LdN282: Nicht alle Corona-Maßnahmen werden abgeschafft

Hi,

ihr sagt in der aktuellen Folge, dass der Plan vorsehe, dass nur noch eine Maßnahme bundesweit gelten solle, nämlich die Maskenpflicht (mit Einschränkungen). So steht das auch in Presseberichten, was mich jedes Mal wieder verwirrt. Soweit ich weiß, fällt die Isolationspflicht für infizierte Personen nämlich nicht - und das ist die mit Abstand effektivste Maßnahme gegen eine Pandemie.

Ich möchte deutlich sagen: Zum Glück fällt die nicht. Ich wage aber mal eine Prognose: Wir werden schon in naher Zukunft darüber diskutieren, deswegen sollte man sich vielleicht jetzt schon auf diese Diskussionen einstellen. Gründe, warum das bald auf den Tisch kommen wird:

  • Durch den Wegfall der Maßnahmen wird die Krankenhausbelastung (wieder) weiter steigen und bevor unsere Politiker:innen Maßnahmen wieder einführen, werden sie erst versuchen, Pflegekräfte infektiös zur Arbeit zu schicken. Ja, zynisch, aber meine ehrliche Einschätzung.
  • Wie in der aktuellen Folge erwähnt: Es gibt jetzt schon einige Menschen, die sich lieber nicht testen lassen, als eine Isolation verordnet zu bekommen. Das wird Druck machen, diese Maßnahme gleich ganz sein zu lassen.

Mit besten Grüßen aus der Isolation :wink:

Leider wollten zu viele Leute eine wissenschaftsferne Partei wie fie FDP. Jetzt muss man mit dieser regierungsunfähigen und verantwortungslosen Partei mit hohem Lobbyisanteil leben. Bisher macht die FDP den mit Abstand schlechtesten Job in der Regierung und ich hoffe viele der vom Instagram-Lindner verführten Jugendlichen entscheiden sich bei der nächsten Wahl anders.

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@SvenH

Ich würde mal ganz frech die Gegenposition beziehen:

Die effektivste Maßnahme sind nicht halbherzig kontrollierte Isolationen des Bruchteils der Bevölkerung, die so vernünftig ist sich tatsächlich zu testen (und einen offiziellen PCR-Test macht, das ist weiterhin optional). Insbesondere da die Nachverfolgung schon eingestellt wurde. Was nützt es, wenn ich heute einen positiven Test habe und mich isoliere, und die 50 Leute mit denen ich gestern in ner Kneipe waren erfahren nie davon? Insbesondere wenn sie unter BA2 ne richtig gute Chance haben jetzt auch schon positiv zu sein? Das hat nichts mehr mit effektivem Infektionsschutz zu tun.

Die effektivste Maßnahme sind FFP2-Masken.

Man darf wenn man die Maßnahmen diskutiert nicht außer Acht lassen, dass wir unter Omikron von grundsätzlich anderen Prämissen ausgehen müssen als noch vor ein paar Monaten unter Delta. Die Dunkelziffern und Inzidenzen sind gigantisch, die Hospitalisierungen WEGEN Corona und die case lethality im Kontrast dazu aktuell geradezu verschwindend gering. Zum Glück. Faktisch rauscht die Geschichte gerade schon unkontrolliert durch, bei einer Testpostivirate von 50% kann man die Inzidenzen wirklich auch würfeln. Die Isolationspflicht bleibt zudem auch ein schwerer Eingriff in die persönlichen Rechte, die zumindest gut begründet sein muss. Noch unter Delta war das sehr leicht möglich, aktuell sehe ich diese Begründung nicht wenn wir wahrscheinlich eh mehr als die Hälfte der Positiven nicht isolieren weil wir es nie erfahren.

Demgegenüber steht der massive Schaden an Patienten und Versorgungsstrukturen der dadurch entsteht, dass wir asymptomatische Personen nicht mit FFP2-Masken weiter arbeiten lassen. Ich kenne Ambulanzen und Stationen, die dicht machen mussten und die Patienten nicht mehr versorgen können weil dreiviertel der Ärzteschaft asymptomatisch zuhause in Iso auf der Couch liegt. Anderswo sind es die Pflegekräfte, deren Ausfallraten die Behandlungen limitieren, oder beides gleichzeitig. In Köln waren nach Karneval gleichzeitig 700 Mitarbeiter in Isolation. Was glaubst du, was das mit der Patientenversorgung macht? Wir müssen hier doch auch mal hinterfragen, wie berechtigt die Sonderrolle von Corona im Vergleich zu anderen Infektionskrankheiten währen Omicron wirklich noch ist. Wir können nicht die Probleme und Gefahren von Delta samt Lösungen einfach übernehmen, dafür sind die Varianten einfach zu unterschiedlich. Was würden wir angemessen finden wenn es Wildtyp bis Delta nie gegeben hätte, und Omikron die erste Welle wäre?
Ein Großteil der von den Jungs erwähnten Intensivstationen sind nicht an der Kapazitätsgrenze weil wir so exorbitant viele Corona-Intensivpatienten haben. Die haben wir im Moment zum Glück nicht. Die sind an der Grenze, weil so viele Mitarbeiter in Iso müssen. Für den Stroke oder den Autounfall der nicht versorgt werden kann, hat das aber den gleichen Effekt.

Also: wer asymptomatisch ist, kriegt ne FFP2- Maske auf und wird so patientenfern eingesetzt wie es eben möglich ist. wenn ich auf meinem Fahrrad umgemäht werde, ist es mir lieber an meinem Bett steht eine Intensivschwester mit FFP2-Maske und Omikron, als wenn ich schlechter versorgt werde, weil eine Pflegekraft weniger da ist und die, die da sind jenseits des Limits arbeiten. Das ist für den Großteil der Pat. im Moment die größere Gefahr.

Ich habe extra „gegen eine Pandemie“ geschrieben, nicht „gegen diese Pandemie“. Dabei beziehe ich mich auf dieses Video: Simulating an epidemic - YouTube
Wie groß der Effekt von Isolationen ganz konkret aktuell ist, weiß ich nicht. In der Tat erkennt man Omikron-Infektionen nicht schnell genug für viele potentielle Infektionen, für die anderen aber schon. Ich kann das nicht quantifizieren.

Zur Krankheitsschwere: Wurde nicht vor einem Monat oder so schon die Impfquote aus der Krankheitslast in Südafrika herausgerechnet und heraus kam, dass Omikron weniger Last verursacht als Delta, aber mehr als Alpha? Das beantwortet dann auch die Frage, was wir gemacht hätten, wenn Omikron die erste Welle gewesen wäre: Deutlich mehr Quarantäne / Social Distancing / Masken / Tests / … - bis zur Impfung.

Ansonsten hast du meinen ersten Stichpunkt ausführlicher formuliert und verdeutlicht, dass wir uns darauf einstellen können, dass diese Diskussion schon bald kommen wird. Danke :slight_smile:

Die FDP gibt zwar einen guten Buhmann ab, ist als kleinste Regierungsfraktion aber sicherlich nicht allein für das Verhalten der gesamten Bundesregierung und insbesondere des SPD-Gesundheitsministers verantwortlich:

Der vergleichende Politikwissenschaftler weint, wenn behauptet wird in D wäre allein die FDP verantwortlich für Maßnahmen die gerade in allen westeurop. Ländern so beschlossen werden. Man braucht schon ein starkes Bedürfnis nach Feindbildprojektion um Politik so zu verstehen.
[…] Es geht nicht um Meinungsbildung sondern um Vergleichslogik. Wenn eine Politik in Ländern mit den parteipolitisch unterschielichsten Regierungen verabschiedet wird, dann ist es sehr unwahrschinlich dass in einem Land die kleinste Regierungspartei kausal dafür verantwortlich ist [klick]

Ja ja, die Jugend von heute. Bei einer Wahl, bei der 85,6% der Wahlberechtigten 30 oder älter und rund 58% über 50 waren, sind bestimmt die von „Instagram-Lindner verführten Jugendlichen“ für das Wahlergebnis verantwortlich.

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@SvenH

Wenn du selbst sagst, dass du nicht beurteilen kannst, wie groß der Effekt der Isolation überhaupt ist, dann ist mir nicht ganz klar, warum du es (wenn ich deine Intention hier richtig zwischen den Zeilen heraus lese) negativ fändest, wenn eben diese Maßnahme mal öffentlich debattiert und hinterfragt wird. Das sollte doch eigentlich in einer Demokratie ein normaler Prozess sein oder? Wenn sich dann Epidemiologen mit Daten einschalten, die eine Sinnhaftigkeit nahe legen, kann man ja immer noch dabei bleiben. Aber gerade eine Maßnahme, die so deutliche Einschränkungen für die Betroffenen (wie dich) mit sich bringt, sollte man doch regelmäßig auf den Prüfstand stellen.

Das mit der Viruslast kann ich jetzt so weder bestätigen noch widerlegen, hast du da Quellen für?
Nach meinem Verständnis ist auch ein Quervergleich zwischen den Varianten nur sehr begrenzt ein sinnvoller Parameter, um die Gefährlichkeit einer Mutante zu beurteilen. Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn Omikron, insbesondere die neue Omikron-Mutante, in den Rachenabstrichen sogar eine höhere Viruslast hätte als zum Beispiel Delta. Das würde zur noch einmal deutlich erhöhten Infektiosität ziemlich gut passen. Davon ist aber nicht die Variante gefährlicher, dafür sind ganz andere Faktoren ausschlaggebend. Omikron setzt sich zum Beispiel viel seltener in die Lunge, und auch die vaskulären Probleme scheinen deutlich seltener zu sein. Ich vermute auch mal, dass du eigentlich den Vergleich mit dem Wildtyp- Sars-Cov-2 der ersten Welle meinst? Alpha ist die erste Mutante, die wurde erst im Septemper 2020 entdeckt und hat dementsprechend nichts mit der ersten Welle zu tun.

Ich finde die Frage, was wir gemacht hätten auch nach wie vor nicht beantwortet. In der ersten Welle hat meines Wissens nach die Inzidenz über den Daumen 50 betragen im Maximum. Im Moment liegt sie bei 1800, also 36 Mal so hoch. Trotzdem sind heute weniger positive Patienten auf den Intensivstationen, und das obwohl mit der allgemeinen Durchseuchung auch zunehmend Leute mit Corona als Nebendiagnose hospitalisiert werden, was damals eher noch nicht der Fall war. Wäre Omikron die Variante der ersten Stunde, ich bin mir nicht sicher ob wir überhaupt etwas getan hätten.

Ich hatte eigentlich gehofft zeigen zu können dass diese Debatte nicht nur kommt, sondern dass sie auch zurecht kommt. Aber wenn mir letztes nicht gelungen ist gebe ich mich natürlich mit ersterem zufrieden. Ich danke dir Ebenfalls :slight_smile:

Es scheint wohl so zu sein, dass fies Teil es schmutzigen Kompromisses ist. Die FDP wollte unbedingt einen populistischen Freedom Day, dafür tragen sie die Klimaziele der Grünen und sozialen Forderungen der SPD. Wurde so im Politikpodcast des DLF diskutiert und scheint plausibel. Und Lauterbach braucht leider auch die Stimmen von der FDP, sonst hätten wir jetzt gar keine Maßnahmen mehr.

Die FDP wurde nun mal von sehr vielen jungen Menschen gewählt auf Grund des Corona Populismus und Lindners Instagramauftritten. Die Stimmen zählen eben auch.

Dass die Debatte kommt, find’ ich nicht negativ. Ich hätte es nur gerne, dass sich die vernünftigen Menschen im politischen Diskurs darauf jetzt schon einstellen - sonst wird der wieder von den Schwurbler:innen bestimmt. Und das fehlt mir aktuell, weswegen ich das auch als Kommentar zur aktuellen Folge geschrieben habe und nicht als Themenvorschlag.

Das geisterte mal durch Twitter Anfang Februar(?). Habe ich leider spontan nicht zur Hand, wenn ich es wiederfinde, reiche ich das nach - heute aber garantiert nicht mehr. Verglichen wurden meine ich Todesfälle pro Infektion, aber eben die Impfquote rausgerechnet. Und dann war Omikron eben zwischen Alpha (nein, nicht Wildtyp) und Delta. Bei diesen Überlegungen („Was wäre wenn?“) bitte nie die Impfungen ignorieren, nur wegen denen haben wir eine Fallsterblichkeit auf Grippeniveau aktuell.

Vielleicht haben sich ja auch vor allem junge Menschen für die FDP entschieden weil sie unter der Groko zwar massiv unter Corona gelitten haben (mehrfaches vollständiges Versagen einen sinnvollen Schuluntericht zu organisieren in den Wellen 2-4, unfassbar schlechter Umgang mit Studenten die noch in der Distanz ihre Vorlesungen anhören mussten als die Kneipen schon wieder auf gingen, Ausgangsverbote etc.), vor allem auch um andere Altersgruppen zu schützen, und im Gegenzug aber die Themen die Ihnen wichtig sind seit Jahren nicht auf den Tisch kommen?
Die FDP bekleckert sich in meinen Augen im Moment wirklich nicht mit Ruhm, aber die Probleme sind schon ein bisschen komplexer als „Lindner verführt auf insta die jungen“.

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