LdN291 Bafög auch für Wahl des Studienfaches entscheidend

Ein elternunabhängiges Studiengeld wäre auch wichtig, um SchülerInnen / Studierenden zu ermöglichen, sich für das Fach zu entscheiden, was sie auch wirklich studieren wollen. In einigen Fällen entscheiden eben die Eltern mit („mit BWL verdienst du mehr“, „das ist kein richtiger Beruf“) - und weil sie oft auch einen Teil der Finanzierung leisten, haben sie in diesen Fällen einen hohen Einfluss auf die Wahl des Studienfaches. Ein elternunabhängiges Studiengeld wäre also nicht nur elternunabhängig zu verteilen, sondern macht auch elternunabhängig. Beispiele, wie das funktionieren kann, sind Schweden und Finnland.

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Sehe ich auch so: Elternunabhängiges Bafög macht „frei“ - von der Einflussnahme der Eltern. Es gibt auch Eltern, die wollen nicht, dass da Kind studiert. Da werden einfach die Formulare nicht ausgefüllt und das Kind hat Probleme. Zudem gibt es auch reiche Eltern, die nicht wollen, dass das Kind studiert. Die können sogar die Formulare ausfüllen - und das Kind bekommt kein Geld und muss machen, was die Eltern wollen.

Mal von der anderen Seite gesehen: Glaubt jemand, dass ein Neustudent reicher, williger Eltern mit dem Bafög auskommt? Nein, das wird maximal ein „Zusatzeinkommen“ ein. Also: Bafög als „enabler“, bei widrigen Umständen. Rest: „Reibungsverlust“. Besser hier etwas „Verlust“, als einen hochkomplexen Verwaltungsapparat der weiss.Gott-viel kostet.

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Ich persönlich sehe das elternunabhängige BAföG eher kritisch. Das ist leider wieder einmal das Prinzip Gießkanne wie bei vielen anderen Förderungen (kostenloser Kitaplatz für alle) auch. Ich bin selber Student und habe Eltern die beide gute Einkommen haben und denen es keine Probleme verursacht mir und meinen Geschwistern monatlich 800 Euro zu überweisen. Sie brauchen also kein Zuschuss vom Staat für etwas das sie so oder so leisten können. Sicherlich gibt es Eltern die können aber nicht wollen, aber dafür gibt es auch rechtliche Möglichkeiten, die vielleicht noch ausgebaut/verbessert werden können. In Deutschland gilt schließlich freie Berufswahl und Eltern sind im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Ausbildung ihrer Kinder mitverantwortlich. Das Geld wäre viel sinnvoller bei denen investiert die auf das Geld angewiesen sind. Nichts desto trotz sollten die Einkommensgrenzen, die Bindung an die Regelstudienzeit und vor allem das sehr unwürdige Verfahren dringend reformiert und deutlich verbessert werden.

Es gibt in Deutschland auch einige Studiengänge, die ein anderes vorheriges Studium (bzw. dessen Abschluss) erfordern. Da es für dieses „Zweitstudium“ kein BaFöG gibt, wird aus diesen Studiengängen systematisch ausgegrenzt.
Anstatt BaFöG zu verbessern wäre der Weg über ein bedingungsloses Grundeinkommen deutlich unbürokratischer und somit der Königinnenweg - aber natürlich nur, wenn man alle BaFöG-Stellen, Arbeitsamtsstellen, Sozialversicherungen und Co im gleichen Abwasch restlos streicht.

In welchen Fällen ist das so?

Ich habe 2007 studiert, den Bachelor 2011 abgeschlossen und im Anschluss ein zweites, konsekutives Studium (also eines, dass den Abschluss eines bestimmten anderen Studiengangs erfordert) absolviert. Mit dem BaFöG gab es damals nie Probleme.

Noch zwei Gedanken:

  • Elternunabhängiges Bafög als Umschichtung von unten nach oben zu bezeichnen halte ich für sehr gewagt. Das bisschen Bafög… zum Sterben zu viel zum Leben zu wenig… Da gibt es andere Stellschrauben die viel mehr ausmachen.

  • Konsekutive Studiengänge sind auch anderweitig problematisch. Ich habe den Master gemacht und habe das Rentenformular zur Rentenstelle geschickt. Das kam zurück mit dem Vermerk: Es wird nur ein Sudium angerechnet. Es hat etliche Briefwechsel und eine Engelsgeduld meinerseits gebraucht um denen das Bachelor-Master System klar zu machen.

800 Euro im Monat ist selbst unter den zahlungswilligen Eltern extrem viel. Das sollte dir klar sein.

Es ist völlig unrealistisch seine Familie zu verklagen. Aufgrund diverser Abhängigkeitsverhältnisse. Mal ganz davon abgesehen dass die meisten bis dahin noch keinen Kontakt mit dem Rechtssystem bekommen haben und meistens ihre Rechte nicht mal kennen, geschweige denn sich damit auseinander gesetzt haben sich einen Anwalt zu besorgen, finanzierung zu gewährleisten etc. Das sind riesige hürden und nicht materiell.
Zu mal das ja Abstufungen hat. Das ist ja nicht so als würden die Kinder entweder nichts oder 800 euro bekommen. Oft ist es auch einfach zu wenig oder die Kinder bekommen nur das Kindergeld etc. Dann stellen such Fragen, wie tentiert sich das ganze wenn dein Anspruch vielleicht 50 euro über dem liegt was du bekommst etc. Oder wie lange bezahlen deine Eltern das oder an welche Bedingungen wird das geknüpft.

Warum sollte man den ganzen aufwand, materiellen und emotionalen stress auf die Kinder abwelzen die vor allem studieren sollen.

Es gibt auch in den anderen threads vorschläge wie man das Geld wieder bekommt. Das Ziel muss aber sein einen Anspruch einfach zu gewährleisten anstatt die Durchsetzung auf die Kinder abzuwelzen. Man kann sich oft gar nicht vorstellen mit welchem Selbstverständnis manche Eltern denken sie hätte mit der Ausbildung ihrer Kinder nichts mehr zu tun bis hin zu solchen Eltern die das angesparte Geld der Verwandschaft für die Ausbildung der Kinder einfach verkonsummieren. Gerade im Kleinbürgerlichen Milieu die eigentlich das Geld hätten gibt es die Abhärtungsvorstellungen als wäre Mangel eine Bedingung der Selbstständigkeit.

Ich sehe bei der Mitverantwortlichkeit der Eltern das Problem, dass die Art und Weise, wie Eltern ihrer Verantwortung (teilweise nicht) gerecht werden, letztlich zu ungleichen Startbedingungen bei ihren Kindern führt.

Aus meiner Sicht könnte eine Lösung sein, dass Eltern ihre Kinder nicht abhängig von ihrem Einkommen direkt unterstützen, sondern der Staat dieselbe Leistung (Bafög, Kindergeld, Startgeld, etc.) an alle ausschüttet. Durch eine Anpassung der progressiven Besteuerung bei Einkommen und Vermögen, können diese Leistungen dann finanziert werden und führen so indirekt zur selben Belastung wohlhabender Eltern wie bisher. Der wichtige Unterschied, insbesondere bei schwierigen Beziehungen, ist nun, dass die Kinder keine Ansprüche auf finanzielle Unterstützung gegenüber ihren Eltern haben, sondern gegenüber dem Staat.

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