LdN291: Mit BAföG in Berlin leben/wohnen

Moin!

In der Lage wurde die Höhe des Bafögs sehr kurz angesprochen. Dabei wurde der Höchstsatz von 861€ genannt. Es stimmt, dass man mit diesem Geld in Berlin Leben kann. Allerdings ist darin ein Wohnzuschuss. Diesen erhält man nur, wenn man in einer Wohnung lebt, die nicht von den Eltern angemietet ist. Da ist auch schon der Knackpunkt.

Mit Bafög eine Wohnung bekommen ist fast unmöglich.

  1. Wenn man keine Wohnung hat, dann bekommt man circa 270€ weniger. Dieses Geld fehlt, bei der Bewerbung auf Wohnungen.

  2. Die meisten Vermieter, besonders öffentliche Wohnungsgeber, wie Wohnungsbaugesellschaften setzen ein Einkommen voraus, was dem dreifachen der Warmmiete entspricht. Häufig braucht man deshalb die Eltern als Bürg*innen oder Mitmieter, um eine Wohnung zu bekommen. Bürgschaften sind dabei unbeliebt, da man als Vermieter keine Bürschaft und Kaution gleichzeitig verlangen kann und eine Bürgschaft nur maximal 3 Monatsmieten abdeckt. Außerdem haben Studis mit Bafög häufig Eltern, die finanziell eh nicht sonderlich gut ausgestattet sind. Im ungünstigsten Fall sind sie arbeitslos. Damit sind Bewerbungen häufig nicht erfolgreich.

  3. Sollten die Eltern mit in den Mietvetrag kommen, bedeutet dies, dass die Wohnpauschale von 325€ auf 55€ sinkt.

So jetzt gibt es ja aber auch WGs. Allerdings sind diese inzwischen genauso teuer, wie eine eigene Wohnung und häufig braucht es dennoch strende Einkommensnachweise.
Das liegt daran, dass die WG-Wohnungen ja auch Hauptmieter*innen haben, welche wieder die selben Probleme wie oben haben.
Ansonsten gibt es häufig auch das Modell, der Untervermietung durch jemanden, der oder die die Wohnung noch nicht aufgeben will. Dabei wird meist Zimmerweise vermietet. Und ein Zahlungsnachweis wie oben verlangt. Die Preise sind dabei wie bei Einzimmerwohnungen. Wer unter 400€ was findet hat einen Schatz gefunden, unter 500€ sind Glücksgriffe und um die 600€/ 650€ Miete ist normal. Gerade junge WGs haben aufgrund der steigenen Wohnungspreise meist viel höhere Mieten als die „Young Professionals“ Wgs mit Menschen im Alter von 27+.

Kommen wir also wieder zum Bafög. Sicherlich ist eine Erhöhung um das dreifache keine Lösung. Sondern es muss auch an vielen anderen Stellen angegriffen werden. Und derzeit sehe ich Wohnraum als eine der größten Probleme. Nicht nur unter Studierenden.

Wenn ich nun im besten Fall mit einem Einkommen von 831€ Bafög, dann noch Kindergeld von 219€ und 470€ Nebejob habe. Dann sind das 1520€. Damit kann Mensch was anfangen. Bekomme ich nun aber keinen Höchstsatz sondern nur 430€. Dann soll der Unterschied zwar durch Unterhalt meiner Eltern ausgeglichen werden, allerdings ist dies kein Einkommen, was Vermieter*innen sehen wollen. Und mehr verdienen als 470 + etwas Werbungskosten darf ich auch nicht. Dann wird das nur vom Bafög abgezogen. (Damit werde ich überigens auch mehr oder minder zu einem Mindeslohn Job gezwungen. Denn wer stellt schon Leute für 5 Stunde die Woche ein.)

Was ich ausdrücken will, in Berlin wohnen mit Bafög ist schwer. Besonders ohne Nebejob und fast unmöglich ohne Unterstützung der Eltern. Aber das größte Problem ist natürlich der fehlende Wohnraum. Denn das Geld würde reichen, wenn ich Wohnraumm hätte.

So eigentlich gibt es noch so viel mehr zu dem Thema zu sagen. Und so viele wenns und abers. Aber irgendwann muss auch mal gut sein.

Die Zahlen sind aus: BAföG Höchstsatz - Mit diesem Trick erhältst Du mtl. bis zu 861€ BAföG!

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Hallo Floh,

ich antworte mal ein wenig verkürzt, niemand muss in Berlin studieren, wenn es nicht gerade ein Orchideen-Fach ist, oder man dort sowieso wohnt und ein Umzug aus privaten Gründen nicht möglich ist.

Wenn es um ein Studium und vernünftige Studienbedingungen geht, würde ich dringend raten, bei der notwendigen Flexibilität nicht unbedingt nach Berlin zu gucken, sondern sich in ganz Deutschland umzusehen.

Der große Vorteil den Deutschland hat, ist das es unfassbar viele Hochschulen gibt und das auch in kleineren und eben günstigeren Städten. Im Ruhrgebiet gibt es bspw. 22 Hochschulen und Universitäten und man zahlt nicht einen Bruchteil der Mieten, wie in Berlin. Natürlich das Kulturangebot ist nicht vergleichbar und bei den Freundinnen und Freunden macht Berlin bestimmt mehr her als Bochum, aber der es ist halt günstiger und die Hochschulen bestimmt nicht schlechter.

Beste Grüße
Chris

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