LdN282: Corona: Lockerungen bei Rekord-Inzidenzen

Das ist so nicht ganz richtig. Unter 12 Jährige haben geine generelle Impfempfehlung, da eine Corona Infektion für diese Altersgruppe nicht so gefährlich ist und allgemein meist mild verläuft. Dennoch kann sich jeder aus dieser Altersgruppe impfen lassen, für Vorerkrankte gibt es ja auch eine Impfempfehlung. Außerdem sind Krankenhäuser trotz seit Wochen extrem hoher Inzidenzen nicht stark überlastet, da die Omikron Variante weniger krank macht.
Daher ist es durchaus legitim, jetzt die Maßnahmen herunterzufahren, um dann in eine Phase der Endemie zu kommen.

Dennoch betrifft es (zumindest noch) alle Kinder unter 5 Jahren, die sich zudem nicht oder nur schlecht mit Masken schützen können, weil wenige Masken so kleinen Kindern gut passen. Deshalb wäre mindestens eine Maskenpflicht in Innenräumen sinnvoll, solange die Inzidenz so hoch ist und es noch keinen zugelassenen Impfstoff für Kleinkinder gibt. Angesichts der vielen, vielen Einschränkung, die Kleinkinder in den letzten zwei Jahren hinnehmen mussten (geschlossene Kitas und Spielplätze, keine Spielgruppen, etc), ist es m. E. auch nicht zuviel verlangt, noch ein paar Monate in Risikosituationen eine Maske zu tragen oder sich vor größeren Zusammenkünften/Veranstaltungen zu testen.

@PascalTurbo: Aber es gibt bislang in der Wissenschaft keine eindeutige Empfehlung für eine Impfung. Das heißt spätestens mit der Verfügbarkeit des Impfstoffes ab 6 Monaten (Säuglinge übernehmen zumindest nach ersten Erkenntnissen den Impfschutz ihrer Mutter) haben alle Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder impfen zu lassen.

Korrekt. Aber da der Impfstoff noch nicht existiert bzw. zugelassen ist, ist das aktuell - zur Zeit der Lockerungen - noch nicht der Fall.

@henrik_k: Unter 12 Jährige haben geine generelle Impfempfehlung, da eine Corona Infektion für diese Altersgruppe nicht so gefährlich ist und allgemein meist mild verläuft.

Ich bin mir da nicht so sicher. PIMS, Long-Covid und die Erkrankung an sich sind Risikofaktoren, denen ich mein Kind eigentlich nicht aussetzen möchte.

@henrik_k: Dennoch kann sich jeder aus dieser Altersgruppe impfen lassen, für Vorerkrankte gibt es ja auch eine Impfempfehlung.

Zugelassen ist es zumindest für <5-Jährige nicht.

@henrik_k: Außerdem sind Krankenhäuser trotz seit Wochen extrem hoher Inzidenzen nicht stark überlastet, da die Omikron Variante weniger krank macht.
Daher ist es durchaus legitim, jetzt die Maßnahmen herunterzufahren, um dann in eine Phase der Endemie zu kommen.

Das ist m.E. richtig. Der einzige Punkt, der aus meiner Sicht den Lockerungen widerspricht ist aktuell das fehlende Impfangebot für Kinder.

aks: Dennoch betrifft es (zumindest noch) alle Kinder unter 5 Jahren, die sich zudem nicht oder nur schlecht mit Masken schützen können, weil wenige Masken so kleinen Kindern gut passen.

Guter Punkt. Bei noch kleineren Kindern und Säuglingen ist es gar nicht möglich ihnen zu erklären, eine Maske aufzubehalten. Dazu kommt noch, dass man mit Masken ja hauptsächlich die anderen schützt.

Diese leider sehr weit verbreitete Narrativ ist (und bleibt) falsch:

TW Krankenhaus / Tod

Hallo zusammen,
meiner Meinung nach ist das Wording „die Kliniken sind noch nicht überlastet/am Limit“ sehr irreführend. Ich kann nur für Berlin sprechen, dort habe ich (vor der Pandemie) zwei Nächte als Begleitung in Notaufnahmen verbracht. Wenn dieser Zustand keine Überlastung war, weiß ich nicht, welches Wort man verwenden könnte. Alle Gänge waren mit (besetzten) Betten zugestellt, null Privatsphäre, wer nicht gerade am Sterben war wurde über Stunden liegengelassen.
In dieser Woche musste mein Partner wegen eines Notfalls in die Klinik, auch dort: 8h in der Rettungsstelle, kurz vor Mitternacht wurde ein Bett frei. Seitdem ist er vor allem mit Warten auf seine Operation beschäftigt, die ständig verschoben wird, da aufgrund von Corona kaum Betten frei sind, Pflegermangel, nur ein OP in Betrieb… Sein Zimmernachbar (Rentner) wurde eine Stunde nach einer Tumor-OP durch ganz Berlin in ein anderes Krankenhaus verlegt, damit sein Bett frei wird.
Wie würde man denn Überlastung definieren, wenn nicht so?
Die Kliniken waren schon vor der Pandemie auf Anschlag genäht, JEDE Covid-Patientin ist eine zu viel und schon deutlich über der Überlastungsgrenze.
Ich kann nicht verstehen, wie ein Land mit so viel Geld und Effizienz ausgerechnet im Gesundheitssektor so enorm spart und sich mit diesem Zustand einfach so begnügt.
Viele Grüße
Kiki

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Hier noch folgende Gedanken:

Maßnahmen sind m.E. nur dann gerechtfertigt, wenn sie klar dazu beitragen, dass

  • die Krankenhäuser nicht überlastet werden: Das ist entgegen dem geläufige Narrativ bereits heute dringend geboten! Wer jetzt (wie ich fälschlicher Weise früher) denkt „Ich habe keine Lust mehr, wegen dieser in einer Parallelwelt lebenden Covidioten, Impfgegner und -skeptiker weiterhin diese Einschränkungen in Kauf zu nehmen“, dem muss klar sein: Wir als humanistische Gesellschaft werden ja diesen Idioten in der nächsten Welle nicht den Zugang zur Krankheitsversorgung verwehren (können)! D.h., spätestens mit den jetzt beschlossenen Lockerungen werden die Krankenhäuser mit der aktuellen und mit der nächsten Welle - spätestens im Herbst - hoffnungslos überfordert sein. Und die Politik dann wieder: „Das hat man ja nicht ahnen können“. Ich möchte nicht wissen, wie viele PflegerInnen und ÄrtzInnen dann endgültig resigniert das Handtuch werfen werden, möchte ich gar nicht wissen! Wir ruinieren derzeit unsere Gesundheitssystem!
  • die vulnerablen Gruppen vor schweren Verläufen und alle vor Long-Covid schützen. Und da die Impfung (und damit auch eine Impflicht) wie auch die jetzt verfügbaren Medikamente zwar vor schweren Verläufen, aber weder vor eine Infektion noch vor Long-Covid schützt, müssen Infektionen durch nicht-medizinische Maßnahmen vermieden werden: Masken, Abstand, Home-Office-Pflicht, 2G/3G, etc.
  • hoher Krankenstand (einschl. Quarantäne und Isolation) in kritischer Infrastruktur aber auch dem rest der Wirtschaft vermieden wird. Hierzu gilt genau das gleiche, wie beim zweiten Punkt
    Die aktuelle Entscheidung ist daher völlig unverständlich
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Ich finde zwar den Ansatz, möglichst viel Schaden von den Menschen abzuhalten grundsätzlich gut, wenn wir aber nicht bis ans Ende aller Tage diese Einschränkungen über uns ergehen lassen wollen, ist das leider keine Realistische Situation.
Die Virologen sind sich einig, dass wir alle die Infektion mehrmals durch machen müssen. Im besten Fall auf Basis einer Grundimmunisierung durch die Impfung. Wenn wir also weiterhin mit der Begründung des Gesundheitsschutzes (die Begründung Überlastung des Gesundheitswesens finde ich valide) Maßnahmen verhängen, erreichen war damit lediglich, dass die Menschen sich später infizieren und der endemische Zustand erst später eintritt.
So traurig oder gar zynisch es klingen mag: Wir können nicht alle retten und es wird noch viele Menschenleben und Gesundheiten kosten, bis diese Pandemie überstanden ist.

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Hallo Pascal,

danke für deinen Einwurf, den ich auch so teilen würde.
Man könnte vllt. einschränken, dass mit der Zeit ggf. noch Medikamente auftauchen, die eine Infektion weniger riskant machen, aber all das würde uns wohl noch Monate oder Jahre in diesem Zustand halten.

Außerdem gibt es ja erste Erkenntnisse zu Long COVID bei geimpften Personen, die nahelegen, dass die Impfung davor sehr gut schützt. Bzw. dass Symptome, die für Long COVID gelten, auch ohne eine Corona-Infektion auftreten können.

Was nicht heißt, dass man es nicht wegen einer Infektion bekommen kann, aber es bleibt damit „nur“ ein Risiko, wie auch das des Schweregrads, das sich nie sicher ausschließen lässt.
Herr Drosten hat das kurz im NDR kommentiert. Zeitstempel im Audio der Folge Nr. 109: 01:02:27, der Link hier führt zum Abschnitt im Transkript:

Ich würde mich an der Stelle freuen, wenn @vieuxrenard und @philipbanse das Mal klarstellen könnten, also zumindest differenziert kommentieren, denn den letzten „Rage“ zum Wegfall der Maßnahmen und den Hinweis auf Margarethe Stockowskis Schicksal fand ich etwas einseitig.

Schönen Gruß
Martin

Wird man durch die Impfung denn nicht teilweise vor Long-Covid (oder Kinder vor PIMS) geschützt? Durch die Impfung bricht die Krankheit ja nicht in der Schwere aus wie ohne, deshalb würde ich schon vermuten, dass Geimpfte seltener Long-Covid kriegen. Das ist dann dann neben dem schweren Verlauf auch genau mein Argument, weshalb wir erst lockern dürfen, wenn die Impfung allen Altersgruppen zur Verfügung steht.

Alles schön und gut. Unterschreib ich so. Aber Einschränkungen aufzuheben solange nicht jeder ein Impfangebot bekommen hat, ist eben nicht in Ordnung.

Auch wenn Deine Vermutung mir plausible erscheint: Das habe ich selbst nicht wirklich herausgefunden. Es gibt leider noch sehr wenige Studien und öffentliche Information. Das reflektiert auch der aktuelle Wikipedia-Artikel: „Bei rund einem Fünftel bis einem Drittel der Patienten mit moderatem Krankheitsverlauf konnte eine Einschränkung der Diffusionskapazität der Lunge bis zu zwölf Monate nach Genesung festgestellt werden. … Möglicherweise könnte eine Corona-Impfung sogar die Symptome von Long COVID etwas lindern.“

Tatsächlich? Hast Du dafür eine Quelle?

Hallo TRq,

ja, wie ich schon oben schrieb / verlinkt habe:
Im NDR-Podcast wird auf folgende Studie verwiesen

Einschränkungen: Herr Drosten schränkt ein, dass Long Covid nicht sein Fachgebiet ist (meines übrigens auch nicht). Außerdem hat die Studie ein paar kleinere Mängel, was auch im Podcast erläutert wird, sie ist aber wohl grundsätzlich sauber gemacht.

Viel mehr kann man damit anfangen, dass diese Symptome nun bei den über zweimal Geimpften, die sich infiziert haben, nicht mehr häufiger sind als bei den komplett Uninfizierten. Also die Vergleichsgruppe, die 2.437 Uninfizierten, die man auch gefragt hat, egal, ob die geimpft waren oder nicht, man hat die im Rahmen von einer Befragung angeschaut, die meisten von denen waren sicherlich geimpft.

Auf die Schnelle habe ich auch das hier noch gefunden:

O.K., wenn ich das richtig verstanden habe:

10-15% aller Infizierten bekommen Long Covid (gibt es Informationen, wie lange Long Covid im Durchschnitt dauert und wie viel Prozent Long Covid länger als 1, 2 Jahre oder sogar dauerhaft haben werden?)

Mit einer vollständigen Impfung (ich nehm an: voll-geboostert) ist das Risiko, an Long Covid zu erkranken, 70% niedriger.

Bleibt für Geimpfte immer noch ein Restrisiko von 3-5%, an Long Covid zu erkranken. Das ist mir persönlich immer noch zu hoch, um mich mit Covid gezielt infizieren zu wollen, also an der eher weniger als mehr kontrollierten Durchseuchtung der Gesellschaft aktiv teilzunehmen.

Was bleibt? Schütz Dich selbst sonst schützt Dich keiner. Danke für nichts.

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In der letzten Folge des Coronapodcasts mit Christian Drosten sagt dieser einen ganz wichtigen Satz:" Das argumentieren für den Erweb von Infektionen auf Basis eines vollständigen Immunschutzes, ist nicht das Argumentieren für eine Durchseuchung". Ganz entscheidend ist, dass wir uns alle mehrfach mit Corona infizieren müssen, damit sich eine Schleimhautimmunität bildet, die vor der Infektion mit dem Coronavirus schützt, denn dies können Impfstoffe nicht.
Klar, Longcovid ist schlimm, dennoch gibt es bis heute nur wenig verlässliche Daten dazu. In einer Studie der Uniklinik Mainz jedoch stellten die Studienautoren fest, dass sowohl Infizierte nach einer Coronainfektion als auch Nichtinfizierte in ähnlichem Maße über die bekannten Longcovid Symptome berichten, diese folglich nur schwer von den sozialen Folgen zu trennen sind, über die mE bis heute viel zu wenig gesprochen wird.

Was wäre denn ihres Erachtens ein guter Zeitpunkt die Corona Beschränkungen fallen zu lassen?
Wenn man so argumentiert, dass der Zeitpunkt aufgrund des Risikos einer Infektion und folglich Longcovids zu hoch sei, müsste man die Beschränkungen für immer beibehalten, da es Corona und folglich auch Infektionen immer geben wird. Nach 2 Jahren harter Einschränkungen und einer Impfquote von mittlerweile 75%, die zwar zweifelsohne höher sein sollte, dennoch aber solch harte Einschnitte gerade auch im Bereich Schule oder Freizeitaktivitäten mE nicht mehr rechtfertigen kann. Wer sich aber dennoch schützen möchte, hat die Möglichkeit dies mittels FFP2 Maske zu tun.

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Eine FFP2 Maske schützt vor allem andere. Trotzdem ist es mM gut, in Innenräumen weiterhin eine zu tragen, um die zu schützen, die wir nicht so im Blick haben: Verwandte von Schwerkranken, Schattenfamilien, Leite, die seit 2 Jahren alles dafür tun, sich nicht anzustecken, weil das uU den Tod des Kindes nach sich ziehen könnte, wenn dieses dann auch angesteckt würde. Oder auch“nur“, pflegebedürftige Angehörige nicht mehr versorgen zu können, wegen Isolation und eigener Krankheit. Ich finde, das Maskentragen ist doch durchaus jedem und jeder zuzumuten.

Nur als kleine Ergänzung: Das Vorhandensein von Long Covid-Symptomen ohne vorangegangene Covid-Erkrankung muss nicht zwangsläufig auf „soziale Folgen“ der Kontrollmaßnahmen zurückzuführen sein. Es könnte auch ein Indiz dafür sein, dass chronische Erkrankungen als Folge viraler Infektionen seit Jahrzehnten in beträchtlichem Maße vorkommen, vollkommen unterdiagnostiziert und die Betroffenen damit weitgehend auf sich alleine gestellt sind.

Ezra Klein hat dazu mal eine eindrucksvolle Podcast-Folge mit Meghan O’Rourke und Ross Douthat gemacht:

Dann, wenn wir dank einer effektiv und effizient durchgesetzten Impfpflicht eine Impfquote von 85-90% haben.

Leider verstolpert und verzögert das die Politik gerade komplett … Daher meine Prognose: Es wird so laufen wie in Österreich: Kurz nach Lockerung werden die Inzidenzen derart durch die Decke gehen, dass man die Lockerungen wieder zurück nimmt. Das ohnehin schon arg strapazierte Vertrauen in die Vernunft und Verantwortung der Politik ist dann vermutlich endgültig lädiert.

Die FFP2-Maske allein ist rein hinreichender Schutz, um sich zuverlässig zu schützen. Andernfalls bräuchte es ja überhaupt keine Maßnahmen: Jeder könnte sich selbst schützen. Aber so ist es einfach nicht!

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Kinder bis 5 können weder verlässlich FFP2 Masken tragen, noch sich impfen lassen. Erst wenn letzteres gegeben ist, sollten Lockerungen stattfinden.

Ja, solange es kein Impfstoff gibt, der Schleimhausimmunität erzeugt, ist das richtig. Aber das muss so kontrolliert erfolgen, dass
a) die vulnerablen Gruppe nicht gefährdet sind
b) die Krankenhäuser sind überlastet werden (was sie vielfach heute schon sind)
c) die Kranheitsquote (einschl. Quarantäne) nicht die Wirtschaft übermäßig beeinträchtigt - insbesondere nicht die kritische Infrastruktur

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Vielleicht ein Zeitpunkt mit deutlich (!) geringerer und stabiler Inzidenz?