Ldn294&5: Motive des Olaf Scholz

In den letzten beiden Folgen wurde ja insbesondere dem Bundeskanzler unterstellt, er habe als Kriegsziel den Waffenstillstand bzw. die andauernde Destabilisierung der Ukraine, während doch eigentlich nur ein klarer Sieg der Ukraine (des Westens) Putin die richtige Lehre sein könne.

Aus Ihrer Sicht sei es notwendig, diesen zu fordern, selbst wenn es als unwahrscheinlich gilt, ihn zu erreichen. Aber wäre denn nicht genau so eine Forderung als heuchlerisch zu bezeichnen?

Denn bislang war unser Ziel ja nicht, die Ukraine vor den Russen zu schützen. Wir haben diesen Krieg billigend in Kauf genommen, die westlichen Staaten greifen nicht in das Geschehen ein. Unter dem Tenor: so wichtig, dass wir einen Weltkrieg riskieren, ist uns Selenskyj auch wieder nicht.

Denn sonst hätten wir die Ukraine bereits vor 2014, spätestens danach in unser Verteidigungsbündnis aufnehmen müssen.

Ob der Ukraine eine Rückeroberung der besetzten Gebiete gelingen wird - alles andere dürfte wohl nicht als Sieg bezeichnet werden - muss bezweifelt werden.

Somit lebt Scholz jetzt tatsächlich schon nach der Zeitenwende. Den Krieg betrachtet er als verloren oder zumindest nicht gewinnbar. Er spricht das aus in der Hoffnung, vielleicht durchaus innenpolitisch motiviert, möglichst bald einen Weg aus dem Stallmate zu finden oder zumindest keine weiteren Eskalationen zu fördern.

Diese Linie mag nicht jedem schmecken, sie ist aber konsequent. Scholz ist ja jemand der ungern frei raus lügt, sondern er windet sich, wenn er etwas zu verbergen hat. Das kommt nicht bei jedem gut an.

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Wäre dir das Gegenteil lieber gewesen?

Was ist denn bitte konsequent daran der Ukraine Waffen zu versprechen und sie dann nicht zu liefern? Konsequent wäre sich ehrlich hin zu stellen und zu sagen: „Leute, uns ist unsere Beziehung zu den Kriegsverbrechern in Moskau wichtiger als die zu den Ukrainern die verschleppt, massakriert, vergewaltigt und ausgeplündert werden. Deshalb schicken wir der Ukraine keine Panzer.“
Hier geht es nicht um Realismus. Es ist doch eine selbsterfüllende Prophezeiung dass die Ukraine nicht gewinnen kann wenn sie von uns erstmal nur Helme kriegt, und dann alles andere so langsam eintröpfelt wie es bisher der Fall ist. Dass wir ihnen erst eine modernes Abwehrystem liefern, dass eine Stadt abschirmen kann, wenn die Kinderklinik in Kiew schon in Schutt und Asche liegt sagt doch alles. Die Bewilligung für die Marder liegt wahrscheinlich immernoch auf Olafs Schreibtisch, und die ukrainischen Soldaten sterben und sterben. Warum?

Wir MÜSSEN die Bedingungen so gestalten das ein Sieg der Ukraine realistisch WIRD. Das muss unser Ziel sein. Wenn wir das nicht schaffen, gibt es keinen Grund anzunehmen das nicht nach der Ukraine das nächste Land an der Reihe ist.

Das Problem ist wie oft er was zu verbergen hat. Wer lügt denn schon gerne? Aber mit seiner Führungsschwäche und Unfähigkeit zu kommunizieren ist er im Moment einfach der falsche Man am Steuer. Es ihm positiv auszulegen dass er auf kritische Fragen halt faktisch nicht antwortet finde ich ein bisschen schwierig. Dass Scholz grundsätzlich weniger Lügen würde als andere Poltiker halte ich für schlicht unwahr. Man denke zum Beispiel an seine Falschaussagen im U-Ausschuss zu seinen Treffen mit Olearius. Er hat einfach nur Glück das dieser ganze Skandal so komplex ist dass der Ottonormalverbaucher keine Lust hat sich damit auseinander zu setzen. Sonst wäre er nie Kanzler geworden.

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Hallo,
Ich finde bei der Betrachtung des Standpunkts von Olaf Scholz sollte auch mit einbezogen werden, dass es zumindest derzeit im Falle eines Sieges der Ukraine mit Rückgewinnung der eroberten Gebiete die reale Gefahr gibt, dass sich Russland zu einem präventiven oder reaktiven Atomschlag gegen die NATO entscheiden könnte.
Sollte sich der Krieg aber drei Jahre hinziehen und entsprechend viele Menschenleben auch auf russischer Seite gekostet haben, kann das Kalkül auch sein, dass Putin dann diesen Schritt nicht mehr zu gehen wagt.
In dieser Hinsicht hat sich Olaf Scholz auch mehrfach geäußert, dass er in jedem Fall verhindern will, dass die NATO zur Kriegspartei wird.
Ich bin sehr gespannt darauf, inwieweit ihr diese Thesen recherchieren und dann berichten könnt.
Dr. med. Peter von Bilderling