Ende sogar einen Gewinn.

Ach, tun sie nicht? Deine Wirkungskette ist zwar nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, aber die Einflussfaktoren tendieren über die lange Kette doch zunehmend gegen null, so dass am Ende die Rentenersparnis bei einer homöopathischen Dosis liegen dürfte. Solltest du dem widersprechen wollen, würde ich um eine fundierte Rechnung des Effekts über die ganzen Schritte bitten statt einer reinen Behauptung irgendwelcher Auswirkungen in den luftleeren Raum, ohne die Wirkungen entlang der Kette im Einzelnen zu quantifizieren - außer am Ende einfach mal die Quantifizierung der Endauswirkung sehr großzügig zu deklarieren, als wäre das irgendeine Selbstverständlichkeit.

Das kommt on top auf den von @Matder erhobenen Einwand, dass jeder weiß, dass die Spritpreissenkung zeitlich befristet ist, und somit dauerhafte Auswirkungen auf die Inflationsrate auch nicht zu erwarten sind.

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Wenn wir mal davon ausgehen, dass 85% des Tankrabatts weitergegeben werden, dann wird der Spritpreis um etwa 10% gedrückt. Diese selben 10% würde ich durch alle mit dem Spritpreis verbundenen Produkte durchgereicht annehmen. Grob überschlagen wären das vielleicht die Hälfte aller Produkte. Also statt 7,9% CPI im Mai wären es dann vielleicht 7,5%. Jetzt kann man das „homöopathisch“ nennen - aber 0,4% weniger Renten wären auch schon 1,4 Milliarden Euro pro Jahr.
Ich stimme euch aber zu, dass die zeitliche Befristung ein geringeres Einfliessen des Tankrabatts wahrscheinlich macht. Ich bin mir aber sicher, dass irgendeine andere Preisdeckelung im Anschluss kommt. Vielleicht nicht im Spritbereich, sondern vielleicht im Bereich Nahrungsmittel eine MwSt. Senkung. Oder einen Gaspreisdeckel nach spanischem Vorbild. Die Gewerkschaften werden diese Interventionsspiralen oder Interventionsketten auch schon vorahnen. Die künstliche Drosselung der CPI-Berechnung wird fortgesetzt werden, einfach weil dieser Faktor eine zu große Auswirkung auf galoppierende Inflation hat und die Politik nicht als handlungslos wahrgenommen werden will.
Nicht damit wir uns falsch verstehen: Eine Steuersenkung bei gleichzeitig gleichhoch bleibenden Staatsausgaben halte ich auch für sinnlos. Denn wenn der Staat weniger einnimmt aber gleich viel ausgibt, holt er sich das Geld notfalls über neue Staatsverschuldung und somit Inflation wieder. Inflation ist eine Steuer auf die Mittelklasse - daher ist es im Grunde eine Umverteilung von der Mittelschicht auf den Staat sowie eine Steuerentlastung für alle Verbrennerfahrer. Verbrennerfahrer findet man relativ häufiger jedoch in der Unter- und Mittelschicht, daher finde ich nicht zwingend, dass eine Umverteilung nach oben passiert.

Du behauptest also, die Hälfte des Wertes aller Produkte bestünde aus Spritkosten, die in Deutschland anfallen?

Also nicht Energiekosten allgemein, sondern spezifisch die Spritkosten, die in Deutschland anfallen und den Preis von hierzulande verkauften Produkten treiben, die sollen die Hälfte der Produktpreise ausmachen?

Das hätte ich gerne plausibel dargelegt. Ich halte das für maßlos überzogen. Wenn ich eine CPU von AMD kaufe (habe ich neulich getan, nehme ich daher grad mal als Beispiel) die 400€ kostet, dann stecken da doch keine 200€ Spritkosten für den Transport in Deutschland vom Hafen, wo das Ding mutmaßlich aus Asien ankommt, bis zu mir nach Hause drin. Da stecken bestenfalls ein paar Euro anteilige Transportkosten drin, und von denen wiederum sind maximal ein paar Cent tatsächlich Spritkosten (10,2% Anteil der gesamten Transportkosten in der LKW-Spedition sind Sprit, siehe Staat subventioniert Benzin - #44 von Slartie ).

Statt 7,9% wären es dann vielleicht 7,895%.

Fixed that for you.

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Nein, ich behaupte die Hälfte der Preissteigerungen (!) aller physischen Produkte (also ex. Dienstleistungen) sind auf gestiegene Spritpreise zurückzuführen. Die Spritkosten sind woanders ja auch gestiegenen, wirken sich also auch gesteigerte Importpreise aus. Daher haben die Spritpreise Deutschlands nicht auf alle Produkte Auswirkungen, da nicht alle in Deutschland konsumierten Produkte aus Deutschland stammen.
Wenn wir über den CPI sprechen geht es nur um die Preissteigerungsanteil, nicht um den Anteil an sich.
Sprich, wenn deine CPU statt 400€ (letztes Jahr) jetzt 430€ kostet, dann behaupte ich, dass von den 30€ Mehrkosten die Hälfte - also 15€ - aufgrund der gesteigerten Ölkosten besteht. Weil z.B. dein CPU aus Taiwan (?) via teurere Ölbetriebene Containerschiffe nach Hamburg Hafen gekommen ist, um von dort dann mit einem teureren Dieselbetriebene Amazon-LKW zu dir zu kommen.

Kurz mal googlen gibt (Quelle: freightos.com):

Container shipping rates from Taiwan to Germany: 40’ container

Shipping from Kaohsiung (TWKHH Port) Shipping from Taichung (TWTXG Port) Shipping from Keelung (TWKEL Port)
Shipping to Hamburg (DEHAM Port) $1,567 $1,632 $1,585

Also ca. 1500 € für einen kompletten 40’ Container von Taiwan nach Deutschland. Da passen sicher bedeutend mehr als nur 100 AMD-Prozessoren rein. So drastisch wie @lib es beschreibt, kann der Anstieg also kaum sein.

@lib
Sry wenn ich hier immer wieder mit langweiligen Zahlen komme. Aber speziell solche pauschalen Annahmen, wie du sie machst, helfen der Diskussion nicht wirklich weiter.

Auch wenn ich die Grundlogik deiner „Benzinpreis->Inflation->Renten“-Argumentation nachvollziehen kann, steht sie ohne belastbare Zahlen auf tönernen Füßen, wie diese kleine Stichprobe zeigt.

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Ja, aber die anderswo gestiegenen Spritkosten sind irrelevant für die Fragestellung, denn sie werden von einem deutschen Tankrabatt in keiner Weise reduziert. Eher im Gegenteil: wenn dank des Tankrabatts auch nur eine Tankfüllung mehr in Deutschland durch Privatpersonen verbraucht wird, fehlt dieser Sprit auf dem internationalen Markt, was die Preise dort erhöht.

Dann wird nur der Diesel für den Amazon-LKW tatsächlich rabattiert, das Schweröl des Containerschiffs ist gleich teuer wie ohne deutschen Tankrabatt. Und der Diesel für die LKWs in Taiwan, um die Wafer zwischen den Fabs von TSMC hin und her zu fahren und am Ende die fertige CPU zum Hafen zu bringen, der wird teurer, weil die vermaledeiten Deutschen mehr subventionierten Sprit für Spaßausflüge verbrennen.

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Die Frachtkosten liegen heute fast doppelt so hoch wie vor einem Jahr. Und auch hier: Es ist irrelevant wie hoch die Kosten in € oder $ sind: Bei der CPI-Betrachtung geht es nur um die Steigerungsraten.
Die absoluten Zahlen bringen nichts. Die relativen Raten erhöhen aber den CPI - und entsprechend in der Konsequenz die Renten.
Kraftstoffe sind 3,5% des Gesamten CPI. Diese sind um 41% YoY gestiegen - die Steigerung der Kraftstoffpreise alleine hat also 1,4% des CPIs erhöht. Diese Erhöhung zu reduzieren ist also ein erheblicher Effekt.

In den CPI geht übrigens auch unter der Kennnummer 0731111100 Kurzstrecken-Bahnfahrkarten ein - mit 0,27% des CPI..
Durch die Reduzierung dieser Preise durch das 9€-Ticket wird der CPI auch hier gedrückt - und faktisch die Rente gekürzt. Es ist also nicht nur der Tankrabatt, der entsprechende Auswirkungen hat.

Danke für die Darlegung der Zahlen. Wenn also ein Anteil von 3,43% (Super + Diesel, die anderen ominösen Kraftstoffe die im Punkt „Kraftstoffe“ noch drin sein müssen, damit es 3,501% ergibt, sind ja nicht rabattiert) um ungefähr 10% reduziert wird, dann sinkt der Gesamtindex um 0,343%. Also würden aus 7,9% Steigerung YoY unter Berücksichtigung dieser Reduktion dann 7,557%.

Gut, dann nehme ich die Kritik an…

…zurück, die Zahl ist dann nicht ganz so sehr daneben, wie ich dachte. Allerdings gilt der Tankrabatt eben nur ein Vierteljahr, somit wird…

…nicht zu 0,4% weniger übers ganze Jahr führen, sondern nur zu einem Viertel von 0,343% weniger, also 0,086%. Wenn das 1:1 als Erhöhung auf die Rente durchschlägt würde es bei einer Gesamtrentensumme von 303,7 Milliarden (für 2020, neuere Zahlen fand ich leider nicht) zu 261 Millionen Euro an Rentenersparnis führen.

Kostet der Tankrabatt also 3 Milliarden und spart 261 Millionen an anderer Stelle ein, dann ist es zumindest ziemlich fern, davon zu sprechen, dass der sich über die Rentenersparnis selbst tragen würde. Zumal ein Effekt hier noch nicht eingerechnet ist, nämlich der, dass - sofern tatsächlich wie von dir behauptet Löhne weniger stark steigen, weil Lohnforderungen durch die geringere Inflation etwas geringer ausfallen - auch die Einzahlungen in die Rentenkasse geringer ausfallen, als sie würden, wenn die Löhne stärker gestiegen wären, denn die Einzahlungen steigen mit höheren Löhnen. Diese höheren Einzahlungen würden einen Teil der 261 Millionen an Mehrausgaben tragen.