LdN277: Trans-Personen /Umgang mit dem alten und dem neuen Namen

Auch von meiner Seite vielen Dank für das interessante Thema der Trans-Personen. Durch das Interview habe ich hier einen guten Einblick in die Lebenswirklichkeit dieser Menschen bekommen. Sehr gut wurde auch die Wichtigkeit der Novellierung der Gesetzgebung heraus gearbeitet. Gute Arbeit!
Zum Einstieg in dieses Thema, welches ja durch Herrn Reda in Eure Themenauswahl gekommen ist, möchte ich Euch noch meine Wahrnehmung als Feedback formulieren. Ihr sagt, dass Ihr den alten Namen von Herrn Reda hier bewusst nicht nennt und dass das auch das Interview erklärt. Für mich ist das aber nicht zutreffend, weil im Interview ein anderer Aspekt (die bewusst falsche Namensnennung, teils gar als bewusste Demütigung) besprochen wird. Wenn Ihr beim Themenintro kurz den alten Namen nennt (wie es auch bei Wikipedia getan wird), gebt Ihr Eurer Hörerschaft die Gelegenheit die Transistion mitzumachen. Für mich als netzpolitisch interessierten Menschen (und trotzdem war mir Felix Reda noch kein Begriff) ist der Name ***** Reda ausgesprochen positiv besetzt. Ich habe großen Respekt vor der Person und dem Wirken, vor allem als Europaabgeordneter. Diese Assoziation habe ich nun, weil ich selbst geschaut habe, auf Felix Reda übertragen. Ich fände es sehr schade, wenn das bei anderen Hörern verloren geht.
Ich hoffe auch, dass es nicht der persönliche Wunsch von Herrn Reda ist, seine eigene Vergangenheit „auslöschen“ zu wollen. Unabhängig von der geschlechtlichen Identität gehört die eigene Vergangenheit, das eigene Wirken ebenso zur persönlichen Identität. Bei Personen in der Öffentlichkeit ist das dann nun mal mit dem Namen verbunden. Aber natürlich bleibt es am Ende seine persönliche Entscheidung.

1 „Gefällt mir“

Ich würde vermuten, dass Herr Reda seine Vergangenheit nicht „auslöschen“ will. Allerdings sollte es eigentlich kein Problem sein, Herrn Reda so einzuführen, dass klar wird was seine Vergangenheit ist, ohne seinen deadname zu verwenden. Wenn man im Konkreten Fall erklärt, dass Herr Reda für die Piraten Partei im Europaparlament saß, sich gegen den Artikel 13 der Urheberrechtsreform der Europäischen Union eingesetzt hat und Teil des Teams der GFF ist, sollte klar sein wer gemeint ist. Der Zuhörer kann auch „die transition mitmachen“ ohne den deadname von Herrn Reda zu verwenden und ihn damit potentiell zu verletzen. Klar ist etwas aufwendiger, als „kurz“ den deadname zu verwenden. Aber auch nur einmal den deadname zu verwenden kann dazu führen, dass die betroffene Person sich unwohl oder verletzt fühlt.

Ich finde es aus Außenstehender konsequent und hilfreich, wenn der Deadname nicht mehr verwendet wird, selbst wenn die Nennung als hilfreiche Ergänzung intendiert ist. Wir wollen den neuen Namen im Kopf abspeichern und da ist es lerntheoretisch das beste, wenn man nicht ständig an den alten Namen erinnert wird. Höre ich „Herr …, der früher Frau … hieß“ hört, dann werden weiterhin die Synapsen in meinem Kopf, die den alten Namen codiert haben, verstetigt. Das ist wie beim Klavierüben.

Die vermeindlichen Bequemlichkeitsvorteile in der Nennung des Deadnames, sind doch eher unbedeutend. Wer die Person vorher kannte, wird sie auch nachher kennen.

Ein wenig konträr dazu kann ich ein Stück weit verstehen, wenn jemand (meist Männer :wink:), der sich selbst gerne reden hört, gerne jedes Wort ihrem Umfeld erklären will. Aus dem Kontext des anderen wichtigen Namenswechsel-Mechanismus in unserer Gesellschaft (der Heirat) ist man die Nennung des Geburtsnamens gewohnt („Frau Schmidt geborene Meyer“) und wünscht sich nun eine analoge Form bei trans Menschen. Wahrscheinlich besteht der relevante Unterschied darin, dass die Nennung des Geburtsnamens bei Verheirateten in der Regel mit keinem Outing verbunden ist.

Falls unsere Gesellschaft einmal so weit ist, Transsexualität als so normal zu sehen, wie eine Heirat, dann kann man („man“ bedeutet „die Betroffenen“) darüber diskutieren, ob Formulierungen, wie („Herr [Vorname, Nachname] früher Frau [Deadname, Nachname]“) für akzeptabel halten kann. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

2 „Gefällt mir“

In meiner Erfahrung mit solchen Themen liegt oft ein Problem in dem Satz „Ich würde vermuten“.

Die Transpersonen, die ich persönlich oder aus meinem Umfeld kenne, haben alle unterschiedliche Gefühle in Bezug auf ihre Deadnames. Bei den meisten geht es so wie man sich vielleicht vorstellen würde: den alten Namen hören sie ungern, der ist vielleicht extrem unangenehm und kann sehr negative Gefühle auslösen, manchmal sogar bei ehrlichen Fehlern. Aber bei anderen ist es nicht so: eine hat sogar ihren Namen gar nicht geändert, eine hat beide Namen weiterhin benutzt. Kurz gesagt, Menschen sind unterschiedlich! Am besten fragt man einfach nach, was die Person tatsächlich will.

That being said, dazu gehört auch die Frage des Verständnisses des Zuhörers oder der Zuhörerin. Und ich als Fremdsprachler würde gerne hinzufügen, dass Eigennamen zu den größten Schwierigkeiten bei dem Verständnis einer Fremdsprache gehören, und dass es beim Wechsel eines Eigennamens extrem hilfreich gewesen wäre, etwas mehr Kontext zu haben. Vielleicht super sachlich ein einziges Mal den alten Namen zu erwähnen, aber vielleicht auch nicht – vielleicht einfach ein bisschen mehr das Thema zu besprechen, wie und woher wir ihn schon kennen. Weiß ich nicht. Aber beim Zuhören dieser Folge hat’s für mich wohl fast fünf Minuten gedauert, bis ich eindeutig verstand, über wen gesprochen wurde.

Sonst fand ich die Folge aber super!

1 „Gefällt mir“

genau, das haben wir das getan - und Felix hat sich gewünscht, den Deadname nicht in der Lage zu verwenden, obwohl er bei ihm keine besonderen negativen Gefühle auslöst.

Wichtig war uns vor allem die Erkenntnis, dass man im Zweifel auf keinen Fall den Deadname verwenden darf, weil das Risiko groß ist, damit die Person zu verletzen.

2 „Gefällt mir“

Nein, darum geht es in der Tat nicht. Aber ehrlich gesagt finde ich nicht, dass wir Außenstehende uns ein Urteil darüber erlauben sollten, wir er mit seiner Identität umgeht.

2 „Gefällt mir“

Naja, ich würde jetzt als total Unbeteiligter (ich kennen keine Transperson persönlich) das mit der Empfindlichkeit ungefähr bei „wo kommst du her? Nein ursprünglich“ bei Personen mit Migrationshintergrund einordnen.

Ich bin mir selbst ein wenig unklar wie man damit am besten umgehen sollte und würde jetzt einfach mal behaupten es kommt, wie so oft, auf den Zusammenhang an.

So wie es jetzt in der Lage thematisiert war spielt der Deadname tatsächlich überhaupt keine Rolle, also wozu nennen.

Wenn es aber um sowas durchaus sachliches wie Transparenzhinweise (thematisch bedingt) und „Erfahrungsvorstellung“ bei Experten geht, kann es zumindest sinnvoll sein zu wissen, dass es eine Transperson ist so dass man bei ausreichend Interesse selbst nachforschen kann und dann sollte man auch irgendwie die Verknüpfung mit dem früheren Namen finden können. Benutzen muss man ihn ja trotzdem nicht zwingend.

Kleines Beispiel:
Ulf Transparenzhinweis - Vorsitzender der GFF,
Geschlecht, Werdegang, Alter u.s.w völlig irrelevant

Ulf als Experte der Juristerei als beurlaubter Richter, auch hier erstmal Geschlecht, Alter, Werdegang nebensächlich, aber: wenn man jetzt genauer nachforschen will und Ulf eine Transperson wäre, dann kann es sein, dass er z.B. nicht als Ulf am Berliner Landgericht zu finden ist, weil er da ja nicht Ulf geheißen hätte.

Ich hoffe Ulf nimmt mir das jetzt nicht übel und es wird halbwegs plausibel was mir so durch den Kopf geht bei dem Thema …

Wenn nicht einfach nachfragen, dann Versuch ich es nochmal.