LdN290: Wahlergebnis in NRW

Sehr schöne Zusammenfassung.
Erschreckend nur, dass die eine Partei, wo die Spitze offenbar alles richtig macht, nur mit Abstand zweitstärkste Kraft wird und es bei der anderen reicht, „nicht eine vollkommene Katastrophe“ zu sein.
Klar, da rede ich nur von den jeweiligen Spitzenvertretern, aber der Eindruck zieht sich auch mit Blick auf die beiden Gesamtparteien durch.
Es gibt hierzulande wohl immer noch zu viel „weiter so“ Denkweisen.

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Das Problem ist halt die Identifizierung mit den Parteien.

Die ist durchaus erwünscht, weil sie zu Stabilität führt - in den Politikwissenschaften sieht man daher sinkende Identifizierung der Bürger mit den Parteien als großes Stabilitätsproblem (siehe den Sturz der Volksparteien in Frankreich). Aber wie immer bedeutet mehr Stabilität weniger (schnelle) Wandelbarkeit, das ist ist quasi ein Naturgesetz.

Wer sich stark mit einer Partei identifiziert, wird diese Partei in der Regel auch dann wählen, wenn ihm die aktuellen Zustände der Partei nicht gefallen. Das sind dann halt die „Stammwähler“ oder auch „Traditionswähler“, von denen es logischerweise umso mehr gibt, desto länger eine Partei erfolgreich ist. Daher haben vor allem SPD und CDU viele davon. Dazu kommt das Problem, dass die geistige Flexibilität mit steigendem Alter abnimmt. Für viele alte Menschen - und das sind leider immer noch die stärksten Wählergruppen - kommt die Wahl einer anderen Partei als der, die sie die letzten 20 Jahre gewählt haben, einfach gar nicht mehr in Frage… Und die Alten sind halt die mit Abstand stärkste Wählergruppe („Gefahr der Gerontokratie“; daher: Alte Menschen sind sowohl unter den Wählern als auch unter den Abgeordneten überrepräsentiert).

Das alles führt zu dem, was du beobachtest:
Die Ergebnisse der kleinen Parteien sind volatiler als die Ergebnisse der großen Parteien. Desto mehr Stammwähler eine Partei hat, desto größer ist der Sockel an Stimmen, die sie immer erhalten wird, nahezu egal, wie schlecht sie sich aktuell schlägt.