LdN289: Kindesmissbrauch (sexuelle Gewalt gegen Kinder)

Das finde ich bei sowas immer die Gefahr…
Ist das gleiche, wie bei Online-Wahlen… Wir Nerds müssen da immer nochmal meinen „Das muss doch irgendwie gehen“

Aber auch hier ist es das gleiche Problem: Online-Wahlen funktionieren prinzipiell nicht, ohne dass Wahlgrundsätze gebrochen werden.
Überwachung von (verschlüsselten) Chats funktioniert grundsätzlich nicht, ohne dass freiheitliche Grundrechte beschnitten werden.

Egal wie man es dreht!

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Nein geht nicht. Es gibt keinen technischen Weg, Kommunikation sicher zu verschlüsseln und gleichzeitig Chatnachrichten auf Kinderpornographie zu untersuchen und das irgendeiner Stelle zu melden!

Das geht per Definition nicht! Daher sollte man da auch die Finger von lassen.

Naja, wir haben hier einen technischen Mechnismus der automatisch Chats auf verbotene Handlung X untersucht und an behördliche Stellen meldet.

X sind in diesem Fall Missbrauchshandlungen. Die sind in Deutschland verboten!

Aber was ist, es sich bei X nicht um Missbrauch handelt, sondern um „Regierungskritische Aussagen“
Die sind in Deutschland erlaubt.
In anderen Ländern sind sie aber verboten.

Mit dem gleichen Recht, wo wir die Filter für Kindesmissbrauch nutzen wollen, kann also der Diktator Deines Vertrauens die Filter für das aufspüren von ungeliebten Oppositionsführern nutzen…

Und was ist wenn deutsche Politiker irgendwann sagen: „Ja, jaaaaa… Kindesmissbrauch ist schlimm… Drogen sind aber auch schlimm! Und wenn man mit dem Auto zu schnell fährt auch!“

Wir zwingen Google und Apple jetzt dazu, solche Filter einzubauen, aber was hindert uns daran, die Filter in Zukunft auch für andere Themen zu nutzen?

Einer relativen Angabe irgendeinen Wert beizumessen, ohne die absoluten Größen zu kennen, ist ein Anfängerfehler. Dave hat es dir technisch erklärt. Ich versuche es mal mit einfachen Worten: 20% von „unglaublich viel“ ist immer noch „wahnsinnig viel“. Klar, oder? :wink:

Ok, dann versuche ich nochmals zu verdeutlichen, was ich meine.
Die gesamte Kommunikation überwachen zu lassen ist auch für mich keine Option. NIcht einmal Teilweise.
Wie ich schon am Anfang sagte,

Wie im angesprochenen Interview deutlich wurde, wird der Großteil der Bilder und Filme über Server mit entsprechenden Links verteilt.

Da sich diese schnell ändern können, kann dieser Punkt durch die Kontrolle nicht verhindert werden.

Zweitens werden die Meisten „Konsumenten“ schnell mitbekommen, dass kontrolliert wird und entsprechend andere Quellen nutzen.

Die Gewaltprävention verläuft sich dann zum Großteil im Sand und der Leittragende ist der normale User, der dann überwacht werden kann.

Das Thema mit dem „Nacktscanner“ habe ich als eventuelle Alternative geschrieben. Dieser würde ohne eine Überwachung auskommen und einen Großteil davon blocken. Die Menge mit 80/20% habe ich bewusst hoch gewählt.
Klar ist die Menge an nicht erkannten Bildern groß. Aber dafür die Menge an fehlerhaften positiv erkannten „kleiner“. Wenn sich sowas, rechtlich umsetzen lässt, könnte es ggf. ohne eine nachgeschaltete Behörde auskommen und wir hätte einen Zugewinn an Sicherheit.

Nö, hätten wir nicht…
Das ist ja der Punkt, den wir hier versuchen die ganze Zeit zu machen!

Als Erzieher kann ich nur sagen, dass wir im Rahmen des Kinderschutzes dazu verpflichtet sind, alle Äußerungen zu dokumentieren und nachzuverfolgen, wenn sich ein Kind im diesem Rahmen dazu äußert. Häufiger sind aber Aussagen wie „Ich wurde von Vater/Mutter/etc gehauen“ … aber auch hier setzen wir bereits mit ganz viel Gesprächen mit den Kindern an. Untereinander lernen sie meist als erstes „Stopp“ zu sagen, gerade wenn es im Spiel dazu kommt dass ein Kind gegenüber einem anderen seine Kraft und Grenzen noch nicht einschätzen kann.

Leider wird in diesem Fällen bei den Einrichtungen viel zu wenig zusammengearbeitet. Kitas verlieren zum Beispiel jegliches Recht auf Informationen sobald das Jugendamt mit ins Spiel kommt.

Aber das Thema Kita&Schule kommt ohnehin viel zu kurz.

Ja, bei der PETZE in Kiel (https://petze-kiel.de/) werden bundesweit interaktive Ausstellungen für die Kita, Grundschulen, Förderzentren, weiterführende Schulen und der Behindertenhilfe ausgeliehen. Die PETZE macht auch Elternabende, offene Fortbildungen und Fortbildungen zuSchutzkonzepten. Die PETZE ist finanziert u.a. von der Stadt Kiel, dem Bildungsministerium und dem Sozialministerium in Schleswig-Holstein - aber auch von Stiftungen und spenden. Einige Bundesländer, zB. Mecklenburg-Vorpommen und Schleswig-Holstein haben im SchulG verankert, dass die Schulen Schutzkonzepte erarbeiten sollen Gesetze-Rechtsprechung Schleswig-Holstein § 4 SchulG | Landesnorm Schleswig-Holstein | - Bildungs- und Erziehungsziele | Schleswig-Holsteinisches Schulgesetz (Schulgesetz - SchulG) vom 24. Januar 2007 | gültig ab: 01.08.2021

Ich kann mich an das Projekt Mein Körper gehört mir erinnern. Ich bin in Norddeutschland zur Schule gegangen und es muss über 15 Jahre her sein aber ich kann mich immer noch an die Szenen erinner. Wirklich tolles Projekt! Es sollte mehr gefördert werden.

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Hallo zusammen,
ich bin auch neu hier und finde es super, dass mal über das Thema Kinderschutz gesprochen wird.
Ich arbeite in einem Allgemeinen Sozialen Dienst in einem Jugendamt in NRW und bin daher sehr im Thema drin. Auch bin ich in einer Arbeitsgruppe wo wir neue Konzepte zum Kinderschutz entwickeln.
Ich wollte zunächst einmal auf das neue Landeskinderschutzgesetz NRW hinweisen, dass überwiegend seit dem 1.5.22 gültig ist. Hier sind viele der kritisierten Punkte verankert. Ich habe mitbekommen, dass viele Experten aus verschiedenen Bereichen im Kinderschutz mit einbezogen wurden und finde es einen guten Grundstein auch wenn es vermutlich lange dauern wird, bis es voll umgesetzt werden kann. Bei uns sind aber schon Stellen hierzu ausgeschrieben. Das Gesetz soll die angesprochenen Schutzkonzepte sowie einheitliche Mindeststandards in den Jugendämtern verpflichtend machen. Auch wird in jeder Kommune eine Stelle eingerichtet, die alle beteiligten im Kinderschutz miteinander vernetzen soll in regelmäßigen Austauschtreffen mit bspw. Gericht, Polizei, Jugendamt, Schulen, Kitas… Auch sollen die Beteiligten geschult und beraten werden.
Außerdem haben wir seit einem halben Jahr eine auf sexualisierte Gewalt spezialisierte Beratungsstelle, die ebenfalls Fachkräfte aber auch Betroffene oder Angehörige berät. Diese Stelle stellt sich zukünftig auch in den Schulen vor, fest verankert in allen Grundschulen und weiterführenden Schulen und bietet hier Präventionstage an, ich glaube ähnlich wie das Projekt „Mein Körper gehört mir“. Der Vorteil hieran ist, dass die Kinder die Fachkraft schon kennen lernen konnten und sich weiter an sie wenden können auch wenn das Projekt an der Schule nicht mehr läuft. Auch für diese Stelle gab es vorgaben, dass auf eine gewisse Einwohnerzahl eine solche Stelle vorhanden sein. Ich weiß jedoch nicht genau über wen dies finanziert wird.

Außerdem gibt es noch die Schulsozialarbeit die zumindest in NRW weit verankert ist und in unserer Kommune theoretisch an allen Schulen vorhanden ist (Durch Fachkräftemangel leider nicht immer der Fall). Diese kann als Schnittstelle zwischen Schule und Jugendamt genutzt werden. Hier haben die Kinder und Jugendlichen eine/n Ansprechpartner/in direkt an der Schule zu der/m sie gehen können, wenn sie belastet sind, egal ob mit schulischen oder privaten Problemen. Wir haben oft Kinder die hier über Gewalt Zuhause berichten und die über die Schulsozialarbeit an uns angebunden werden können.
Auch merke ich oft bei meinen Hausbesuchen zu einer Gefährdungseinschätzung, dass die Kinder hier angebunden sind und sich gut anvertrauen können. Auch ist es super, den Kindern die Stelle nennen zu können, damit sie sich bei Bedarf direkt dort hin wenden können, da die Hemmschwelle direkt zu uns ins Jugendamt zu kommen oft zu hoch ist. Die Schulsozialarbeit bietet zum Teil auch selber Projekte an den Schulen zum Kinderschutz/ Kinderrechte an oder kann über ein Budget Projekte einkaufen. Hierdurch gibt es durchaus auch ein Budget an den Schulen, um Projekte wie „mein Körper gehört mir“ zu finanzieren.

Ich glaube wir sind theoretisch deutlich besser aufgestellt, als es in der Lage der Nation dargestellt wurde und es gibt sehr viel Entwicklung in diesem Bereich, wenn auch nur sehr langsam.
Ich denke das Problem ist eher der hohe Fachkräftemangel und dass zu wenig Personal vorhanden ist, um den Kinderschutz so ausüben zu können, wie er ausgeübt werden könnte.
Durch das Landeskinderschutzgesetz NRW sollen über 600 neue Stellen entstehen. Wir haben aber bereits jetzt das Problem, dass oft Stellen ausgeschrieben sind auf die keine einzige Bewerbung eingeht. Mit der aktuellen Besetzung ist aber die Umsetzung des gesetzlichen Mindeststandards gar nicht möglich, zumindest nicht, wenn die Aufgaben außerhalb des Kinderschutzes auch noch umgesetzt werden müssen.

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Danke für das schöne Beispiel… Bisher war nur von sexuellem Missbrauch die Rede, wo man solche Mechanismen braucht. Jetzt ist schon das Thema körperliche Gewalt durch die Eltern da mit reingesickert, ohne, dass man es merkt.
Und so wird das dann immer weiter aufgeweicht…

Anderes Thema: Aber das ist auch gut und richtig so. So funktioniert eben Datenschutz. Auch wenn sich das für die Kitas doof anfühlt.

Ich finde es bei diesem Thema auch nochmal wichtig zu unterscheiden zwischen

a) Prävention
b) Strafverfolgung

Ich glaube, das wurde und wird bei der hiesigen Diskussion in eigentlich allen Medien hier nicht gemacht.

Es wird immer gesagt, dass man das Geld an anderen Stellen sinnvoller einsetzen kann.
Nur muss man sich eben auch fragen, was man erreichen will: Täter verurteilen, oder Taten verhindern (ist ja beides wichtig).

Auch die Urheber des besagten EU-Gesetzentwurfs sind hier imo nicht eindeutig.

In einem Kommentar der heutigen SZ schlägt Ronen Steinke 10 ziemlich konkrete Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch vor (statt immer nur plump nach Vorratsdatenspeicherung zu schreien) (leider hinter Paywal, es gibt Tagespässe):