Hallo zusammen,
in der neuesten Folge heißt es:
„…aber, denkbar wäre eben ein isolierter Einsatz von sogenannten taktischen Nuklearwaffen gegen die Ukraine. Das wäre also die selbe Taktik, wie die Vereinigten Staaten gegen Ende des zweiten Weltkriegs gegen Japan eingesetzt haben. Da gehts also nicht darum, einen großen Atomkrieg vom Zaun zu brechen und jetzt irgendwie dutzende oder hunderte von nuklearen Sprengköpfen zum Einsatz zu bringen - nein, sondern da geht es quasi um die gezielte, fast symbolische Nuklearexplosion. Also die Vereinigten Staaten haben ja im zweiten Weltkrieg wie man weiß zwei Städte in Japan mit Nuklearwaffen vernichtet und Japan so zur Kapitulation gezwungen."
Zwischenruf: „Na gut, aber dabei sind tausende von Menschen ums Leben gekommen.“
„Ja, das natürlich schon. Aber jedenfalls die Diskussion ist jetzt, dass Russland ja eben nicht tatsächlich ganze Städte auslöschen müsste oder gar die ganze Ukraine ausbomben müsste sondern, vermutlich würde um ein solches Erpressungspotenzial zu entfalten schon eine nukleare Explosion reichen - keine Ahnung, meinetwegen sogar über dem Schwarzen Meer, ja, in Sichtweite von Odessa, an der ukrainischen Südküste, so als Drohung nach dem Motto, liebe Ukrainer, wäre doch schade, wenn wir sowas an Land auslösen müssten.“
Also, zunächst sehe ich definitv ein, dass das geschriebene Wort nie das ausdrückt, was in einem Gespräch, gerade in einer Podcastsituation übermittelt wird. Gleichzeitig war mir das Abtippen hier wichtig, um auf die einzelnen Punkte korrekt eingehen zu können.
Vorweg, ich bin etwas emotionalisiert in dem Thema, da ich einige Zeit in Japan gelebt habe und in dieser Zeit auch Hiroshima und Nagasaki sowie die Atombombenmuseen besucht habe. An der Einordnung der Bomben über Japan stören mich hier einige Punkte:
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Meines Wissens nach gab es damals drei einsatzbereite Atombomben weltweit. Alle waren im Besitz der Amerikaner. Eine wurde für einen Test verwendet. Die zwei weiteren wurden über Japan abgeworfen. Daher kann man die Situationen von damals und heute wohl eher nicht vergleichen. Damals hat die USA alles an Atomwaffen eingesetzt, was zur Verfügung stand. Das dann als „gezielte(s), fast symbolische Nuklearexplosion“ - mindestens vergleichend einzubringen ist nicht korrekt und gerade das Wort „symbolisch“ fällt auf. Alleine in Nagasaki sind damals nur durch den direkten Einschlag 70.000 Menschen umgebracht worden (Deutsche Welle). Das exkludiert Folgeschäden und alle Opfer aus Hiroshima.
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Abgesehen davon, dass von einem „strategischen“ Angriff, zumindest in dem Sinne, wie danach die Einsatzmöglichkeit über der Ukraine besprochen wird, nicht die Rede sein kann, gibt es auch andere Punkte, die im Falle Japan/USA zu bedenken sind. Zum einen hatte auch die USA die Chance, die Bombe über unbewohntem Gebiet fallen zu lassen. Zudem wurde der Angriff auf Nagasaki nur drei Tage nach dem Angriff auf Hiroshima ausgeführt. Beim Einsatz einer Waffe mit einer vorher unbekannten Zerstörungskraft kann man zumindest hinterfragen ob hier nicht zu früh der Auslöser ein zweites Mal betätigt wurde. Zwischen Hiroshima und Tokio liegen 800km und inwiefern eine (schnelle) Lageübermittlung aus einer nuklear zerstörten Stadt in die Hauptstadt möglich war, darf man zumindest hinterfragen. In jedem Falle wurde keine Menschen-schonender Einsatz befehligt. Im Gegenteil.
Ich freue mich über Feedback und Punkte, die ich vielleicht unscharf oder sogar unkorrekt eingebracht haben könnte - man lernt ja nie aus. Ich habe das Gefühl, dass Japan hier nur beiläufig eingebracht werden sollte, um quasi die stage für Möglichkeiten in der Ukraine zu setten - aber das sehr schiefgegangen ist. Vielleicht ja daher auch der einordnende Zwischensatz: „Na gut, aber dabei sind tausende von Menschen ums Leben gekommen.“
Ich denke sowas kann passieren, aber ich konnte es nicht so stehenlassen. Krieg ist immer grauenhaft und auch „strategischer Krieg“ ist das. Gerade im Zusammenhang mit den Bomben im zweiten Weltkrieg passt die im Podcast getroffene Einordnung wohl nicht und es lohnt sich etwas über „das Beenden des Krieges durch die Atombomben“ hinauszuschauen.
Vielen Dank auf jeden Fall für die Möglichkeit, hier aktiv werden zu können und danke für Euren Podcast.
Liebe Grüße
Björn